Im Land der Sch'tis: Berck-sur-Mer: Dünen und Strand
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Im Land der Sch’tis: meine Top Ten

Willkommen bei den Sch’tis: Der Kultfilm von Dany Boon machte den zuvor eher unbekannten Norden Frankreichs auf einen Schlag berühmt. Mehr zum Film erfahrt ihr hier.

Doch Hauts-de-France hat für mich weitaus mehr zu bieten als die bekannten Kinokulissen und Klischees. Dazu gehört eine Badeküste mit Klippen und weiten Stränden, die selbst zur Hochsaison nicht überlaufen sind.

Am Cap Blanc-Nez. Foto: Hilke Maunder
Am Cap Blanc-Nez. Foto: Hilke Maunder

Und ein Hinterland mit mittelalterlichen Städten, aussichtsreichen Belfrieden und Gedenkstätten für den Frieden. Ihre Zeugnisse der Industriekultur zählen wie das Kohlebecken zum Welterbe.

Oder präsentieren sich in Roubaix quicklebendig in einem neuen Gewand. Neugierig geworden? Hier kommen meine ganz persönlichen Top Ten in der Heimat der Sch’tis !

1. Opalküste: England im Blick

Die Côte d’Opale bei Tardinghen. Foto: Hilke Maunder

Zwischen Dünkirchen im Norden und der Mündung der Somme im Süden treffen die blaugrünen Fluten der 140 Kilometer langen Opalküste auf langgezogene Sandstrände, Sandwatten und Salzwiesen mit Kreidekliffs, die Geschichte schrieben.

Das Hôtel de la Plage von Wissant an der Côte d'Opale. Foto: Hilke Maunder
Das Hôtel de la Plage von Wissant an der Côte d’Opale. Foto: Hilke Maunder

Im Schatten der Felsnasen von Cap Blanc-Nez (132 m) und Cap Gris-Nez (50 m) startete Wilhelm im Jahr 1066 die Eroberung Englands, deren Küste nur 33 Kilometer entfernt ist – bei gutem Wetter von den Gipfeln zum Greifen nah!

Wissant an der Côte d'Opale. Foto: Hilke Maunder
Wissant an der Côte d’Opale. Foto: Hilke Maunder

2.  Strandsegeln im Land der Sch’tis

Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel wünschen sich die Seeleute. Ich brauche zum Segeln nur ein eines: harten, festen Sand.

An der Opalküste habt ihr ihn in Hülle und Fülle. Brettert doch dort mal bei Ebbe über die breiten Strände. Profis schaffen blitzschnelle 150 Kilometer pro Stunde. Pures Adrenalin!

Strandsegeln in Saint-Hirel. Foto: Foto: Hilke Maunder
Eine Strandseglerin. Foto: Hilke Maunder

3. Der Strand von Paris

Der Beiname Paris Plage von Le Touquet verrät, wer hier zur Belle Époque zu finden war: die Pariser Bourgeoisie. Und noch heute verbringt sie gerne ihre Ferien und Wochenenden in den Villen der Jahrhundertwende mit Fachwerk, Erkern und Sprossenfenstern.

Sie puttet zwischen Pinien und Dünen auf einem 110 Jahre alten Links-Course und tankt bei Thalasso neue Energie, während sich der Nachwuchs im Badepark austobt.

Abends verwöhnt William Elliott im Restaurant Le Pavillon des Westminster Hôtel mit Sterneküche, ehe es in den Casinos heißt rien ne va plus

4. Kulturperle Arras

Die Grande Place von Arras ist gesäumt von Giebelhäusern im flämischen Barock. Foto: Hilke Maunder
Die Grande Place von Arras ist gesäumt von Giebelhäusern im flämischen Barock. Foto: Hilke Maunder

Zwei weite Plätze, eingerahmt von 155 Fassaden in flämischen Barock, bilden das prachtvolle Herz von Arras, das abends stimmungsvoll illuminiert wird.

Die kopfsteingepflasterte Place des Héros überragt ein 75 Meter hoher Belfried, zu dessen Aussichtskanzel ein Lift saust. Gemeinsam mit anderen Stadttürmen in Nordfrankreich gehört der beffroi zum Welterbe.

Arras: Die Place des Héros mit ihrem berühmten Belfried. Foto: Hilke Maunder
An der Place des Héros. Foto: Hilke Maunder

5. Mmmhhh … Maroilles!

Der einzige AOC-Käse aus dem Land der Sch’tis ist ein wahrhaft königlicher Stinker. Der Maroilles gehört zu den ältesten Käsesorten Frankreichs. Bereits im VII. Jahrhundert soll ihn ein Mönch der Abtei von Maroilles erfunden haben.

Dort werden bis heute jährlich 3.800 Tonnen des Kuhmilchkäses hergestellt. Wie, verrät das Käse-Erlebniszentrum Carré des Saveurs.

Miiaam... Maroilles! Foto: Hilke Maunder
Miiaam … Maroilles! Foto: Hilke Maunder

6. Wege der Erinnerungen

Fast 20 Nationen kämpften im Ersten Weltkrieg in den beiden Départements Nord und Pas-de-Calais. Heute erinnern hier die Chemins de Mémoire, vier Wege der Erinnerung mit 36 Sehenswürdigkeiten, an die Schlachten.

Im Frühjahr 2014 gesellte sich das Mémorial de Notre Dame de Lorette hinzu. In die Wände des 345 Meter großen Beton-Rings von Philippe Prost sind die Namen von 600.000 Soldaten eingraviert.

7. Zeitreise auf der Zeche

Unter Tage in Lewarde. Foto: Hilke Maunder
Unter Tage in Lewarde. Foto: Hilke Maunder

300 Jahre lang hat die Steinkohle Landschaft, Kultur und Gesellschaft der Region geprägt. Seit 2012 gehört das Bassin Minier zum Welterbe.

Wo Gérard Depardieu 1993 für die Verfilmung von Germinal als Kumpel Maheu unter Tage schuftete, nimmt euch heute Frankreichs größtes Bergbaumuseum in Lewarde mit auf eine mehrstündige Reise unter Tage.

Das Centre Historique Minier in Lewarde ist Frankreichs größtes Bergbaumuseum. Foto: Hilke Maunder
Das Centre Historique Minier in Lewarde ist Frankreichs größtes Bergbaumuseum. Foto: Hilke Maunder

8. Große Meister der Sch’tis

Der Raub der Sabinerinnen machte ihn weltberühmt: Giambologna. Als Jean Boulogne wurde er 1524 in Douai geboren, wo einige seiner schönsten Marmor- und Bronzestatuen im Musée de la Chartreuse zu bewundern sind.

Seit 1720 ist auch die bekannteste Familie der Region in Douai daheim, wo sie alljährlich Anfang Juli durch die Straßen flaniert: die Gayants. Monsieur misst 8,50 Meter, Madame stolze 6,25 Meter, ihre beiden Jungs Jacquot noch 3,40 Meter, Fillon 3,15 Meter, ihre Tochter nur noch geradezu zierliche 2,40 Meter.

Einen noch besseren Überblick als die freundlichen Giganten aus Pappmaché habt ihr nach 192 Stufen von der Aussichtsplattform des Belfrieds, der sich mitten im malerischen Städtchen erhebt.

Der Belfried von Douai. Foto: Hilke Maunder
Der Belfried von Douai. Foto: Hilke Maunder

9. Groß in Mode: Roubaix

Die alte Hochburg der Textilindustrie lässt ihr Erbe neu erblühen! Im Jugendstilbad präsentiert La Piscine heute Kunst- und Industriekultur, in einer Autowerkstatt das Ensemble L’Oiseau Mouche Profitheater von Menschen mit Handicap. Fabrikflächen wandelten sich zu Lofts und Läden.

La Piscine, das erstaunliche Kunstmuseum von Roubaix. Foto: Hilke Maunder
La Piscine, das erstaunliche Kunstmuseum von Roubaix, im Land der Sch’tis. Foto: Hilke Maunder

Was angesagt ist, verrät ein Bummel durch die Boutiquen der Maisons de Mode in der Avenue Jean Lebas. Zweimal pro Jahr treffen sich im Quartier des Modes zwischen Bahnhof und Grand Place 100 Modeschöpfer zum Marché des Modes, einem dreitägigen Fashion-Marathon. Auf Schnäppchenjäger warten in und um Roubaix 160 Outlet-Center.

10. Der größte Flohmarkt der Welt

Die Rue de la Monnaie. Foto: Hilke Maunder
Die Rue de la Monnaie in Lille. Foto: Hilke Maunder

Am ersten Septemberwochenende ist Lille fest in der Hand der 10.000 Trödler, die in den Gassen und Straßen rund um die Place Rihour bei der Braderie ihre Schätze aus Tand und Trend verkaufen. Kult wie das Stöbern an 200 Kilometer Ständen ist das Schlemmen: Moules Frites sind ein Muss!

Sch't-Genuss: Miesmuscheln: Die Küche der Küste
Moules, Miesmuscheln, gibt es in vielen Variationen in Nordfrankreich – aber immer mit Pommes Frites. Foto: Hilke Maunder

Das Restaurant mit dem höchsten Muschelberg vor der Tür ist Sieger beim jährlichen Muschelwettessen am Samstagabend – neun Tonnen Miesmuscheln wurden im letzten Jahr von den 2,5 Millionen Besuchern verspeist.

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Im Blog

Über das Land der Sch’tis habe ich mehrfach im Blog berichtet. Ein Film machte ihre Heimat weltberühmt. Klickt mal hier!

Spurensuche bei den Sch’tis

Im Buch

Georg Renoeckel, Cover Nordfrankreich111 Orte, die man in Nordfrankreich gesehen haben muss*

Wisst ihr, wo Banksy an Nordfrankreichs Küste seine Stencils hinterlassen hat? Wo ihr am besten salicornes sammeln könnt? Oder wo bis heute die Zeitung im Bleisatz gesetzt wird? Georg Renöckel kennt die ungewöhnlichsten, überraschendsten und außergewöhnlichsten Orte im Norden von Frankreich.

111 davon hat der Wiener Journalist (Jg. 1976), der u.a. in Paris studiert hat, für seinen Reiseführer 111 Orte, die man in Nordfrankreich gesehen haben muss* ausgesucht. Auch für Insider und gute Kenner der Region hält er noch so manche Entdeckung bereit.

Wer ausgiebig darin stöbert, erfährt auch, warum ein Zwerg die einst mächtigste Ritterburg der Welt zerstörte. Auf der Suche nach historisch, kulturell und legendären Orten hat Georg Renöckl nicht nur die Picardie, das französische Flandern, den Hennegau und den Artois besucht, sondern auch die Île-de-France.

Heraus kam ein lesenswerter Band, der Lust macht auf Entdeckungen abseits eingetretener Pfade. Wer mag, kann den Reiseführer hier*online bestellen.

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6 Kommentare

  1. Für mich ist cote opale ein Ziel, das ich mindestens zwei Mal im Jahr anfahren. Meist mit Motorrad und Zelt. Campingplätze gibt es in jedem Städtchen. Viele, immer noch, günstige Camping municipal. Von Köln nach Calais ist gut in einem Tag zu schaffen. Anfangs war das meine Tour. In der Zwischenzeit mehr ich mir mehr Zeit und mache Zwischenstopps.
    Für Zelter allerdings hat sich einiges geändert. Die Campingplätze an der Küste sind auf Mobilhomes und Campervans ausgerichtet. Entsprechend der Nachfrage. Besonders in der Hauptsaison bis Ende August sollte man die Küste meiden, es sei denn nun reserviert im voraus. Diese Jahr ist es mir zum ersten Mal passiert, dass ich keinen Platz gefunden habe. Auch für ein Hotelzimmer musste ich, ohne Reservierung, lange suchen.
    Trotz allem bleibt es meine Lieblingsgegenden, la Manche.

  2. Es ist eine wunderschöne Landschaft die einfach bezaubert. Der Kanal, die leuchtend weißen Klippen, die vielen Schiffe und die kleinen Ortschaften mit den vielen Ausflugsmöglichkeiten in dieser Naturlandschaft ist für uns, der Familie Brenk aus Aachen, ein jährliches Ziel. Mit den besten Grüßen und Wünschen, Burkhard Brenk.

    1. Liebe Familie Brenk, der Norden Frankreichs verzaubert auch mich. Träumen Sie sich bei diesem nieselnassen Adventswetter doch einfach gleich noch einmal dorthin mit diesem Video: https://www.youtube.com/watch?v=H1DgSWgxjp4. Die TV-Serie „Des Racines et des Ailes“ stellt mittwochs im Fernsehen immer ausgewählte Regionen in Frankreich vor – auf Youtube sind fast alle Videos online nachzugucken.
      Viel Spaß und beste Grüße, Hilke

  3. Willkommen bei den Sch’tis haben wir natürlich gesehen (sogar mehrmals!) und wurden neugierig auf diese Gegend, sind aber noch nie da gewesen (außer einer Durchfahrt nach Calais, um nach England zu kommen). Die 10 Highlights waren wieder kurz und informativ beschrieben. Wir sind noch am Überlegen, wohin wir 2016 fahren. Vielleicht zu den Sch’tis, aber irgendwie lockt doch der Süden mehr. Dort brauchen wir wenigstens keine Winterjacke wie der geplagte Postbeamte im Film.

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