Pressefoto Gustav Klimt. D’Or et de Couleurs. Copyright: Culturespaces
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Digitale Kunst an außergewöhnlichen Orten

Ein Steinbruch, eine Gießerei und eine einstige deutsche U-Boot-Basis sind in Frankreich die Bühnen für faszinierende digitale Kunst aus fünf Jahrhunderten. Berühmt wurden die Multimediaschauen, die Culturespace an außergewöhnlichen Orten zeigt, mit einem weltberühmten Bild: der Kuss von Gustav Klimt.

Der Kuss im Original

180 x 180 Zentimeter misst die Ikone, die ursprünglich „Das Liebespaar“ hießt. Der Österreicher Gustav Klimt malte das Bild 1908/9 in seiner goldenen Phase. Aus Mosaiken komponierte er die Bekleidung – eckig beim Mann, rund bei der Frau.

Details überhöhte Klimt, Hauptvertreter des Wiener Sezessionsstils, gerne mit Gold- und Silberauflagen. Eng umschlungen zeigt sich der Maler Gustav Klimt beim Kuss mit seiner Partnerin Emilie Flögge, mit der er viele Jahre am Attersee im Salzkammergut gelebt hat.

Der Kuss als digitale Kunst

Pressefoto Gustav Klimt. D’Or et de Couleurs. Copyright: Culturespaces
Pressefoto Gustav Klimt. D’Or et de Couleurs. Copyright: Culturespaces

Was für eine Sinnlichkeit in Zeiten der Prüderie! Wien war entsetzt, tuschelte über den wortkargen Frauenversteher. Und doch ließ, wer Geld dazu hatte, seine Frauen gerne auch freizügig von Klimt malen. 56-jährig verstarb Klimt nach einem Schlaganschlag mit anschließender Lungenentzündung neun Monate vor Ende des Ersten Weltkriegs. Seine Bilder wurden weltberühmt.

Gut 100 Jahre später erlebt Klimt seine digitale Wiederentdeckung. Und das bei einer multimedialen Inszenierung, die alle Sinne berauscht und berührt. Das Original von Klimts Kuss hängt im Belvedere-Museum heute hinter Panzerglas.

Mt 24 Gemälden besitzt das Wiener Museum die weltweit größte Klimt-Sammlung. Der Kuss als digitale Kunst gehört zu den Highlights von Multimedia-Kunstmuseen, die Culturespaces bereits an drei Orten in Frankreich und einer Dépendance in Südkorea mit großem Erfolg betreibt.

Les Baux-de-Provence: Carrieres de Lumières, Eingang, Foto: Hilke Maunder
Der Eingang zu den Carrières de Lumières. Foto: Hilke Maunder

Die Carrières de Lumières

Das erste digitale Kunstzentrum eröffnete Culturespaces 2012 an einem Ort voller Geheimnisse: dem Val d’Enfer. Im Innern des Berges leuchtete damals Klimts Kuss riesengroß auf dem Fels.

In den einstigen Kalksteinbrüchen der Alpilles bei Les-Baux-de-Provence könnt ihr seitdem bei jährlich wechselnden digitalen Ausstellungen hautnah in die Bildwelt der größten Künstler eintauchen. Die Projektionsfläche ist eindrucksvoll: 7.000 Quadratmeter behauener Stein vom Boden bis zur Decke – und bis zu einer Höhe von bis zu sechzehn Metern.

Gianfranco Iannuzzi, Renato Gatto und Massimiliano Siccardi entwarfen die Klimt-Präsentation, die seitdem auch in den anderen digitalen Kunstzentren von Culturespaces zu sehen ist. Zu Gast war auch schon Picasso. Seine kubistisch verzerrten Frauen veränderten sich mit der Struktur des Steins. Musik und Multimedia verwandelten weitere Meisterwerke. Monet, van Gogh und viele weitere Maler, die Frankreich inspirierten.

Die Carrières des Lumières bei Les Baux-de-Provence. Foto: Hilke Maunder

239.000 Besucher erlebten im Eröffnungsjahr die Carrières des Lumières. Inzwischen kommen jährlich fast 600.000 Besucher. Besonders im Sommer lockt das Kunsterlebnis, ist es doch im Steinbruch deutlich kühler als draußen.

2017 zeichnete die Non-Profit-Organisation Themed Entertainment Association die Carrières des Lumières mit dem THEA Award aus und ehrte damit Culturespaces und die Kommune Les Baux mit dem Preis für die beste immersive Produktion.

Bassins de Lumières, Bordeaux. Foto: Hilke Maunder
In den Bassins des Lumières. Foto: Hilke Maunder

Das Atelier des Lumières

1835 gründeten die Brüder Plichon, Jacques François Alexandre und Hilaire Pierre die Gießerei Chemin-Vert, um den Bedarf der Marine und der Eisenbahn an qualitativ hochwertigen Gusseisenteilen zu decken. Die Gießerei wurde von Bruno Monnier, dem Präsidenten von Culturespaces, wiederentdeckt, der die Idee hatte, in Paris ein Zentrum für digitale Kunst zu errichten.

Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten öffnete das Atelier des Lumières 2017 seine Türen. Seitdem konntet ihr neben Klimts Meisterwerken auch Picasso, Vincent van Gogh, Monet, Renoir, Chagall, Dalí und Gaudí  bei den digitalen Bilderschauen entdecken. Jedes Jahr locken neue visuelle Abenteuer!

Van Gogh bei der immersiven Ausstellung "Monet, Renoir... Chagall". Foto: Hilke Maunder
Van Gogh bei der immersiven Ausstellung „Monet, Renoir… Chagall“. Foto: Hilke Maunder

Kunst erleben mit allen Sinnen

Vom Boden bis zur Decke, acht Meter hoch, werden die weltberühmten Meisterwerke in Paris an die Wand geworden. AMIEX® (Art & Music Immersive Experience) nennt Culturespaces seine digital immersive Videoprojektion, die ein erstklassiges Sound-System musikalisch untermalt.

Auch in Paris treten die Elemente der Örtlichkeit in einen spannenden Dialog mit der digitalen Kunst. Im Atelier des Lumières ist es die Industriearchitektur. Die Bilder leuchten auf der ursprüngliche Metallstruktur des Gebäudes und heben Elemente hervor, die typisch sind für die alte Gießerei: ein hoher gemauerter Schornstein, ein Wasserbecken, ein Tank und ein Lagerraum.

In den Bassins de Lumières bei der Schau "Monet, Renoir... Chagall" 2021. Foto: Hilke Maunder
In den Bassins des Lumières bei der Schau „Monet, Renoir … Chagall“. Foto: Hilke Maunder

3.300 Quadratmeter groß ist die Projektionsfläche, auf der ihr täglich von 10 bis 18 Uhr 35 Minuten lang multimedial Meisterwerke entdecken könnt. Die Angst der Anwohner vor Lärm konnte Culturespaces zunächst wenig verstehen.

Doch war bereit, zu Zugeständnisse machen. 2,5 Millionen Euro investierte Culturespaces in sein Soundsystem. Fast genauso viel Geld floss in den Schallschutz. Selbst sämtliche Luftfilter wurden isoliert. Busse können nicht vor dem Museum halten.

Die Bassins des Lumières

Die Bassins de Lumières von außen mit den ehemaligen Einfahrten für die U-Boote. Foto: Hilke Maunder
Die Bassins des Lumières von außen mit den ehemaligen Einfahrten für die U-Boote. Foto: Hilke Maunder

Am 10. Juni 2020 hat Culturespace in Bordeaux das weltgrößte digitale Kunstzentrum eröffnet: die Bassins des Lumières. Auch in der  ehemaligen U-Boot-Basis sind seitdem monumentale digitale Ausstellungen zu sehen, die große Künstler der Kunstgeschichte vorstellen: Klimt, Picasso, van Gogh und viele andere.

In Bordeaux jedoch ist alles noch viel gigantischer. Die Ausstellungsfläche umfasst dort 14.500 Quadratmeter und ist damit drei bzw. fünf Mal so groß wie an den bisherigen Standorten.

In den Bassins de Lumières bei der Schau "Monet, Renoir... Chagall". Foto: Hilke Maunder
In den Bassins des Lumières bei der Schau „Monet, Renoir… Chagall“. Foto: Hilke Maunder

Erstmals wird die digitale Kunst im Wasser gespiegelt. Vier Becken, 110 Meter lang, 22 Meter breit und 12 Meter tief, sind Projektionsflächen der Kunst und Musik.

Auf Stegen über dem Wasser und entlang der Kais bestaunt ihr die Werke, die 90 Videoprojektoren und 80 Lautsprecher inszenieren.

Yves Klein in den Bassins de Lumières. Foto: Hilke Maunder
Yves Klein in den Bassins des Lumières. Foto: Hilke Maunder

In einem 220 Quadratmeter großen Würfel könnt ihr aktuelle Digitalkunst entdecken. Die 155 Quadratmeter große Zisterne zeigt Originalgemälde von Künstlern.

Bassins de Lumières, Bordeaux. Foto: Hilke Maunder
In den Bassins des Lumières berauschen die Bilderwelten. Foto: Hilke Maunder

Hintergrund: Culturespaces

Bruno Monnier gründete 1990 Frankreichs erstes Unternehmen für das globale Management von Kultureinrichtungen. 30 Jahre später betreibt Culturespaces 14 Kultureinrichtungen in Frankreich.

Dabei verwaltete das Unternehmen mit eigenem Personal direkt alle Dienstleistungen, die für die jährlich 4,5 Millionen Besucher angeboten werden: vom Kartenverkauf über die Kulturprogramme bis hin zu Catering, Cafés und Gartenpflege.

In der <em>cube<em> der <em>Bassins des Lumières</em> von Bordeaux. Foto: Hilke Maunder
In der cube der Bassins des Lumières von Bordeaux. Foto: Hilke Maunder

Culturespaces betreibt in Frankreich:

– Museen und Kunstzentren, wie das die Pariser Museen Jacquemart-André und Maillol, das Hôtel de Caumont in Aix-en-Provence und die Cité de l’Automobile in Mulhouse.
– prestigeträchtige historische Monumente wie das Amphitheater von Nîmes, das Römische Theater in Orange und die Burg von Les Baux-de-Provence.
– bemerkenswerte Gärten und Sammlungen, wie die der Villa Ephrussi de Rothschild.
– Zentren für digitale Kunst, wie die Carrières de Lumières, das Atelier des Lumières und die Bassins de Lumières.

Bassins de Lumières, Bordeaux. Foto: Hilke Maunder
Im cube der Bassins de Lumières, Bordeaux. Foto: Hilke Maunder

2018 hat Culturespaces in Partnerschaft mit dem koreanischen Unternehmen TMONET erstmals eine Einrichtung in Übersee eröffnet. Der Bunker des Lumières ist ein digitales Kunstzentrum, das dem Atelier des Lumières ähnelt.

Auf  Jeju, einer beliebten Insel im Pazifik, präsentiert die immersive Ausstellung von Culturespaces die Hauptfiguren der Wiener Kunstszene mit Gustav Klimt.

Im Bunker des Lumières durchschreitet ihr dort immer größere Räume, um in einen Hauptraum zu gelangen. 90 Laser-Videoprojektionen und Spiegel inszenieren dabei auf insgesamt 3.350 Quadratmetern die Meisterwerke nicht nur multimedial, sondern auch noch mit Nachhall und neuer Perspektiven. Südkorea ist der erste Standort der bei der angestrebten weltweiten Ansiedlung von AMIEX®-Kunstzentren.

im cube der Bassins de Lumières. Foto: Hilke Maunder
Im cube der Bassins de Lumières. Foto: Hilke Maunder

Digitale Kunst von Culturespaces: die Infos

L‘ Atelier des Lumières

• 38/40, rue Saint-Maur, 75011 Paris, www.atelier-lumieres.com

Carrières des Lumières

• Route de Maillane, 13520 Les Baux-de-Provence, Tel. 04 90 49 20 02, www.carrieres-lumieres.com 

Bassins des Lumières

• Impasse Brown de Colstoun, 33000 Bordeaux, Tel. 05 35 00 00 90www.bassins-lumieres.com

Bassins de Lumières, Bordeaux. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Noch mehr digitale Kunst

Mo.Co La Panacée

Nicht von Culturespaces betrieben wird La Panacée. 2013 in Montpellier eröffnet, ist das moderne Kulturzentrum ein faszinierendes Labor für experimentelle bildende Kunst, Digitaltechnik und Modern Writing.

Seit 2019 gehört es zum Trio des Mo.Co. Montpellier Contemporain, das aktuelles Kunstschaffen zeigt und fördert von der Ausbildung bis zur Ausstellung.
• 4, rue de l’École de Pharmacie, 34000 Montpellier, www.moco.art

Bassins de Lumières, Bordeaux. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

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4 Kommentare

  1. Ich kenne das Atelier des Lumières und die Bassins de Lumières. Letztere haben mich am meisten beeindruckt, zumal mit dem Wasser besonders beeindruckende Bilder gezeigt werden können.

  2. Oh, klasse, dass du dieses Thema aufgegriffen hast. Die Kalksteinbrüche in der Provence stehen schon lange auf meiner Reiseliste. Die möchte ich unbedingt ansehen. Und natürlich am liebsten mit den Motiven von Klimt.

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