Wilde Naturklippe der Nordbretagne: das Cap Fréhel. Foto: Hilke Maunder
| | |

Am Cap Fréhel unterwegs auf der GR 34

Das Cap Fréhel ist das Juwel der Nordbretagne – wild, weit und überaus filmreif! Doch kommt unbedingt außerhalb der Hauptsaison. Nur dann ist es dort noch wirklich wild und ursprünglich. Tosend umspült die Brandung die schroffen, bis zu 70 Meter hohen Klippen aus rotem Sandstein und schwarzem Schiefer.

Weit schweift der Blick über den  schiert endlosen Atlantik, bleibt an einem, heimkehrenden Fischerboot heften, erfreut sich an glitzernden Sonnenstrahlen, die auf den Wogen tanzen, verliert sich in der Ferne a Horizomnt und lässt träumen. Aquamarin bis Nachtblau leuchtet das Meer.

Auf den ausgewaschenen Felsen der Klippenküste nisten zahlreiche Vögel. Foto: Hilke Maunder
Auf den ausgewaschenen Felsen der Klippenküste nisten zahlreiche Vögel. Foto: Hilke Maunder

Die frische Meeresbrise, die von den Wellen getragen wird, erfüllt die Luft mit einer salzigen Reinheit, die die Sinne belebt.  Kormorane, Austernfischer, Seemöwen und andere Seevögel nisten in den Felswänden der Grande Fauconnière und Petite Fauconnière. Stechginster und Heide bedecken das Land.

Narzissen, Nelken und Wildhyazinthen leuchten aus dem Gelb und Lila. Das Cap Fréhel gehört für mich zu den landschaftlichen Höhepunkten der Bretagne – und ist nicht nur ein Ort, um die Natur zu bewundern, sondern auch, um sie intensiv zu erleben.

Auf den ausgewaschenen Felsen der Klippenküste nisten zahlreiche Vögel. Foto: Hilke Maunder
Auf den ausgewaschenen Felsen der Klippenküste nisten zahlreiche Vögel. Foto: Hilke Maunder

Vaubans Erbe

Auf dem windigen Felskap errichtete Vauban in den Jahren 1701/2 den alten Leuchtturm. Der Festungsbaumeister von Ludwig XIV., dessen Wehrbauten zum Welterbe gehören , kaufte dazu zum Preis von 7090 Livres (andere Quellen: 6 890) Steine von den normannischen Îles Chausey. Dem Leuchtturmwärter wurde ein Jahreslohn von 200 Livres gewährt.

1821 revolutionierte der französische Physiker und Wellenforscher Fresnel am Cap Fréhel die Signaltechnik. 60 drehbare Parabollinsen reflektierten fortan das Licht der Rapsöllaternen. Das erste Intervall-Rotationsfeuer war erfunden.

Ein Kap, zwei Leuchttürme

Ein Kap, zwei Leuchttürme: Cap Fréhel. Foto: Hilke Maunder
Ein Kap, zwei Leuchttürme: Cap Fréhel. Foto: Hilke Maunder

1946-50 wurde ein zweites, 33 Meter hohes Leuchtfeuer erbaut, das im Sommer auch bestiegen werden kann. Doch auch von den Klippen ist die Fernsicht fantastisch.

Im Westen seht ihr die Île de Bréhat, im Norden die britische Kanalinsel Jersey sowie die normannische Cotentin-Halbinsel, im Nordosten der Chausey-Archipel und die Stadt Granville im Nordosten. 400 Meter weiter sendet eine Sirene bei Nebel jede Minute eine Zweitongruppe.

Der Leuchtturm von Cap Fréhel. Foto: Hilke Maunder
Der Leuchtturm von Cap Fréhel. Foto: Hilke Maunder

Kinoreifes Kap

Im Januar 2011 rückte Jalil Lespert mit seiner Filmcrew an, um den Roman Des vents contraires(Gegenwind) zu verfilmen. Olivier Adams Werk hatte beim Erscheinen 2009 selbst für Wirbel gesorgt.

Die ergreifende Geschichte erzählt vom Schicksal eines Mannes, der von seiner Frau verlassen wurde. Mit seinen zwei Kindern zieht er zurück in seine Geburtsstadt Saint-Malo und baut an der Smaragdküste ein neues Leben auf.

Drei Tage lang drehte Lespert am Cap Fréhel und im Dörfchen Plévenon, das seitdem auf klingelnde Kassen durch Film-Fans hofft. Für die Hauptrollen suchte Lespert Benoît Magimel, Marie-Ange Casta und Isabelle Carréaus aus.

Die Stars schätzten besonders die Bar-Tabac-Crêperie La Madrine. Das Lokal war während der Drehtage ihr Treffpunkt.

Am kleinen Leuchtturm angebracht: die Sammelbox für die Seenotrettung. Foto: Hilke Maunder
Am kleinen Leuchtturm angebracht: die Sammelbox für die Seenotrettung. Foto: Hilke Maunder

Brigitte Bardot am Cap Fréhel

Starrummel am Cap Fréhel gab es bereits 1970, als Brigitte Bardot (Agnès) in Les Novices* (Die Novizinnen) den Badeausflug des Ordens nutzte, um dem klösterlichen Leben den Rücken zuzukehren. Mit der Hilfe der lebenslustigen Prostituierten Lisa (Annie Girardot) geht sie stattdessen im Pariser Rotlichtmilieu dem ältesten Gewerbe der Welt nach.

Doch am Ende siegt die Moral. Regisseur Guy Casaril lässt Agnès als hoffnungslosen Fall wieder ins Kloster zurückkehren und die Straßendirne ihre Profession aufgeben.

Roter Fels, blaues Meer: Die Farben des Cap Fréhel. Foto: Hilke Maunder
Roter Fels, blaues Meer: Die Farben des Cap Fréhel. Foto: Hilke Maunder

Der alte Weg der Zöllner

Die Felsspitze des Cap Fréhel liegt an einem der schönsten Wanderwege der Bretagne: der Grande Randonnée GR 34. Der Küstenweg schlängelt sich durch duftende Heidekrautfelder und einen dichten Teppich von Vegetation. der im Laufe der Jahreszeiten seine Farbe von Grün über Gelb bis nach Violettrosa verändert. Sanfte Hügel und steilen Klippen eröffnen immer wieder neue Aussichten, die geradezu berauchschen.

Auf diesem Saumpfad hoch über dem Meer patrouillierten einst Zöllner. Die Zöllnerwege wurden in der Französischen Revolution von der Zollbehörde angelegt und dienten zur Überwachung der Küsten und zum Schutz vor Schmugglern und Strandräubern, die im Dunkel der Nacht auf Grund gelaufene Schiffe ausplünderten. Die bretonischen Küsten waren aufgrund ihrer zerklüfteten Formen und ihrer Länge ein idealer Anlegeplatz für Schmugglerschiffe.

Des Nachts brachten sie dort illegal Waren aller Art an Land. So spähten bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, Tag und Nacht und bei jedem Wetter, regelmäßig Zöllner auf den schmalen Pfaden entlang der Küste nach verbotenen Schiffsentladungen.

Heute stehen diese Sentiers des Douaniers unter Naturschutz und bilden als GR 34 den längsten Weitwanderweg der Bretagne. Er beginnt im Norden am normannischen Mont-Saint-Michel und endet nach mehr als 2000 Kilometern in Saint-Nazaire.

Côtes d'Armor: Ein Fischer fährt hinaus zum Fang. Foto: Hilke Maunder
Ein Fischer fährt hinaus zum Fang. Foto: Hilke Maunder

Auf seinem Weg umrundet er stürmische Kaps und weite Halbmondbuchten, Hinkelsteine und Heideflächen, Fischerdörfer, Fachwerkstädtchen, Malerkolonien und berühmte Seebäder.

Die Krokodil-Bucht

Wer dem Weitwanderweg GR 34 vom Cap Frehel gen Westen folgt, erreicht die Anse du Croc, einen drei Kilometer langen Küstenstreifen mit feinstem Sand, Sanddünen, Pinien und Krüppelkiefern beim kleinen Örtchen Pléhérel-Plage.

Im Westen schirmt die Steilküste mit der Kapelle von Vieux-Bourg die Halbmondbucht ab, die sich gen Westen bis zum Strand von Les Grèves d’en Bas erstreckt. In der Hauptsaison Juli/August überwachen Bademeister den Strand.

Ebenfalls am GR 34: die Anse du Croc bei Cap Fréhel. Foto: Hilke Maunder
An der GR 34: die Anse du Croc bei Cap Fréhel. Foto: Hilke Maunder

Noch weiter gen Westen erreicht ihr einen der eindrucksvollsten Abschnitten an der GR 34: die wilde Kulisse der aufgetürmten  Granitfelsen an der Nordküste.

Ein kleines Haus, eingeklemmt zwischen zwei imposanten Felsen, wurde zum Wahrzeichen der Côte de Granit rose. Allerdings schimmern die Steine der rosa Granitküste nur bei bestimmtem Licht leuchtend rot und rosa, sonst eher gelblich, grau oder blau.

Wahrzeichen der Côte du Granite Rose: das eingeklemmte Häuschen. Copyright: CRTB/Jacqueline Piriou.
Wahrzeichen der Côte du Granite Rose: das eingeklemmte Häuschen. Copyright: CRTB/Jacqueline Piriou.

Seit mehreren Hundert Millionen Jahren schützen die Monolithe und Felsgruppen das Festland vor der anbrandenden See. Wind und Wasser, Salz und pflanzliche Säuren formen seitdem das Steingebirge, polieren die Felsen und schaffen die sonderbarsten Skulpturen aus Stein.

Fantasievoll belegten die Bretonen sie mit Namen: ein Pfannkuchen-Stapel (tas de crêpes), Schildkröten (tortues) und sogar eine Hexe (sorcière) erheben sich im Chaos, dem Felsenmeer von Trégastel.

Die malerische Küste war oft Kulisse für großes Kino. An der rosa Granitküste entstand der in Frankreich bekannte Film L’Hôtel de la plage mit Anne Parilaud. Vorbild war das Grand Hôtel des Bains von Locquirec.

Der Strand von Saint-Guirec. Copyright: CRTB/Jacqueline Piriou (Pressefoto)
Der Strand von Saint-Guirec. Copyright: CRTB/Jacqueline Piriou (Pressefoto)

Vom Cap Fréhel nach Osten zum Fort la Latte

Wandert ihr vom Cap Fréhel gen Osten, erreicht ihr nach rund anderthalb Stunden auf der GR 34 das Fort la Latte. Ihr lauft auf kargen Klippen aus rotbraunem Sandstein hoch über dem dunklen, oft aufgewühlten Meer immer entlang an niedrigem Busch, in dem im Frühjahr der Ginster gelb leuchtet.

Schier uneinnehmbar thront die gut erhaltene Burg aus dem 13. Jahrhundert auf einer schmalen Landzunge am Eingang der Baye de la Fresnaye. Vom Bergfried und Wehrgang genießt ihr ein unvergleichliches Panorama auf die Côte d’Eméraude. Zugang zur Burg gewähren zwei Zugbrücken, die Felsspalten überwinden.

Eingebettet in wildes Grün und gelb blühenden Ginster: das Fort La Latte an der GR 34. Foto: Hilke Maunder
Eingebettet in wildes Grün und gelb blühenden Ginster: das Fort La Latte an der GR 34. Foto: Hilke Maunder

Drehort für Hollywood

Die Dramatik der Lage und Architektur begeisterten auch den US-amerikanischen Regisseur Richard Fleischer. 1957 wählte er die Burg als Kulisse für den seinerzeit teuersten und farbenprächtigsten Abenteuerfilm in Hollywoods Geschichte: Die Wikinger. Mit Plakaten ließ er in der Bevölkerung Komparsen suchen – „große, kräftige Männer mit Bart!“

Als Hauptdarsteller flog Fleischer Hollywoods Dream-Team ein – Kirk Douglas (Einar) und Tony Curtis (Erik). Als die beiden Halbbrüder sich in Janet Leigh (Prinzessin Morgana) verlieben, wandelt sich Freundschaft in Hass. Im wahren Leben jedoch waren Curtis und Leigh bereits seit sechs Jahren ein Paar.

Das Fort La Latte am Cap Fréhel. Foto: Hilke Maunder
Das Fort La Latte am Cap Fréhel. Foto: Hilke Maunder

Kämpfende königstreue Katholiken

1988 macht Philippe de Broca das Fort zum Schauplatz seines pompösen Historiendramas Chouans– Revolution und Leidenschaft, das in den Revolutionswirren des Jahres 1793 spielt.

Während in Paris die Republik regiert, bekämpfen sich in der Bretagne die revolutionären „Blauen“ und die königlichen „Weißen“, die Chouans. Der Riss geht mitten durch die Familie des Grafen de Kerfadec (Philippe Noiret).

Sein leiblicher Sohn Aurèle (Stéphane Freiss) wird zum Anführer der Chouans, sein Stiefsohn Tarquin (Lambert Wilson) stellt sich auf die Seite der Republikaner. Und wiederum ist es eine Frau, die den Streit eskalieren lässt: Céline (Sophie Marceau).

Keltischer Liebesmythos

Nicht minder monumental war die Produktion, die SAT 1 im Jahr 1999 für die deutschen Fernsehzuschauer auf dem Fort la Latte realisierte: Tristan und Isolde – Eine Liebe für die Ewigkeit. Doch das zweiteilige Fantasy-Epos mit 140 Darstellern, Komparsen und Pferden kam beim Publikum nur mäßig an – trotz der Zugpferde Ralf Bauer, Joachim Fuchsberger und Lea Bosco.

Privatburg ohne Strom und Wasser

Das Fort La Latte ist an drei Seiten von Wasser umgeben. Foto: Hilke Maunder
Das Fort La Latte ist an drei Seiten von Wasser umgeben. Foto: Hilke Maunder

An drei Seiten von Wasser umgeben, soll bereits im 10. Jahrhundert eine Burg über der Bucht gethront haben.  Der heutige Bau geht im Kern auf eine von den Herren Goyon-Matignon im 13./14. Jahrhundert erbaute Anlage zurück, die unter Ludwig XIV. zu einer Festung ausgebaut wurde. In die hohen Mauern kamen Kanonenbatterien.

In den Bergfried aus rosa Granit zogen Wachen ein, die die Schiffe aus Saint-Malo vor Angriffen der Holländer und Engländer schützen sollten. Ihr Ausguck war die Tour de l’Echauguette – bis heute beeindruckend!

Seit 1931 ist das Fort Privatbesitz, kann aber von April bis September besichtigt werden. Und da erfahre ich dann, dass es für die Burgherren bis heute keinen elektrischen Strom oder warmes Wasser gibt.

Auf den Weiden jenseits des Fort La Latte grasen Ziegen. Aus ihrer Milch entsteht ganz handwerklich köstlicher Käse. Foto: Hilke Maunder
Auf den Weiden jenseits des Fort La Latte grasen Ziegen. Aus ihrer Milch entsteht ganz handwerklich köstlicher Käse. Foto: Hilke Maunder

Gefällt Dir der Beitrag? Dann sag merci mit einem virtuellen Trinkgeld.
Denn nervige Banner oder sonstige Werbung sind für mich tabu.
Ich setze auf Follower Power. So, wie Wikipedia das freie Wissen finanziert.

Unterstütze den Blog! Per Banküberweisung. Oder via PayPal.

Weiterlesen

Im Blog

Mehr über die Nordbretagne steht hier.

Côtes-d’Armor: Bretonisches Klippen-Glück

Ganz begeistert von der Bretagne war auch Claude Chabrol. Mehr über ihn und seine Filme erfährst du hier.

Claude Chabrol und die Bretagne

Welche Filme sonst noch in der Bretagne, oder anderenorts in Frankreich gedreht wurden, verrät die staatliche Filmförderung Film France auf ihrer Webseite.

Im Buch

Roadtrips FrankreichRoadtrips Frankreich*

Das zweite gemeinsame Werk mit Klaus Simon stellt euch die schönsten Traumstraßen zwischen Normandie und Côte d’Azur vor. 14 Strecken sind es – berühmte wie die Route Napoléon durch die Alpen oder die Route des Cols durch die Pyrenäen, aber auch echte Entdeckerreisen wie die Rundtour durch meine Wahlheimat, dem Fenouillèdes.

Von der Normandie zur Auvergne, vom Baskenland hin zu den Stränden der Bretagne und dem wunderschönen Loiretal laden unsere Tourenpläne ein, Frankreich mobil zu entdecken – per Motorrad, im Auto, Caravan oder Wohnmobil. Hier* gibt es das Fahrtenbuch für Frankreich!

 * Durch den Kauf über den Partner-Link, den ein Sternchen markiert, kannst Du diesen Blog unterstützen und werbefrei halten. Für Dich entstehen keine Mehrkosten. Ganz herzlichen Dank – merci !

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert