Werbung im Weinberg von der Genosschaft Cave de Tain. Foto: Hilke Maunder
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Cave de Tain: der Syrah-Keller von Hermitage

Die Lage des Cave de Tain ist legendär: Bereits seit Römertagen wurde auf dem Hügel von Tain-l’Hermitage Wein gekeltert. Doch erst 400 Jahre nach dem denkwürdigen 13. Jahrhundert, in dem Ritter Henri Gaspard de Stérimberg nach der Rückkehr aus den Albingenserkriegen beschlossen hatte, als Eremit auf der Spitze eines Hügels zu leben, den ihm Anna von Kastilien übertragen hatte, erhielt die berühmte Formation ihren weltberühmten Namen: Hermitage.

Auf dem Hermitage-Hügel von Tain-l'Hermitage. Foto: Hilke Maunder
Auf dem Hermitage-Hügel von Tain-l’Hermitage. Foto: Hilke Maunder

Seit 1937 eine Appellation

1937 erhielt der Hermitage-Hügel den Status einer AOC. 2017 wurde dies groß gefeiert. Heute tragen die Weine das EU-weite AOP-Siegel. Beeindruckend ist auch das Panorama des berühmten Hügels.

Unten die Rhône, davor die Weingärten und das charmante Städtchen Tain-l-Hermitage, am anderen Ufer das deutliche größere Städtchen Tournon-sur-Rhône.

Blick vom Hermitage-Hügel über die Rebgärten auf die Rhône. Foto: Hilke Maunder
Blick vom Hermitage-Hügel über die Rebgärten auf die Rhône. Foto: Hilke Maunder

3 Trauben, 5 Gebiete

Verwitterter Granit, Gneis und Glimmerschiefer, lehmige Sande mit Felsfragmenten, prägen das historische Terroir von Hermitage im Westen. Im Osten bedeckt Löss die kieselreichen Schwemmlandterrassen.

Terrassenbau in den Côtes du Rhône. Foto: Hilke Maunder
Terrassenbau an den Côtes du Rhône. Foto: Hilke Maunder

Was für eine Vielfalt, welche Chancen für den Wein! Das erkannte auch Louis Gambert de Loche, Landbesitzer in Hermitage und engagierter Verfechter des Genossenschaftsgedankens.

1933 gründete er den Cave de Tain, heute einer der führenden Keller in den fünf Appellationen Hermitage, Crozes-Hermitage, St-Joseph, Cornas und Saint-Péray und europäischer Marktführer für Syrah-Weine.

Denn der Syrah ist der Star des Rhône-Tales bei den Rot- und Rosé-Weinen. Bei den Weißweinen dominiert rund um Tain-l’Hermitage die Marsanne-Rebe, gelegentlich verschnitten mit Roussane.

Blick von den Weinbergen auf Tain-l'Hermitage. Foto: Hilke Maunder
Blick von den Weinbergen auf Tain-l’Hermitage. Foto: Hilke Maunder

Nachhaltiger Weinbau

Wundert euch nicht, wenn ihr beim Wandern durch die Weingärten auch stämmige Rösser zwischen den Rebenreihen seht! Der Cave de Tain engagiert sich seit der Milleniumswende für Nachhaltigkeit im Weinbau.

100 Prozent der Anbaufläche werden bereits nach den Leitlinien der agriculture raisonnée kultiviert. Einige davon sind bereits auf bio umgestellt. Die Ressourcen zu schonen, hat für die Genossenschaftskellerei oberste Priorität.

Das Ziel: Biodynamisch nach Demeter

Besonders erfolgreich konnte der Verbrauch von Strom und Wasser gesenkt werden. Dazu sammelt der Cave de Tain auch Regenwasser. So gelang es der Kellerei, dass der Domäne Gambert de Loche als Erster völlig autonom den Wasserbedarf seiner Flächen decken kann.

Cave de Tain: in der Kellerei. Foto: Hilke Maunder
Hochmodern: die Kellerei des Cave de Tain. Foto: Hilke Maunder

CO2-Senkung, Abfalltrennung, smarte Distribution und weniger Verpackung gehören auch zu den Umweltzielen des Unternehmens.

2011 gab es dafür die Trophée de l’Agriculture Durable vom französischen Landwirtschaftsministerium. Nächstes Ziel ist der biodynamische Weinbau nach Demeter-Richtlinien.

Sexuelle Verwirrung

Statt auf Insektizide und Pestizide setzt der Cave de Tain bei der Abschreckung von Schädlingen auf das Prinzip der „sexuellen Verwirrung“. Durch das massive Versprühen von weiblichen Pheromonen werden die männlichen Tiere orientierungslos und finden nicht mehr zum Weibchen.

Die Vermehrung wird verhindert, und der Wein vor dem Fraß von Traubenwickler & Co. geschützt. Ist das nicht clever?

Trockenmauern und Terrassen: Weinbau in den nördlichen Côtes du Rhône. Foto: Hilke Maunder
Trockenmauern und Terrassen: Weinbau in den nördlichen Côtes du Rhône. Foto: Hilke Maunder

Völlig fasziniert lausche ich den Erklärungen von Marie-Josée Faure. Die charmante wie kenntnisreiche Französin hat 2016 die Terres de Syrah gegründet.

Sie bietet seitdem in Zusammenarbeit mit dem Cave de Tain eine Vielzahl von Erlebnispaketen zum Syrah und den berühmten Terroirs der Region an.

An der Kellerei beginnt auch der Weinlehrpfad Sur les pas de Gambert. Zu Fuß führt er euch zu elf Stationen, die die Geologie von Hermitage erklären, den Weinanbau in Terrassen mit échelas-Holzpfählen, die Trauben und ihre Verarbeitung.

Der Weinlehrpfad der Cave de Tain in den Weinbergen von Tain-l'Hermitage. Foto: Hilke Maunder
Der Weinlehrpfad des Cave de Tain in den Weinbergen von Tain-l’Hermitage. Foto: Hilke Maunder

Der 15-Kilometer-Kreis

Zum Nachhaltigkeitskonzept des Cave de Tain gehört auch, dass alle Rebgärten höchstens 15 Kilometer vom Stammsitz entfernt sind. Am linken Ufer der Rhône findet ihr die berühmten Appellationen Hermitage und Crozes-Hermitage.

Dort wachsen an mehr als 100 Jahre alten Marsanne-Stöcken die Reben für die Hermitage Blanc-Weißweine. Für die Bioweine des Au Cœur des Siècles-Labels wird dort der Boden mit Pferden bearbeitet.

Der Hügel ist die Heimat der Reben des Süßweins vin de paille d’Hermitage. Und dort wachsen auch die Rotweine des 22 Hektar großen Domaine Gambert de Loche, die mit Lob und Auszeichnungen überhäuft werden.

Der Stadtweingarten der Cave de Tain in Valence. Foto: Hilke Maunder
Der Stadtweingarten der Cave de Tain in Valence. Foto: Hilke Maunder

Der kleine Satellit

Am rechten Rhône-Ufer erstrecken sich die Weingärten der Appellationen Saint-Péray, Cornas und Saint-Joseph, in denen die Reben für ebenfalls herrliche Rotweine reifen.

Etwas tiefer im Süden versteckt sich die einzige grüne „Außenstelle“ der Kellerei: der kleine Stadtweingarten der Commune libre de Saint-Jean an den Hängen von Saint-Ruf, den Winzer im Ruhestand betreuen. Mitten in der Stadt, mitten in Valence. Ein charmantes wie köstliches Unikum!

Lauter Kellerträume

Cave de Tain: in der Kellerei. Foto: Hilke Maunder
In der Kellerei. Foto: Hilke Maunder

Heute füllt die Cave de Tain mit 55 Mitarbeitern und 300 Genossenschaftswinzern jährlich mehr als fünf Millionen Flaschen ab – darunter auch jede vierte Flasche des 136 ha großen Anbaugebietes von Hermitage.

Und früher? Schaut euch bei der Kellerführung einmal die verstaubten Flaschen genauer an. Beeindruckend, was dort ruht: mehr als 16.000 Flaschen allein von Hermitage, 50 Jahrgänge Rot, 30 Jahrgänge Weiß.

Im Weinkeller der Cave de Tain. Foto: Hilke Maunder
Im Weinkeller der Cave de Tain. Foto: Hilke Maunder

Hermitage: ein Syrah mit vielen Facetten

Alle Führungen enden mit einer Verkostung an der Weinbar. Faszinierend zu kosten, wie eine einzige Rebe sich mit Boden und Jahr immer wieder verändert.

Mal gibt sich der Syrah ganz elegant, fein, verhalten, dann wieder costaud, voller Tannine, ergreift den Gaumen und alle Sinne. Mal pfeffrig. Mal beerig.

Was schmeckt ihr heraus? Was für eine Sinnesreise in einem einzigen Schluck! Meine Lieblingsweine und -lagen: L’Homme – La Croix, Les Murets und L’Hermite, wo die Rebe auf Granit wächst.

Cave de Tain: im Verkostungsraum. Foto: Hilke Maunder
Im Verkostungsraum der Cave de Tain. Foto: Hilke Maunder

Cave de Tain: die Infos

Cave de Tain

Kellerführungen, Verkostung und Verkauf: Mai – Sept. tgl. 10.30 – 15.30, Okt. – Apr. 9 – 12.30, 14 – 14.30, So. ab 10 Uhr. Dort findet ihr Tropfen in jeder Preislage – von günstigen Alltagstropfen bis zu hochpreisigen, vielfach prämierten Edelgewächsen!
• 22, route de Larnage, 26600 Tain-l’Hermitage, Boutique-Tel. 04 75 08 91 86, www.cavedetain.com

Terres de Syrah

Tain-l'Hermitage: Terre de Syrah. Foto: Hilke Maunder
Das Ladengeschäft der Terre de Syrah. Foto: Hilke Maunder

Syrah für alle Sinne: Kellereibesichtigung bei der Cave de Tain, Entdeckung der berühmten Rebhänge von Hermitage, Crozes-Hermitage, St-Joseph, Cornais und Saint-Péray zu Fuß, mit dem Segway ( gyropode ) oder E-Bike, aussichtsreiche Wanderung auf Les Tours mit Blick auf die Weinberge von Tain und die Rhône, Verkostungs-Workshops mit Experten sind die Standardprogramme, aber Marie-Josée Faure stellt für euch auch ganz persönliche Erlebnispakete zusammen!
• 17, rue Gabriel Faure, 07300 Tournon, Tel. 04 75 08 91 91, www.vin-et-sens.com

Cave de Tain: Die Maison Gambert liegt mitten in den Weinbergen. Foto: Hilke Maunder
Die Maison Gambert liegt mitten in den Weinbergen. Foto: Hilke Maunder

Le Fief de Gambert / Maison de Gambert

Ein fief ist ein kleines Schloss, und dieses hier ist das Haus des Gründers der Cave de Tain. Malerisch inmitten der Weingärten von Hermitage gelegen, wird es heute als Veranstaltungszentrum für Firmen und Empfänge von der Kellerei genutzt, die rund 1,5 km entfernt ist.

Im Stammhaus residiert im Erdgeschoss seit Frühjahr 2016 das Restaurant Maison Gambert, wo der ältere Sohn von Bruno Chartron regionale Saisonküche im Bistrostil serviert. Mathieu Chartron hat zwei Jahre lang bei Guy Savoy in Las Vegas gearbeitet. 2015 wurde er als Rising Star of the Year ausgezeichnet. Sein Bruder Benoît ist chef-de-service.
• 2, rue de la Petite Pierrelle, Route de la chantemerle les blés, 26600 Tain-l’Hermitage, Tel. 04 75 08 20 87, https://maisongambert.com

Tain-l'Hermitage: Maison Gambert. Foto: Hilke Maunder
Regionale Bistroküche serviert die Maison Gambert. Foto: Hilke Maunder

Tipp

Jeden Sommer gibt es eine Land-Art-Ausstellung auf den Hügeln von Hermitage. Die Aktion wurde 2013 zum 80-jährigen Bestehen des Kellers ins Leben gerufen und ist so erfolgreich, dass sie seitdem fortgeführt wird.

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2 Kommentare

  1. Der Hermitage-Wein war für mich mmer etwas Besonderes; wo kann ich ihn kaufen? direkt an der Kellerei? Früher kaufte ich ihn vom BASF-Keller, dort führt man ihn nicht mehr,schade!

    1. Lieber Herr Müller, ja, direkt bei der Kellerei – sie versendet ab einer gewissen Menge auch nach Deutschland oder kann Ihnen ihre Vertriebspartner nennen. Bitte kontaktieren Sie doch einmal den Kellerdirektor Ludovic Beau, der 2021 den Keller von Xavier Gomart übernahm, ludovic.beau@cavedetain.com . Beste Grüße, Hilke Maunder

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