Haut-Minervois: Bienvenue in Azille

Azille. Foto: Hilke Maunder
Flohmarkt-Zeit auf dem Boulevard von Azille. Foto: Hilke Maunder

Früher war es Weizen. Heute sind es die Weine, die Azille bekannt gemacht haben. Fahrt durch das weite Land mit rotbrauner Erde im Tal der Garonne zwischen Narbonne und Carcassonne. Dann taucht es auf einer felsigen Anhöhe auf: Azille, ein 1200-Einwohner-Dorf mit seinem kleinen bourg und seinem großen Boulevard.

Flohmarkt auf dem Boulevard von Azille. Foto: Hilke Maunder
Flohmarkt auf dem Boulevard von Azille. Foto: Hilke Maunder

Ich war früh gestartet, um den Ort noch in aller Ruhe zu sehen. Doch in was für einen Trubel bin ich hinein geraten! Kaum hatte ich das Zentrum erreicht, wurden Kleinlaster ausgepackt, Kofferräume entleert und mit Bollerwagen Trödel und Tand an den Boulevard gefahren.

Trödel und Trubel

Marché aux Puces stand auf dem Programm, Flohmarkt auf dem Platanenboulevard. Er ist der längste Boulevard des ländlichen Languedoc.

Azille. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Landwirtschaftliches Gerät stand neben Antiquitäten, alte Zeitschriften und Bücher neben Kinderspielzeug. Schmuck und Second-Hand-Kleidung, Porzellan und andere Pretiosen wechselten dort die Besitzer. Flohmarktprofis, Familien, Kinder: Das ganze Städtchen war auf den Beinen.

Azille. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Und schon bald flossen im Café des Artistes nicht nur Tee und Kaffee die Kehlen hinab, sondern auch Bier, Wein und Pastis. Und das vor dem zehnten Glockenschlag.

Dann mischte sich der Duft von Frittiertem und scharfem Chili mit der leichten Brise und trug die Aromen der Kreolenküche, die zwei junge Frauen auf ihrem mobilen Imbissstand brutzelten, über den Markt. Dort herrschte mittlerweile ein dichtes Gewühl.

Azille. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Ein kleiner Durchgang führte hinein ins alte Azille. Azille war im frühen Mittelalter als circulade angelegt worden. Die Häuserwände ersetzten dabei eine viel teurere Stadtmauer.

Auf César Francks Spuren

Am Nordende des Boulevards, der hier Allées de la République heißt, entdeckte ich eine Gedenktafel und eine Routentafel für César Franck. Der Komponist hatte im Sommer 1875 einige Zeit auf dem wehrhaften Stammsitz bei Paul Gallimard verbracht.

César Franck komponierte in Azille sein Werk Eolides. Foto: Hilke Maunder
César Franck komponierte in Azille sein Werk Eolides. Foto: Hilke Maunder

Und beim Spiel auf der großen Orgel der Église St-Julien die poetische Symphonie Les Éolides komponiert. Sein Sohn Gaston gründete später den gleichnamigen Verlag.

Azille. Foto: Hilke Maunder
Auffällig bei den Häusern von Azille ist der reiche Schmuck der Türen und Fenster. Foto: Hilke Maunder

Feine, elegante Rote

14 Weingüter erstrecken sich um die Gemeinde. Mitten im Ort, und nur wenige Schritte vom Flohmarkt entfernt, hatte das Château Guery seine Hoftore geöffnet.

Azille. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Es lud zur Verkostung seiner AOC-Minervois-Weine, die Maguy, Florence, Antoine und René-Henry Guéry in mittlerweile achter Generation aus 16 (!) verschiedenen Traubenarten vinifizieren. Zum Weingut gehören auch zwei wunderschöne Stadtpalais am Boulevard mit reichem Schmuck aus Stein an Türen und Fenstern.

Azille. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Azille: meine Reisetipps

Schlafen

Es gibt mehrere chambres d’hôte in Azille.

Les Cordeliers du Comtal d’Azillan

Vier Gästezimmer, von Gîtes de France mit drei Ähren ausgezeichnet, finden ihr im Stadthaus von Valérie, Georges und Marie-Ange Saliege.
• 22, allées Pol Lapeyre, 11700 Azille, Tel. 04 68 91 67 76, www.chambre-hotes-les-cordeliers.com

Essen & trinken

Café-Bar Les Artistes

Einfache Café-Bar mit einer Handvoll Terrassentische; gelegentlich Live-Konzerte.
• 5, avenue Pol Lapeyre. 11700 Azille, Tel. 04 68 65 18 71

Azille. Foto: Hilke Maunder
L’Air du Temps – mein Lieblingslokal in Azille. Foto: Hilke Maunder

L’Air du Temps

Was für ein wundervolles Bistro, innen holzgetäfelt und von der Küche ehrlich, authentisch und günstig.
• 5, Allée de la République, 11700 Azille, Tel. 04 68 75 89 39, www.facebook.com/pages/Lair-Du-Temps-Azille

Inspiré 

Inspiré

Ein Kunstraum für lokale Künstler, eine Weinbar, ein Teesalon und Pop-Up-Konzerte, Ausstellungen und andere Events: Bei Kristiana Williams, die auch ein B&B führt, trifft man sich in Azille!
• Rue de Grippis, 11700 Azille, Tel. 06 42 68 42 35, www.facebook.com/InspireAzille

Tastes du Monde

Kochkurse mit maximal fünf Leuten, Catering und private dining bietet Erika Taylor seit 2015 in Azille an.
1, Grand Rue, Mobil-Tel. 06 50 17 32 99, 11700 Azille, www.facebook.com/tastesdumonde

Azille. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Erleben

Feria

Um den 1. Mai herum feiert Azille von mittags bis Mitternacht eine große Feria – ein Volksfest zum Stierspektakel. Musikalisch begleitet wird es von der Band’azilanne.

Einkaufen

Les Gourmandises d’Azille

Bäckerei und Feinkost der Region.
• 26, allées Pol Lapeyre, 11700 Azille, Tel. 04 68 91 55 91

Aktiv

Rund um Azille gibt es unzählige markierte Radwege. Im Sommer lädt der nahe Lac de Jouarres samt Sandstrand zum Sonnenbad, Plantschen, Schwimmen und Wassersport.

Nicht weit entfernt findet ihr den Canal du Midi mit dem Hafen von Homps. Etwas weiter entfernt locken die Cité de Minerve, die zu den schönsten Orten Frankreichs gehört, sowie die Montagne Noire.

Digonale du Vide. Minerve im Minervois. Foto: Hilke Maunder
Die Cité von Minerve im Minervois. Foto: Hilke Maunder

Hier könnt ihr schlafen*
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Azille. Foto: Hilke Maunder
Die Genossenschaftskellerei von Azille. Foto: Hilke Maunder

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Der Reisebegleiter vor Ort: Ralf Nestmeyer, Languedoc-Roussillon*

Zwischen dem Delta der Camargue und den Gipfeln der Pyrenäen hat Ralf Nestmeyer nahezu jeden Strand gesehen, jede Stadt besucht, jedes Wehrdorf besichtigt – im Languedoc etwas intensiver, im Roussillon fokussiert er auf bekannten Highlights. Inzwischen ist der wohl beste Führer für diese wunderschöne Ecke Frankreichs 2021 in 9. Auflage erschienen.

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Okzitanien abseits GeheimtippsOkzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.

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