Les crottes: mit DNA gegen Hundekot
Les crottes? Mon Dieu, quel horreur ! Die Franzosen lieben ihre Hunde – aber bei den Hinterlassenschaften endet die Amour. Les crottes sind jene berühmten Häufchen, die Hunde ungefragt auf dem Trottoir hinterlassen. In meinem Dorf hoffen nicht wenige, dass der Regen sie einfach wegspült. Andere schützten sich vor den crottes mit ungewöhnlichen Methoden.
In der Champagnerstadt Reims haben sich clevere Mitarbeiter etwas ausgedacht, das auf den ersten Blick überrascht: einen genetischen Pass für Hunde. Künftig sollen alle Vierbeiner einen DNA-Ausweis erhalten. Warum? Damit der Halter für die crottes seines Lieblings zahlen muss, wenn diese unerlaubt den Gehweg zieren.
Die Behörden in Reims meinen es ernst: Wer seinen Hund ohne diesen Pass spazieren führt, zahlt 35 Euro Strafe. Und wer die Häufchen liegen lässt, dem drohen noch höhere Bußgelder. Die Tests sind gratis, verpflichtend – und schon bald steht die Stadtverwaltung bereit, um den Kampf gegen die braunen Plagegeister aufzunehmen. Die Hunde allerdings werden sich wundern, warum ein Tierarztbesuch auf einmal keine Leckerlis, sondern nur Wattestäbchen und ein forsches „Auf die Probe!“ bedeutet.
Reims ist die größte Stadt, die diesen Weg nun in die Praxis umsetzt. Manch einer lobt die Idee als genial, andere sehen darin einen bürokratischen Wahnwitz. Sicher ist nur: Die Champagnerstadt wird zum Versuchslabor für eine Idee, die in anderen Städten bereits getestet wurde. In Béziers läuft seit 2023 dazu ein Feldversuch. Und wer weiß? Vielleicht wird Frankreichs Hundekot-Problem bald genetisch gelöst.
Währenddessen bleibt der Kampf gegen die crottes andernorts bodenständig. Paris sammelt täglich mehr als 20 Tonnen Hundekot ein auf seinen Trottoirs. Wer den Kot seines tierischen Freundes liegen lässt, muss nicht nur in Paris mit einem Bußgeld rechnen. Mehr als 3000 Strafzettel hagelt es allein in der Hauptstadt jedes Jahr.
Lockstoff für Hunde
Le Cannet bestrafte „Häufchenlieger“ anfangs mit 68 Euro Bußgeld – heute beträgt es in nahezu allen Kommunen Frankreichs 135 Euro – und kann bis auf 145 Euro steigen. Und auch Toulouse hat längst die Nase voll. Seit Herbst 2011 setzt die ville rose an der Garonne nicht mehr auf den Halter, sondern auf den Hund, um die Kot-Flut einzudämmen.
Die Luftfahrtmetropole an der Garonne hat dazu einen speziellen Hundelockstoff entwickelt, der nach Essen, Urin und Exkrementen riecht. Das lockt das Tier – und kann der Mensch als schlechtere Spürnase nicht riechen. In Toulouse zieht seitdem der Hund seinen Herrn zum richtigen Örtchen, sprich einem der vielen Hundeklos der Stadt.

Béziers Bürgermeister Robert Ménard kam 2019 auf die Idee, seine Bewohner und Besucher zu bitten, Häufchenfotos per Mail an balancetacrotte@ville-béziers.fr zu schicken, um sie anschließend dem Präfekten zukommen zu lassen. Doch die PR-Idee verpuffte und brachte wenig Erfolg. Stattdessen bleibt der Regen vielerorts die letzte Hoffnung.
Doch nicht nur die Städte, auch die Bürger Frankreichs lassen sich einiges einfallen. Mancherorts appellieren kreative Schilder an das Gewissen der Hundebesitzer: „Hier ist ein Bürgersteig, kein Hundeklo!“ Die crottes sind in ganz Frankreich ein heißes, oder vielmehr gehasstes, Problem. Vielen Franzosen stinkt es zum Halse.
Crottes-Mobbing
Andere hingegen mobben mit Hundekot und lassen beim Gassi-Gehen den Hund bei seinem Geschäft vor dem Haus des Nachbarn oder ungeliebten Mitmenschen hocken – frühmorgens oder spätabends, wenn niemand sie sieht. Dort liegt er dann bis zum nächsten Regen. Oder der nächsten Straßenreinigung.
Besonders einfallsreich sind die Anwohner kleiner Dörfer. In meinem Pyrenäen-Dorf entdeckte ich eines Tages etwas, das wie eine absurde Kunstinstallation aussah: eine Batterie von mit Wasser gefüllten Plastikflaschen, ordentlich vor die Hauswände drapiert.

Monatelang bin ich an ihnen vorbeigegangen. Monatelang habe ich mich gefragt: Was soll diese Flaschenbatterie? Warum hat meine Nachbarin sie so säuberlich vor ihrer Hauswand gestellt? Keine leeren Wein- oder Bierflaschen. Sondern Plastikflaschen in Hellblau, randvoll gefüllt mit dem Heilwasser der Quelle, die am Dorfausgang bei der Clue de la Fou aus dem Fels sprudelt.
Im 19. Jahrhundert hatte das Wasser die Thermen gespeist, die heute der belgische Maler Patric Marquet als Kunstprojekt in XXL saniert. Von Heilwasser als Hausschmuck indes hatte ich in Frankreich noch nie etwas gehört. Doch Wasserflaschen vor den Fassaden waren mir schon hin und wieder aufgefallen.
Plastikflaschen gegen Pipi
Endlich fasste ich den Mut und fragte eine Nachbarin, die vor ihrer Haustür fegte. Madame blickte kurz auf, verzog den Mund ein wenig und sagte: „Mais … wissen Sie es denn nicht? Das hilft gegen die chiens, gegen ihr pipi und die crottes !“ Jetzt war ich baff. Madame indes entleerte schwungvoll ihren Putzeimer und spülte mit dem Wasser nicht nur das aufgefegte Laub weg. Sondern auch die crottes vor ihrer Haustür.
Ob ihre Lösung wirklich wirkt? Wer weiß. Aber die Flaschen bleiben – als stiller Protest und als letzter verzweifelter Versuch, den Gehweg sauber zu halten. In Frankreich tobt der ewige Kampf: Mensch gegen Häufchen. Eines ist sicher: Die crottes haben die Nation fest im Griff. Und die Hunde? Die wedeln mit dem Schwanz.
Eines ist mir inzwischen klar: In Frankreich bleibt man in Bewegung – sei es beim Slalom auf dem Bürgersteig oder beim kreativen Erfinden neuer Anti-Hundekot-Strategien. C’est la vie !
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Es ist wohl eine dieser never-ending-stories… ob in meiner Heimatstadt Hamburg, vor kurzem in Westerland oder aktuell in Palma, es ist überall die gleiche Sch… . Man sieht sehr verantwortungsvolle Hundebesitzer/innen, aber eben (mindestens) genauso viele, die genüsslich zuschauen, wenn ihr Hund auf den Gehweg kackt – Quelle Merde!
Hallo Charly, wie wahr – es ist ein weltweites Problem! Herzliche Grüße, Hilke
Hallo, hier in Latour de France ist es leider das Gleiche. Trotz etlicher Veröffentlichungen und Kommentare im örtlichen Stadtboten, kostenlosen Kotbeuteln sowie einer Plakatierungsaktion, die Haufen werden nicht weniger. Im Kopf habe ich schon so manche Straße und den ein oder anderen Platz umbenannt:“Corniche de Crottes“, „Carrière de Crottes“ oder auch “ Carré de Crottes“ finde ich ich ganz passend.
In diesem Jahr trocknen die elenden Hinterlassenschaften bisher (Juni23) noch nicht einmal aus, was dem Grauen den schlimmsten Schrecken nehmen würde. Das Gute daran: jeder Tropfen Regen ist ein Segen.
Beste Grüße aus Latour de France
Beate
Hallo Beate, Du wohnst ja ganz in der Nähe von Saint-Paul-de-Fenouillet … ein sehr charmanter Ort, dieses Latour-de-France. Und auch wir freuen uns über jeden Regen, der die Straßen säubert. Bises! Hilke
Ist man in St. Paul weiter als in Hamburg? Hier soll jeder Hundehalter Hundebeutel bei sich haben, und ich hänge die leeren Beutel an meinen Zaun. Leider gibt es nicht genug öffentliche Mülleimer oder extra Hunde-Eimer. So landen die vollen Tüten auf dem Gehweg, in der Landschaft oder bei mir im Garten. Aber so tritt man zumindest nicht hinein.
Nun… so weit würde ich nicht gehen Aber es gibt extra Hundekot-Abfalleimer mit dort auch zu nehmenden Beuteln. Viele Grüße nach Hamburg!
Ich nehme an, dass die blauen Wasserflaschen ein blaues Licht reflektieren, das die Hunde irritiert. Analog zu den blauen Katzenaugen an Leitpfosten in waldreichen Gebieten Deutschlands. Begründet wird die abschreckende Wirkung durch das Nichtvorhandensein von blauem Licht in der Natur. Sie kennt nur weißes, gelbes und rotes Licht von Sonne, Mond und Sternen.
Oh, klasse, Gregor, das macht Sinn – danke für die Hintergrund-Info! Viele Grüße, Hilke
Hallo,
soufre mouillable…ist das auch für Nachbars Katzen in unserem Garten einsetzbar?
Beste Grüße von der Nahe
Siegrid Frick
Hallo Siegrid, ich denke, das müsste ebenfalls funktionieren! Viele Grüße & schönes Wochenende! Hilke
Ach ja, souffre mouillable, das kenn ich auch, diese gelben Streifen an den Häusern entlang. Und die bouteilles kenn ich auch – nur: WARUM wirken die??? Grüße aus dem leeren München!
Hallo, angeblich prallt der Strahl an – behauptet meine Nachbarin. Zudem, sagt sie, erkennen die Hunde nicht das Objekt, können die Wasserflasche nicht einordnen – und machen einen Bogen darum. Ich selber habe keinen Hund und habe es noch nie gesehen, dass es tatsächlich funktioniert…
Liebe Frau Maunders,
dieses leidliche Problem gehört zu Frankreich wie Baguette. Die Strafe von € 68 ist viel zu gering und nicht abschreckend. In englischen Küstenorten liegen die Strafen im dreistelligen GBP Bereich.
Altes Hausmittel im Midi: soufre mouillable. Man streut eine dünne Spur am Haus entlang. Die Wärme läßt den Schwefel sublimieren. Die empfindlichen Hundenasen machen einen großen Bogen um diese für uns nicht wahrnehmbaren Dämpfe.
In Sigean stehen auch Plastikflaschen und Kotbeutel sind kostenlos verfügbar: mit begrenztem Erfolg. Etliche Hundehalter lassen ihren Hund streunen.
C’est la vie en France
Beste Grüße z.Z. aus Monheim am Rhein
Hans Haidt
Hallo Herr Haidt, danke für den Tipp. Soufre mouillable – ist das wasserlösliches Schwefelpulver? Ich hatte mal so etwas beim Gartenbedarf gesehen… Beste Grüße! Hilke Maunder
Das scheint sowas zu sein, habe das hier mal übersetzen lassen (vom Automat)
benetzbarer Schwefel
Benetzbarer Schwefel von (Hersteller) ist ein zu 80 % mikronisierter Schwefel mit fungizider und insektizider Wirksamkeit.
Fungizid gegen Schorf, Echten Mehltau und Mehltau sowie Insektizid gegen Birnenblattmotte, Brombeer-Eriophyde und gegen Akariose und Erinose der Rebe
Einsatzgebiet: Baumzucht, Erdbeeren, Brombeeren, Gemüseanbau, Weinbau, Hopfen, Zierpflanzen und Kirschlorbeer
Gebrauchsanweisung: Spritzschwefel ist ein zu 80 % mikronisierter Schwefel mit fungizider und insektizider Wirksamkeit.
Gibt´s in 25 kg-Beuteln… für die großen Wege 😉
VG der Micha
danke, Micha!