Blick von der Rhône auf die alte Papststadt Avignon am frühen Abend. Foto: Hilke Maunder
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Ein Wochenende in … Avignon

Avignon. Was für eine Stadt! Ein Volkslied machte sie weltberühmt. Doch getanzt wurde auf dem Pont Saint-Bénézet nie. Das tat man auf der großen Flussinsel Île de la Barthélasse.

Stellt dort euren Wagen ab, nehmt den kostenlosen Shuttle – und entdeckt die pulsierende Stadt an der Mündung der Durance in die Rhône. Ein Tag reicht dafür kaum. Plant ein Wochenende ein, und Avignon wird euch überraschen!

Selbst die Bäcker zeigen Herz in Avignon. Foto: Hilke Maunder
Selbst die Bäcker zeigen Herz in Avignon. Foto: Hilke Maunder

FREITAG

 16 Uhr: Koffeinkick beim Papst

Die beste Einstimmung auf’s Wochenende: ein Koffeinkick (oder Apéro) in einem der Cafés und Bars, die ihre Stühle und Tische auf den großen Platz vor dem monumentalen Palais des Papes (Palast der Päpste) gestellt haben. Mehr als hundert Jahre lang war Avignon das Machtzentrum des Christentums.

Eine 4,5 km lange Stadtmauer umschließt bis heute fast vollständig die Altstadt von Avignon. Foto: Hilke Maunder
Eine 4,5 km lange Stadtmauer umschließt bis heute fast vollständig die Altstadt von Avignon. Foto: Hilke Maunder

Nicht mehr Rom, sondern die reiche Stadt an der Rhône Avignon regierte ab 1309 die Glaubenswelt. Hinter ihrer 4,5 km langen Stadtmauer, die bis heute die Altstadt fast vollständig umschließt, residierten sieben Päpste und zwei Gegenpäpste – Clemens V. (1305 – 1314), Johannes XXII. (1316 – 1334), Benedikt XII. (1334 – 1342), Clemens VI. (1342 – 1352), Innocent VI. (1352 – 1362), Urban V (1362 – 1370) und Gregor XI. (1370 – 1378) sowie die Gegenpäpste Clemens VII. (1378-1394) und Benedikt XIII. (1394-1429)

Erst mit dem Konzil von Konstanz und der Absetzung bzw. Abdankung dreier Päpste wurde die Spaltung der Kirche beendet und der Italiener Oddo di Colonna als Papst Martin V. von allen als oberster Hirte der Gläubigen anerkannt. Avignon als Epizentrum des Christentums hatte 1417 ausgedient. Doch was haben diese 108 Jahre nicht für ein reiches Erbe hinterlassen!

Das Hôtel des Monnaies auf der Place du Palais. Foto: Hilke Maunder
Das Hôtel des Monnaies auf der Place du Palais. Foto: Hilke Maunder

17 Uhr: Mit Hightech durch die Historie

Ihre Residenz gleicht einer Glaubensfestung. In weniger als 20 Jahren ließen Benedikt XII. und Klemens VI. den weltweit größten gotischen Palast errichten, wehrhaft und prunkvoll zugleich.

Auch drinnen wirkt er düster, abweisend und karg. Doch nur bis zur Kasse. Denn da erhaltet ihr mit der Eintrittskarte auch einen Histopad.

Dieses Tablet macht die Historie mit Hightech lebendig. Prunksäle, Kapellen und Privatgemächer könnt ihr jetzt interaktiv, in 3 D und mit erweiterter Realität entdecken.

Der berühmte Papstpalast von Avignon.. Foto: Hilke Maunder
Der berühmte Papstpalast von Avignon. Foto: Hilke Maunder

So wird der Rundgang durch die neun Säle des Museums zur multimedialen Reise zurück in jene Zeit, als dort das Zentrum der Christenheit lag. Fußböden, Decken, Farben, Möbel, Schreine, Kissen und andere Objekte, aber auch Speisen und Getränke erscheinen so, wie sie vor 800 Jahren präsent waren.

Die Inszenierung basiert auf historischen Studien und erweckt den Papstpalast, auf den ersten Blick eher leer und nüchtern, zum Leben. Als zusätzliche Attraktion lockt eine Schatzsuche. Sucht die in den Objekten versteckten Goldmünzen!

Der Innenhof des Palais des Papes von Avignon. Foto: Hilke Maunder
Der Innenhof des Palais des Papes von Avignon. Foto: Hilke Maunder

19 Uhr: Beste Tropfen

Unmittelbar am berühmten Papstpalast findet ihr auf  2.400 Quadratmetern das Carré du Palais d`Avignon als Schaufenster der Winzer der südlichen Côtes du Rhône.

Im einstigen Stadtpalais der französischen Notenbank lagern heute statt Geld und Gold mehr als  10.000 Flaschen im ehemaligen Tresorraum.

Die Place du Palais mit dem Musée du Petit Palais. Foto: Hilke Maunder
Die Place du Palais mit dem Musée du Petit Palais. Foto: Hilke Maunder

Serviert werden sie – allesamt ausschließlich AOC-Tropfen des Rhônetals – an einer trendigen Weinbar. 17 Crus und zwei Süßweine warten auf euch!

Das Bistro mit angeschlossener Terrasse serviert einfallsreiche Gerichte, die ebenfalls tief in der Region verwurzelt sind und perfekt zu den örtlichen Tropfen passen. Mehr zu Trauben, Anbau und Verarbeitung erfahrt ihr in der Weinschule – oder bei Verkostungen im Weinkeller.

Avignon: Avignon: So seht ihr die Stadt von der berühmten Brücke! Foto: Hilke Maunder
Seit Jahr(zehnt)en sitzt dieser Mann an der Rampe zum Domberg und musiziert. Foto: Hilke Maunder

20 Uhr: Dîner

Wenn ihr nicht im Bistrot Le Carré du Palais zu Abend essen wollt, habe ich hier noch weitere Vorschläge. Das Grand Café Baretta hat genau dort eröffnet, wo schon im Jahre 1784 die Gebrüder Baretta ihr Etablissement betrieben.

Sorgsam restauriert vom Architekten Oliver Ortega, wirken dort nun zwei Restaurateure aus Avignon, Richard Hemin und François Tassan. Auf 500 Quadratmetern servieren sie täglich im eleganten Jugendstil-Ambiente eine gepflegte Küche.

Sehr angesagt ist derzeit das Restaurant Agape im Faucon-Viertel. Im Sommer ist gegrillte Dorade der Hauptgang des Abendmenüs, im Winter krosses Schwein vom Mont-Ventoux. Im Le Goût du Jour interpretiert Richard Corre traditionelle französische Hausmannskost modern, frisch und leicht.

Ein Rotwein aus dem Anbaugebiet der südlichen Côtes du Rhône läutet in Avignon den Abend ein. Foto Hilke Maunder
Ein Rotwein aus dem Anbaugebiet der südlichen Côtes du Rhône läutet in Avignon den Abend ein. Foto Hilke Maunder

23 Uhr: Bonne nuit

Vor zwölf Jahren erhielt die Immobilienmaklerin Corinne Guyon den Familiensitz der Fogasses als Vermittlungsobjekt. Ein Stadtpalais, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1298 zurückreichen, aber erst 1501 seine heutige Gestalt erhalten hatte. Und den großen Garten, den seit dem 19. Jahrhundert eine hohe Mauer von der Straße abgrenzt.

Die Inhaberin der Maison Fogasses. Foto: Hilke Maunder
Die Inhaberin der Maison de Fogasses. Foto: Hilke Maunder

Corinne war begeistert – und beschloss: Das Haus in der Rue des Fourbisseurs 37 kaufe ich. Und beginne damit ein neues Leben. Mit Mitte 50. Heraus kam: die Maison de Fogasses*.

Die Küche der Ferienwohnung der Maison Fogasses. Foto: Hilke Maunder
Die Küche der Ferienwohnung der Maison de Fogasses. Foto: Hilke Maunder

Sie gehört zu den schönsten Wohlfühlorten in Avignon, um zu schlafen, zu essen, zu genießen und zu leben. Mit großem Garten, Doppelzimmern und Ferienwohnung, viel Fantasie und Farbe, moderner Kunst und Mitbringsel von Reisen. Und einer unglaublich charmanten Gastgeberin.

Die Pantry der Maison Fogasses. Foto: Hilke Maunder
Die Pantry der Maison de Fogasses. Foto: Hilke Maunder

SONNABEND

10 Uhr: Marktbummel

Verkäuferin in der Markthalle von Avignon mit Banon-Käse. Foto: Hilke Maunder
Verkäuferin in der Markthalle von Avignon mit Banon-Käse. Foto: Hilke Maunder

An der Fassade eine grüne Wand, drinnen ein Schlaraffenland der Genüsse. In der Markthalle von Avignon bieten 40 Händler regionale Erzeugnisse an: Kutteln und Würste, Oliven, Trüffel, Gemüse und Kräuter. Und Papalines aus Schokolade, Zucker und dem Oreganolikör Origan du Comtat.

In der Markthalle von Avignon findet ihr auch die lokale Spezialität "caillettes". Foto: Hilke Maunder
In der Markthalle von Avignon findet ihr auch die lokale Spezialität caillettes. Foto: Hilke Maunder

Wie sie zubereitet werden, zeigen Hobby- und Profiköche in der Petite Cuisine des Halles jeden Sonnabend (außer August, vorher reservieren!).

Direkt an der Place Pie findet ihr bei der Markthalle zahlreiche Freiluftcafés – perfekt für einen kleinen Koffeinkick zwischendurch!

Markthalle von Avignon: Pieds et Paquets. Foto: Hilke Maunder
Spezialität der Haute-Provence: Pieds et Paquets. Foto: Hilke Maunder

11.30 Uhr: Shopping ganz kreativ

Mehr als 100 Kreative – Designer, Hutmacher, Goldschmiede, Papier-, Stoff- und andere Künstler – haben in der Altstadt von Avignon ihre Boutiquen und Werkstattläden.

20 von ihnen haben sich zu Les Fabricateurs zusammengeschlossen und sorgen mit gemeinsamen Events, Vernissagen und Festen für Schwung in der Szene. Ende September feiern sie bei den Journées des Fabricateurs das lokale Kunsthandwerk als großes kreatives Fest.

Das Atelier des Misstinguettes ist ein orgineller Designshop in der Rue des Fourbisseurs von Avignon. Foto: Hilke Maunder
Das Atelier des Misstinguettes ist ein orgineller Designshop in der Rue des Fourbisseurs. Foto: Hilke Maunder

Neugierig geworden? Dann klickt einmal hier für ausführlichere Infos. Und bummelt von der Markthalle auf der Rue Bonnetière entlang.

Vom Atelier 73, das Mode aus feinstem Leder schneidert, führt euer Weg vorbei zum Street Art-Spezialisten Produit Conforme. Bei den Plumes du Paon findet ihr die Unikate von gleich Dutzenden Kreativen. Biegt dann in die Rue des Lices ab.

In der Rue des Fourbisseurs sind kunterbunte Schirme zwischen den Hauswänden aufgespannt. Foto: Hilke Maunder
In der Rue des Fourbisseurs sind kunterbunte Schirme zwischen den Hauswänden aufgespannt. Foto: Hilke Maunder

Die Straße, die später in die Rue Jean Henri Fabre übergeht, ist Avignons alternative Theatermeile. Zahlreiche kleine Bühnen findet ihr hier. Alljährlich im Juli könnt ihr experimentierfreudige Ensembles beim OFF-Festival erleben, dem quirligen, unangepassten Gegenpol zum renommierten Theaterfestival von Avignon.

Das Théâtre du Centre findet ihr in der Rue Louis Pasteur. Foto: Hilke Maunder
Das Théâtre du Centre findet ihr in der Rue Louis Pasteur. Foto: Hilke Maunder

13 Uhr: Déjeuner im Theaterviertel

Die vielen freien Theater sorgen auch für eine hohe Gastrodichte mit Bars, Cafés, Imbissen und Restaurants für jeden Geldbeutel und Geschmack. Folgt einfach eurer Nase, wenn sich der Mittagshunger meldet! Eine reiche Auswahl an Lokalen findet ihr auch an der nahen Rue Saint-Michel.

14.30 Uhr: Collection Lambert

Avignon, Collection Lambert. Foto: Hilke Maunder
Die Collection Lambert. Foto: Hilke Maunder

Nur wenige Schritte entfernt wartet jetzt die aufregendste Kunstsammlung Avignons auf euch: die  Collection Lambert. Die Sammlung von Yves Lambert, der Avignon 559 zeitgenössische Kunstwerke vermachte, ist dank des Zusammenschlusses von zwei 300 Jahre alten Stadtpalästen seit 2016 auf verdoppelter Fläche zu sehen.

Das Hôtel de Caumont zeigt aktuelle Ausstellungen. Im Hôtel de Montfaucon lädt die permanente Sammlung zur Zeitreise von den Sechzigern bis heute.

Zu den Schätzen des Pariser Avantgarde-Galeristen gehören Arbeiten von Robert Ryman, Cy Twombly, Nan Goldin oder Bruce Nauman. Jean-Michel Basquiat und Julian Schnabel stehen für die Achtziger. Die 2000er-Jahre präsentieren Künstler wie Douglas Gordon, Louis Jammes und Idriss Kahn.

16 Uhr: Flanieren mit Flair

Nach der Kunst braucht ihr eine kleine Stärkung? Zurück auf der Rue Jean Henri Fabri verführt die Pâtisserie Vernet die Sinne mit  feinsten Küchlein.

Bummelt danach die Straße, die ihren Namen in Rue Joseph Vernet ändert, weiter Richtung Rhône. Unterwegs kommt ihr am Musée Calvet vorbei.

Avignon: Musée Calvet. Foto: Hilke Maunder
Das Musée Calvet. Foto: Hilke Maunder

Sein prachtvolles Palais birgt Gemälde des 16. – 20. Jahrhunderts sowie Skulpturen von berühmten französischen Bildhauern. Auch Camille Claudel ist vertreten!

Wenig weiter fertigt seit 1967 die Schokoladenmanufaktur Puyricard erlesene Pralinen und verrät die Geheimnisse ihrer Herstellung bei Besichtigungen und Kursen. Folgt dann weiter Richtung Rhône auf der Rue de la Grande Fusterie oder der Rue Limas den Schildern bis zu einem weiteren Welterbe-Bau von Avignon.

Sur le pont d'Avignon, on y danse... : die berühmte Brücke gehört heute zum Welterbe. Foto: Hilke Maunder
Sur le pont d’Avignon, l’on y danse… : die berühmte Brücke gehört heute zum Welterbe. Foto: Hilke Maunder

17 Uhr: Rauf auf die Brücke!

Mit 22 Bögen überspannte der Pont St-Bénézet einst die Rhône. Seit 2016 verrät eine 3-D-Rekonstruktion in der Ausstellung Le Pont retrouvé auf der berühmten Brücke, wie sie um 1550 ausgesehen hat.

Die Bogenbrücke Pont Saint-Bénézet ist das Wahrzeichen von Avignon. Foto: Hilke Maunder
Die Bogenbrücke Pont Saint-Bénézet ist das Wahrzeichen von Avignon. Foto: Hilke Maunder

Heute sind von der einst 900 m langen Passage nur noch vier Bögen und eine Kapelle, die dem Heiligen Nicolas gewidmet ist, erhalten.

In der Doppelkapelle des Pont Sant-Bénézet ist oben Nikolaus von Myra, unten der heilige Bénézet geweiht. Foto: Hilke Maunder
Die Doppelkapelle des Pont Sant-Bénézet ist oben Nikolaus von Myra, unten der heilige Bénézet geweiht. Foto: Hilke Maunder
Die untere Kapelle der Pont Saint-Bénézet. Foto: Hilke Maunder
Die untere Kapelle des Pont Saint-Bénézet. Foto: Hilke Maunder

18.30 Uhr: Apéro mit Aussicht

In nächster Nähe zur Brücke pendelt beim Fuß des Rocher des Doms kostenlos ein Shuttle-Boot über die Rhône hin zur Île de la Barthélasse.

Vom Insel-Anleger sind es nur wenige Schritte bis zum Ausflugslokal Le Bercail, das seine Terrasse direkt an das Ufer der Rhône gesetzt hat. Genießt hier die Aussicht auf Avignon beim apéro!

Oder bleibt zum Abendbrot: Küchenchef Olivier Chaussey und sein Team zaubern aus frischen regionalen Zutaten köstliche Gericht, mal kreativ, mal ganz bodenständig.

Le Bercail auf der Île de la Barthélasse. Foto: Hilke Maunder
Le Bercail auf der Île de la Barthélasse. Foto: Hilke Maunder

Die Alternative am Fluss heißt Pinotage und ist eine bar à vin auf einer Barkasse, die auf der Îlot Piot festgemacht hat. Das Inselchen ist mit der Île de la Barthélasse heute verschmolzen.

Bummelt vom Navette-Anleger auf der Insel-Promenade einfach nach Süden. Die Barkasse, die um 1900 in Deutschland gebaut wurde, birgt auch Platz im Innern, falls es für die Freiluftplätze zu kalt oder nass sein sollte. Erst um Mitternacht endet der Ausschank.

Blick auf die Rhône mit der Pont Saint-Bénézet. Foto: Hilke Maunder
Blick auf die Rhône mit dem Pont Saint-Bénézet. Foto: Hilke Maunder

20 Uhr: Dîner bei Cédric

Im nostalgischen Dekor  einer einstigen Pâtisserie begeistert Cédric Prud’homme in der Maison Ripert mit moderner Bistroküche.

22 Uhr: Bestes Craft Bier

Avignon ist umgeben von den besten Weinbaugebieten. Doch … ist es eine Hochburg für Bier. Und das nicht erst, seitdem Craft-Biere boomen, sondern schon seit mehreren Jahrzehnten.

Zu den verlässlichsten Adressen gehört das Gambrinus, das neben Craft-Bier vom Fass auch mehr als 100 Sorten Flaschenbier auf der Karte führt. L’Explo schenkt eine köstlichen Auswahl an lokalen, biologischen und handwerklichen Bieren aus – drinnen oder auf der großen Außenterrasse.

Mit 13 Arten Gerstensaft vom Fass und mehr als 100 Sorten Flaschenbier macht auch Beer O’Clock  als Craft Ale Bar ihrem Namen alle Ehre. Ihr Selbstbedienungskonzept funktioniert so: Kauft eine Prepaid-Karte, wählt euer Bier – oder probiert erst einmal jede Sorte, ehe ihr euch festlegt.

Vollholz und Metallhocker verleihen dem Ort ein rustikales Flair. Zwei große Fernsehbildschirme übertragen Fußballspiele und andere Sportveranstaltungen wie in einer Sports Bar.

Begrünte Fassade in Avignon. Foto: Hilke Maunder
Begrünte Fassade in Avignon. Foto: Hilke Maunder

Sonntag

Jogging auf der Île de la Barthélasse? Mit dem Stadtrad von Fifteen die anderen Stadtviertel erkunden – oder am rechten Rhôneufer Villeneuve-lès-Avignon?

Auf der Rhône paddeln? Oder lieber eine grasse matinée, ein ruhiger Vormittag mit einem gemütlichen Frühstück, ausgiebig und lange im Hotel oder einem Café?

Die Place des Carmes lädt sonntags zum Trödeln. Foto: Hilke Maunder
Die Place des Carmes lädt sonntags zum Trödeln. Foto: Hilke Maunder

8 Uhr: Trödel-Spaß

Die Einheimischen sind sonntags unterwegs. Sie lockt der Flohmarkt auf der Places des Carmes. Jeden Sonntag bietet er das ganze Jahr hindurch von acht bis zwölf Uhr noch echte Schnäppchen und viele typisch französische Fundstücke.

Avignon, Quartier des Carmes. Foto: Hilke Maunder
Im Quartier des Carmes. Foto: Hilke Maunder

Das Quartier des Carmes rund um den platanenbestandenen Marktplatz im Süden der Altstadt ist ein wunderschönes Viertel zum Bummeln. Eine Oase der Ruhe, authentisch und ursprünglich.

Avignon, Quartier des Carmes. Foto: Hilke Maunder
Im Quartier des Carmes. Foto: Hilke Maunder

Hohe Mauern verstecken blühende Gärten, schmale Gassen mit Kopfsteinpflaster führen vorbei an kleinen Häusern, vor denen Stockrosen blühen. Fahrräder lehnen an den Fassaden.

Poster verraten, dass zwischen Handwerk und Kaufmann, Kleinbürgern und Kreativen die Subkultur blüht.

Avignon, Quartier des Carmes. Foto: Hilke Maunder
Im Quartier des Carmes. Foto: Hilke Maunder
Avignon, Quartier des Carmes. Foto: Hilke Maunder
Im Quartier des Carmes. Foto: Hilke Maunder

12.30 Uhr: Rhône-Törn

Entspannung und neue Ansichten auf die Papststadt am größten Fluss Frankreichs bieten Bootstouren auf der Rhône, die sonntags um 12.30 Uhr beginnen und euch bis 16 Uhr vorbei am Pont d’Avignon und dem Domberg bis zum Zufluss der Durance bringen.

Auf dem rechten Rhône-Arm gleitet ihr an Villeneuve-lès-Avignon vorbei und passiert eine große Schleuse, ehe ihr Châteauneuf-du-Pape und das Château de Montfaucon erreicht. Was für ein Abschluss für ein erlebnisreiches Wochenende in Avignon!

Die Galerie John Gormsen residiert an der charmanten Place Saint-Pierre. Foto: Hilke Maunder
Die Galerie John Gormsen residiert an der charmanten Place Saint-Pierre. Foto: Hilke Maunder

Hintergrund

Trotz Welterbe und Tourismusboom: Avignon gehört zu den ärmsten Städten in Frankreich. Nachts balgen sich die Ratten an den Mülltonnen. Bettler und Obdachlose, dreckige und verwahrloste Straßen, hohe Kriminalität und zones urbaines sensibles wie Montclar, Croix des Oiseaux, Saint Chamand und die Viertel im Osten Saint-Jean, Reine Jeanne, Grange d’Orel sind die Schattenseiten der einstigen Hauptstadt des christlichen Abendlandes.

Bürgermeisterin Cécile Helle steht vor schweren Aufgaben. Die Geografin und Kandidatin des PS setzte sich 2014 erfolgreich bei der Stichwahl gegen Philippe Lottiaux durch, den rechten Herausforderer von Bleu Marine. 2020 gewann sie die Municipales, die Kommunalwahlen, mit großem Abstand vor Anne-Sophie Rigault (RN), Jean-Pierre Cervantes (EELV) und Michel Bissière (LR).

Avignon. Foto: Hilke Maunder
Für den Apéro trifft man sich auf den Plätzen von Avignon. Und mit etwas Glück treten dann auch Straßenkünstler auf. Foto: Hilke Maunder

Avignon: meine Reisetipps

Hinkommen

Avignon hat zwar einen Flughafen, doch der wird seit 2013 nicht mehr von Deutschland aus angeflogen, sondern nur noch saisonal von den britischen Carriern Flybe und Jet2 von Großbritannien aus. Am schnellsten kommt ihr von Deutschland aus nach Avignon aus Süddeutschland direkt per TGV, sonst per Flieger via Lyon oder Marseille und weiter per Leihwagen oder Bahn.

Online mehr entdecken!

Mit der Smartphone-App Monument Tracker (für iPhone oder Android) könnt ihr die Kulturdenkmäler Avignons mit GPS-Ortung auf andere Weise kennen lernen: 75 Denkmäler und Sehenswürdigkeiten sind bereits verzeichnet.
www.monument-tracker.com

Le Slip Français. Foto: Hilke Maunder
Kult: le slip français – ein Herrenslip mit Parfümduft. Foto: Hilke Maunder

Shopping

Marché des Producteurs

Immer montags von 17-19 Uhr verkaufen von Ostern bis Oktober die örtlichen Produzenten ihre Erzeugnisse auf dem Markt am Cour d’Honneur/Allée de l’Oulle.

Aline Géhant Chocolaterie

Aline Géhant stammt aus der Franche-Comté – und ist eher zufällig chocolatière geworden. Nach zwei Jahren an der Maison du Chocolat in Paris eröffnete die junge Meisterin ihr Schokoladengeschäft in Avignon, wo ihr köstliche knusprige Pralinen sowie zarte Pistazien-, Bourbon-Vanille- und Karamell-Ganaches findet. Für 4-12-Jährige  bietet sich Schoko-Workshops an; für alle zudem noch Verkostungs-Workshops.
• 15, rue des trois faucons, 84000 Avignon, Tel. 04 90 02 27 21, www.aline-gehant-chocolatier.com

Schlemmen

Leckeres zum Apéro. Foto: Hilke Maunder
Leckeres zum Apéro. Foto: Hilke Maunder

L’Agape

Die Küche von Anne und Julien Glaize ist ambitioniert – und köstlich. Ihr Bistro ist zurzeit sehr angesagt in Avignon, daher unbedingt reservieren!
• 21, Place des Corps Saints, 84000 Avignon, Tel. 04 90 85 04 06, www.restaurant-agape-avignon.com

Restaurant Pollen

Mathieu Desmarest, Jahrgang 1991 und 2018 von Gault et Millau 2018 ausgezeichnet als junges Talent, begeistert im Pollen mit lokaler und saisonaler Küche zu erschwinglichen Preisen.
• 3 bis, rue de la Petite Calade, Tel. 04 90 86 20 74, https://pollen-restaurant.fr

La Vache à Carreaux

Sympathisch: das kleine, immer volle Lokal Vache à Carreaux. Foto: Hilke Maunder
Sympathisch: das kleine, immer volle Lokal Vache à Carreaux. Foto: Hilke Maunder

Dieses kleine Lokal könnte mein zweites Zuhause in Avignon werden. Es ist urgemütlich, führt auch viele vegetarische Gerichte oder nur einen Käseteller zum Wein auf  der Karte, überzeugt mit frischer, regionaler Küche und nettem Ambiente: parfait!
• 14, rue Peyrollerie, Tel. 04 90 80 09 05, www.facebook.com/lavacheacarreauxavignon

Sympathisch: das kleine, immer volle Lokal Vache à Carreaux. Foto: Hilke Maunder
La vache à carreaux. Foto: Hilke Maunder

Le Verso

Italienische Küche mit Pizza, Pasta, Huhn und Schwein: ein gemütliches Restaurant mit alter Reklame – familientauglich!
• 3, place Saboly, Tel. 04 90 85 28 89, www.facebook.com

Restaurants in Avignon. Kult an der Place Saboly 3: das "Verso". Foto: Hilke Maunder
Kult an der Place Saboly 3: das Verso. Foto: Hilke Maunder
Restaurants in Avignon: Im "Verso" schmückt alte Reklame die Wände. Foto: Hilke Maunder
Im Verso schmückt alte Reklame die Wände. Foto: Hilke Maunder

Le Vintage

Lachstartar, Thunfisch-Carpaccio, Black-Angus-Steak oder Steinpilzrisotto: Im rustikalen Bistro-Ambiente mundet alles!
• 10, rue Galante, Tel. 04 86 65 48 54, www.le-vintage-restaurant-avignon.com

O’Papilles

Kreative französische Küche mit kleiner Karte.
• 10, place Châtaigne, Tel. 06 45 56 31 59,  https://opapilles.fr

Restaurant in Avignon: Ô Papilles an der Place des Châtaignes 10. Foto: Hilke Maunder
Ô Papilles an der Place des Châtaignes 10. Foto: Hilke Maunder

Schlafen

Hôtel de l’Horloge*

Topzentral gelegenes Dreisternehaus, das internationale Gäste – vor allem Engländer – anlockt. Gefrühstückt wird bei üppigem Büffet im Nebengebäude.
• 1, Rue Félicien David, 84000 Avignon, Tel. 04 90 16 42 00, www.hotel-avignon-horloge.com

Cloître Saint-Louis*

Erst Jesuitenseminar, später Armeehospital und Altersheim, heute Kulturzentrum und Viersternehotel: Der Cloître Saint-Louis hat wechselvolle Zeiten erlebt. Seine 85 Hotelzimmer befinden sich sowohl im alten Kloster wie im Neubau von Jean Nouvel.
• 20, rue du Portail Boquie, Tel. 04 90 27 55 55, 84000 Avignon, www.cloitre-saint-louis.com

Vom kargen Kloster zur Luxusherberge: die Verwandlung des Cloître Saint-Louis. Foto: Hilke Maunder
Vom kargen Kloster zur Luxusherberge: die Verwandlung des Cloître Saint-Louis. Foto: Hilke Maunder

Hôtel Le Médiéval

Eine monumentale Treppe führt im Altstadthotel zu den 35 nostalgisch-komfortablen Zimmern.
• 15, rue Petite Saunerie, Tel. 04 90 86 11 06, www.hotelmedieval.com

Hôtel Saint-George*

800 Meter außerhalb der Altstadt punktet das Hôtel Saint-George mit modernen wie sauberen Zimmern, gutem Frühstück und privatem Parkplatz.
• 12, Traverse de l’Étoile, Tel. 04 90 88 54 34, www.hotel-saint-george.com

Noch mehr Unterkünfte*
Booking.com

Avignon: Auf der Place de l'Horloge dreht sich vor dem Rathaus ein nostalgisches Karussell. Foto: Hilke Maunder
Auf der Place de l’Horloge dreht sich vor dem Rathaus ein nostalgisches Karussell. Foto: Hilke Maunder

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Zur Einstimmung: DuMont Bildatlas Provence*

DuMont Bildatlas Provence 2021In meinem DuMont-Bildatlas „Provence“* stelle ich in sechs Kapiteln zwischen Arles und Sisteron die vielen Facetten der Provence vor. Ihr erfahrt etwas vom jungen Flair zu Füßen des Malerberges, vom Weltstadttrubel an der Malerküste, dem weißen Gold aus der Pfanne oder einer Bergwelt voller Falten.

Neben Aktivtipps, Hintergrund und Themenseiten gibt es in der Edition 2021 zwei neue Rubriken. “Ja, natürlich” präsentiert zahlreiche Tipps für nachhaltige Erlebnisse und Momente. In “Urlaub erinnern” stelle ich Andenken, Eindrücke und Erinnerungen vor, mit denen der Urlaub daheim noch weiter lebendig bleibt. Hinzu kommen Serviceseiten mit allen Infos, persönlichen Tipps und großer Reisekarte. Wer mag, kann den Band hier* direkt bestellen.

Das Südfrankreich-Reise-Kochbuch: Le Midi*

Die poule au pot ist eine der 80 echten, authentischen Speisen, die ich bei meiner kulinarischen Landpartie durch den Süden von Frankreich entdeckt habe. Zwischen Arcachon, Hendaye und Menton schaute ich den Köchen dort in die Töpfe, besuchte Bauern, kleine Manufakturen, Winzer und andere lokale Erzeuger.

Gemeinsam mit dem Fotografen Thomas Müller reiste ich wochenlang durch meine Wahlheimat und machte mich auf die Suche nach den besten Rezepten und typischsten Spezialitäten der südfranzösischen Küche. Vereint sind sie auf den 224 Seiten meines Reise-Kochbuchs Le Midi.

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Weinausschank in Avignon. Foto: Hilke Mander
Foto: Hilke Mander

10 Kommentare

  1. Liebe Hilke, herzlichen Dank für den wundervoll verfassten, lebendigen und farbigen Bericht über Avignon. Diese Anregungen hätten wir gebrauchen können, als wir im letzten Jahr in Avignon waren. Aber, diese Stadt ist es wert noch weitere Besuche von uns zu erfahren. Alles Liebe aus München. Herzlichst Chris und Walter Kellner

  2. Hallo Frau Maunder,
    vielen Dank für diesen charmanten Bericht über die Perle an der Rhone Avignon. Wir verbringen jedes Jahr einige Tage im Frühjahr in dieser herrlichen Stadt, und werden nicht müde, diese immer wieder aufs neue zu entdecken. Ob es das Flair des Gerberviertels mit seinen Kneipen, oder die Markthalle mit ihren unzähligen regionalen Köstlichkeiten ist.
    Wir freuen uns auf weiteres spannendes.
    Mit besten Grüßen aus dem Schwarzwald
    Volker Guhl

    1. Wie schön, lieber Herr Guhl! Merci und viele Grüße in den Schwarzwald, den ich während meiner Studienjahre in Freiburg intensiv erwandert und entdeckt hatte. Ein schönes Fleckchen Deutschlands! Hilke Maunder

  3. Liebe Frau Maunder, ihr Bericht über Avignon weckte schöne Erinnerungen an diese wunderschöne Stadt und Neugier auf ein Wiedersehen. Merci beaucoup.

  4. Bonjour ,
    ich bin immer wieder Inspiriert von ihren Berichten und finde mich wieder . Seit den 60 Jahren bin Frankreich-Fan und habe ein paar Jahre in Saujon ein kleiner Ort in der Nähe von Royan gelebt. Vielen Dank für ihre Berichte und Vorschläge bei Reisen in die Regionen und machen Sie weiter.

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