Der Mann von Tautavel. Foto: Hilke Maunder
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Tautavel: Der erste Europäer

Zusammen mit seinen Artgenossen lebte er vor 450.000 Jahren im Schatten des Canigou in den Pyrénées-Orientales von Okzitanien: der Tautavel-Mensch, der erste Europäer.

In der Tiefe der Arago-Höhle, die ihr rund 20 Kilometer westlich von Perpignan in den zerfurchten Karstbergen der Corbières findet, wurden wie durch ein Wunder zahlreiche seiner Werkzeuge und anderer Hinterlassenschaften bewahrt.

Ihr findet die Höhle nahe der D9 nördlich von Tautavel oberhalb der Schlucht des Verdouble. Am kostenpflichtigen Parkplatz Parking de Gouleyrous beginnen Wanderwege hin zur Grotte und durch die Schlucht.

Cave Arago-Nachbau im prähistorischen Museum von Tautavel. Foto: HIlke Maunder
Der Nachbau der Cave Arago von Tautavel. Foto: Hilke Maunder

Vorgeschichte hautnah mit dem Hologuide

Ein hervorragendes Museum zum Vorgeschichte stellt das Leben des homme de Tautavel im 1992 eröffneten Musée de Tautavel, Centre européen de la Préhistoire auf 1.700 Quadratmetern in vielen Facetten vor: mit interaktiven Stelen, Audiobeiträgen, Nachbau der Grotte und illuminierten Dioramen, die das Leben in jener Zeit lebendig werden lassen.

Seit 2020 ist der erste „Hologuide“ der Welt euer Führer. Seit dem 18. September könnt ihr euch auf eurem Smartphone von Cyril führen lassen. Wie von Zauberhand erscheint sein Hologramm in der Mitte des Raumes und präsentiert die Sammlung des Museums.

Derzeit kann der weltweit erste Hologuide, den die Firma Real Illusions im Museum von Tautavel implementiert hat, nur Französisch. In naher Zukunft sollen die Besuchsszenarien jedoch personalisiert und an das Alter und die gesprochene Sprache des Besuchers angepasst werden.

Weitere Augmented-Reality-Inhalte helfen, die in den Vitrinen verborgenen Schätze zu entdecken. Sie ergänzen spielerisch die im jeweiligen Raum vorhandenen Beschreibungsblättern.

Hinter dem Hologuide steht die neueste Innovation von Vuforia Engine: die Gebietsziele. Sie erlauben, ausgewählte Flächen in einer Größe von bis zu 40.000 Quadratmetern zu identifizieren und dem jeweiligen Gebiet ein eigenes Augmented-Reality (AR)-Erlebnis zuzuordnen und es je nach der Position des Benutzers zu aktivieren.

Real Illusion ist eine globale Augmented-Reality-Plattform Frankreichs, die weltweit als einzige Anwendung auf allen Ios-, Android-, Hololens 2- und Trimble XR10-Plattformen verfügbar ist und aus jeder Datenquelle das volle Potenzial der Augmented Reality ausschöpfen kann. In Tautavel wird die Zeitreise in die Urgeschichte so noch spannender und anschaulicher.

Wer war der Mensch von Tautavel?

Bei der Jagd: der Mann von Tautavel. Foto: Hilke Maunder
Wölfe bedrohten einst den Mann von Tautavel. Foto: Hilke Maunder

Entdeckt wurde der älteste Europäer von Henry de Lumley. Am 22. Juli 1971 untersuchte er mit seinem Hund eine Fundstelle mit Tierknochen.

Dabei stieß er auf einen ungewöhnlichen Schädel: denjenigen eines Homo Erectus, wie Lumley ihn aus Afrika kannte, aber noch nie in Europa gefunden hatte.

Rund 20-25 Jahren muss der Mensch der Urzeit alt gewesen sein. Mit 1.100 Kubikzentimetern besaß er ein deutlich größeres Hirnvolumen als sein Vetter Homo Habilis aus Tansania (600 Kubikzentimeter). Bei uns heutigen Menschen beträgt es durchschnittlich 1.450 Kubikzentimeter.

Der Urmensch entdeckt die Sprache

Der Mann von Tautavel lebt von der Jagd. Foto: Hilke Maunder
Der Mann von Tautavel lebte von der Jagd. Foto: Hilke Maunder

Bei näheren Untersuchungen entdeckte Lumley, dass das Hirn bereits in verschiedene Bereiche aufgeteilt war und sogar ein Sprachzentrum besaß.

Der Mann aus Tautavel ging nicht nur aufrecht, sondern konnte auch sprechen. In Gruppen lebte er in den Karsthöhlen der Region, jagte Mufflons, Bisons und Bären und stellte nachts zum Schutz vor Wölfen Wachen auf.

Noch immer wird ausgegraben

Seit 40 Jahren wird der Caune de l’Arago mittlerweile wissenschaftlich untersucht. 73 menschliche Knochen und viele Steinwerkzeuge kamen bislang zum Vorschein. Doch die Forscher sind längst noch nicht am Grund der Grotte angelangt…

Eine zweite Schau folgt den Spuren der ersten Europäer. Ihr findet diese Ausstellung im Palais des Congrès gleich neben dem kostenlosen Innenstadt-Parkplatz.

Hotel in Tautavel. Foto: Hilke Maunder
Auch die Hotels und Restaurants von Tautavel werben mit dem ersten Europäer. Foto: Hilke Maunder

Tautavel: meine Reisetipps

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In Tautavel erzählen auch die Fassaden Geschichten. Foto: Hilke Maunder
In Tautavel erzählen auch die Fassaden Geschichten. Foto: Hilke Maunder

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Im Blog

Zur Vorgeschichte und frühen Menschheit gibt es im Blog mehrere Beiträge, vor allem über die Höhlen der Jäger und Sammler im Département Ariège, die Meisterwerke präkambrischer Höhlenkunst enthalten.

https://meinfrankreich.com/niaux-magdalenien/

Im Département Corrèze fanden Forscher Zeugnisse des Neandertalers.

Der Neandertaler der Corrèze

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Rund um Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil wurden weltweit die meisten Fundstätten der frühen Menschen gefunden. Als vallée de l’homme gehört das Tal der Vézère zum UNESCO-Welterbe. Bitte einmal hier klicken.

Laugerie-Basse: In solchen Lederzelten lebte der Magdalénien. Foto: Hilke Maunder
Laugerie-Basse bei Les Eyzies: In solchen Lederzelten lebte der Magdalénien. Foto: Hilke Maunder

Im Buch

MARCO POLO Languedoc-Roussillon/Cevennen*

Diesen Titel habe ich nach Axel Patitz und Peter Bausch inzwischen seit sechs Ausgaben umfangreich erweitert und aktualisiert.

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Wandert rund um den Mont Lozére, radelt durch die Petite Camargue, schippert im Hausboot auf dem Canal du Midi, taucht mit der Zahnradbahn in die faszinierende Tropfsteinwelt der Cevennen ein oder entdeckt die Côte Vermeille bei einer Schnorchelwanderung. Wer mag, kann ihn hier* direkt bestellen.

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Zwischen dem Delta der Camargue und den Gipfeln der Pyrenäen hat Ralf Nestmeyer nahezu jeden Strand gesehen, jede Stadt besucht, jedes Wehrdorf besichtigt – im Languedoc etwas intensiver, im Roussillon fokussiert er auf bekannten Highlights. Inzwischen ist der wohl beste Führer für diese wunderschöne Ecke Frankreichs 2021 in 9. Auflage erschienen.

Das 588 Seiten dicke Werk ist der beste Begleiter für Individualreisende, die diese Region entdecken möchten und des Französischen nicht mächtig sind. Wer möchte, kann den Band hier* direkt bestellen.

Okzitanien abseits GeheimtippsOkzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.

Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker!  Hier* gibt es euren Begleiter.

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Das Ortszentrum von Tautavel. Foto: Hilke Maunder
Das Ortszentrum von Tautavel. Foto: Hilke Maunder
La Tour de Tautavel. Foto: Hilke Maunder
Der Turm von Tautavel. Foto: Hilke Maunder

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