
Er war der Wallraff des Absolutismus: Roger de Bussy-Rabutin (18. April 1618 – 9. April 1693). Der geistreiche wie künstlerisch enorm begabte Adlige aus dem Burgund war der Cousin der Marquise von Sévigné.

In der Drôme besuchte er sie auf dem Schloss von Grignan des öfteren bei ihrer Tochter. Bussy-Rabutins Karriere begann, wie damals üblich. Er diente im Regiment seines Vaters und stieg rasch zum Lieutenant Général auf.


Streit mit dem Marschall
Marschall Turenne war der Emporkömmling aus dem Burgund ein Dorn im Auge. Er sorgte dafür, dass der junge Soldat die Armee verlassen musste.
Im Schloss von Bussy-Rabutin im Dörfchen Bussy-le-Grand in der Côte-d’Or hat später Bussy-Rabutin das Portrait des Marschalls so gehängt, dass er ihn von seinem eigenen Portrait in der Galerie nicht sehen kann.

Auch ist Turennes Antlitz nur an drei Seiten gerahmt. ” Il n’est pas cadré ” – im Französischen eine sehr negative Äußerung, der er Ausdruck verliehen hat, ohne es zu sagen.
Skandalwerk des Absolutismus
Nach der Entlassung aus der Armee ging Bussy-Rabutin nach Versailles. Ludwig der XIV. schätzte und mochte den 20 Jahre älteren Adligen, der mit Esprit dort gerne dichtete. Bussy-Rabutin verfasste auch die Histoire amoureuse des Gaules*, einen Insiderroman über die Liebessitten bei Hofe. Hier* könn ihr auf Deutsch bestellen.
Louise de la Vallière, Ludwigs Mätresse seit 1661, war erbost. Vier Jahre lang plante sie ihre Rache. Sie brachte Bussy-Rabutin dazu, ihre das Manuskript zum Lesen zu geben. Heimlich vervielfältigte sie es, ließ es in Holland drucken – und legte es Ludwig als Geschenk aufs Bett.
Der Monarch, sonst vom literarischen Werk Bussy-Rabutins sehr angetan, geriet in Rage. Voller Wut ließ erden noblen Schriftsteller erst 13 Monate lang im Staatskerker Bastille einsitzen, dann auf sein Gut Château Bussy-Rabutin verbannen. Erst nach 17 Jahren – im Alter von 73 Jahren – durfte er wieder in Versailles bei Hofe erscheinen.
Wo Bussy-Rabutin verbannt war
Von der Hauptstraße ist die große Schlossanlage kaum zu sehen, nur die Schieferdächer seiner vier wehrhaften Eckrundtürme ragen hinter den Hügeln und dem Dorf auf. Sie stammen von einer burgähnlichen Anlage, die 1602 die Familie Rabutin erwarb und wohnlich ausbaute im Stil der Renaissance.

Zur Anlage gehören neben dem Schloss ein Gesindehaus, ein Taubenhaus und eine Kapelle aus dem 17. Jahrhundert. Das Schloss, heute als Monument National im Staatsbesitz, umgibt ein herrlicher Park.

Zur rückwärtigen Seite ist er als Barockgarten im Stil von André Le Nôtre, dem Landschaftsarchitekten und Gärtner des Sonnenkönigs, gestaltet. Seitlich geht der Garten in einen Landschaftspark im englischen Stil sowie die Gutsbereiche über, die das Schloss versorgten.


Gemalte Zeitgeschichte

Im Innern sind nur wenige Räume zugänglich, doch die sind wahre Juwelen. Zwischen Balkendecke und Parkettboden bergen sie 300 Bilder, die mit Devisen, Sinnsprüchen, Zitaten und Bussy-Rabutins eigenen Lebensweisheiten versehen sind.

Im Saal des Feldherren hängen 65 Militär-VIPs seiner Zeit, im Privatzimmer lauter Frauen. Nein, nicht seine Musen, sondern Frauen der Familie und Freunde. Auch die Marquise von Sévigné könnt ihr dort entdecken.



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