Notre-Dame de Paris: das Innere der Kathedrale auf der Île de la Cité. Foto: Hilke Maunder

Notre-Dame de Paris: die Besuchsregeln

Notre-Dame de Paris ist wieder auferstanden. Nach dem verheerenden Brand am 15. April 2019, der das Dach und den Spitzturm der Kathedrale von Paris zerstörte, erstrahlt die Ikone des Glaubens seit Dezember 2024 in neuem Glanz. Ihr möchtet sie besichtigen? Voilà die wichtigsten Infos!

Der Wiederaufbau, der unter der Leitung des Architekten Philippe Villeneuve stand, erfolgte mit beeindruckender Präzision und Hingabe, um das historische Wahrzeichen möglichst originalgetreu zu restaurieren. Dabei wurde die berühmte Spitze des 19. Jahrhunderts detailgetreu rekonstruiert, nachdem ursprüngliche Pläne für eine modernere Neugestaltung zugunsten einer traditionellen Lösung aufgegeben wurden.

Am 7. Dezember 2024 wurde Notre-Dame de Paris im Rahmen einer feierlichen Zeremonie, die nicht öffentlich zugänglich ist, offiziell wiedereröffnet. Für die Zeremonie hat Jean-Jacques de Castelbajac eigens ein neues Priestergewand entworfen. Am 8. Dezember folgte die erste öffentliche Messe, die France TV übertrug.

Aktuelle Öffnungszeiten und Zugang

Seit dem 8. Dezember 2024 ist Notre-Dame wieder zugänglich. Der Besuch der restaurierten Notre-Dame de Paris ist zunächst nur für Einzelpersonen möglich. Vom 8. bis 16. Dezember war die Kathedrale an Wochentagen von 15.30 bis 22 Uhr und am Wochenende zu reduzierten Öffnungszeiten geöffnet. Seit Januar 2025 gelten wieder die normalen Öffnungszeiten von 7.45 bis 19 Uhr. Der Zugang zu den Türmen bleibt vorerst weiterhin gesperrt.

Regeln für Einzelbesucher

Mit der neuen App namens Compagnons de Visite können seit dem 3. Dezember 2024 Besichtigungsslots reserviert werden. Über die App, aber auch auf der Website von Notre-Dame de Paris, lässt sich eine halbstündige oder einstündige Besichtigung für denselben Tag, den nächsten oder übernächsten Tag buchen.

Spontane Besucher können sich auch kurzfristig in die Schlange einreihen, allerdings ohne jegliche Garantie, tatsächlich auch noch hineinzukommen. Die App bietet fünf Besichtigungsrouten in drei Sprachen (Französisch, Englisch und Spanisch), darunter eine kinderfreundliche Route und eine Route für Pilger.

Die Herausforderung besteht darin, die Touristen mit den Gläubigen zusammenzubringen, die im Inneren beten wollen. Separate Warteschlangen regeln den Zugang für unterschiedliche Besuchergruppen.

Regeln für Gruppen

Für Touristengruppen ist Notre-Dame de Paris seit Juni 2025 wieder zugänglich. Die schrittweise Öffnung begann zunächst mit Gruppen aus dem Großraum Paris im März 2025, seit September 2025 sind auch Gruppen aus anderen Regionen willkommen. Die Zeitnischen werden drei Monate im Voraus hinzugefügt, um eine Überfüllung des Kirchenschiffs zu vermeiden.

Gruppenreservierungen erfolgen über die offizielle Website von Notre-Dame de Paris. Aufgrund der hohen Nachfrage ist eine frühzeitige Buchung empfehlenswert.

Pilgerreisen und Gebetsgruppen

Für diejenigen, die als Gläubige in Gruppen in Notre-Dame de Paris beten möchten, besteht die Möglichkeit, per E-Mail an pelerinage@notredamedeparis.fr einen privilegierten Zugang zu reservieren. Das System ist seit Februar 2025 aktiv. Aufgrund der hohen Nachfrage – bereits Zehntausende von Pilgern haben sich registriert – ist eine rechtzeitige Anmeldung empfehlenswert.

Gottesdienste und Messen

In der ersten Woche der Wiedereröffnung fanden täglich zwei Messen statt, um 10.30 Uhr und 18.30 Uhr. Dabei wurde den Handwerkern gedankt, die am Wiederaufbau der Kathedrale beteiligt waren. Seit Januar 2025 erfolgt der reguläre liturgische Dienst mit drei Messen pro Wochentag (8 Uhr, 12 Uhr und 18 Uhr), drei Messen am Samstag (8.30 Uhr, 12 Uhr und 18 Uhr) sowie vier Messen am Sonntag (8.30 Uhr, 10 Uhr für die lateinische Messe, 11.30 Uhr und 18 Uhr). Eine vorherige Anmeldung für die Teilnahme an Gottesdiensten ist nicht erforderlich. Für Gläubige gibt es eine separate Warteschlange.

Weiterhin kostenlos

Die Kulturministerin hatte mit Unterstützung des Innenministers eine Zeit lang erwogen, den Eintritt in Notre-Dame de Paris kostenpflichtig zu machen. Doch der Vorschlag von Rachida Dati, von jedem Besucher fünf Euro zu verlangen, um bis zu 75 Millionen Euro pro Jahr einzunehmen, fand in der Kirche keinen Anklang.

Der Eintritt zu Notre-Dame de Paris bleibt daher weiterhin frei. Die Tatsache, dass er „kostenlos“ ist, sei „ein sehr wichtiges Zeichen für alle“, sagte der Generalsekretär der Kathedrale. Nur der Zugang zur Schatzkammer, einem Museum im Inneren der Kathedrale, in dem heilige Gefäße, Ornamente und liturgische Bücher aufbewahrt werden, wird kostenpflichtig sein. Anlässlich des Festaktes zur Wiederöffnung sprach sich auch der Papst in absentio zur Beibehaltung des kostenfreien Besuchs der Kathedrale aus.

Seit der Wiedereröffnung im Dezember 2024 hat die restaurierte Kathedrale bereits über 800.000 Besucher angelockt – ein beeindruckender Beweis für die anhaltende Faszination des Monuments und den Erfolg des kostenlosen Zugangs.

Frankreichs katholische Kirchen: ein kleiner Knigge

Wer Notre-Dame besucht, betritt nicht nur ein touristisches Monument, sondern auch ein aktives Gotteshaus. Respektvolles Verhalten ist daher unerlässlich.

Kleiderordnung

In französischen katholischen Kirchen gelten ungeschriebene Regeln für angemessene Kleidung. Schultern und Knie sollten bedeckt sein. Trägerhemdchen, tiefe Ausschnitte, kurze Röcke oder Shorts sind unerwünscht. Bei warmem Wetter empfiehlt sich ein leichter Schal oder eine dünne Jacke, um die Schultern zu bedecken. Männer sollten Hüte und Kappen abnehmen, während Frauen diese aufbehalten können.

Verhalten im Kirchenraum

Lautes Sprechen stört die andächtige Atmosphäre. Handy-Gespräche und das Klingeln von Mobiltelefonen sind tabu. Beim Fotografieren ist Zurückhaltung geboten – Blitzlicht kann störend wirken und ist oft untersagt.

Während des Gottesdienstes ist besondere Rücksichtnahme gefragt. Wer nur besichtigen möchte, sollte die hinteren Bereiche der Kirche nutzen und Durchgänge freihalten. Das Herumlaufen während der Messe oder Andachten gilt als respektlos.

Religiöse Bräuche verstehen

Viele Besucher zünden Kerzen an oder werfen eine Münze in den Opferstock. Dies ist ein Zeichen des Respekts und der Verbundenheit, auch für Nicht-Gläubige. Das Weihwasser am Eingang können Katholiken nutzen, andere Besucher sollten es respektvoll übergehen.

Für die Wiedereröffnung bildete die Diözese Paris bildet rund 500 Freiwillige aus, um Besuchern und Gläubigen den Weg weisen. Diese Helfer stehen bei Fragen zur Verfügung und achten darauf, dass die Regeln eingehalten werden. Denn Notre-Dame de Paris ist mehr als ein Museum – es ist ein lebendiger Ort des Glaubens. Wer dies respektiert, wird die besondere Atmosphäre der wiedererstandenen Kathedrale umso intensiver erleben.

Weiterlesen

Im Blog

Im Buch