Côtes du Rhône. Foto: Hilke Maunder
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Die Weine der südlichen Côtes du Rhône

Im breiten Tal der Rhône begleiten euch beim Reisen siw weltberühmte Weingärten der Côtes du Rhône. Es sind so viele Lagen, Terroirs, Appellationen, villages und crus, dass einem der Kopf schwirrt. Und dann gibt es da auch noch die Trennung in Norden (septentrionales) und Süden (méridonales) bei den Côtes-du-Rhône-Weinen.

Diese Vielfalt liegt in den vielen Terroirs im Rhônetal – und machen es nach Bordeaux zum zweitgrößten Weinbaugebiet Frankreichs.

So begrüßt euch in Beaumes-de-Venises die Kooperative Rhônea an der Kellertür. Foto: Hilke Maunder
So begrüßt euch in Beaumes-de-Venises die Kooperative Rhônea an der Kellertür. Foto: Hilke Maunder

Die südlichen Weinberge des Rhonetals erstrecken sich von Montélimar bis Avignon. Mit einer  Fläche von 71.000 Hektar sind sie wesentlich größer als der nördliche Teil der Region.

Auch die jährliche Produktion von Rot-, Rosé- und Weißweinen übertrifft den Norden um ein Vielfaches. Durchschnittlich 2.840.000 Hektolitern pro Jahr werden dort abgefüllt.

Der Fasskeller der Kooperative Rhônea von Baumes-de-Venise. Foto: Hilke Maunder

Strahlende Sonne und eiskalter Mistral

Die Weine, die hier wachsen, müssen schon einiges aushalten können. Mehr als 2.700 Stunden scheint die Sonne und sorgt für ein typisch mediterranes Klima. Ihr Gegenspieler ist der berühmteste Wind des Südens: der Mistral.

Kalt und trocken fegt er von Norden her durch das Rhônetal, trocknet die Reben nach Regen blitzschnell – und den Boden in trockenen Sommern geradezu verheerend aus.

Ein riesiges Weinland: die südliche Côtes du Rhône

Bereits seit dem ersten Jahrhundert nach Christus wird südlich von Montélimar Wein angebaut. Bei Donzère ist mit der Villa du Molard sogar noch ein Weingut aus der Antike erhalten. Vergangenheit und Gegenwart des Weinbaus sind Thema der Weinuniversität von Suze-la-Rousse. Sie bietet Fortbildungen und Wein-Events für Weinliebhaber und Branchenprofis an.

Das riesige Anbaugebiet der südlichen Côtes du Rhône erstreckt sich in vier Départements –Drôme, Vaucluse, Gard und  Ardèche – und zwei Regionen: Auvergne-Rhône-Alpes und Provence-Alpes-Côte-d’Azur.

Hier regiert die Grenache-Traube. Sie paart sich in Cuvées meist mit Syrah und Mour­vèdre, die den Weinen Struktur, Würze und Finesse verleihen. Bei den Weißweinen sind Roussanne und Marsanne die wichtigsten Reben.

Die Weinbruderschaft von Suze-la-Rousse. Foto: Hilke Maunder
Die Weinbruderschaft von Suze-la-Rousse. Foto: Hilke Maunder

Die AOP Côtes du Rhône

Riesige 31.134 Hektar umfasst das südliche Anbaugebiet der AOP Côtes du Rhône, 66.402 Hektar (2022) insgesamt vom äußerste Norden bis tiefsten Süden. 2,6 Millionen Hektoliter Wein produzieren sie insgesamt – und könnten damit 100 olympische Schwimmbäder füllen (Quelle: www.vins-rhone.com/vignobles/chiffres-cles).

Das Gros sind vorwiegend ehrliche, einfachere Weine. Doch in der Masse sind auch immer wieder kleine, feine Überraschungen zu finden. Eigenständig. Elegant. Verführerisch gut.

❤ Meine Empfehlung: LePlan Vermeersch, GTX, Suze-la-Rousse, AOP  Côtes du Rhône-Villages

Vom Rallye-Champion und Profirennfahrer zum Winzer: Ohne den Unfall, der die sportliche Karriere von Dirk Vermeersch abrupt beendete, wäre  der flämische Belgier wohl nie nach Frankreich gekommen. Oder genauer: ins südliche Rhônetal, wo seine Tochter in Suze-la-Rousse Önologie studierte, ihren Freund kennenlernte und jetzt mit ihm im Keller so zaubert, dass bereits der erste Jahrgang Preise einheimste. Heute sind Auszeichnungen Alltag.

Das liegt sicherlich auch am Ökolandbau und der traditionellen Verarbeitung. Erst werden die Reben mit Füßen zertreten, dann durch eine vertikale Presse geschickt. An die Zeit des Motorsports erinnern die Etiketten: GTS, GTD… und GTX. Eine 15 PS, pardon, Volumenprozent starke Cuvée, mächtig, opulent, trocken und voller Schmelz.

Auch wer lieber Bier trinkt, ist hier richtig: Seit 2020 widmet sich Dirk Vermeersch in seiner belgischen Heimat  dem Bierbrauen und hat dort fünf unterschiedliche Craft-Biere auf den Markt gebracht.

Enclave des Papes: Weinberg bei Visan. Foto: Hilke Maunder
Enclave des Papes: Weinberg bei Visan. Foto: Hilke Maunder

Die AOP Côtes du Rhône Villages

Die Tropfen der 8.286 Hektar großen AOP Côtes du Rhône Villages mit 95 Dörfern sind in der Regel anspruchs­voller. Das gilt besonders für jene 21 Gemeinden, die ihren Namen zusätzlich auf dem Etikett anführen dürfen: Chusclan, Gadagne, Laudun, Massif d’Uchaux, Plan de Dieu, Puyméras, Roaix, Rochegude, Rousset-les-Vignes, Sablet, Saint-Andéol, Sainte-Cécile-les-Vignes, Saint-Gervais, Saint-Maurice-sur-Eygues, Saint-Pantaléon-les-Vignes, Séguret, Signargues, Suze-la-Rousse, Vaison-la-Romaine, Valréas und Visan.

Brézème genießt einen Sonderstatus: Es darf als einziges Weinbaugebiet der Côtes du Rhône Villages eine geografischen Einheit auf seinem Etikett als regionale Appellation führen: einen Weinberg. Beaumes-de-Venise, Cairanne, Rasteau, Vacqueyras und Vinsobres sind eigenständige AOCs.

❤  Meine Empfehlung: Domaine de Mourchon, Séguret rouge, Family Réserve Grenache, AOP Côtes du Rhône Villages

Fast wie Tinte, so tief und intensiv ist das dunkle Purpur im Glas, das meine Nase mit Erinnerungen an schwarze Johannisbeeren, Süßholz, Pflaumen und würzigen Noten neugierig macht. Der Gaumen freut sich über die Intensität der Aromen, die Kraft der Tannine.

Bei diesem Tropfen, dessen Reben auf grauem Sandstein an steilen Hängen in der Appellation Séguret wachsen, paaren sich Eleganz und Ausdruck, Körper und Komplexität. Séguret ist eine kleine, nur 368 Hektar große Appellation, deren Weinbau bis in die Antike zurückreicht.

Die beiden Weine der Family ReserveFamily Reserve Grenache und Family Reserve Syrah – werden, ganz untypisch für die Region, sortenrein ausgebaut. Dafür verwendet  die Domaine de Mourchon nur Trauben von mindestens 60 Jahre alten Weinstöcken. Der Ertrag ist auf 15 Hektoliter pro Hektar limitiert. Der Family Reserve Grenache reift 10 Monate in 600-Liter-Holzfässern, der Syrah ebenso lange in Barriques (225 Liter).

Bei der Kellerei der McKinlay-Family könnt ihr täglich die Weine verkosten. Für alle, die bleiben möchten, gibt es inmitten der Rebgärten mit dem Winemaker’s House eine geräumige Unterkunft für Selbstversorger.

Suze-la-Rousse mit seinem Château. Foto: Hilke Maunder
Suze-la-Rousse mit seinem Château. Foto: Hilke Maunder

❤  Meine Empfehlung: Château La Borie, Suze-la-Rousse, AOP Côtes du Rhône Village

Ebenfalls in der Drôme Provençale sitzt das Château La Borie – und zwar in Suze-la-Rousse, der Heimat von Frankreichs renommiertester Wein-Uni. Was sie auch für euch anbietet, könnt ihr hier erfahren.

Doch zurück zum Weingut. Es ist eines der wenigen Anwesen der Côtes du Rhône, das den Begriff Château in seinem Namen verwenden darf. Die Weine des Gutes gehören zu zwei Appellationen, den Côtes du Rhône und den Côtes du Rhône Villages.

Der ehemalige Besitz der Prinzen von Orange kam 1963 in den Besitz von Cousins, den Bories und Margnat. Heute sind Éric und Jérôme Margnat Herrscher über 75 Hektar Weinland. Es ist zwar nicht als „bio“ zertifiziert ist, verfolgt aber ähnliche Ansätze. Ausgebaut wird nicht im Barrique, sondern in Beton, um die Frucht zu betonen und den Wein nicht mit den Holzaromen zu verfälschen.

Das ist auch in meinem Testtropfen, dem Côtes du Rhône Village, zu kosten. Er wurde aus 50 Prozent Grenache, 45 Prozent Syrah und fünf Prozent Mourvèdre zur Abrundung komponiert. Die Nase erschnuppert als Erstes Mineral-, Gewürz- und Schokoladendüfte, der Gaumen freut sich über die weichen Tannine und schöne Finesse. Das Finale erinnert an eingemachte Früchte. Ordentlich – auch angesichts des ausgezeichneten Preis-Genuss-Verhältnisses!

Châteauneuf-du-Pape

Châteauneuf-du-Pape: Ruine des Schlosses der Päpste von Avignon. Foto: Hilke Maunder
Châteauneuf-du-Pape: Ruine des Schlosses der Päpste von Avignon. Foto: Hilke Maunder

1316 wurde ein kränklicher Mann von den Kardinälen als Nachfolger von Papst Clemens V. gewählt, die insgeheim auf eine kurze Amtszeit des 70-Jährigen hofften. Als Sommerresidenz wählte der neue Papst Johannes XXII. ein kleines Örtchen auf halbem Wege nach Orange, knapp 20 Kilometer nördlich von Avignon: Châteauneuf-du-Pape.

1318 begannen die Bauarbeiten an seinem Schloss. 1350 folgte die Anlage des päpstlichen Weinbergs. Doch bereits 1345, nach 18 Jahren im Amt, verschied der Papst im Alter von 89 Jahren – und konnte nicht mehr die eigenen Tropfen genießen. Das Schloss wurde in den Religionskriegen des 16. Jahrhundert zerstört, der Wein weltberühmt.

Châteauneuf-du-Pape: Flaschenparade auf der Fassade. Foto: Hilke Maunder
Châteauneuf-du-Pape: Flaschenparade – selbst auf der Fassade. Foto: Hilke Maunder

De Gaulles Lieblingstropfen

Keine Tropfen schmeckten General Charles de Gaulle so gut wie die Weine aus Châteauneuf-du-Pape, der ältesten Appellation Frankreichs. Aus 13 Haupt- und 5 Unter-, also insgesamt 18 Rebsorten, dürfen seine Cuvés komponiert werden. Als Traumkombination gilt das Trio GSM – Grenache, Syrah und Mourvèdre.

Auf kalkhaltigen Kiesböden ragen auf 3.200 Hektar die meist nur kniehohen Weinstöcke von Erzeugern wie Château de Beaucastel, Château La Nerthe, Domaine du Vieux Télégraphe und der Domaine du Pégau auf.

Die Cuvées von Pégau sind zwar nicht in aller Munde wie mancheAureto Vignobles der Weingüter in dieser berühmten Appellation, besitzen aber unter Weinkennern Kultstatus. Kein Wunder, handelt es sich bei ihnen um höchst individuell erzeugte Tropfen, weitab des gängigen Mainstreams und teilweise von fast 100-jährigen Rebstöcken.

Abgefüllt werden die AOP-Weine in Flaschen, die bis heute an die päpstliche Weinbautradition erinnern: mit den gekreuzten Schlüsseln Petri und der Tiara, der Papstkrone aus drei Kronen.

Weinverkauf in der Altstadt von Châteauneuf-du-Pape. Foto: Hilke Maunder
Weinverkauf in der Altstadt von Châteauneuf-du-Pape. Foto: Hilke Maunder

Duché d’Uzès

2012 wurde die Weingärten, die sich rund um Uzès erstrecken, zur AOP hochgestuft. Doch noch immer sind ihre Tropfen ein Geheimtipp. 11.000 Hektoliter werden hier jährlich zwischen dem Pont du Gard und den Ausläufern der Cevennen produziert. Davon sind 25% Weißwein, 25% Roséwein und 50% Rotwein.

❤ Meine Empfehlungen

• Weißwein: Orenia Reserve von Philippe Nusswitz aus dem Elsass, der heute in Durfort und Saint-Martin seine Tropfen vinifiziert, bei der Orenia mit 50% Viognier, 30% Grenache blanc, 10% Roussanne und 10% Marsanne.
• Rosé: Duché d’Uzès von Mathilde Chapoutier Sélection, der mit Grenache noir und Syrah Eleganz und Komplexität vereint
• Rotwein: Duché von der Domaine Les Lys, der aus Syrah (45%) und Grenache (55 %) komponiert wurde und in gebrauchtem Holz gereift ist
• Rotwein: Duché d’Uzès 2015 von La Tour de Gâtigne aus Saint-Chaptes, den es früher nur en vrac, frisch vom Fass oder im Weinschlauch, gab – eine traumhaft runde, kraftvolle Komposition aus 70 % Syrah und 30 % Grenache noir.

Wein wächst überall im Tricastin – auch an der Straße von Suze-la-Rousse nach Rochegude, Weinbaugebiet Tricastin (Blick gen Norden). Foto: Hilke Maunder
Wein wächst überall im Tricastin – auch an der Straße von Suze-la-Rousse nach Rochegude. Foto: Hilke Maunder

Grignan-Les Adhémar

Das 2.600 große Anbaugebiet der Drôme Provençale gilt als Kerngebiet für süffige, schlanke Rote und hieß bis 2010 noch côteaux du Trist­castin.

Viele Winzer hier haben algerische Wurzeln. Denn es waren Rückkehrer aus der einstigen nordafrikanischen Kolonie, die in den 1960er-Jahren hier den Weinbau wieder neu belebten.

❤  Meine Empfehlung: Domaine de Mortine, Grignan, Caprices, AOP, Côtes du Rhône

Die Domaine de Montine findet ihr bei Grignan in der Drôme Provençale. Direkt auf dem Weingut, das die Kusinen Mélina und Camille Monteillet in der vierten Generation leiten, könnt ihr in zwei Ferienwohnungen, fünf Doppelzimmern und einer Suite Urlaub machen, im Sommer in den gutseigenen Pool springen und im Winter die Trüffel des Tricastin entdecken.

Die Weine des Duos sind Vorboten des tiefen Südens. Der Shiraz verabschiedet sich, die Grenache übernimmt. So auch bei den „Caprices“, wo sie 70 Prozent in der Cuvée stellt. Das drückt den Alkoholgehalt(14 vol %) hoch, macht den Wein schön erdig, kraftvoll – und bewahrt die Aromen dunkler Beerenfrüchte.

Mehrfach prämiert wurde auch der hauseigene Wein Secret de Terroir. Das „Geheimnis des Bodens“ birgt es wirklich, dieses genussvolle Gleichgewicht aus Grenache und Syrah, das Nase, Gaumen, die ganzen Sinne begeistert. Gold gab’s dafür in Paris.

Frühling in den Weinbergen des Luberon. Foto: Hilke Maunder
Frühling in den Weinbergen des Luberon. Foto: Hilke Maunder

Luberon

Im Hideaway der Promis, die vom Rummel an der Côte d’Azur genug haben, bedecken die Rebgärten 2.700 Hektar und liefern jährlich knapp 2,1 Millionen Hektoliter. Haupt­rebs­orten sind Grenache und Syrah, die gerne mit Mour­vèdre, Cari­gnan und Cins­ault flirten.

Unter den Winzern sind zahlreiche vermögende „Aussteiger“ vertreten, die in der einstigen Wahlheimat von Peter Mayle ihren Provencetraum verwirklicht haben. Welche Filmstars hier ebenfalls dem Wein widmen, verrät dieser Beitrag.

Mehr zum Luberon erfahrt ihr hier.

❤ Meine Empfehlung: Marrenon, La Tour d’Aigues, AOP Luberon, Grand Marrenon rouge

Seidig und geschmeidig paaren sich hier Grenache und Syrah zu einem Wein, der zur Familie der Selection Parcellaire gehört. Als ausgewählte Einzelparzelle gehört er zu den Botschaftern des bergigen Terroirs. Es gibt ihn auch als hellgelben Weißen mit goldenen Reflexen, perfekt komponiert aus 40% Grenache Blanc, 50% Vermentino und 10% Roussanne.

Das Ferienresort La Coquillade liegt inmitten der Weinberge. Foto: Hilke Maunder
Das Ferienresort La Coquillade liegt inmitten der Weinberge. Foto: Hilke Maunder

❤ Meine Empfehlung:  Aureto Vignobles, Goult, AOP Luberon

Der 2018 verstorbene Schweizer Unternehmer Andreas Rihs hatte im Luberon 2006 das heruntergewirtschaftete Weingut Cave de la Coquillade gekauft und dem Ehepaar Wunderli Umbau und Leitung übertragen.

Mit Cave d’Aureto als neuem Namen, neuer Kellertechnik und Aurélie Julien als weiblichem Maître de chai gelang Aureto der Neuanfang. In Anklang zum Kellernamen, der „Leichte Brise“ bedeutet, benannten die Wunderlis ihre Weine nach den Winden des Südens: Autan, Tempesta, Maestrale und Tramontane.

Inzwischen hat sich auch das Ehepaar Wunderli verabschiedet und Platz gemacht für Nicole Guillot, der zusammen mit Aurélie Julien die Aureto Vignobles im Sinne der Söhne von Andreas Rihs, Oliver und Tobias, weiterführt.

Côtes du Rhône: Im Keller der Cave Aureto. Foto: Hilke Maunder
Der Keller von Aureto Vignobles im Luberon. Foto: Hilke Maunder

Ventoux

An den Hängen des Giganten der Provence erstrecken sich die Rebgärten zwischen 200 und 450 Metern Höhe – die Temperaturunterschiede sorgen für spannende Ergebnisse im Glas! Syrah und Grenache sind gleichberechtigte Partner in den Parzellen.

❤ Meine Empfehlung: Domaine des Enchanteurs, Saint-Hippolyte-le-Graveyron, AOP Luberon

Rêve du Rubis – ein Traum in Rubinrot: Das Etikett hat Recht! Und so wird es mir kaum gelingen, dass der Wein altert… mehr als zehn Jahre sind möglich… Doch kann ich so lange widerstehen? Seiner großen Kraft mit Aromn von schwarzen Früchten und Sauerkirschen, seinem würzigen und runden Geschmack, seiner Finesse und Eleganz?

Die Petite Camargue gehört zum Weinbaugebiet der AOC Costières de Nîmes. Foto: Hilke Maunder
Auch die Petite Camargue gehört zum Weinbaugebiet der AOP Costières de Nîmes. Foto: Hilke Maunder

Costières de Nîmes

Schotter und Kiesel binden in dem 4.600Hektar großen AOC-Gebiet bei Nîmes die Hitze und sorgen für Feuer im Glas. Rot und Rosé teilen sich zu fast gleichen Anteilen die jährlich 221.215 Hektoliter. Früher verrufen für Massenweine, sorgen heute renommierte Häuser wie Château Mour­gues du Grès und Château Grande Cassagne für herrliche Genussmomente.

❤ Meine Empfehlung: Château de Nages,Caissargues, AOP Costières de Nîmes

Mein Favorit ist der JT rouge: 86 % Syrah und 14 % Mourvèdre hat Michel Gassier in Caissargues für diesen Biowein mit seinem tiefdunklem Purpurrot genommen, der sich zunächst recht verhalten zeigt. Dekantiert und belüftet, gibt er ein würzig-pfeffriges Syrah-Bouquet preis, mit wilden Kräutern, Brombeeren und Tanninen, die die dunklen Fruchtnoten gekonnt abrunden.

Petite Camargue: das schönste Weingut von Gallician - das Mas du Notaire. Foto: Hilke Maunder
Das schönste Weingut von Gallician: das Mas du Notaire. Foto: Hilke Maunder

Die Crus der südlichen Rhône

Neben den generischen Weinen und den Villages mit und ohne Dorfnamen gibt es im Wein-Mosaik der südlichen Rhône noch acht Crus-Weinbau-Gemeinden mit Rang einer Rhône-Spitzenappellation. Seit 2016 tragen auch die Tropfen von Cairanne diesen prestigeträchtigen Zusatz auf ihrem Etikett. Für alle Crus gilt ein Herbizid-Verbot.

Beaumes-de-Venise

Der Fasskeller der Kooperative Rhônea von Beaumes-de-Venise. Foto: Hilke Maunder
Der Fasskeller der Kooperative Rhônea von Beaumes-de-Venise. Foto: Hilke Maunder

Seit 2000 Jahren liefert der Muscat Blanc à Petit Grain an den südli­chen Ausläu­fern der Dentelles de Mont­mi­rail den Rohstoff für einen Muscat, der seit 1945 als AOC Muscat Beaumes-de-Venise auf 314 Hektar und einem jährlichen Output von 5.400 Hektoliter geschützt ist. Die Süßweine müssen mindestens 15 %vol. Alkohol und 110 g/l Restzucker aufweisen.

Zu diesen hocharomatischen Süßweinen hat sich 2005 als zweite AOP der Cru des Côtes du Beaumes-de-Venise gesellt. Er steht für kraftvolle, leicht pfeffrige Rotweine. Sie werden auf 680 Hektar aus Grenache, Syrah und Mour­vèdre erzeugt – jährlich 22.750 Hektoliter

Côtes du Rhone: Baume de Venise. Foto: Hilke Maunder
Köstliche Tropfen der AOC Baumes de Venise. Foto: Hilke Maunder

❤ Meine Empfehlung: Domaine des Bernardins, Beaumes-de-Venise, AOP Muscat de Beaumes-de-Venise

Kellermeister Andrew Hall und sein Sohn Romain lassen ihren vin doux naturel, abgekürzt VDN, sechs Monate lang in Edelstahltanks zur Vollendung reifen. Die Trauben – Muscat à Petits Grains noirs und blancs – müssen bei der Lese einen Zuckergehalt von mehr als  252 g/l aufweisen. Während der Fermentation erfolgt die Mutage, das bedeutet, dass die Gärung durch die Zugabe reinen Alkohols mit mindestens 95 Prozent gestoppt wird.

Cairanne

Das malerische Dörfchen östlich von Orange ist der jüngste Cru im Süden der Rhône. Der Cru-Bereich umfasst 988 Hektar. 37 Privat­win­zern und drei  Koope­ra­tiven produzieren dort Weiß­- und Rotweine nach dem Motto Cairanne – un grain d’élégance !

Côtes du Rhône: Sinnspruch bei der Kellerei Cairanne. Foto: Hilke Maunder!
„Es ist besser, Rotwein zu trinken als Trübsal zu blasen“: Diese Kellerei zeigt Sinn für Humor: Cairanne. Foto: Hilke Maunder

Gigondas

Bis 1956 war Gigondas eine Hochburg des Olivenanbaus. Doch dann zerstörte Frost die Kulturen. Sie wurden durch Weingärten ersetzt, die heute für Châteauneuf-du-Pape eine starke Konkurrenz sind.  Die 1225 Hektar große Appellation am Fuße der Dentelles de Montmirail erzeugt jährlich 36.350 Hektoliter, die aus Grenache mit klei­neren Mengen Syrah, Mour­vèdre und Cins­ault gewonnen werden und gut altern.

❤ Meine Empfehlung: Domaine Montirius, Sarrians, AOP Gigondas -Vacqueras – Côtes du Rhône

Das Weingut mit seinen 63 Hektar Rebfläche in befindet sich seit sechs Generationen im Besitz der Familie Saurel. Die Besonderheit: Bereits 1996, als noch kaum jemand von biodynamischem Weinbau sprach, waren die Weinberge von Montirius schon umgestellt.

Die zweite Besonderheit: Alle Weine reifen ohne den Einsatz von Holzfässern. Saurels schwören auf Betontanks, denn dieser Werkstoff hält den Wein gleichbleibend kühl, er bleibt von Holzaromen unbeeinflusst, ist also reiner in seinem Ausdruck und er ist mineralischer und feingliedriger.

Mein Top-Favorit: Montirius Confidentiel A.O.P. Gigondas Rouge, eine Cuvée von rund 90-jährigen Grenache- und 85-jährigen Mourvèdre-Reben im Verhältnis 80 %/20 %. Mit einem Ertrag von nur 30 Hektoliter pro Hektar geerntet, ohne Schwefelzugabe bei der Abfüllung. Für Saurels ein Geschenk der Natur, für mich eine Naturgewalt in der Flasche!

Lirac

Am West­ufer der Rhône findet ihr zwischen Roque­maure und Saint-Laurent-des-Arbres diese 818 Hektar große Appellation, in der zahlreiche große Namen aus Châteauneuf-du-Pape Rotweine herstellen – denn die Böden sind recht ähnlich.

Ein Rotwein aus dem Anbaugebiet der südlichen Côtes du Rhône läutet in Avignon den Abend ein. Foto Hilke Maunder
Ein Roter von Cairanne läutet in Avignon den Abend ein. Foto Hilke Maunder

Rasteau

Der Cru, seit 2010 gehört er dazu, gilt schon lange als Geheimtipp. Manche halten das Potenzial der Lagen um Rasteau für das größte des gesamten südlichen Rhône-Tals. Es wird sich auf jeden Fall lohnen, diese AOP mit ihren 940 Hektar weiter zu beobachten.

❤ Meine Empfehlung: Domaine du Trapadis, Rasteau, AOP Rasteau

Zu den jungen Kultwinzerinnen der südlichen Côtes du Rhône gehört Helen Durand. Mit ihrer Mutter Michèle Charavin füllt sie auf dem 18 Hektar großen Familienbetrieb jährlich rund 60.000 Flaschen mit charaktervollen Roten ab.

Sie sind nicht fein und elegant, sondern konzentrierte Kraft, würzig, opulent und ungefiltert. Der Name Trapadis leitet sich von dem provenzalischen Wort Trapalas ab – Höhle.

Tavel

Kalk­schotter, Roll­kiesel und sandige Kies­böden wächst hier auf 905 Hektar Rebfläche der für viele beste Rosé Frank­reichs. Schon Ludwig IV., Honoré de Balzac und Frédéric Mistral waren Liebhaber „des Königs der Rosés“. Die Tavel-Rosés haben nichts gemein mit den leichten, zarten Rosés der Provence.

Schon die Farbe ist vollkommen anders – ein tiefdunkles Rosé, nahezu ein helles Rot. Sie werden immer trocken ausgebaut und müssen einen Mindestalkoholgehalt von 13,5 %vol. aufweisen. Auch aus diesem Grund sind sie in erster Linie als Speisenbegleiter im Einsatz, weshalb man sie in allen Dreisternelokalen des Hexagons als Must-Have auf der Karte findet.

Vacqueyras

Im Nachbardorf von Gigondas mit seiner Rebfläche von 1.450 Hektar fällt der Syrah-Anteil der Weine deutlich höher aus und gibt ihnen vor allem in ihrer Jugend eine etwas würzigere, schwerere Note.

Côtes du Rhône: im Weinbaugebiet von Vinsobres. Foto: Hilke Maunder
Im Weinbaugebiet von Vinsobres. Foto: Hilke Maunder

Vinsobres

Eine noch recht junge Appellation ist Vinsobres (2005), wo auf  530 Hektar südwest­lich der Oliven-Hauptstadt Nyons in Höhen von 200 bis 450 Metern kraftvolle Rote aus Grenache und Syrah gekeltert werden.

Zunehmend werden aber auch aromatische Weißweine aus den Sorten  Viognier, Marsanne und Rous­sanne hergestellt. Sehr gute Arbeit leisten die Genossenschaftsbauern der Cave Cooperative La Vins­obraise, die rund zwei Drittel der Produk­tion stellt.

Hinzu kommen 20 Privatwinzer wie die Domaine Rocheville, die einen Lehrpfad durch ihre Weingärten und Olivenhaine angelegt hat. Hier habe ich die schöne Wanderrunde vorgestellt.

Jean Marc von der Domaine Rocheville. Foto: Hilke Maunder
Jean Marc von der Domaine Rocheville. Foto: Hilke Maunder

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Im Blog

Die Weine der nördlichen Côtes du Rhône habe ich euch hier vorgestellt.

Die Weine der nördlichen Côtes du Rhône

Im Buch

Zur Einstimmung: DuMont Bildatlas Provence*

DuMont Bildatlas Provence 2021In meinem DuMont-Bildatlas „Provence“* stelle ich in sechs Kapiteln zwischen Arles und Sisteron die vielen Facetten der Provence vor. Ihr erfahrt etwas vom jungen Flair zu Füßen des Malerberges, vom Weltstadttrubel an der Malerküste, dem weißen Gold aus der Pfanne oder einer Bergwelt voller Falten.

Neben Aktivtipps, Hintergrund und Themenseiten gibt es in der Edition 2021 zwei neue Rubriken. “Ja, natürlich” präsentiert zahlreiche Tipps für nachhaltige Erlebnisse und Momente.

In “Urlaub erinnern” stelle ich Andenken, Eindrücke und Erinnerungen vor, mit denen der Urlaub daheim noch weiter lebendig bleibt. Hinzu kommen Serviceseiten mit allen Infos, persönlichen Tipps und großer Reisekarte. Wer mag, kann den Band hier* direkt bestellen.

Das Südfrankreich-Reise-Kochbuch: Le Midi*

Die poule au pot ist eine der 80 echten, authentischen Speisen, die ich bei meiner kulinarischen Landpartie durch den Süden von Frankreich entdeckt habe. Zwischen Arcachon, Hendaye und Menton schaute ich den Köchen dort in die Töpfe, besuchte Bauern, kleine Manufakturen, Winzer und andere lokale Erzeuger.

Gemeinsam mit dem Fotografen Thomas Müller reiste ich wochenlang durch meine Wahlheimat und machte mich auf die Suche nach den besten Rezepten und typischsten Spezialitäten der südfranzösischen Küche. Vereint sind sie auf den 224 Seiten meines Reise-Kochbuchs Le Midi.

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8 Kommentare

  1. Hallo Frau Maunder,
    ein Weintipp ist mir noch eingefallen: wenn Sie in Avignon die Gelegenheit bekommen, probieren Sie doch mal „Je ne souffre plus“ von der Domaine La Florane aus Valréas.
    Lieben Gruß
    Ulrich Hartleib

  2. Ich kann die Aussagen nur voll und ganz bestätigen, hätte mir aber auch einen Weintipp zur AOP Grignan-les-Adhémar gewünscht. Seit mehreren Jahren importiere ich Weine aus dieser Region, hauptsächlich von kleinen Winzern, und finde, dass deren Produkte ein ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis haben. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn diese Region bei uns bekannter wäre.

      1. Hallo nochmal,
        ich war leider längere Zeit nicht auf dieser Seite, möchte dann aber doch noch antworten.
        Ihrem Tip mit LePlan-Vermeersch (GT-X) kann ich nur zustimmen. Ich persönlich finden die ganze GT-„Baureihe“ ausgezeichnet. Als Rote gibt es GT-C(arignan), GT-G(renache) und GT-S(yrah), jeweils 100% Rebsortenweine, bio, aus dem neuen Eichenfass. Vermeersch macht auch noch einen GT-V(iognier), der nicht so mein Fall ist. Ist aber natürlich Geschmackssache.
        Einen Blick kann man auch auf die Domaine de la Bastide (Winzer: Vincent Boyer) werfen, der nicht nur unglaublich sympathisch ist, sondern auch immer wieder mit eigenwilligen (und sehr leckeren) Kreationen wie „La Gloire de mon Père“, „Les Figues“ oder auch „Le 4“ überrascht.
        Eine wahre Fundgrube für Weine der AOP Grignan-les-Adhémar ist das Maison des Vignérons in Grignan, bei denen Weine sämtlicher AOP-Winzer zu (nahezu) den gleichen Preisen wie beim Winzer gekauft werden können.
        Wir mögen nicht nur die Weine dieser Region sondern freuen uns auch immer wieder auf lange Spaziergänge/Wanderungen mit unseren Hunden in der Region. Ich rieche jetzt schon die Garrigue…

      2. Lieber Herr Hartleib, ganz herzlichen Dank für die ausführlichen Infos und Ihre Tipps. Die Domaine de la Bastide kenne ich noch nicht so gut – das werde ich bei den Dévouvertes de la vallée du Rhône vom 15.-19. April 2019 in Avignon nachholen. Kommt auf die Dégustationsliste! Merci & schöne Weihnachtszeit! Hilke Maunder

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