Esperaza an der Aude. Foto: Hilke Maunder
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Kult: der Sonntagsmarkt von Espéraza

Immer wieder sonntags setzt in den Corbières geradezu eine Pilgerfahrt ein. Das Ziel: ein 2000-Einwohner-Städtchen am Oberlauf der Aude, rund 44 Kilometer südwestlich von Carcassonne. Espéraza heißt es, und bringt selbst die Augen von Franzosen, die mehr als 100 km entfernt leben, zum Leuchten.

„Da musst Du hin!“, sagt auch meine Nachbarin in Saint-Paul-de-Fenouillet, „das darfst Du nicht verpassen!“ So enthusiastisch ist die Südfranzösin selten. „Der Sonntagsmarkt ist einzigartig. Da kannst Du noch Althippies treffen, aber auch Biobauern, Kunsthandwerker, Künstler und Lebenskünstler.“

Esperaza an der Aude. Foto: Hilke Maunder
Treffpunkt vor, während und nach dem Markt: das Café du Pont. Foto: Hilke Maunder

Kulinarik und Kunsthandwerk

Auch viele Briten sind hier, merke ich am Stimmengewirr, als ich mich – viele Wochen später – am Ufer der Aude an den Ständen vorbeiflaniere. Auf Holzbrettchen werden Käsestückchen zum Probieren gereicht: Bethmale aus dem gleichnamigen Pyrenäen-Tal, Ziegenkäse von cremig jung bis würzig-hart, Schafskäse mit Kräuter oder Curry, Rohmilchträume von der Kuh.

Wenig weiter liegen neben Hartwürsten von Wildschwein und Hirsch ebenfalls Probierschälchen. Beim Honighändler darf ich Stäbchen in die Gläser tunken, beim Olivenbauern das Brot in Öle, die von hellgelb bis tiefgrün schimmern. Nougat, Oliven, Einkorn-Brote, Bio-Kuchen … was für eine Parade der Genüsse!

Esperaza an der Aude. Foto: Hilke Maunder
Käse – auf dem Sonntagsmarkt gibt es ihn vor allem von der Ziege und der Kuh. Foto: Hilke Maunder

Musik zum Markttreiben

Dann wieder konkurrieren Baumwollkaftans und Häkelschals mit Seide und Batik. Bunte Körbe stehen neben bestickten Ledertaschen. Filigrane Silberketten schimmern neben Ringen, die XXL-Steine zieren. Von fern wehen Harfenklänge hinüber, verklingen und weichen den Beats einer kleinen Band, die an einer Brücke die Passanten unterhält.

Esperaza an der Aude. Foto: Hilke Maunder
Dieser Schmuckhändler ist immer dabei beim Markt. Foto: Hilke Maunder

Im Café du Pont am Quai Jean Jaurès füllen sich die Stühle. Zum kleinen Schwarzen gesellen sich die ersten Gläser Wein. Bis zum Mittag wird so am Sonntag in Espéraza das Leben genossen. Im Sommer wie im Winter ab sechs Uhr früh.

Esperaza an der Aude. Foto: Hilke Maunder
Paella aus großen Pfannen – auch zum Mitnehmen für daheim! Foto: Hilke Maunder

Espéraza: meine Reisetipps

Schlemmen

Au Cathare Gourmand

Lokale Küche mit ausgezeichnetem Preis-Leistungsverhältnis.
• 20, Place de République, Tel. 08 99 236 003, www.facebook.com/cathare.gourmand; nur Mi.-Fr., So. geöffnet

Esperaza an der Aude. Foto: Hilke Maunder
Handgemacht und ausgefallen: ein Taschenstand auf dem Sonntagsmarkt. Foto: Hilke Maunder

Schlafen

Camping Municipal (städtischer Campingplatz)

25 Stellplätze am Ufer der Aude vom 2. Juli bis 30. September.
• Tel. 06 30 67 14 57

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Esperaza an der Aude. Foto: Hilke Maunder
Filmreife Puschen… Foto: Hilke Maunder

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Im Buch

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Markt in Espéraza. Foto: Hilke Maunder
Wollt ihr probieren? Foto: Hilke Maunder

2 Kommentare

    1. Hallo Birgit, ja, meine Nachbarin war letzten Sonntag gerade dort. Der Markt ist natürlich im Winter ein kleines wenig kleiner. Es besteht Maskenpflicht. Überall in Frankreich sind Freiluftmärkte gestattet. Viele Grüße, Hilke

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