Der Eingang zum Clos Cathala. Foto: Hilke Maunder
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Bettentest: Le Clos Cathala

Im Tal der Ariège besaßen die Ratsherren von Toulouse einst ein stattliches Anwesen: Le Clos Cathala. Géraldine Portoles (Jg. 1974) hat ihre eindrucksvolle Sommerfrische der capitouls in eines der schönsten chambres d’hôtes des Midi verwandelt.

Landsitz in der Natur

Die Zufahrt zum Clos Cathala. Foto: Hilke Maunder
Die Zufahrt zum Clos Cathala. Foto: Hilke Maunder

Das Anwesen versteckt sich inmitten eines 40 Hektar großen Landschaftspark. Hinter dem schmiedeeisernen Tor windet sich die schmale Zufahrt in einigen Serpentinen durch einen alten Eichenwald.

Dann öffnet sich der Blick auf eine weite Wiese, auf der sich majestätisch eine 400 Jahre alte Zeder erhebt. Mitunter lagern in ihrem Schatten die Schafe, die das Gras kurz halten.

Kunst schmückt Haus und Garten. Foto: Hilke Maunder
Kunst schmückt Haus und Garten des Clos Cathala. Foto: Hilke Maunder

Auf der Hügelkuppe erhebt sich das Herrenhaus aus dem  17. Jahrhundert mit heller Fassade und weiß lackierten Fensterläden. Efeu rankt am Haus; große Tonvasen bergen Blumen und Zierblätter.

Einen stillen Frieden strahlt die Maison des Capitouls aus, herausgefallen aus der Zeit. Ein Ort, versteckt und diskret, eingebettet in einer Natur, in der Wildes und Gestaltetes sich zu einem Gesamtkunstwerk vereinen.

Kunst setzt Akzente. Wie der Bogenschütze, der auf dem Rasen vor der Terrasse seine Pfeile in den blauen Himmel schießen will. Am Horizont funkeln die Schneespitzen des Tabe-Massiv und des Pic de Montcalm.

Die <em>Maison des Capitouls</em> zur Gartenseite. Foto: Hilke Maunder
Die Maison des Capitouls zur Gartenseite. Foto: Hilke Maunder

Tierische Gesellschaft

Als die Reifen meines Wagens den Kies der Vorfahrt knirschen lassen, ruft dies einen Esel auf den Plan. „Iiaaah“, lässt das Grautier seinen Ruf erschallen, begleitet vom Geschnatter der Hühne, die im eingemauerten Garten frei umherlaufen. Wer den Landsitz verlässt, kommt an tiefschwarzen Mérens-Pferden vorbei.

Ciboulette, die Eselin des Clos Cathala. Foto: Hilke
Ciboulette, die Eselin des Clos Cathala. Foto: Hilke

Die schwarzen Gebirgspferde aus den Pyrenäen werden in Frankreich auch Le Prince noir (der schwarze Prinz) genannt. Die Heimat der sehr alten Rasse ist das Département Ariège, wo ihr Pferde auch auf prähistorischen Höhlenzeichnungen entdecken könnt.

Die Mérens-Pferde von Géraldine Portoles. Foto: Hilke Maunder
Die Mérens-Pferde von Géraldine Portoles, der Besitzerin des Clos Cathala. Foto: Hilke Maunder

Im gallischen Krieg dienten sie den Kelten als Kriegspferd. Begeistert schwärmte Julius Cäsar vom Anblick dieser Tiere. Später nutzte sie die Napoleonische Armee bei ihrem Rückzug aus Russland. Fast alle Pferde verendeten dabei. Nur die mit Mérens-Pferden bestückte Artillerie kam durch…

Zimmer im Stil von 1900

Viele der Stilmöbel und Antiquitäten hat Géraldine bei Auktionen ersteigert. Foto: Hilke Maunder
Viele der Stilmöbel und Antiquitäten hat Géraldine bei Auktionen ersteigert. Foto: Hilke Maunder

Fünf Zimmer und ein Studio birgt das Herrenhaus. Die Unterkünfte befinden sich alle im ersten Stock. Beim Öffnen der Zimmertür taucht man ein in das Frankreich von 1900 – mit alten Stilmöbeln, Tapeten, Gardinen und Deko im charmanten Flair jener Jahre.

Die Treppe hinauf ins Obergeschoss. Foto: Hilke Maunder
Die Treppe hinauf ins Obergeschoss. Foto: Hilke Maunder

Für aktive Urlauber gibt es ein beheiztes Schwimmbad mit Blick auf die Pyrenäen, einen Tennisplatz im Grünen, eine Fahrradgarage und eine Pferdebox sowie Kinderspiele im Freien.

Der Flur zu den Zimmern. Foto: Hilke Maunder
Der Flur zu den Zimmern. Foto: Hilke Maunder

Wer lieber drinnen im Haus bleibt, findet neben Billard und kleiner Bibliothek auch einen Heimkinosalon mit Großbildschirm für die Unterhaltung. Auf den Nachwuchs wartet ein Spielzimmer.

Géraldine Portoles beherrscht die große Kunst der Gastfreundschaft. Und der Kulinarik. Bei ihren Menüs lässt sich die 48-Jährige von ihren Produzenten inspirieren.

Entschleunigte Gourmetküche

Der Speisesaal des <em>Clos Cathala</em> mit seinem Kamin. Foto: Hilke Maunder
Der Speisesaal des Clos Cathala mit seinem Kamin. Foto: Hilke Maunder
Große Fenster holen die Natur herein. Foto: Hilke Maunder
Große Fenster holen die Natur herein. Foto: Hilke Maunder

Im Winter könnt ihr ihre köstlichen Speisen am flackernden Kamin genießen. Im Sommer könnt ihr im Freien wie bei einem Sonntag auf dem Lande im Gras schlemmen, in einer romantischen Ecke des Gartens oder auf der großen Terrasse mit Blick auf die Küche.

Apéro auf der Terrasse. Foto: Hilke Maunder
Apéro auf der Terrasse. Foto: Hilke Maunder

Dort bereitet Géraldine eine feminine, natürliche Küche zu, die tief verwurzelt ist in den Aromen der Region. Ein junger Mann unterstützt sie bei der Arbeit.

Géraldine in ihrer Küche. Foto: Hilke Maunder
Géraldine in ihrer Küche. Foto: Hilke Maunder

Kommen viele Gäste, hilft Tochter Lisa beim Servieren. Entschleunigung zieht sich wie ein roter Faden durch den Aufenthalt hier. Die Entdeckung der Langsamkeit war für mich das schönste Erlebnis bei meinem Aufenthalt im Clos Cathala. Und die dort gewonnene Ruhe während einer Arbeitsreise wirkt bis heute nach. Merci, Géraldine !

Ein Gruß aus der Küche. Foto: Hilke Maunder
Ein Gruß aus der Küche. Foto: Hilke Maunder

Die Hektik des Alltags hat Géraldine verbannt. Dem schnellen, effizienten Abfertigen von Gästen setzt sie echte Herzlichkeit entgegen, stille Beschaulichkeit – und beste Küche, die bei aller Vorbereitung auch etwas Zeit braucht.

Klassiker des Südwestens: Fois gras. Foto: Hilke Maunder
Klassiker des Südwestens: Foie gras. Foto: Hilke Maunder
Kohlrabi, kreativ befüllt. Foto: Hilke Maunder
Kohlrabi, kreativ befüllt. Foto: Hilke Maunder
Karotte und gefüllte Rinderröllchen. Foto: Hilke Maunder
Der Hauptgang mit weißen Bohnen aus dem Südwesten, Karotte und gefüllte Rinderröllchen. Foto: Hilke Maunder
Nur Käse aus ihrem Département Ariège führt Géraldine auf ihrem Käsewagen. Foto: Hilke Maunder
Nur Käse aus ihrem Département Ariège führt Géraldine auf ihrem Käsewagen. Foto: Hilke Maunder

Le Clos Cathala: meine Wertung

Top

• die Lage: Mitten in der Natur, umgeben von 40 Hektar privater Weiden und Wälder – und doch ganz nah an der Verkehrsachse und den Attraktionen im Tag der Ariège

• eine warmherzige, charmante und sehr kompetente Gastgeberin: Géraldine Portoles (Jg. 1974). Sie hat früher das Hôtel des Remparts in Mirepoix geführt und mit dieser Genussadresse auf dem Lande gemeinsam mit ihrem Partner und ihren vier Kindern einen Lebenstraum erfüllt

• Apéro und abendliches Dîner: Erst ein Getränk und eine kleine Knabberei auf weißen Stühlen im Rasenpark mit Blick auf die Pyrenäen, dann vollendete Marktküche im Speisesaal: echte Glücksmomente!

• Ambiente und Flair des Hauses mit Stilmöbeln und Kunst

Vom Gartenpark eröffnet sich weite Blick auf die Pyrenäen mit dem Tabe-Massiv und dem Pic de Montcalm. Foto: Hilke Maunder
Vom Gartenpark eröffnen sich weite Blicke auf die Pyrenäen mit dem Tabe-Massiv und dem Pic de Montcalm. Foto: Hilke Maunder

Flop

• schwierig fand ich in meinem Zimmer die Wasserhähne im Bad. Sie waren so dicht am Beckenrand, dass selbst Händewaschen kompliziert war.

• in meinem Zimmer gab es neben betagten Steckdosen mit zwei Löchern, wo ich mit etwas Aufwand meine Stecker hineinquetschen konnte, noch alte Stecker mit drei Öffnungen. Da passte nichts. Dies ist aber wirklich auch der einzige Punkt, der mich tatsächlich etwas gestört und gestresst hat. Sonst war alles perfekt!

Le Clos Cathala*

• Lieu dit Cathala, 09000 Saint-Paul-de-Jarrat, Tel. 06 10 16 48 42, www.closcathala.com

Foto: Hilke Maunder
Ganz privat: eine Terrasse des Clos Cathala. Foto: Hilke Maunder

Offenlegung

Bei meinen Recherchen unterstützte mich das regionale französische Fremdenverkehrsamt Ariège Pyrénées Tourisme, das mich für drei Nächte in Le Clos Cathala einquartiert hatte. Dafür sage ich merci und herzlichen Dank. Einfluss auf meine Blogberichte hat dies nicht. Ich berichte subjektiv, wie ich es erlebt habe, mache kein Merchandising und werde erst recht nicht für meine Posts bezahlt.

Foto: Hilke Maunder
Misteln haben diesen Baum einer Pferdeweide im Tal der Ariège beim Clos Cathala erobert. Foto: Hilke Maunder

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Im Blog

Le Clos Cathala liegt südlich von Foix. Die Hauptstadt des Départements Ariège habe ich euch hier vorgestellt.

Reise-Inspirationen für das Département Ariège findet ihr in dieser Kategorie.

Im Buch

Okzitanien abseits GeheimtippsOkzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt an den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.

Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen.

50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker!  Hier* gibt es euren Begleiter.

Le Midi*

Die poule au pot ist eine der 80 echten, authentischen Speisen, die ich bei meiner kulinarischen Landpartie durch den Süden von Frankreich entdeckt habe. Zwischen Arcachon, Hendaye und Menton schaute ich den Köchen dort in die Töpfe, besuchte Bauern, kleine Manufakturen, Winzer und andere lokale Erzeuger.

Gemeinsam mit dem Fotografen Thomas Müller reiste ich wochenlang durch meine Wahlheimat und machte mich auf die Suche nach den besten Rezepten und typischsten Spezialitäten der südfranzösischen Küche. Vereint sind sie auf den 224 Seiten meines Reise-Kochbuchs Le Midi.

Ihr findet darin 80 Rezepte von der Vorspeise bis zum Dessert, Produzentenportaits, Hintergrund zu Wein und Craftbeer, Themenspecials zu Transhumanz und Meer – und viele Tipps, Genuss à la Midi vor Ort zu erleben. Wer mag, kann meine 80 Sehnsuchtsrezepte aus Südfrankreich hier* online bestellen.

Secret Citys Frankreich*

Gemeinsam mit meinem geschätzten Kollegen Klaus Simon stelle ich in diesem Band 60 Orte in Frankreich vor, die echte Perlen abseits des touristischen Mainstreams sind. Le Malzieu in der Lozère, Langogne im Massif Central, aber auch Dax, das den meisten wohl nur als Kurort bekannt ist.

Mit dabei sind auch Sens, eine filmreife Stadt im Norden von Frankreich, und viele andere tolle Destinationen. Frankreich für Kenner  – und Neugierige!

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4 Kommentare

  1. Liebe Hilke Maunder,

    Am Pool lesend und einfach einmal dem süßen Nichtstun frönend, genieße ich das einzigartige Ambiente von „Le Clos de Cathala“ und danke für diesen wunderbaren Tip! Ich freue mich schon auf meinen Aperitif und das zweite Dîner auf der Terrasse heute Abend!
    Mit sehr herzlichem Gruß
    Michaela

  2. Liebe Hilke, ich lese ja jeden Ihrer Beiträge immer wieder sehr gerne und erfahre so viel Interessantes – aber LE CLOS CATHALA hat mich ganz besonders angesprochen – am liebsten würde ich sofort losfahren um die spürbare Ruhe dieser Oase zu genießen!
    Herzlich Grüße aus dem vergleichsweise „lebendigen“ Nizza
    Adèle

    1. Liebe Adèle, hach, wie schön! Das freut mich! Und ja, die besondere Aura dieses Ortes hat auch mich völlig gefangen genommen und begeistert. Viele Grüße nach Nizza! Hilke

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