
Auguste Perret (1874 – 1954), berühmt als Architekt des Wiederaufbaus von Le Havre, hinterließ auch in anderen französischen Städten eindrucksvolle Zeugnisse seines Wirkens.
Für das vom Krieg ebenfalls stark zerstörte Amiens entwarf der Architekt 1942 den damals höchsten Turm Frankreichs: die Tour Perret an der Place Alphonse Figuet gleich neben dem Bahnhof.
Der Turm von Perret
Doch erst am 22. Mai 1950 wurde der Grundstein gelegt. Vollendet wurde das Werk zwei Jahre später als Gemeinschaftsunternehmen von Perret-Frères (Auguste, Gustave und Claude) und Bouvet d’Arras.
Kaum fertig, blieb der Betonturm sieben Jahr lang verwaist, ehe der Architekt François Spoerry 1959 das Innere des Wolkenkratzers in Wohnungen und Büros verwandelte. Dabei wuchs die Tour Perret um weitere sechs Meter – von 104 auf 110 Meter mit insgesamt 30 Etagen.

Facelift zum neuen Jahrtausend
Zur Jahrtausendwende wuchs der Wolkenkratzer erneut. Auf der Spitze zeigt heute leuchtend Blau eine Sanduhr den Verlauf der Zeit an. Für die eindrucksvolle Illumination bei Nacht sorgt ein sieben Meter hoher Kubus aus zwei Schichten Verbundglas und Flüssigglas-Befüllung, der im Jahr 2000 auf der oberen Etage montiert wurde.
Was richtig schade ist: Das Empire State Building der Picardie – so nannte es Isabelle Marsay – lässt sich nicht besichtigen, sondern nur von unten betrachten.

Die 2. Tour Perret
Erste Erfahrungen mit dem Turmbau hatte Perret übrigens bereits 1924 gesamt in Grenoble, wo sich ebenfalls eine Tour Perret erhebt – dort allerdings als Aussichtsturm. Wer Lust hat, noch weitere Bauten zu betrachten: Der Belgier zeichnete auch verantwortlich für das Théâtre des Champs-Élysées inParis (1911-1913) und die Kirche von Raincy, die auch Sainte-Chapelle du béton armé (1922-1923) genannt wird.
Filmtipp
2008 wählte Eric G. du Bellay den Turm als Kulisse für seinen Kurzfilm „Blanche“ mit in den Hauptrollen. Der 18-Minuten-Streifen erzählt die Geschichte der jungen Babysitterin Chloé.
Sie passt zum allerersten Mal auf Blanche auf, die kleine Tochter von Agnès und François. Nachdem das Paar gegangen ist, schläft sie vor dem Fernseher ein – und bemerkt beim Aufwachen, dass das Kind verschwunden ist.
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Danke für den Tipp – dann rutscht Amiens nach oben auf der Reise-Liste.
Denn Perret begeisterte uns mehrfach bei Le Havre – Besuchen. Wen Architektur interessiert, dem kann ich Le Havre nur empfehlen. Mit einer geführten Tour ist auch eine Besichtigung einer ‚Muster-Wohnung‘ weitgehend im Original-Zustand möglich.
Einige Fotos von einem früheren Le Havre Besuch und der Perret-Architektur habe ich hier online:
https://www.2mecs.de/wp/2015/04/maurice-gridaine-und-mougins/
Hallo Ulli, Le Havre ist wirklich klasse und wird völlig unterschätzt – die Musterwohnung wird übrigens alle paar Monate immer wieder etwas verändert, der Fundus ist groß… 2017 feiert Le Havre übrigens 500 Jahre Stadtrechte, und da ist einiges an interessanten Ausstellungen und Events in Planung.
danke für den Hinweis auf die 500 Jahre – Le Havre und Amiens ließen sich ja gut in einer Reise kombinieren …
Gute Idee! Und je nachdem, von wo Sie kommen, könnte auch Arras noch mit dazu 🙂