In Les Saintes Maries-de-la-Mer könnt ihr dem Klerus aiufs Dachs steigen - auf der Église Notre Dame de la Mer. Foto: Hilke Maunder

Postkarte aus … Saintes-Maries-de-la-Mer

In einem alten Wallfahrtsort an der Mündung der Rhône ins Mittelmeer stieg ich dem Klerus aufs Dach und genoss den wohl schönsten Panoramablick auf die Stadt, die Küste und die Weiden und Salzwiesen der Camargue. Wo es war? In Saintes-Maries-de-la-Mer!

Wallfahrtsort der schwarzen Sara

Auf dem Dach von Notre-Dame de la Mer. Foto: Hilke Maunder
Auf dem Dach von Notre-Dame de la Mer. Foto: Hilke Maunder

Das Zentrum der Stadt, heute von einem Ring von Ferienhäusern umgeben, dominiert bis heute die Wehrkirche Notre-Dame de la Mer aus dem 11./12. Jahrhundert. 1448  wurden in dem wehrhaften Gotteshaus die (angeblichen) Reliquien der beiden Heiligen Marie Jacobé und Marie Salomé entdeckt.

Zu  ihren Ehren pilgern Roma, Sinti, Manuschen und Jenische alljährlich am 24. Mai nach Les-Saintes-Maries-de-la-Mer. Sie verehren dann gemeinsam die schwarze Sara als ihre Schutzheilige.

Die Segnung der schwarzen Sara

Die schwarze Sara. Foto: Hilke Maunder
Die schwarze Sara. Foto: Hilke Maunder

Die Dienerin hatte Marie-Jacobé, die Schwester der Muttergottes, und Marie-Salomé, die Mutter von Johannes dem Täufer, bei ihrer Flucht aus dem Heiligen Land begleitet und war mit den beiden Frauen in einer ruderlosen Barke im Gebiet des heute Ortes Les Saintes-Maries-de-la-Mer an Land gespült worden.

Für die Prozession wird die mit Schmuck übersäte Statue der heiligen Sara aus der Krypta der Wehrkirche geholt. Begleitet von festlich geschmückten Reitern auf weißen Camargue-Pferden, wird die Reliquie feierlich ins Meer getragen und mit Wasser benetzt.

Auf dem Rückweg zur Kirche begleiten Beifalls- und Jubelrufe, Musik und Glockengeläut die Prozession. Und danach wird gefeiert!

Der Blick vom Kirchturm auf Les Saintes Maries-de-la-Mer, Altstadt, Notre-Dame de la Mer. Foto: Hilke Maunder
Der Blick vom Kirchturm auf Saintes-Maries-de-la-Mer. Foto: Hilke Maunder
Noch ein Kirchturmblick auf Les Saintes Maries-de-la-Mer vom Dach der Liebfrauenkirche. Foto: Hilke Maunder
Noch ein Kirchturmblick auf Les Saintes Maries-de-la-Mer vom Dach der Liebfrauenkirche. Foto: Hilke Maunder

Die Altstadt

Rund um die Kirche erstreckt sich ein Gassengewirr mit alten, weiß gekalkten Häusern mit hellblauen Fensterläden und unzä-hligen Souvenirshops. Die Häuser wurden einst jährlich frisch gekalkt, um Insekten – und vor allem Mücken – abzuhalten. Hier findet ihr auch das Stadtmuseum, das archäologische Funde, Gemälde und Skulpture aus der Camargue ausstellt.

Zu den bekanntesten Fundstücken des Museums gehören die Büste der 20.000 Jahre alte alte Kalksteinbüste der Venus von Saintes-Maries-de-la-Mer, die als eines der schönsten Beispiele prähistorischer Kunst in Frankreich gilt. Ebenfalls hier zu sehen ist ein Silberschatz aus dem 4. Jahrhundert n. Chr., der 1929 in Saint-Rémy en Provence entdeckt wurde und aus 2.000 römischen Münzen und Schmuck besteht.

Im Sommer tanzen ab und an Trachtengruppen unter freiem Himmel in der Altstadt von Saintes-Maries-de-la-Mer – wie diese Arlésiennes. Foto: Hilke Maunder
Im Sommer tanzen ab und an Trachtengruppen unter freiem Himmel in der Altstadt von Saintes-Maries-de-la-Mer – wie diese Arlésiennes. Foto: Hilke Maunder

Stolz ist das Museum auch auf seine Sammlung von Votivtafeln aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die von Seeleuten gestiftet wurden, die in Seenot gerieten und gerettet wurden. Wer sich für Kunst interessiyert, sollte sich auch die Gemälde des provenzalischen Malers Étienne Terrus (1857-1922), der für seine Landschaftsmalerei bekannt ist.

Im Espace Baroncelli könnt ihr das Leben des Marquis de Folco de Baroncelli, einer berühmten Persönlichkeit aus der Camargue, der sich sehr stark für das lokale Ere engagierte – als Autor wie als manadier, Stierzüchter.
• 6, avenue Théodore Aubanel, 13460 Saintes-Maries-de-la-Mer,

Die Stierkampfarena

Die Arena von Saintes-Maries-de-la-Mer. Foto: Hilke Maunder
Die Arena von Saintes-Maries-de-la-Mer. Foto: Hilke Maunder

Richtung Küste kommt ihr zur Arena, in der bis heute Stierkämpfe abgehalten werden. Auf dem Programm stehen keine spanischen corridas, bei denen der Stier getötet wird, sondern die courses camarguaises.

Bei diesem Wettkampf, auch course de concarde genannt, müssen die raseteurs dem Stier in einer bestimmten Reihenfolge mit einer Kralle drei Attribute zwischen den  Hörnern entnehmen.

Je öfter der Stier diesen Zweikampf gewinnt, desto berühmter wird er. Vor den Arenen werden zwei dieser tierischen Helden verehrt. Besonders der Stier Garlan ist bis heute in der Camargue berühmt.

Der Stier Garlan. Foto: Hilke Maunder
Der Stier Garlan. Foto: Hilke Maunder

Die Künstler von Saintes-Maries-de-la-Mer

Saintes-Maries-de-la-Mer lockte schon früh die Künstler. Pablo Picasso verbrachte den Sommer 1912 in Les Saintes-Maries-de-la-Mer und malte dort berühmte Werke, wie z. B. „Die Zigeuner“.

Zu den Freunden von Picasso gehört  Ernest Hemingway. ,Er schrieb über seine Zeit in der Stadt in seinem Roman „Fiesta“. Auch Brigitte Bardot könnt ihr in Les Saintes-Maries-de-la-Mer begegnen. Die frühere Schauspielerin und heutige Tierschützerin engagiert sich hier für den Schutz der Wildpferde in der Camargue.

Der Hafen

Der Hafen von Saintes-Maries-de-la-Mer. Foto: Hilke Maunder
Der Hafen von Saintes-Maries-de-la-Mer. Foto: Hilke Maunder

Erst 1968 wurde der Hafen von Saintes-Maries-de-la-Mer gebaut. Der zehn Hektar große Port Gardian wird noch immer für die Fischerei genutzt. Etwa 50 Berufsfischer fahren hier mit ihren Booten hinaus auf das Mittelmeer, verkaufen ihren Fang im Hafen oder beliefert mit Dorade, Sardine und Seafood die umliegenden Restaurants.

Im Hafen von Saintes Maries-de-la-Mer starten Bootsausflüge entlang der Camargue-Küste. Foto: Hilke Maunder

Für Freizeitskipper bietet der Port Gardian 300 Liegeplätze für Jachten bis zu 17 Meter Länge, WLAN und sanitäre Einrichtungen. Im Hafen sind auch eine Handvoll Ausflugsschiffe vertäut. Sie bieten während der Saison Fahrten entlang der Camargueküste und zur Île de la Camargue an, einer  kleine Insel vor der Küste von Saintes-Maries-de-la-Mer. Sie ist ein Naturschutzgebiet und beherbergt eine Vielzahl von Vögeln, darunter Flamingos, Reiher und Kormorane.

Ein Angler im Hafen von Saintes Maries-de-la-Mer. Foto: Hilke Maunder

Der Strand

Der Urlaubsmagnet von Saintes-Maries-de-la-Mer  ist jedoch sein Strand. Er ist insgesamt rund 20 Kilometer lang und in mehrere Strandabschnitte unterteilt. Den Der Hauptstrand liegt direkt im Zentrum von Saintes-Maries-de-la-Mer und bietet alle notwendigen Annehmlichkeiten wie Duschen, Toiletten und Restaurants. Während der Saison überwachen ihn Lebensretter.

Der Farniente-Strand liegt westlich von Saintes-Maries-de-la-Mer und ist besonders bei Familien beliebt, weil er  flach abfällt und recht ruhiges Wasser hat. Surfer und Kitesurfer zieht es Richtung Osten hin zur deutlich wilderer Plage Beauduc.

Nur wenige Schritte trennen Hafen und Strand. Foto: Hilke Maunder
Nur wenige Schritte trennen Hafen und Strand. Foto: Hilke Maunder

Saintes-Maries-de-la-Mer: meine Reiseinfos

Schlemmen und genießen

Domaine de Montcalm

Neben Wein stellt die Domaine de Montcalm auch drei verschiedene Reis-Biere her. La Blonde ist ein klares, goldenes Bier mit reichen Getreide-, Blumen- und Honigaromen und cremiger Textur. Das erfrischende Rotbier Ambrée entfaltet neben malzigen Noten einen Hauch von Haselnüssen und Lakritze. Die Bière Riz Noir ist ein dunkles Bier mit Tabak- und Schokoladennoten.
• 30600 Vauvert, Tel. 04 66 73 51 52, https://domainedemontcalm.com

Craftbier der Camargue. Montcalm. Foto: Hilke Maunder
Craftbier der Camargue. Montcalm. Foto: Hilke Maunder

La Table de Marius

Das Hotelrestaurant vom Mas de la Fouque gilt als eines der besten Restaurants der Stadt. Küchenchef Mathieu Carayon steht seit 2014 am Herd und prägt die Speisekarte mit seiner kreativen und innovativen Küche.

Carayon verwendet frische, saisonale Zutaten aus der Region und kreiert daraus raffinierte Gerichte, die die Aromen der Camargue widerspiegeln. Seine Speisekarte wechselt zwar regelmäßig, doch die berühmten Klassiker dürfen einfach nicht fehlen. Dazu gehören gegrillte Garnelen mit Pastis-Risotto, Lammkeule mit Rosmarinkartoffeln und Thymianjus und Tarte Tatin mit Calvados-Eiscreme.
• D38 Route du Petit, 13460 Saintes-Maries-de-la-Mer, Tel. 07 87 67 75 41

Schlafen


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Leihpferde für Ausritte gibt es reichlich in Saintes-Maries-de-la-Mer. Foto: Hilke Maunder
Leihpferde für Ausritte gibt es reichlich in Saintes-Maries-de-la-Mer. Foto: Hilke Maunder

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6 Kommentare

  1. Hallo und vielen Dank für Ihre tollen Infos. Wir fahren am 15.09. mit Zwischenstopp in Bresancon in die Provence. Wir werden dann auch mal die Treppenstufen der Kirche testen.
    Ich freue mich über jede neue Mail, natürlich auch über die aktuellen Corona Maßnahmen. Wir sind in diesem Jahr schon in Nordfrankreich, Normandie, Bretagne, Loire Tal und dann über die Champagne wieder zurück gefahren.
    Die Infos aus Ihrem Block ersetzen so manchen Reiseführer. Einfach perfekt!

  2. Bonjour Hilke!
    Sind die Wendeltreppenstufen zum Kirchendach inzwischen ausgebessert oder immer noch so knapp, ausgetreten und weitgehend im Dunkeln ohne festen Handlauf??? Rauf und erst recht runter war daaamals schon sehr unangenehm.
    Deine Fotos lassen mich den grossartigen Blick wieder geniessen: DANKE!

    1. Hallo Hanns, die Kirchenstufen… ich mag ja so alte, ausgetretene Treppen… Und ja, der Blickl ist wirklich traumhaft vom Dach! Musste danach auch gleich in Mailand ebenfalls das Kirchendach besteigen, so gut gefiel es mir in Saintes-Maries! Bises, Hilke

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