Sant'Antonino: die alte Bourg, die Balagne... und am Horizont das Mittelmeer. Foto: Hilke Maunder
| | |

Sant’Antonino: schönstes Adlernest der Balagne

Sant’Antonino sei Korsikas ältestes Dorf, behaupten die Einheimischen. Doch zu den schönsten der Insel gehört das Adlernest in rund 500 Metern Höhe sicherlich. Es wurde daher auch in den erlauchten Kreis der schönsten Dörfer Frankreichs aufgenommen.

„Wir dürfen daher nicht Souvenirshops, zu viele Lokale oder andere touristische Einrichtungen im Dorf haben“, erfahre ich beim Mittagessen im Restaurant La Voûte.

In Sant'Antonino geht es beständig bergauf und bergab. Foto: Hilke Maunder
In Sant’Antonino geht es beständig bergauf und bergab. Foto: Hilke Maunder

Von dessen Terrasse eröffnen sich weite Ausblicke über die Balagne vom Meer bis zu den höchsten Bergspitzen im Landesinnern von Korsika. „Alles, was den typischen Charakter von Sant’Antonino verändert, ist verboten.“

Die alte Bourg von Sant'Antonino hockt wie ein Adlernest auf einer Hügelspitze in der Balagne. Foto: Hilke Maunder
Die alte Bourg von Sant’Antonino hockt wie ein Adlernest auf einer Hügelspitze in der Balagne. Foto: Hilke Maunder

Zeitreise ins Mittelalter

Sant’Antonino hat daher sein historisches Erbe so bewahrt, dass die Zeitreise ins Mittelalter mühelos gelingt. Wir laufen über Kopfsteingassen vorbei an Natursteinhäusern, vor denen es – selbst jetzt noch im Herbst – grünt und blüht. Jedes Haus scheint bewohnt, ist nicht verriegelt, tot, ein Zweitwohnsitz.

Sant'Antonino: Gleich neben dem Großparkplatz erhebt sich die Pfarrkirche des Dorfes. Foto: Hilke Maunder
Gleich neben dem Großparkplatz erhebt sich die Pfarrkirche des Dorfes. Foto: Hilke Maunder

Kein totes Museum

Auch darauf achtete der Étienne Marcelli, der seit 1995 der engagierte Bürgermeister des wehrhaften Dorfes mit seinen 93 Einwohnern war. Im August 2016 ist er im Alter von 72 Jahren verschieden. Sein Nachfolger führt sein Erbe fort.

Sant'Antonino: Kopfsteingassen und Treppenwege erschließen die befestigte Bourg bis hinauf zum Aussichtspunkt auf der Hügelspitze. Foto: Hilke Maunder
Kopfsteingassen und Treppenwege erschließen den befestigten bourg bis hinauf zum Aussichtspunkt auf der Hügelspitze. Foto: Hilke Maunder

Durch überdachte Gänge und schmale Gassen schlendern wir hinauf zum Belvedere, der einen 360-Grad-Rundblick eröffnet über die Plaine d’Aregno bis zum Massiv von Monte Grosso.

Kirchen & Kapellen

Sant'Antonino: Chapelle Sainte-Anne des bergers. Foto: Hilke Maunder
Sant’Antonino: Chapelle Sainte-Anne des bergers. Foto: Hilke Maunder

Auf dem kleinen Platz vor der Chapelle Sainte-Anne et des Bergers im Herzen des Dorfes warten einige Männer darauf, ihr Boulespiel zu beginnen. Den Zugang zur kleinen Lavasina-Kapelle, nur wenige Schritte höher gelegen, schmückt ein sorgfältig gelegtes Muster aus Flusskieseln.

Mit dem Maulesel durch die Gassen

Plötzlich hören wir ein lautes Schnauben, dann einen lauten Eselsruf. Auf dem Rücken des Grautiers reitet ein Kind. Die Promenade à dos de l’âne ist für den Nachwuchs offensichtlich ein Heidenspaß.

Sant'Antonino: im alten Ortskern. Foto: Hilke Maunder
Sant’Antonino: im alten Ortskern. Foto: Hilke Maunder

Geritten werden kann allerdings nur nachmittags ab 15 Uhr. Tagsüber ist der Aufstieg zum höchsten Punkt des Dorfes auf für die Esel, die behände über das steinige Pflaster laufen, auch zu anstrengend.

Zitronensaft oder Wein?

Sant'Antonino: Olivier Antonini vom Clos Antonini. Foto: Hilke Maunder
Olivier Antonini vom Clos Antonini. Foto: Hilke Maunder

Direkt am Ortseingang, direkt am zentralen Besucher-Parkplatz neben der Église de l’Annonciation, hat Weinbauer Olivier Antonini eine Handvoll Tische und Stühle vor den Keller und Verkaufsraum seines Clos Antonini gestellt.

Sant'Antonino: Auch Radsportler legen gerne eine Pause ein im Clos Antonini. Foto: Hilke Maunder
Auch Radsportler legen gerne eine Pause ein im Clos Antonini. Foto: Hilke Maunder

Ausgeschenkt werden nicht nur hauseigene Tropfen in Rot und Rosé, sondern auch frischer Trauben- und Zitronensaft, pur oder gemixt. Wer mag, bestellt noch Eis, Wasser oder Zucker dazu.

Sant'Antonino: Zitronenkonfitüre, hausgemacht vom Clos Antonini. Foto: Hilke Maunder
Zitronenkonfitüre, hausgemacht vom Clos Antonini. Foto: Hilke Maunder

Die frischen Zitronen – alle bio –verarbeiten Olivier, seine Mutter Monique und sein Vater Pierre-Louis auch zu Konfitüren: ein köstliches Mitbringsel, das daheim Erinnerungen an den Urlaub weckt.

Sant'Antonino, ein stolzes korsisches Dorf in der Balagne. Foto: Hilke Maunder
Sant’Antonino, ein stolzes korsisches Dorf in der Balagne. Foto: Hilke Maunder

Meine Reisetipps: Sant’Antonino

Schlemmen

La Voûte

Sant'Antonino: Gegrillte Auberginen mit Parmesan, eine Vorspeise im Restaurant La Voûte. Foto: Hilke Maunder
Gegrillte Auberginen mit Parmesan, eine Vorspeise im Restaurant La Voûte. Foto: Hilke Maunder

Korsische Traditionsküche mit Pepp – und besten Ausblicken von der Terrasse. Top-Service!
• Tel. 04 95 61 74 71, im Dorf, 20220 Sant’Antonino, www.la-voute-sant-antonino.fr

Sant'Antonino: Hauptgericht im Restaurant La Voûte. Foto: Hilke Maunder
Lamm – eines der Hauptgerichte im Restaurant La Voûte. Foto: Hilke Maunder
Sant'Antonino: Dessert im Restaurant La Voûte. Foto: Hilke Maunder
Zum Dessert: ein Kastanienküchlein mit Vanillesoße, die echte Vanille birgt. Foto: Hilke Maunder

Clos Antonini

Sant'Antonino: Monique Antonini serviert frische Zitronenlimonade auf der Terrasse. Foto: Hilke Maunder
Monique Antonini serviert frische Zitronenlimonade auf der Terrasse. Foto: Hilke Maunder

Frischer Zitronen- und Traubensaft, pur, mit Wasser verdünnt oder beides gemixt, ferner Wein, Mandeln, Olivenöl und Konfitüren aus eigener Herstellung; im Sommer Terrasse, im Winter und bei schlechtem Wetter lange Holztische für die Pause und Jause.
• Tel. 06 09 58 94 01, www.gustidicorsica.com

Sant'Antonino: die Ladenschänke des Clos Antonini.. Foto: Hilke Maunder
Die Ladenschänke des Clos Antonini. Foto: Hilke Maunder

Keine Bezahlschranke. Sondern freies Wissen für alle.
Keine Werbung. Sondern Journalismus mit Passion.
Faktentreu und frankophil.
Das gefällt Dir? Dann wirf etwas in die virtuelle Kaffeetasse.
Unterstütze den Blog! Per Banküberweisung. Oder via PayPal.

Weiterlesen

Im Blog

Alle Beiträge zu Korsika vereint diese Kategorie.

Im Buch

Cover: Jenny Hoch, Gebrauchsanweisung für Korsika. Foto: Hilke MaunderJenny Hoch: Gebrauchsanweisung für Korsika*

33 Sommer hatte Jenny Hoch auf der Insel verbracht. Doch erst, seitdem sie quasi lebt, wird sie langsam von den Einheimischen ins Herz geschlossen und integriert, erzählt die Journalistin und Buchautorin, die heute mit ihrer Familie die Tradition ihrer Eltern fortsetzt. Seit sie vier Jahre alt war, sei sie jedes Jahr auf Korsika gewesen, als Kind, als Teenager, als Erwachsene. Immer am selben Ort, immer glücklich, gerade dort zu sein. „Ich weiß, wo am Strand der Rutschfelsen ist, wie die Wellen sich brechen”, erzählte sich bei einer Lesung im Feriendorf zum Störrischen Esel.

Ihre persönlichen Erfahrungen machen den Reiz dieses Bandes der insgesamt sehr zu empfehlenden Taschenbuchreihe im Piper-Verlag aus. Jenny Hoch hat sie hintergründig wie humorvoll zu Papier gebracht. Dazu noch ein paar Daten und Fakten: ein perfekter Einstieg, um sich mit der Insel zu beschäftigen. Besser kann keine Reiseplanung beginnen! Wer mag, kann das Werk hier* online bestellen.

Zum Träumen: Das Haus auf Korsika*

Mit wenig Geld und Aufwand hat Pierre Duculot 2011 einen meiner Lieblingsfilme gedreht, die Geschichte eines Ausbruchs, Sich-Finden, die Rückkehr zu den Wurzeln. Und eine Geschichte des Mutes. Ausgelöst durch die Erbschaft eines Hauses, das Christina erbt.

Die Hauptfigur, fast 30, lebt seit zehn Jahren mit ihrem Freund zusammen, jobbt in der Pizzeria ihres Schwiegervaters, überlebt im belgischen Charleroi. Ein eigenes Leben nach ihren Vorstellungen? Das ist ein Luxus, den sie sich nicht leisten kann. Und mit der Erbschaft doch wagt. Sie macht auf den Weg in den Süden. Und verliebt sich – in die geerbte Bruchbude, die Insel, einen neuen Mann. Wer mag, kann den Film hier* online bestellen.

Marcus X. Schmid: Korsika*

Marcus X. Schmid, KorsikaDer freie Reisejournalist Marcus X. Schmid hat für alle, die gerne auf eigene Faust unterwegs sind, den besten Reisebegleiter verfasst: sachlich, mit viel Hintergrund, Insiderwissen und Tipps, und doch mitunter sehr unterhaltsam und humorvoll.

Ich kann seinen Führer aus ganzem Herzen empfehlen – er hat mich auf allen Erkunden nie im Stich gelassen und mir oft schöne, neue, unbekannte und überraschende Ecken gezeigt.

Der gebürtige Schweizer, Jahrgang 1950, hat in Basel, Erlangen und im damaligen Westberlin Germanistik, Komparatistik und Politologie studiert und lebt heute als Autor und Übersetzer in der französischsprachigen Schweiz. Ebenfalls im Michael-Müller-Verlag sind von Schmid die Reiseführer „Bretagne“ und „Südfrankreich“ erschienen sowie Führer zu italienischen Destinationen. Wer mag, kann den Reiseführer hier* online bestellen.

Baedeker Korsika

Hilke Maunder: Baedeker „Korsika“*

Mit blau lackierten Fingernägeln ordnet Madame auf dem Markt von Bastia in einem Bastkorb längliche Stangen. „Boutargues“, verrät das Schild. „Das ist echter korsischer Kaviar. Nur noch wenige Fischer entnehmen den Meeräschen den Rogen. Mein Mann ist einer davon.“ Die Rarität hat ihren Preis: 150 Euro das Kilo.

Der Nachbar-Händler sieht das erstaunte Gesicht und hält ein Holzbrett hin: “ Goûtez !“ Lasst euch mit meinem Baedeker Korsika* an Orten wie diesen (ver)führen. Genussmomente und einzigartige Erlebnisse: Sie machen den Band besonders. Wer mag, kann ihn hier* direkt bestellen.

 * Durch den Kauf über den Partner-Link, den ein Sternchen markiert, kannst Du diesen Blog unterstützen und den Blog werbefrei halten. Für Dich entstehen keine Mehrkosten. Ganz herzlichen Dank – merci !

Sant'Antonino. Foto: Hilke Maunder
Der alte bourg von Sant’Antonino. Foto: Hilke Maunder
Sant-Antonino: Die letzten Schritte hinauf zur Hügelspitze. Foto: Hilke Maunder
Sant-Antonino: Die letzten Schritte hinauf zur Hügelspitze. Foto: Hilke Maunder
Sant'Antonino: Herrliche Aussichten auf die Balagne eröffnen sich von beim Aufstieg auf die Hügelspitze. Foto: Hilke Maunder
Herrliche Aussichten auf die Balagne eröffnen sich von beim Aufstieg auf die Hügelspitze. Foto: Hilke Maunder

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert