Blick auf die Rance und den Weinberg von Mont-Garrot. Foto: Berndhard Begne / Region Bretagne (Pressebild)
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Mont Garrot: der erste Weinberg der Bretagne

Mit seinem Gewirr kleiner Gässchen und dem pittoresken Fischerhafen am Ufer der Rance zählt Saint-Suliac zu den schönsten Dörfern Frankreichs.

Hinter dem Badestädtchen erhebt sich der Mont Garrot. Unter diesem Felsvorsprung aus Quarz soll, erzählt der Volksmund, das Grab des Gargantua liegen. Damit er allerdings dort auch hinpasste, sei der legendäre Riese vor seiner Beerdigung siebenmal gefaltet worden.

Der Blick auf Saint-Suliac. Foto: Marine Michel (Pressebild)
Der Blick auf Saint-Suliac. Foto: Marine Michel (Pressebild)

Zur Stadtseite säumt der bislang einzige Weinberg der Bretagne den Mont Garrot. Auf dem 73 Meter hohen Hügel direkt an der Rance hatten bereits im Mittelalter Mönche erste Weinstöcke angepflanzt. Im Jahr 1690 verbot König Ludwig XIV. per Edikt den Weinbau nördlich der Loire. Grund des Verbotes war Hunger. Das Volk brauchte Getreide, um aus dem Mehl Brot zu backen.

Im Jahr 2003 beschlossen 30 Amateurwinzer, diese ungewöhnliche lokale Tradition neu zu beleben. 1.200 Weinstöcke pflanzten die Mitglieder des Weinbauvereins von Garrot inzwischen dort.

Sein Terroir: Quarz, Granit und Schiefer, sein Klima: ozeanisch-frisch. Alles ist Handarbeit dort im Wein – von der taille, dem Rückschnitt im Winter, bis zum Entblättern des Weins und der Ernte. Einzig ein Traktor-Mäher darf zwischen den Spalieren hindurchfahren und das Gras kurz halten.

Die erste Traube: Chenin

Als erste Traube pflanzten sie auf dem 8000 Quadratmeter großen Weinberg die weiße Sorte Chenin. Ein Winzer aus dem Anjou hatte die alte französische Traube empfohlen. Seit dem 9. Jahrhundert wird sie an der Loire angebaut. Ihr Namensgeber ist der Mont Chenin in der Touraine.

Chenin Blanc ist eine empfindliche und späte Rebsorte mit einem hohen Säuregehalt. Sie liefert einen trockenen Weißen, wie er typisch für die Heimat des Beraters aus den Pays de la Loire ist.

240 Liter ernteten sie 2011. Der stolze Alkoholgehalt, 14,5 %vol. Umdrehungen beweist bretonische Power. Humor beweisen die Winzer von Ille-et-Vilaine im Pays Malouins auch bei der Namensnennung ihrer Lage. Appellation Bord d’Eau non controlée verrät das Flaschenetikett.

Rondo bringt Rot

2016 wagten sich die Hobbywinzer auch an Rotwein. Sie wählen dazu eine Traube, die die die damalige Forschungsanstalt Geisenheim 1964 mit der Weiterzüchtung einer ursprünglich tschechischen Kreuzung „erfunden“ hatte: die Rondo. Die Rebsorte, die seit 1997 Sortenschutz genießt, hat besonders in Skandinavien gezeigt, dass Rotwein auch in Nordeuropa gelingt.

Sie reift sehr früh, ist widerstandsfähig gegen Frost und den Falschen Mehltau und erbringt tiefdunkle Rotweine mit Himbeer- und Kirscharomen.

Dank der Rondo-Rebe wurde Dänemark offizielle EU-Weinbaunation, und auch im schwedischen Skåne bringt die Traube kraftvolle, körperreiche Rotweine hervor. Auch Kellermeister Bernard Tardivel ist zufrieden.

Mehr als 300 Flaschen füllt er inzwischen jährlich vom bretonischen Clos de Garo ab. Jede Flasche ist durchnummeriert. Und keine wird kommerzialisiert. Sondern ist der Lohn der Arbeit bei diesem Pilotprojekt, das eine alte Tradition der Bretagne bewahren will.

Info

Clos de Garot

Chemin du Corps de Garde, 35430 Saint-Suliac, https://lesvigneronsdegaro.com

Der Weinberg von Mont-Garrot. Copyright: SMBMSM
Der Weinberg von Mont-Garrot. Copyright: SMBMSM

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4 Kommentare

  1. Hallo Hilke, liebe Dank für den Hinweis.
    Bei Facebook habe ich kein Konto, aber sonst ist bei Google nicht viel zu finden????
    Facebook mag ich nicht. Da muss ich mit meinem Blog leben! Jedenfalls habe ich jetzt auch Frankreich entdeckt, bisher war ich nur in Irland und England und Polen.
    So long
    Horatio

  2. Hervorragender Beitrag, könnte nicht besser sein! Diese Region ist ja besonders schön.
    Schade, sass es kein Forum für Hausboote gibt, bei dem man seine Erfahrungen für die Wasserwege Frankreichs austauschen könnte???

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