Sanfte Hügel, grüne Taler und hier und da Weinberge: die Heimat des Beaujolais Nouveau bei Oingt. Foto: Hilke Maunder
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Der Beaujolais Nouveau ist da!

Le Beaujolais Nouveau est arrivé … der neue Beaujolais ist da! Immer am dritten Donnerstag im November verkünden dies in Frankreich Spruchbänder und Plakate in Weinhandlungen, Cafés, Bistrots, Restaurants und Supermärkte die Ankunft des leichten Rotweines, der noch den Duft des letzten Sommers in sich trägt. Kein großer Tropfen, aber Lebensfreude und Versprechen, gesellig und so süffig, dass es beim Beaujolais Nouveau nicht bei einem Glas bleibt.

Der Hype um den jungen Gamay ist in Deutschland verflogen. Doch in Frankreich ist die Feier des Primeur ein festes Ritual geworden. Und verknüpft mit der Erinnerung an eine Genuss-Freiheit, die erst vor rund 70 Jahren gewährt wurde.

Die Geburt des Beaujolais Nouveau

Bis zum Zweiten Weltkrieg war der Beaujolais Nouveau nur für den lokalen Verbrauch bestimmt gewesen. Nach der Gründung der AOC Beaujolais im Jahre 1937 durfte der Beaujolais-Wein erst nach dem 15. Dezember des Erntejahres offiziell verkauft werden. Bis 1951.

Erst damals wurde am 13. November diese Regelung gelockert, und die Union Interprofessionnelle des Vins du Beaujolais (UIVB) setzte den dritten Donnerstag im November offiziell als Veröffentlichungsdatum für den Beaujolais nouveau fest.

Weintank im Keller der Domaine Paire. Foto: Hilke Maunder
Weintank im Keller der Domaine Paire. Foto: Hilke Maunder

Geopark Beaujolais: Erbe in Stein

Seit 17. April 2018 steht das Beaujolais nicht nur für einen der bekanntesten französischen Rotweine, sondern auch für Frankreichs ersten önologischen Geopark. Am Rande des Zentralmassivs nordwestlich von Lyon reicht das beeindruckende geologische Erbe des Beaujolais mehr als 500 Millionen Jahren zurück und prägt bis heute Landschaft und Kultur.

Die Vielfalt an Granit, Schiefer, Kalksteinen und Ton wirkt sich nicht nur auf die Qualität der Reben und Weine aus, sondern prägte auch Handwerk und Architektur. Typisch für die Bauten im Beaujolais sind goldene, rote, weiße, graue und schwarze Felsen und Steine.

Oingt war vor wenigen Jahrzehnten noch ein sterbendes Dorf. Heute blüht es wieder - auch dank des Tourismus. Foto: Hilke Maunder
Oingt war vor wenigen Jahrzehnten noch ein sterbendes Dorf. Heute blüht es wieder – auch dank des Tourismus. Foto: Hilke Maunder

Obgleich die Region geografisch zu Burgund gehört, hat sie eine ganz eigene Geschichte. Und eine andere Rebsorte. Im Beaujolais heißt die Hauptrebe Gamay. Dort findet ihr die natürliche Kreuzung aus Pinot und Heunisch in 98 Prozent aller Rebgärten, sprich insgesamt 15.599 Hektar.

Von den zwölf AOP im Beaujolais sind zehn herausgehoben als crus: Brouilly, Chénas, Chiroubles, Côte de Brouilly, Fleurie, Juliénas, Morgon, Moulin-à-Vent, Régnié und Saint-Amour. 800.000 Hektoliter füllen fast 2000 Winzer in Flaschen. Exportiert werden die Weine vor allem in die USA sowie nach Kanada, China, Großbritannien und Belgien. Deutschland leert jährlich rund 1,3 Millionen Flaschen.

Die Landschaft zwischen Oingt und Ternand. Foto: Hilke Maunder
Die Landschaft zwischen Oingt und Ternand im Beaujolais. Foto: Hilke Maunder

Ab in die Verbannung!

Die Benediktinermönche des Klosters Cluny und Zisterzienser des Clos de Vougeot hatten bereits im  13. Jahrhundert die ersten Stöcke angepflanzt. Auf dem Kalkabbruch der Côte-d’Or lieferten sie konstant so hohe Erträge, dass sie zur Konkurrenz für den heiklen und empfindlichen Pinot Noir wurden.

Herzog Philip der Kühne von Burgund (1363 – 1404) untersagte daher kurzerhand per Dekret den Anbau von Gamay. Seine Argumente: die Traube sei schädlich für die menschliche Gesundheit und unehrenhaft –  l’infâme et déloyal Gamay!

So wurde der Gamay in den Süden der Region verbannt. Darüber konnten sich die Weinliebhaber indes nur freuen. Der Gamay lieferte an den Granithängen des Beaujolais noch bessere Erträge und Qualität als an der Côte-d’Or.

Solche Holzpantinen trugen einst die Winzer des Beaujolais bei ihrer Arbeit im Weinberg. Foto: Hilke Maunder
Solche Holzpantinen trugen einst die Winzer des Beaujolais bei ihrer Arbeit im Weinberg. Foto: Hilke Maunder

Schon gewusst?

Ebenfalls am 3. Donnerstag im November kommt der Muscat de Noël aus Rivesaltes in den Handel. Es ist der erste Muskateller, der nach Ende der Ernte in die Flasche kommt und noch die ganze Frische und Fruchtigkeit der frisch gepflückten Trauben birgt.

Er zeichnet sich durch seine Aromen von Zitrusfrüchten, exotischen Früchten, weißen Pfirsichen, Litschi, Orangenblüten und frischer Minze aus. Seine Farbe passt perfekt zur Weihnachtszeit: zart goldgelb schimmert er im Glas.

Apero: Muscat aus Rivesaltes. Foto: Hilke Maunder
Noch aus Emaille: das alte Reklameschild für den Muscat de Rivesaltes. Foto: Hilke Maunder

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Bei Ternand im Beaujolais. Foto: Hilke Maunder
Bei Ternand im Beaujolais. Foto: Hilke Maunder

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6 Kommentare

  1. Danke liebe Hilke. Ihr Beitrag aus dem Beaujolais kommt gerade goldrichtig. Fahren heute von der Bresse auf die Terrasse du Beaujolais.
    Bon voyage et bises
    Monique

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