Buecher-Fruehling 2025. credits_Hilke Maunder_Copyright Titel bei den Verlagen

Bonjour, Bücher-Frühling 2025!

Packende Historie, mörderische Geheimnisse und viel französische Lebensart: Der Bücher-Frühling 2025 entführt euch nach Frankreich in all seinen Facetten. Von der stillen Intensität einer Ehe über das bewegende Schicksal der „Besatzungskinder“ bis hin zu mörderischen Intrigen im Elsass und spirituellen Pfaden in Okzitanien – verspricht der Lesefrühling 2025 vielseitige frankophile Entdeckungen und fesselnde Lesestunden.

Die Neuerscheinungen und frisch entdeckten, besonderen Titel versprechen nicht nur Urlaub für den Geist, sondern auch tiefe Einblicke in Geschichte, Kultur und Lebensgefühl unseres westlichen Nachbarlandes.

Der Bücher-Frühling 2025: Voilà die spannendsten Neuerscheinungen !

François Bégaudeau, Roman einer Ehe*

Der französische Autor François Bégaudeau (*1971), früher durch gesellschaftskritische Werke wie Entre les murs (verfilmt 2008) bekannt, gilt heute als „Chronist der stillen menschlichen Abgründe“. Auch in seinem Roman L’Amour*, am 4. April 2025 in der deutschen Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel unter dem Titel Die Liebe: Roman einer Ehe* im Piper-Verlag erschienen, rückt er in minimalistischer Erzählweise das Alltägliche in den Fokus. 

Der Roman begleitet das Ehepaar Moreau über 50 Jahre – von der ersten Liebe bis ins Alter. Jeanne und Jacques begegnen sich eher zufällig, nehmen ohne Groll Abschied von Idealen und Träumen, heiraten, freuen sich über die Geburt ihres Sohnes. Sie erleben Familienfeste, Freude und Trauer, Streit und Glück, nehmen das Leben so, wie es kommt, und scheiden als Rentner ohne große Trauerfeier aus dem Leben.

Unaufgeregt, ruhig, ohne Pathos, dramatische Krisen oder äußere Konflikte zeigt Bégaudeau, wie sich das gemeinsame Leben in kleinen Gesten, Jahreszeiten und der „Melancholie der Dinge“ entfaltet. Die Protagonisten agieren als Gefährten, deren Bindung Zeit und Alltagserfahrungen prägen. Einzig der Tod erscheint als mögliche Trennung – doch selbst diese wird ambivalent hinterfragt.

Der nur 112 Seite dicke Roman ist ein zauberhaftes Buch. Mal umgangssprachlich, dann wieder mit literarischem Ausdruck, porträtiert es die Liebe jenseits von Klischees als einen stillen, beständigen Prozess – und zeigt das Universelle in unseren Emotionen. Wer mag, kann das Buch hier* online bestellen.

Silke Ziegler, Die Frauen vom Château Blanc*

Silke Zieglers Roman Die Frauen von Château Blanc*, erschienen am 17. April 2025, spielt in der südfranzösischen Stadt Sète. Auf dem dortigen ehemaligen Weingut Château Blanc entfaltet sich die bewegende Geschichte von fünf Generationen von Frauen, deren Leben auf eindringliche Weise miteinander verwoben sind.

Im Zentrum der gegenwärtigen Handlung steht Florence, die nach einer Affäre in Paris in ihre Heimat zurückkehrt. Konfrontiert mit ihrer Familie, dem Vater ihrer Tochter Ambre und der schmerzhaften Trauer um ihren verstorbenen Vater, sucht sie Halt in der vertrauten Umgebung. Doch die Vergangenheit hallt nach, insbesondere in den Erinnerungen ihrer Uroma Antoinette.

Deren Erlebnisse im französischen Widerstand während des Zweiten Weltkriegs bilden einen fesselnden Kontrast zur Gegenwart und werfen tiefgreifende Fragen nach Mut, Schuld und der Bedeutung familiärer Loyalität auf. Ziegler verwebt geschickt diese beiden Zeitebenen. Der Wechsel zwischen Florences gegenwärtigen Herausforderungen und Antoinettes prägenden Kriegserlebnissen unterstreicht die zeitlose Suche der Frauen nach Selbstbestimmung.

Thematisch beleuchtet der Roman auf sensible Weise Generationenkonflikte. Die unterschiedlichen Lebensentwürfe der Frauen – Florences eher pragmatische, städtisch geprägte Sichtweise trifft auf die tiefe Verwurzelung ihrer Mutter im ländlichen Leben – führen zu Spannungen, die authentisch und nachvollziehbar dargestellt werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Traumabewältigung. Florences unaufgearbeitete Schuldzuweisungen an ihre Mutter im Zusammenhang mit dem Tod des Vaters sowie Ambres Schwierigkeiten, sich in der neuen Schulumgebung einzuleben, spiegeln die Zerbrechlichkeit familiärer Bindungen wider.

Das historische Erbe, verkörpert durch Antoinettes Widerstandsarbeit, dient dabei nicht nur als spannender Hintergrund, sondern wirft auch die Frage auf, wie vergangene Heldentaten die Identität nachfolgender Generationen prägen und welche Lasten sie mit sich bringen können.

Stilistisch präsentiert sich Die Frauen von Château Blanc* als gelungener Genre-Mix. Ziegler kombiniert gekonnt Elemente des Familienepos und der historischen Spurensuche mit der warmen Atmosphäre eines Wohlfühlromans, die durch die lebendige Schilderung des mediterranen Flairs von Sète noch verstärkt wird. Wer mag, kann den weiblichen Generationenroman hier* als Taschenbuch und hier* für den Kindle online bestellen.

Anke Feuchter, Aus Liebe zu Roman*

Die gebürtige Mannheimerin Anke Feuchter (*1966), die es schon als Schülerin nach Frankreich zog, wo sie heute in der Normandie lebt, widmet sich in ihren literarischen Werken oft den vielschichtigen deutsch-französischen Beziehungen. Mit Aus Liebe zu Roman*, klimaneutral produziert und am 14. Oktober 2024 im Hamburger Verlag Edition Contra-Bass erschienen, beleuchtet sie nun ein bewegendes Kapitel der Nachkriegsgeschichte, das das Schicksal sogenannter „Besatzungskinder“ in den Fokus rückt.

Der Roman entführt euch in das Jahr 1946, in dem Amalie in der französischen Besatzungszone ums nackte Überleben kämpft. Ihr Mann wird im Krieg vermisst, und in ihrer Not sieht sich Amalie gezwungen, ihre kleine Tochter Nadja bei Bauern in Pflege zu geben. Durch die Vermittlung des charmanten französischen Offiziers Julien findet sie Arbeit in Baden-Baden, und zwischen den beiden entwickelt sich eine leidenschaftliche Affäre.

1947 kehrt Julien nach Frankreich zurück – und lässt Amalie schwanger zurück. Unter dem massiven Druck der französischen Behörden, die die Versorgung zweier Kinder in ihrer prekären Lage als unmöglich ansehen, trifft Amalie eine enorm schwere Entscheidung: Nach der Geburt gibt sie ihren Sohn Roman zur Adoption frei.

Die Geschichte folgt Amalies weiteren Lebensweg bis in die 1960er-Jahre. Im zerstörten Mannheim kämpft sie sich mühsam nach oben, doch die Schuldgefühle und die unaufhörliche Sehnsucht nach ihrem verlorenen Sohn Roman bleiben ständige Begleiter ihres Daseins.

Anke Feuchter gelingt es in Aus Liebe zu Roman, die brutale Realität der Nachkriegszeit und das Schicksal der „Besatzungskinder“ auf eindringliche Weise zu thematisieren. Der Roman wirft ein wichtiges Licht auf ein oft übersehenes Kapitel der deutsch-französischen Geschichte, und zwar die systematische Adoption von Kindern deutscher Frauen und französischer Soldaten durch Frankreich.

Historische Ereignisse wie die Währungsreform 1948 und die Heimkehr der letzten Kriegsgefangenen 1955, die verwoben sind mit Amalies Lebensweg, verleihen der Geschichte einen authentischen historischen Kontext.

Aus Liebe zu Roman* ist ein bewegendes Zeitdokument. Der Roman zeichnet ein präzises Bild des Alltags in den Trümmerstädten und beleuchtet die psychologischen Narben, die der Krieg und seine Folgen in den Menschen hinterließen. Die psychologische Tiefe, mit der Amalies Schuldgefühle und ihre unermüdliche Suche nach Roman dargestellt werden, hebt den Roman über einfache Unterhaltungsliteratur hinaus.

Wenngleich der Schreibstil stellenweise etwas einfach und die Wendungen mitunter vorhersehbar sind, so überzeugt der Romans doch in seiner emotionalen Wucht und der Auseinandersetzung mit einem wichtigen historischen Thema, das bis heute nachwirkt. Wer sich für historische Frauenschicksale und die komplexen Verflechtungen der deutsch-französischen Zeitgeschichte interessiert, wird den Roman wie ich nicht aus der Hand legen können. Wer mag, kann den Roman hier* als Taschenbuch bestellen.

Suzanne Crayon, Zorn Elsässer Art*

In Zorn Elsässer Art*, dem fünften Band der Jean Paul Rapp-Reihe von Suzanne Crayon, wird die idyllische Ruhe der elsässischen Weinberge jäh durch einen brutalen Mordfall gestört. Gregori Moreau wird tot in seinem Weinberg aufgefunden. Die ersten Ermittlungen unter der Leitung von Commissaire Rimbout deuten schnell auf den Zwillingsbruder des Opfers, einen gelernten Winzer, der den Weinberg gepachtet hat. Als einziger Erbe und ohne stichhaltiges Alibi gerät er unweigerlich in den Fokus der Verdächtigungen.

Doch Rimbout, der seine eigenen Zweifel an der Eindeutigkeit der Beweislage hegt, sieht sich gezwungen, die Expertise seines Vorgängers Jean Paul Rapp hinzuzuziehen. Der ehemalige Commissaire, dessen kriminalistischer Instinkt auch im Ruhestand nicht nachlässt, nimmt die Ermittlungen auf und taucht bald tief in das Leben des Mordopfers ein.

Dabei entdeckt er, dass Gregori Moreau eine gefährliche Neigung besaß: Er spielte auf riskante Weise Persönliches und Berufliches, Liebschaften und Geschäftsinteressen, vertraute und zwielichtige Partner gegeneinander aus – eine fatale Strategie, die schließlich in einer Tragödie endete.

Wie bereits in den vorherigen Bänden der Reihe, darunter Mord Elsässer Art* und Verlockungen Elsässer Art*, gelingt es Crayon gekonnt, ein spannendes Verbrechen mit dem unverwechselbaren Lokalkolorit des Elsass zu verbinden. Suzanne Crayon entfaltet vor der malerischen Kulisse der elsässischen Weinberge einen spannungsgeladenen Kriminalfall, der die dunklen Geheimnisse hinter der scheinbar friedlichen Oberfläche der Region aufdeckt.

Die Dynamik zwischen dem pflichtbewussten Commissaire Rimbout und dem erfahrenen, intuitiven Jean Paul Rapp sorgt nicht nur für Spannung, sondern auch für einen humorvollen Schlagabtausch. Wer mag, kann den 235 Seiten dicken Heimat-Krimi hier* als Taschenbuch bestellen – und hier* als Kindle.

Gabriela Kasperski, Bretonisch mit Wind und Wellen*

In Bretonisch mit Wind und Wellen* lässt Gabriela Kasperski ihre charmante Buchhändlerin und Hobbydetektivin Tereza Berger bei ihren sechsten Fall im windumtosten Camaret-sur-Mer auf der bretonischen Halbinsel Crozon ermitteln.

Doch während die Hochzeitsglocken von Tereza Berger und Commissaire Gabriel Mahon bereits leise läuten, wird dort am wilden Strand von La Palue eine tote Surferin angeschwemmt. Surfen ist dort eigentlich verboten, da die Brandung zu gefährlich ist. Schnell gerät die Surflehrerin Ayala in den Fokus der Ermittlungen. Doch Tereza, deren kriminalistischer Spürsinn längst geschärft ist, hegt Zweifel und beginnt auf eigene Faust zu recherchieren.

Dabei taucht sie tief in Geheimnisse ein, die auf unheimliche Weise mit der wilden Küstenlandschaft verwoben scheinen. Kasperski nutzt erneut die eindringliche Atmosphäre der Bretagne als kraftvollen Kontrast zur scheinbaren Ruhe des Küstenortes. Die wilde Natur, die in früheren Bänden bereits durch Sturmmetaphern und die bedrohliche Sommerhitze eine Rolle spielte, wird auch hier zum Spiegel der verborgenen Spannungen.

Protagonistin Tereza Berger hat sich seit ihrem ersten Auftritt in „Bretonisch mit Meerblick“ (2020) von einem unbeholfenen Neuankömmling zu einer selbstbewussten Kennerin der bretonischen Eigenheiten entwickelt. Ihre liebenswerte Mischung aus Charme, Eigenwilligkeit und ihrer unstillbaren Leidenschaft für Schokolade macht sie zu einer ebenso sympathischen wie unkonventionellen Ermittlerin. Auch in ihren verbalen Schlagabtauschen mit Verdächtigen, die dem Roman eine humorvolle Note verleihen, blitzt ihre besondere Persönlichkeit immer wieder auf. Wer mag, kann den Bretagne Krimi hier* als Taschenbuch bestellen – und hier* als Kindle.

Michael Hock, Okzitanien*

Michael Hocks Okzitanien – Spiritueller Reiseführer und historischer Wegbegleiter* ist weit mehr als ein herkömmlicher Reiseführer. Er ist eine Einladung, die südfranzösische Region Occitanie einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel zu entdecken. Dazu nimmt er euch mit auf eine Entdeckungsreise zu den Spuren von Druiden, Katharern, Tempelrittern und Troubadouren, die diese einzigartige Landschaft geprägt haben.

Berühmte Schauplätze wie Montségur als letzte Festung der Katharer und mythischer Ort für Gralssuchende sind darin ebenso ausführlich vorgestellt wie Quéribus, schwindelerregende Felsenburg der Katharer. Auch das von esoterischen Mythen um den Heiligen Gral umwobene Rennes-le-Château und weitere mystische Orte wie Bugarach, Puivert und Tarascon-sur-Ariège sind ausführlich vorgestellt.

Insgesamt porträtiert Hock 150 spirituelle und historische Orte und legt dabei einen besonderen Schwerpunkt auf die okzitanische Geschichte und Esoterik. Informative Kurzbiografien von Schlüsselfiguren wie dem bedeutenden Katharer-Forscher Antonin Gadal und dem umstrittenen SS-Archäologen Otto Rahn ergänzen die Ortsbeschreibungen. Auch praktische Tipps und Hinweise auf Wanderrouten wie den Katharerweg fehlen nicht.

Michael Hock, der in Berlin und Harsewinkel lebt und selbst Führungen in der Region leitet, hat intensiv vor Ort recherchiert. Seine Expertise zeigt sich in der gekonnten Verbindung von archäologischen Fakten und esoterischen Deutungen. Dabei gelingt es ihm auf klare Weise, historisch belegte Ereignisse, wie die Belagerung Montségurs im Jahr 1244, von spekulativen Theorien, etwa der Suche nach dem Gral, zu trennen. Nur schade, dass die letzte verfügbare Auflage dieses Reiseführers aus dem Jahr 2022 stammt! Wer mag, kann das Taschenbuch hier* online bestellen.

Gerhard Drechsler, Narbonne und Umgebung*

35 Jahre lang war Gerhard Drechsler selbstständiger Buchhändler in München gewesen, ehe er 2019 mit seiner Familie nach Okzitanien zog – und seine neue Heimat ausgiebig erkundete. Heraus kam dabei neben anderen Werken auch sein erster, im März 2025 erschienener Reiseführer. Narbonne und Umgebung* stellt eine Stadt vor, die, so Drechsler in seinem Vorwort, ein Dorf sei. „Ein kleiner Ort ohne große Attraktionen. Aber ein sehr liebenswerter Ort.“

Was diese 55.000 Einwohner große Stadt so besonders, einzigartig und charmant macht, stellt Gerhard Drechsler flugs ausgiebig vor. Den Auftakt macht ein Stadtspaziergang zu all dem Sehenswerten der einstigen römischen Kapitale im Languedoc, ehe Adresse und Tipps zu Bars, Cafés und Restaurants belegen: Hier lässt es sich gut leben.

Denn, so Drechsler, „Der Narbonnais lebt nicht, um zu arbeiten, er arbeitet, um zu leben. Und das Geld verschwindet nicht alle paar Jahre in einem neuen Auto, sondern wird bewusst in Austern, Entrecôte, Foie gras oder Rotwein investiert.“

Wie schön das Umland von Narbonne ist, zeigt die Umgebungskarte mit Tipps für Ausflüge nach Béziers, Minerve oder Carcassonne. Wer Lust auf einem Tag am Meer hat, findet Tipps zu Leucate, Narbonne-Plage, Gruissan und Lagunenziele wie Peyriac-de-Mer oder Bages. Kulturinteressierte können mit dem Taschenbuch die Abtei von Fontfroide entdecken, andere eine Weintour am Clape-Massiv machen oder den Safari-Park Sigean besuchen. Und wer meint, er habe bereits alles gesehen, findet auch Tipps für Orte, die keiner kennt. Wer mag, kann den handlichen Reiseführer hier* als Taschenbuch bestellen. Auf https://buchshop.bod.de könnt ihr die ersten 20 Seiten probelesen.

Offenlegung

Sämtliche Titel für meinen Bücher-Frühling 2025 stellten mir die Verlage kostenlos für die Besprechung zur Verfügung. Einfluss auf meine Berichte hat dies nicht. Meine Rezensionen spiegeln mein subjektives Leseerlebnis.

Weiterlesen

Noch mehr Lesetipps birgt die Kategorie Literatur im Blog. Hier findet ihr eine schier unendliche Auswahl an Historien- und Liebesromanen, Krimis und Thrillern sowie anderer Unterhaltungsliteratur, Sachbüchern, Reiseführer, und kulinarik-Bibeln. Wer wissen will, welche Bücher ich über Frankreich verfasst habe, wird hier fündig.

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