
Die Cité von Carcassonne ist weltberühmt. Aber die eigentliche Stadt am Fuße des Burghügels entdecken nur die wenigsten der Touristen, die zur imposanten Festung hinauf pilgern. Schade, findet Caroline Ducasse, und hat mir diesen Gastbeitrag über ihre Heimatstadt geschickt.
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Meine Heimat : Carcassonne
“Was? Du kommst aus Carcassonne? Was für ein Glück!” Ich muss diese Kommentare schon ein Dutzend Mal gehört haben. Nach einigen Jahren im Ausland sehe ich meine Heimatstadt mit neuen Augen.
Die Cité von Carcassonne gehört als Welterbe der UNESCO zwar zum Pflichtprogramm der Touristen, bildet aber nicht das Herz der Stadt.
Die Einheimischen bevorzugen die Unterstadt, in der es selbst im Sommer viel ruhiger zugeht als oben auf der Burg. Lebenswert und nicht weit vom Mittelmeer und den Pyrenäen entfernt, möchte ich euch hier ein paar Tipps geben, meinen Heimatort zu entdecken.
Spaziergänge
La Ville Basse (die Unterstadt)
Wenn ihr den Besuchermassen der Cité entfliehen folgt, geht die rue Trivalle hinab, überquert auf der Pont Vieux die Aude und folgt dem Wegweiser “centre ville” hin zum Square Gambetta oder dem Portal der Jakobiner.
Die Innenstadt, auch Bastide Saint-Louis genannt, sieht aus wie ein riesiges Schachbrett mit geraden Straßen, die Stadtvillen aus dem 18. und 19. Jahrhundert säumen. Die Fassaden sind zwar mitunter reichlich Patina angesetzt, und der Bauzustand mancher Häuser lässt zu wünschen übrig, aber das soll euch nicht hinter, euch im Labyrinth der Straßen und Gassen einfach treiben zu lassen. Ihr werden sicherlich tolle Dinge entdecken!
Der Canal du Midi
Von Pierre-Paul Riquet angelegt, ist der Canal du Midi der zweite große Besuchermagnet von Carcassonne. Viele Hausbootkapitäne legen an seinen Kais an, um die Cité zu entdecken. Als Kind nahm mich meine Mutter oft zu Spaziergängen am Kanal mit. Heute liebe ich es, mit meiner Familie auf dem Rad den Kanal zu entdecken. Auf den Treidelpfaden, die den Kanal säumen, könnt ihr ihm abseits des Verkehrs folgen und die Landschaften rings um Carcassonne entdecken. Leihräder gibt es gegenüber des Bahnhofs, http://carcassonne.generation-vtt.com. Schaut euch auch einmal die Fassade des Hôtel Terminus an – wunderschön erhalten aus der Belle Époque.
Mein Tipp für Jogger
Am Ufer der Aude, die meinem Département den Namen gab, könnt ihr vom Pont Vieux, bis zur Pont Garigliano dem Fluss folgen und durch die Weingärten und auf der Rückseite des Campingplatzes zurück zur Cité laufen. Folgt einfach den anderen Joggern – diese Laufstrecke ist ein Klassiker der Carcassonnais. Schön ist auch eine Runde um den Lac de la Cavayère oder auf den Treidelpfaden am Canal du Midi zu laufen.
Essen gehen
Le Jardin en Ville
Lasst euch nicht abschrecken: Das kleine Restaurant versteckt sich mitten in einer modernen Wohnanlage. Die Lage ist nicht gerade schön, das Restaurant dafür umso mehr. Es residiert in einem einstigen Gemüsehof, der innen als Industrie-Loft im Stil der 1950er -Jahre eingerichtet wurde und regelmäßig Ausstellungen zeigt – gerade jetzt könnt ihr dort Garth Bowden bewundern. Im Sommer ist die Terrasse ein herrliches Fleckchen Erde. Le Jardin en Ville ist ohne Zweifel einer meiner Lieblingsplätze!
• 5, rue des Framboisiers, Tel. 04 68 47 80 91, www.lejardinenville.fr
Bourdasso
Eine italienische Familie hat vor kurzem in Pradelles-en-Val in den Corbières, nur wenige Kilometer außerhalb von Carcassonne, eine Domaine gekauft und dort dieses Restaurant eröffnet, das in der Küche nur Bio-Produkte verarbeitet. Eduardo, der Sohn der Familie, züchtet Büffel, um selbst einen richtigen Büffelmozzarella vor Ort herzustellen.
• Domaine de La Bourdasse, Bourdasso, 11220 Pradelles-en-Val, Tel. 04 68 78 08 31, www.bourdasso.com
Ausgehen
Festival de la Cité
Konzerte, Opern, klassische Musik und Tanz: Im Sommer ist die Cité die Bühne für eine traumhaft schönes Freiluftfestival in einer ganz besonderen Atmosphäre. Auch als Einheimische liebe ich diese Veranstaltung, und mische mich unter die Gäste aus aller Welt. Die Tickets könnt ihr direkt auf der Webseite des Festivals kaufen, wo das Programm jeweils zum Jahresende veröffentlicht wird.
• www.festivaldecarcassonne.fr
Bar à Vins
Die “bar à vins” ist einer der wenigen Orte in der mittelalterlichen Cité, wo man des Sommers auch Einheimische trifft. Die Weinbar ist urgemütlich, sympathisch und schön schattig. Ich liebe es, hier mit meinen Freunden ein Glas Wein zu trinken und Tapas zu genießen.
• www.lebaravins.fr
Shopping
Die schönsten Geschäfte findet ihr rund um die Place Carnot – und besonders in den beiden Straßen rue de Verdun und rue Chartran. Meine Lieblingsgeschäfte sind…
La ferme – Epicerie fine
An der Ecke rue de Verdun und rue Chartran ist in einen ehemaligen Stoffhandel dieser tolle Geschäft gezogen. Hier findet ihr Delikatessen aus der Region und andere typisch französische Schlemmereien, die jeden Gourmet befriedigen. Und wer noch ein Mitbringsel oder Souvenir sucht, sollte die Treppe hinaufsteigen – das Obergeschoss ist ebenfalls ein wahres Paradies!
• www.laferme-carcassonne.fr
La Compagnie Française
Solch einen Laden gibt es heute kaum noch. Das Geschäft, das Ende des 19. Jahrhunderts gegründet wurde, hat seinen wundervollen Charme von einst auch heute bewahrt – mit seiner Metallkonstruktion von Eiffel, dem alten Tresen und der nostalgischen Kasse. Marie-Jo und ihr Team verkaufen hier Haus- und Tischwäsche. Die Schneider im hinteren Teil des Geschäften arbeiten ganz nach euren Wünschen!
• www.lacompagniefrancaise.com
Esprit de sel
Designer-Möbel, Deko-Objekte, Schmuck und Kleidung – der concept store in der rue Bringer stellt auch regelmäßig Künstler bei Ausstellungen vor.
• www.espritdesel.fr
Marché de la Place Carnot
Jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend ist Markttag auf dem zentralen Platz der Bastide Saint-Louis. Mir gefällt der Samstagsmarkt am besten, wo es die meisten Händler gibt, die lokale und regionale Produkte verkaufen – Honig, Oliven, Würste, Konfitüren, Terrinen… ich decke mich hier regelrecht mit dem Genuss meiner Heimatstadt ein – und schleppe die leckeren Sachen im Koffer mit nach Deutschland.
Sonnabends ist der Markt so groß, das er auch die umliegenden Straßen wie rue de Verdun mit einbezieht. Ab elf Uhr füllen sich die Terrassen der Cafés ringsum – herrlich, von dort dem Markttreiben zuzuschauen! Im Sommer beleben zusätzlich die “Bandas”, die typischen Fanfarenzüge aus dem Süden Frankreichs den Platz und sorgen für Stimmung.
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