
Wenige Kilometer östlich von Sougraigne entspringt im Herzen der Hautes-Corbières auf 720 m Höhe die Sals (alt: Salz). Nur 17 Kilometer lang ist der kleine Fluss, der Rennes-les-Bains durchfließt und bei Couiza in die Aude mündet.
Dennoch ist er etwas besonderes. Das fängt bereits bei der Quelle an. Aus zwei Quelltöpfen sprudelt die Sals so über die Kiesel, das ihre Quelle eine Herz-Form erhalten hat.

La Sals: salziger als das Meer
Steckt einmal euren Finger ins kühle Nass und leckt ihn ab! Salzig, je nach Jahreszeit und Niederschlag sogar doppelt so salzig wie das Mittelmeer, schmeckt die Sals. Bis zu 60g/l Natriumchlorid kann ihr Salzgehalt betragen! Das Salz entstammt einem 215 Millionen Jahren alten, unterirdischen Salzstock.
Durch die Zuflüsse von Süßwasser sinkt der Salzgehalt der Sals kontinuierlich. Beträgt er im 8 Kilometer entfernten Rennes-les-Bains noch 1 bis 2 Gramm pro Liter, liegt er an seiner Mündung in die Aude bei Couiza bei fast null.

Das Salz des Salär
Salz galt im Mittelalter als weißes Gold. Es war sehr begehrt. Mit Salz wurden Fisch und Fleisch haltbar gemacht, die Wege im Winter gestreut – und auch bezahlt. Bereits in der Antike gab es das Salarium, das Säckchen Salz als Ehrensold.
Kaiser August vereinheitlichte die unterschiedlichen Entschädigungs- und Lobzuwendungen durch genormte wie gestaffelte Besoldungen. Doch der Begriff „Salarium“ bliebt erhalten, wandelte sich im Französischen zu salaire, im Deutschen zu Salär – und steht für gutes Gehalt statt lauen Lohn.

Ungeliebte Gabelle
Bereits 1286 hatte Frankreich eine Salzsteuer eingeführt. Mehrfach erneuert, führte sie zu Volksaufständen. Die Salzsteuer wurde Synonym für das verhasste ancien régime. “ Vive le roi – sans gabelle “ war ein häufiger Ausruf im 17. Jahrhundert. Historiker sehen die Salzsteuer zudem als einen zentralen Auslöser für die Französische Revolution.

Warum war die indirekte Steuer so unbeliebt? Die gabelle zwang jeden Franzosen, der älter als acht Jahre war, wöchentlich eine Minimalmenge an Salz zu einem festgesetzten Preis zu kaufen. Die Salzsieder hingegen durften ihr Salz nicht direkt verkaufen, sondern mussten es an die greniers à sel, die staatlichen Salzspeicher, liefern.
Die ebenfalls staatlichen hôtels de la gabelle brachten das gelagerte Salz zu einem deutlich höheren Kurs in den Handel. 1794 wurde das Staatsmonopol auf Salz durch ein Dekret der Assemblée Constituante während der Französischen Revolution abgeschafft. Doch 1825 kehrte sie mit Napoleon wieder zurück.

Monopol des Staates
Erneut durften Salzsiedereien ohne staatliche Genehmigung nicht betrieben werden. Die Hinterziehung der Salzsteuer galt als Straftat. Verkauft wurde das Salz über staatliche Kontore wie dem Hôtel de la Gabelle in La Roche-Guyon.
Auch die Salzquelle von Souraigne stand unter staatlicher Kontrolle. Zwar durften benachbarte Bauern Salzwasser für ihren persönlichen Gebrauch entnehmen, doch wer dabei erwischt wurde, das durch Verdunstung gewonnene Salz zu schmuggeln, wurde hart bestraft.

Gabelous & Contrebande
Im Laufe der Zeit wurde die Salzquelle im Wald so bekannt, dass der Staat ein Wachhaus errichtete, in dem gabelous Gewinnung und Handel des Salzes kontrollierten. Noch heute werden Zollbeamte im Volksmund gabelous genannt.
Das Wachhaus besaß im Osten ein Fenster, um von drinnen aus die Quelle überwachen zu können. Ebenfalls eine Ruine heute sind die Bungalows, in denen nachts Wasserschutzanlagen aufgestellt waren.
1842 gelang den staatlichen Salzzöllnern in einer Nacht der lang erhoffte Zugriff. Die gabelous nahmen eine Bande von faux sauniers, illegalen Salzsiedern, fest. Jahrelang hatten die contrebande ungehindert im großen Stil Salz geschmuggelt – und bei der Bevölkerung Rückhalt gefunden.

La Sals: meine Reisetipps
Hinkommen
Folgt ab Sougraigne der D 74 gen Osten, bis hier rechterhand eine hohe, gemauerte Wand als Natursteinen seht. Nachdem die Straße die Sals überquert hat, biegt rechterhand in einer engen Kehre steil die sehr ausgefahrene, teilweise nicht asphaltierte Zufahrt zur Quelle ab. Achtung: Schlaglöcher!
Die holprige Zufahrt endet nach rund 1,5 km an einem Parkplatz. Alternativ könnt ihr auch euer Fahrzeug an der Départementstraße abstellen und zu Fuß der Zufahrt zur Quelle folgen.

Domaine de l’Eau Salée
Die Salzquelle ist bis heute im staatlichen Besitz. Das 584 ha große Gut bedeckt zu 87 Prozent Wald, den Rest teilen sich Weiden, Wiesen und Gebäude. Am Gutshaus starten und enden zahlreichen Veranstaltungen wie die Sommerwanderung Marche Salée oder der Querfeldeinlauf Raid Salé. Infos zu Führungen erteilt Stephanie mobil unter 06 72 73 81 20.02
Der Lehrpfad Entre Sel et Verre entführt in anderthalb Stunden mit acht Stationen auf eine Zeitreise, bei der ihr nicht nur viel über die Salzquelle erfahrt, sondern auch über die örtliche Glasherstellung.

Wandern
Wer gut zu Fuß ist, kann von Rennes-les-Bains und Cubières-sur-Cinoble zur Salzquelle wandern. Eine sehr schöne Wanderung beginnt auch am Col de Linas.
Sie führt euch in rund einer Stunde vom Parkplatz an der Passhöhe beim Pech de Bugarach zur Salzquelle. Unterwegs begegnet euch eine sehr unterschiedliche Flora – mal typische Garrigue, dann wieder Moosbäume, Farne und ein geradezu mythischer Märchenwald mit riesigem Fels.

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Danke Hilke,
Super Ausflugstipp auch für die kältere Jahreszeit.
Und überdies auch Danke für die etymologische Fortbildung! Grossartig!
Merci, lieber Thomas! Es freut mich, dass Dir die Sonntagstour gefallen hat! Bises, Hilke
Sehr interessant, vielen Dank!
gern geschehen!