Im Fenouillèdes bei Maury. Foto: Hilke Maunder
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Fenouillèdes: (noch) ein Geheimtipp

Fenolheda steht auf dem Schild, das plötzlich am Straßenrand auftaucht, Fenouillèdes. Rund 20 Kilometer von Perpignan entfernt, endet im tiefen Süden Frankreichs der Roussillon. Eine neue comarca beginnt. Ihre Lebensader ist der Agly.

Das Vallée de l'Agly. Foto: Hilke Maunder
Die Vallée de l’Agly. Foto: Hilke Maunder

Nur die Jungen und Zugereisten, Besucher und Fremde sprechen Französisch. Unter sich sprechen die Einheimischen occitan. Kehlig und rau, und gerne auch lauter, als man es sonst von Franzosen gewohnt ist.

Sèm occitan!

Und nicht catalan, wie in den anderen nordkatalanischen comarcas Rosselló, Vallespir, Conflent, Capcir und Alta Cerdany, die heute das Département Pyrénées-Orientales bilden. Seit 2023 haben einige Kommunen des Fenouillèdes in Abgrenzung zum Pays Catalan auch den Hinweis Terres Occitanes angebracht -– so auch Saint-Paul-de-Fenouillet.

Bei der Einteilung der Départements war der Fenouillèdes geteilt worden. Ein kleiner Teil der historischen Provinz wurde dem Département Pyrénées-Orientales zugeschlagen.

Sein größerer Teil gehört zum Département Aude. Trotz der Teilung und dem Zuschlag zum katalanisch geprägten Département 66 ist der Fenouillèdes für die Einheimischen dies nicht. Die Grenze Okzitaniens verläuft für sie bei Estagel. Und so feiert der Fenouillèdes seine okzitanische Kultur alljährlich in Saint-Paul-de-Fenouillet mit einem Festival Occitan.

Fenouilledes: Hinter Estagel beginnt der Fenouillèdes (Fenolheda). Foto: Hilke Maunder
Hinter Estagel beginnt der Fenouillèdes (Fenolheda). Foto: Hilke Maunder

Frankreichs jüngster Naturpark

Die Grenze verläuft bei Estagel. Darauf sind die Bewohner des Fenouillèdes stolz. Das erlebe ich tagtäglich in meiner Wahlheimat, die mitunter nicht einmal die Menschen von der nahen Küste kennen.

„Fenouillèdes, wo ist denn das?“, fragen sie mich. Doch so langsam ändert sich dies. Denn seit September 2021 schützt der Parc Régional Naturel Corbières-Fenouillèdes die Natur und Kultur dieses traumhaft schönen Landstrichs. Lust auf eine kleine Landpartie durch den Fenouillèdes?

Fenouilledes: Blick auf Saint-Paul-de-Fenouillet von Westen kommend. Foto: Hilke Maunder
Blick auf Saint-Paul-de-Fenouillet von Westen kommend. Foto: Hilke Maunder

Saint-Paul-de-Fenouillet: die Hauptstadt

Die Hauptstadt des Fenouillèdes ist die 1800 Einwohner große Kleinstadt Saint-Paul-de-Fenouillet, die die markante Silhouette des Chapitre Collégiale überragt.

Heute birgt es ein überaus sehenswertes Heimatmuseum. Im Innenhof des Sakralkomplexes werden im Sommer Freiluftkonzerte veranstaltet.

Saint-Paul-de-Fenouillet: der Glockenturm des Chapître. Foto: Hilke Maunder
Der siebeneckige Glockenturm des chapitre ist das Wahrzeichen von Saint-Paul-de-Fenouillet. Foto: Hilke Maunder

Unter Outdoor-Fans ist „SPF“ berühmt für seine Via Ferrata. Sie beginnt am südlichen Ortsrand bei der Clue de la Fou.

Die Fou-Schlucht ist das kleine geologische Gegenüstück zu den Gorges de Galamus. Sie durchschneidet südlich des Dorfes die Lesquerde-Kette.

Die Bogenbrücke über den Agly in der Clue de la Fou bei Saint-Paul-de-Fenouillet. Foto: Hilke Maunder
Die Bogenbrücke über den Agly in der Clue de la Fou bei Saint-Paul-de-Fenouillet. Foto: Hilke Maunder

Eine romanische Brücke überspannt dort den Agly. Wind und Wasser haben Hohlräume, in den Fels gewaschen. Ihr findet ihr auch die Töpfe der Riesen, in denen – so die Legende – einst Feen ihre Wäsche wuschen!

Das Thermalwasser von Saint-Paul-de-Fenouillet - so gesund ist es! Foto: Hilke Maunder
Das Thermalwasser von Saint-Paul-de-Fenouillet – so gesund ist es! Foto: Hilke Maunder

Von 1906 bis 1914 war dort ein altes Thermalbad in Betrieb. Bis heute fließt dort das schwefel- und kalkhaltige Mineralwassers sommers wie winters mit 24 °C aus dem Hahn. Die Einheimischen schwören auf die heilende Wirkung ihrer Quelle und füllen ihr Wasser in große Kanister ab.

Fenouilledes: Auf der rechten Flanke der Chaîne de Lesquerde führt die Via Ferrata hinauf bis zum Kamm. Foto: Hilke Maunder
Auf der rechten Flanke der Chaîne de Lesquerde führt die Via Ferrata hinauf bis zum Kamm. Foto: Hilke Maunder

Doch zurück zur Via Ferrata. Die Kletterpartie endet in schwindelerregender Höhe an gespannten Seilen, auf denen ihr von der Chaîne de Lesquerde auf die tonpfannengedeckten Häuser von Saint-Paul schauen könnt. La Panoramique ist Nervenkitzel pur!

Fenouillèdes: die Badegumpen der Gorges de Galamus. Foto: Hilke Maunder
Die Badegumpen der Gorges de Galamus. Foto: Hilke Maunder

Die Schlucht von Galamus

Gen Norden blickt ihr  zu den Gorges de Galamus, die der junge Agly in den Karst gefräst hat. Am südlichen Eingang dieser spektakulären Schlucht hat ein Einsiedler im Mittelalter eine kleine Kapelle samt Wohnhaus in den Fels gebaut.

Goregs de Galamus: Die Einsiedelei Ermitage de Saint-Antoine. Foto: Hilke Maunder
Die Einsiedelei Ermitage Saint-Antoine. Foto: Hilke Maunder

Alljährlich zu Ostern ist die Ermitage Saint-Antoine Ziel einer Pilgerfahrt, bei der nach der Messe aus einer XXL-Pfanne einst gemeinsam ein Omelett genossen wurde. Heute serviert Saint-Paul-de-Fenouillet sein Omelette Pascale im Festsaal seines Foyer Rural.

Fenouillèdes: die Kapelle der Ermitage Saint-Antoine. Foto: Hilke Maunder
Die Kapelle der Ermitage Saint-Antoine. Foto: Hilke Maunder

Etappe auf dem Sentier Cathare

Auf der Kammspitze ragt weiter östlich eine der Katharerburgen auf, die mit dem Fels zu verschmelzen scheinen: das Château de Quéribus.

Die Katharer-Burg von Quéribus. Foto: Hilke Maunder
Die Katharer-Burg von Quéribus. Foto: Hilke Maunder

Auf dem Weitwanderweg Sentier Cathare könnt ihr sämtliche Festungen entdecken, in denen sich die bonshommes, die „reinen Menschen“, vor der Verfolgung von Kirche und Krone verschanzt hatten.

Alljährlich im Mai bietet die Fête de la Randonnée die Gelegenheit, weitere schöne Wanderziele im Fenouillèdes kennenlernen. Zu Himmelfahrt feiert Saint-Paul sein Stadtfest Printemps des Échoppes mit großem Markt, Kinderanimation, Live-Musik und Tanz.

An der D 69 bei Mary: Rebgärten, so weit man sehen kann. Foto: Hilke Maunder
An der D 69 bei Maury: Rebgärten, so weit man sehen kann. Foto: Hilke Maunder

Maury: Süßweine und schwere Rote

Von Maury habt ihr vielleicht schon einmal gehört: Das Winzerdorf stellt aus roten Grenachetrauben den natursüßen Wein Maury (AOC) her, der hier traditionell zum Apéritif genossen wird.

Neben der Kooperative gibt es zwei Dutzend unabhängiger Erzeuger, die aus Grenache Rotweine keltern, die immer mehr Anerkennung erfahren.

Mas Amiel: Der Süßwein oxidiert unter freiem Himmel. Foto: Hilke Maunder
Mas Amiel: Der Süßwein oxidiert unter freiem Himmel. Foto: Hilke Maunder

Bei Mas Amiel ist daher 1999 Olivier Decelle, Ex-Präsident von Picard Surgelés eingestiegen und pusht das Weingut erfolgreich in internationalen Märkten. Viel besser munden mir persönlich allerdings die Tropfen von Thunevin-Calvet.

Ein moderner Sandsteinkubus birgt am östlichen Ortseingang ihren Keller. Bei der Verkostung könnt ihr durch die breite Glasfront in den Keller gucken. In der Flaschenparade vor der Panoramascheibe mit Blick in den Weinkeller steht auch meinen Lieblingstropfen. Hugo heißt er.

Mehr zu den Weinen des Fenouillèdes, die zu den Appellationen Côtes du Roussillon und Côtes du Roussillon villages gehören, findet ihr hier.

Vallée de l'Agly: das Stammhaus von Thunevin-Calvet in Maury. Foto: Hilke Maunder
Der Keller von Thunevin-Calvet in Maury. Foto: Hilke Maunder

Wandbilder erzählen das Leben

Wenn ihr durch das Dorf bummelt, achtet einmal auf die Fassaden. Sie hat Bernard Gout mit vielen Trompe-l’œil-Malereien geschmückt. Sie erzählen das dörfliche Leben.

Am  Bahnhof, wo der Train Rouge du Pays Cathare hält, steht ein gemalter Bahnhofsvorsteher und ein Hund hockt auf einem Karton mit Maury-Weinen. Wenig weiter hocken Einheimische auf einer Bank und ein Esel ist angebunden an die Fassade.  Im Ortszentrum ziert ein Café eine Häuserwand

Fenouillèdes: Café-Wandbild in Maury. Foto: Hilke Maunder
Berühmt in der Region: das Café-Wandbild von Maury. Foto: Hilke Maunder

Stimmen der Frauen

Alljährlich im Juni feiert Maury ein großes Musikfest, das frankreichweit bekannt ist: Voix des Femmes. Nur Frauen, als Chor, Band, Solosängerin oder Musikerin, stehen von mittags bis Mitternacht dann auf der Bühne. Hier habe ich es vorgestellt.

Fenouillèdes: Frauen sind Programm beim Festival "Voix de Femmes" in Maury. Foto: Hilke Maunder
Frauen sind Programm beim Festival Voix des Femmes in Maury. Foto: Hilke Maunder

Aussichtsreiche Wanderwege

An der D19 Richtung Quéribus seht ihr nach der kleinen Brücke einen Picknickplatz. Hier beginnt ein wundervoller Rundweg durch Garrigue und Pinienwald.

Das Tal des Agly bei Maury. Im Hintergrund: der Canigou. Foto: Hilke Maunder
Das Tal des Agly bei Maury. Im Hintergrund: der Canigou. Foto: Hilke Maunder

Rund 90 Minuten braucht ihr für den Sentier Botanique de Roubials, der von hier aus 2,5 Kilometer lang ist, vom Parkplatz bei der Maison du Terroir 3,7 Kilometer. Rosmarin, Steineichen, Immortelle und Erdbeerbaum begleiten euch. Achtung: Es geht mitunter recht steil bergauf, und für das Geröll an manchen Partien braucht ihr gute Sohlen!

Wer weiter wandern möchte, folgt dem Chemin des Amorioles. Hier habe ich die aussichtsreiche Rundwanderung vorgestellt.

Prugnanes

Nur rund 100 Menschen leben in Prugnanes. Einer von ihn ihst Benjamin, der den gîte des Dorfes betreibt und dort auch des Sommers die carcolada auf dem Schwenkgrill zubereitet.

er Roc de Nissol vor dem Massiv des Canigou in der Ferne. Foto: Hilke Maunder
Der Roc de Nissol vor dem Massiv des Canigou in der Ferne. Foto: Hilke Maunder

Bei Benjamin übernachten meist Wanderer, die auf dem Sentier Cathare unterwegs sind und zwischen Port-la-Nouvelle und Foix die Katharerburgen entdecken.

Die schönste kurze Wanderung, die in Prugnanes beginnt, heißt Le rêve de Sylvain – und ist wirklich ein Traum. Hier habe ich die schöne Rundwanderung vorgestellt.

Caudiès-de-Fenouillèdes

Die Wallfahrtskirche <em>Notre-Dame de Laval</em>. Foto: Hilke Maunder
Die Wallfahrtskirche Notre-Dame de Laval. Foto: Hilke Maunder

Über dem kleinen Ort thront Notre-Dame-de-Laval. Die Wallfahrtskirche an der Straßen nach Fenouillet stammt aus dem 16. Jahrhundert. Ihr Schatz war ein Altartafel ist im naiven spanischen Stil des Mittelalters. Im März 1986 wurde es gestohlen. Am Hang könnt ihr die Ruine des Castel Fizel erkennen.

Im Herzen des Dorfes ist mit dem quartier du fort moyenâgeux noch die Keimzelle der Siedlung erhalten.

Fenouillèdes: In Caudiès ist noch viel von der mittelalterlichen Bausubstanz erhalten. Foto: Hilke Maunder
In Caudiès ist noch viel von der mittelalterlichen Bausubstanz erhalten. Foto: Hilke Maunder

Die kleine Place de la Mairie schmückt noch mittelalterliches Fachwerk. Die Maison Pepratx gehörte einst eine adligen Familie. Vor dem Rathaus erinnert ein Löwenbrunnen an die 1888 angelegten Bewässerungskanale der Gemeinde.

Dahinter beginnt die Passstraße, die sich in vielen Kehren hinauf zum Col Saint-Louis windet. Wer Kunst liebt, entdeckt Mitte Mai die örtlichen Künstler, die beim Aktionstag Arts en Fenouillèdes ihre Ateliers öffnen.

Immer mit dabei ist auch die Britin Fleur Gray mit ihren Ton- und bildnerischen Arbeiten, die von der Region inspiriert sind.

Tipp: Virtuelles Museum

 Joëlle Boyer hat für ihr Heimatdorf ein virtuelles Museum eingerichtet, das sein historisches Erbe sehr liebevoll und detailreich präsentiert.
•  www.museevirtueldecaudies.fr

Fenouillèdes: Im Frühling stellen in Caudiès die örtlichen Künstler ihre Arbeiten aus und öffnen ihre Ateliers. Foto: Hilke Maunder
Im Frühling stellen in Caudiès die örtlichen Künstler ihre Arbeiten aus und öffnen ihre Ateliers. Foto: Hilke Maunder

Die Gorges Saint-Jaume

Ganz in der Nähe von Notre-Dame de Laval beginnt bei Caudiès eine schöne Wanderung durch eine Schlucht hinauf nach Fenouillet. Die Gorges Saint-Jaume sind viel kleiner als die berühmten Gorges de Galamus, aber genauso wild und ursprünglich. Hier habe ich die Wanderung vorgestellt.

Gorges Saint-Jaume: Immer dicht am Fluss entlang führt der Wanderweg. Foto: Hilke Maunder
In den Gorges Saint-Jaume: Immer dicht am Fluss entlang führt der Wanderweg. Foto: Hilke Maunder

Die Fôret Domaniale de Boucheville

Mich zieht es zum Wandern oft in die Fôret Domaniale de Boucheville. Ihre Vegetation umfasst Vertreter von drei Klimazonen: Tannen der Berge, immergrüne Eichen des Mittelmeerklimas sowie Buchen, wie sie für Frankreichs atlantisches Klima typisch sind.

Fenouillèdes: Überall stoßt ihr unterwegs auf die Spuren einer sehr langen Besiedlung. Auch Brücken und andere Zeugnisse der Römerzeit sind im Fenouillèdes erhalten. Foto: Hilke Maunder
Überall stoßt ihr unterwegs auf die Spuren einer sehr langen Besiedlung. Auch Brücken und andere Zeugnisse der Römerzeit sind im Fenouillèdes erhalten. Wie diese Brücke bei Prugnanes. Foto: Hilke Maunder

Seit 2008 leben hier auch wieder Wölfe! Weiter westlich und höher gelegen ist der Forêt Royale des Fanges, aus dem Colbert die Weihnachtstannen für den Sonnenkönig holen ließ.

Fenouillèdes: Von Saint-Paul-de-Fenouillet nach Caudiès begleitet ein Radweg die D 117. Foto: Hilke Maunder
Von Saint-Paul-de-Fenouillet nach Caudiès begleitet ein Radweg die D 117. Foto: Hilke Maunder

Tautavel: Der erste Europäer

Bereits vor 450.000 Jahren lebten Menschen im Fenouillèdes. So auch in der Grotte von Arago, wo der erste Europäer einst mit seiner Sippe hauste.

Cave Arago-Nachbau im prähistorischen Museum von Tautavel. Foto: HIlke Maunder
Der Nachbau der Cave Arago von Tautavel. Foto: Hilke Maunder

In einem Nachbau der Höhle, die das Musée de la Préhistoire vorstellt, könnt ihr Kopien der Fossilien von Homo erectus, Steinwerkzeuge und Originale von Tierfossilien sehen, einige davon in liebevoll inszenierten Schaukästen mit Illumination. Vorgestellt habe ich das Museum in diesem Blogbeitrag.

Der Mann von Tautavel. Foto: Hilke Maunder
So hat er wohl ausgesehen, der Mann von Tautavel. Foto: Hilke Maunder

Latour-de-France

Seit drei Jahrhunderten bewacht Latour-de-France an der Grenze von Roussillon und Fenouillèdes die sonnenverwöhnten Hänge um das kleine Dorf, auf denen die Trauben für Topweine wie Château de Triniac reifen.

Fenouillèdes: Latour-de-France - die Ortseinfahrt vom Fenouillèdes aus. Foto: Hilke Maunder
Latour-de-France: die Ortseinfahrt vom Fenouillèdes aus. Foto: Hilke Maunder

Zwei Französinnen haben den wehrhaften Ort zu ihrer zweiten Heimat erkoren und ein einmaliges Projekt gestartet: Latour au fils des Ans.

Einmal pro Jahr zeigen Patricia Clavières (Bayonne) und Evelyne Auvraud in einer Fotoausstellung Einwohner, die sie fotografiert haben, und alte Ansichten aus Latour. Mehr als vier Millionen Motive umfasst inzwischen ihr Archiv!

Fenouillèdes: die Galerie von Albert Roger. Foto: Hilke Maunder
Die Galerie von Albert Roger. Foto: Hilke Maunder

Im ehemaligen Bischofssitz neben der Kirche, deren Turm den alten bourg überragt, hatte Albert Roger bis zu seinem Tod eine Galerie eingerichtet mit eigenen  Werken.

Fenouillèdes: Albert Roger war fasziniert von Marilyn Monroe – und verewigt MM prompt in einer Collage. Foto: Hilke Maunder
Albert Roger war fasziniert von Marilyn Monroe – und verewigteden US-Star prompt in einer Collage. Foto: Hilke Maunder

Albert war Autodidakt. Er hatte zunächst mit Aquarellen begonnen, dann mit Acrylfarben gearbeitet und fertigte schließlich Collagen aus all den Eintrittskarten, die er während seiner Arbeitsjahre in Paris gesammelt hatte. Was er dort gemacht und erlebt hat? Lest es in seiner sehr amüsant verfassten Biografie Mémoires d’un Rat de Cave* nach!

Der Zug des Fenouillèdes: le train rouge – im Sommer mit offenen Wagen! Foto: Hilke Maunder
Der Zug des Fenouillèdes: der Train Rouge du Pays Cathare – im Sommer mit offenen Wagen! Foto: Hilke Maunder

Vom Wein zum Wald

Das weite Aglytal ist geprägt von Wein und Karstkämmen. Von Ostern bis Ende Oktober zuckelt der Train Rouge zwischen Axat und Rivesaltes durch diese wunderschöne Landschaft. Einige Waggons sind sogar offen: ein Heidenspaß besonders in den Tunneln!

Fenouillèdes: Unterwegs im Train Rouge. Foto: Hilke Maunder
Unterwegs im Train Rouge. Foto: Hilke Maunder

Neun Kilometer weiter südlich erlebt ihr eine völlig andere Landschaft. Mediterraner Wald hat die karstigen Hänge erobert. Mittwochs, sonnabends und sonntags stehen überall Schilder am Straßenrand: Attention. Chasse en cours.

Es wird gejagt. Vor allem sanglier, Wildschwein. Nachts kommen die Tiere von den Hängen hinab in die Weingärten, wühlen den Boden auf, fressen die Trauben und richten massive Schäden an. Erfahrt hier mehr.

Ansignan: das geografische Herz

Ansignan, das Herz des Fenouillèdes. Foto: Hilke Maunder
Ansignan, das Herz des Fenouillèdes. Foto: Hilke Maunder

Nur wenige Meter von der Mündung des Desix in den Agly errichten die Römer im dritten Jahrhundert einen Aquädukt, das bis ins 14. Jahrhundert genutzt wurde.

Die 170 Meter lange Wasserleitung ruht auf 29 Stützbögen – ein schöner Anblick, besonders vom höher gelegenen Dorf aus. Dort droben verrät ein Schild: Ihr befindet euch nun im centre du Fenouillèdes.

Das Aquädukt von Ansignan. Foto: Hilke Maunder
Der Aquädukt von Ansignan. Foto: Hilke Maunder

Wanderwege in die Vergangenheit

In Ansignan beginnen mehrere markierte Wanderwege. Einer führt zu den Dolmen, die zwischen 2500 – 1500 v. Chr. bei Ansignan und Trilla errichtet wurden.

Ein zweiter markierter Rundweg bringt euch von der Mühle vorbei an Weingärten zum Aquädukt und wieder retour. Eine Karte mit Wanderhinweisen findet ihr hier.

Fenouillèdes: Blick auf Bélesta, Heimat der Domaine de Riberach. Foto: Hilke Maunder
Blick auf Bélesta, Heimat der Domaine de Riberach. Foto: Hilke Maunder

Bélesta

Erst 1983 wurden in einer Grotte bei Bélesta Werkzeuge entdeckt, die den Ackerbau in der Region bereits vor 7.000 Jahren belegen.

Mithilfe der Dorfbevölkerung und des Archäologen Yves Blaize entdeckte das Team am Ende eines Labyrinths von Räumen ein Gemeinschaftsgrab, das zu dieser Zeit das älteste Gemeinschafts- und Höhlengrab auf französischem Gebiet war.

Die wissenschaftliche Studie leitete damals Françoise Claustre, Forschungsdirektorin am CNRS. Sie datierte den Grabraums auf die Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. In diesem kleinen Hohlraum waren etwa dreißig Personen untergebracht, alle begleitet von besonders gut erhaltenen Opfervasen aus Terrakotta.

Fenouillèdes: die alte Bourg von Bélesta. Foto: Hilke Maunder
Malerisch – der alte bourg von Bélesta. Foto: Hilke Maunder

Freigelegt wurden auch zahlreiche Gegenstände freigelegt, die von den alltäglichen Aktivitäten der Höhlenbewohner zeugen: Spinnwirtel (Spinnerei), polierte Äxte für die landwirtschaftliche Arbeit sowie Keramik und Knochenahlen.

Mehr über die ersten Bauern im Vorland der Pyrenäen erfahrt ihr im Château-Musée de la Préhistoire, das über dem alten Winzerdorf thront.

Dort haben Luc Richard und Karin Pühringer die einstige Genossenschaftskellerei von Bélesta in das Verwöhnhotel Domaine Riberach* verwandelt.

Fenouillèdes: Die einstige Genossenschaftskellerei birgt heute das schönste Hotel des Fenouillèdes. Foto: Hilke Maunder
Die einstige Genossenschaftskellerei birgt heute das schönste Hotel des Fenouillèdes. Foto: Hilke Maunder

Bio und Öko reimen sich dort auf Genuss und Design. Genieß den Verwöhnmix in 18 Zimmern, die früher Gärbehälter waren, im  Restaurant mit Loft-Charakter und im Badeteich, den ein Bach speist und Pflanzen ganz natürlich reinigen.

Fenouillèdes: Die Zimmer des Hotels Riberach sind sytlisch mit Naturmaterialien eingerichtet. Foto: Hilke Maunder
Die Zimmer des Hôtel Riberach sind sytlisch mit Naturmaterialien eingerichtet. Foto: Hilke Maunder

Die Küche ist  bodenständig: Der Vorspeisensalat kommt als blumenreicher Garten daher, zu dem der weiße „Synthese“ aus der hauseigenen Kellerei ausgezeichnet mundet.

Fenouillèdes: Der Speisesaal des Hotel Riberach. Foto: Hilke Maunder
Der Speisesaal des Hôtel Riberach. Foto: Hilke Maunder

Schwein und Lamm liefern Produzenten aus den Nachbardörfern, Meeresforellen und anderen Fisch die Küste des Roussillon. Hier habe ich es euch vorgestellt.

Fenouillèdes: Bei Guillaume könnt ihr die Tropfen der Winzer von Bélesta kosten. Foto: Hilke Maunder
Bei Guillaume könnt ihr die Tropfen der Winzer von Bélesta kosten. Foto: Hilke Maunder

Caramany

Wunderschön gelegen ist auch Caramany. Die Weine, die hier wachsen, sind eine Besonderheit. Wie in den anderen Fenouillèdes-Dörfern Lesquerde, Latour-de-France und Tautavel gelten die Roten aus den Syrah-, Grenache- und Carignan-Reben als besonders gut.

Fenouillèdes: die Genossenschaftskellerei von Caramany. Foto: Hilke Maunder
Die Genossenschaftskellerei von Caramany. Foto: Hilke Maunder

Sie  dürfen daher unter dem jeweiligen Ortsnamen vermarket werden – eine Ausnahme in der AOC Côtes-du-Roussillon Villages !

Von der Cave Coopérative führt in rund 30 Minuten ein Wanderweg vorbei an aufgelassenen Weinterrassen und wild mit Efeu bewachsenen Bäumen hinauf in den alten bourg von Caramany.

Fenouillèdes: Blick auf Caramany. Foto: Hilke Maunder
Der Blick auf Caramany. Foto: Hilke Maunder

In ihren Kopfsteingassen findet ihr Feldsteinhäusern mit oftmals schön geschmückten Fassaden, die sich um die wuchtige Kirche mit ihrem offenen Glockenturm drängen.

Zu Füßen des Dorfes wurde 1994 der Agly aufgestaut. Vor dem Bau förderten archäologische Grabungen eine Nekropole aus dem Neolithikum zutage. Bereits um  4300 vor Christus haben Menschen hier gelebt.

Fenouillèdes: der Stausee des Agly wird auch Lac de Caramany genannt. Foto: Hilke Maunder
Der Stausee des Agly wird auch Lac de Caramany genannt. Foto: Hilke Maunder

Der Stausee genießt unter Anglern einen exzellenten Ruf, die nachts mit Booten Karpfen fischen. Ebenfalls im Netz landen Regenbogenforellen, Flussbarsch, Döbel, Gründling und Aal.

Auch das Baden im See soll künftig offiziell erlaubt sein. Dazu wird bei Caramany ein Strandbad angelegt.

Fenouillèdes: die Staumauer des Agly. Foto: Hilke Maunder
Die Staumauer des Agly. Foto: Hilke Maunder

Feilluns

Bereits 2200 v. Chr. wurde das Gebiet von Feilluns (60 Einw.) bewohnt. Spuren der Dolmen findet ihr im Osten des Ortes an einer Forststraße.

Wer gerne wandert, quartiert sich bei Fabienne Westerwald in eines der vier Ferienhäuser von Pyrénées Mon Amour* ein, jedes für sich eine Oase mit wunderschönem Ausblick!

Fenouilledes: Feilluns. Foto: Hilke Maunder
Der Baum der Freiheit erinnert an die französische Verfassung. Foto: Hilke Maunder

Das Dörfchen selbst drängt sich um einen kleinen Platz mit Feldsteinkirche und Bushaltestelle. Ihn schmückt eine Platane, die als „Baum der Freiheit“ an das Jahr 1848 erinnert.

Damals war bei der Abfassung der Verfassung die Devise „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ zum Grundsatz der Republik Frankreich definiert worden.

Fenouilledes: die Weinkooperative von Feilluns. Foto: Hilke Maunder
Die Kellerei der Kooperative von Feilluns. Foto: Hilke Maunder

Nostalgie versprühen Wandbild und Schriftzug der örtlichen Winzergenossenschaft. In der Antike müssen hier Tuchmacher gearbeitet haben, verraten die lateinischen Wurzeln des Ortsnamens.

Fenouillet

Fenouillèdes: die Burgruine des Château. Foto: Hilke Maunder
Die Ruine des Château Saint-Pierre. Foto: Hilke Maunder

530 Meter hoch liegt am Kreuzpunkt uralter Handelswege dieses Dorf, das nicht nur eine, sondern gleich drei eindrucksvolle Ruinen besitzt: das Château Vicomtal Saint-Pierre de Fenouillet, das bereits vor 800 n. Chr. errichtet wurde, das Castel Fizel und die Tour Sabarda.

Fenouillèdes: die Burgruine des Château. Foto: Hilke Maunder
Hinauf zur Burgruine mit Weitblick führt ein Wanderweg. Foto: Hilke Maunder

Ganz versteckt im tiefen Grün hat sich der örtliche Campingplatz. Mittwoch und Sonntag gibt es dort Livemusik.

Wandern im Grafenland

Der 9,6 Kilometer lange Wanderweg Propriétés du Vicomte de Fenouillet führt euch in drei Stunden zum Kulturerbe von Fenouillet. Start zur dreistündigen Runde mit 340 Höhenmetern ist am Parkplatz beim Spielplatz (aire de jeux).

Ein schöner Wanderweg führt von hier durch die Schlucht Gorges Saint-Jaume bis nach Caudiès.

Gorges Saint-Jaume: Efeu erobert Felsen und Bäume. Foto: Hilke Maunder
Efeu hat in der Saint-Jaume-Schlucht Felsen und Bäume erobert. Foto: Hilke Maunder

Fosse

Das Mini-Dorf versteckt sich mit drei Dutzend Einwohnern in einem Hochtal mit herrlichen Ausblicken auf die Berge. Mitten hindurch verlaufen zwei Weitwanderwege – die GR 10 und GR 36.

Fenouillèdes: Sommerwiese bei Fosse. Foto: Hilke Maunder
Sommer spüren – im Hochtal bei Fosse. Foto: Hilke Maunder

Im Herzen des alten Dorfes wird jeden Sommer der Löschteich der Feuerwehr umgewandelt in ein Schwimmbad. Der Besuch ist kostenlos, es gibt eine Badeaufsicht. Täglich wird das Wasser ausgetauscht.

Fenouillèdes: Natursteinschönheit in Fosse. Foto: Hilke Maunder
Manche Natursteinhäuser von Fosse sind bereits so wunderschön renoviert. Foto: Hilke Maunder

Dadurch bleibt es auch im Hochsommer erfrischend. Montag ist Reinigungstag. Geöffnet ist daher nur Dienstag bis Sonntag von 14.30 bis 19 Uhr.

Fenouillèdes: erfrischender Badespaß – der Feuerlöschteich von Fosse. Foto: Hilke Maunder
Erfrischender Badespaß – der Feuerlöschteich von Fosse. Foto: Hilke Maunder

Lesquerde

Wein, Yoga und Canigou, so könnte man in drei Worten das Bergnest beschreiben, das am Ortseingang einen kleinen Parkplatz für den Paradeblick anlegt hat.

Fenouillèdes: Blick auf Lesquerde. Foto: Hilke Maunder
Blick auf Lesquerde. Foto: Hilke Maunder

Der heilige Berg der Katalanen, meist mit einer Schneekappe bekrönt, zeigt sich von dort in seiner ganzen Pracht. Auch Lesquerde ist Wanderland. Den Spuren der Bergleute, die Gips, Eisen, Silber und mehr aus den Bergen holten, folgt ein Sentier des Mines. Hier habe ich ihn vorgestellt.

Fenouillèdes: In der Ferne am Horizont: der Canigou. Foto: Hilke Maunder
In der Ferne links am Horizont: der Canigou. Foto: Hilke Maunder

Le Vivier

Als „Lunge des Fenouillèdes“ rühmt sich das Dorf im Schatten der wuchtigen Burgruine. Stolz ist es auch auf seine 600 Jahre alte Buche.

Zur Fajas d’En Baillette, die sich im Wald von Le Vivier versteckt, führt ein Wanderweg. Das PDF dazu hat das Département Pyrénées-Orientales als kostenlosen Download bereit gestellt.

Le Vivier. Foto. Hilke Maunder
Le Vivier. Foto. Hilke Maunder

Planèzes

Steigt bei eurem Besuch als erstes zur Kapelle empor und bewundert die Aussicht. Und im Frühjahr den Blütenteppich!

Der Blick auf Planèzes von der Kirche aus. Foto: Hilke Maunder
Blick von der Kapelle auf Planèzes. Foto: Hilke Maunder

Auf dem Weg zum Dorf schaut euch bei der Cave Coopérative den kleinen Lehrgarten mit den lokalen Weinsorten an. Der Weg zur Kapelle führt direkt daran vorbei.

Frühling an der Kapelle von Planèzes. Foto: Hilke Maunder
Frühling an der Kapelle von Planèzes. Foto: Hilke Maunder

Nach einem Bummel durch das kleine Dorf folgt der Rue des Rivières vorbei an riesigen Agaven hinab zum Ufer des Agly, das ein Sandweg säumt, an dem Rohr mehrere Meter hoch wächst. Beeindruckend!

Große alte Agaven säumen den Wanderweg vom Ort hinab zum Agly. Foto: Hilke Maunder
Große alte Agaven säumen den Wanderweg vom Ort hinab zum Agly. Foto: Hilke Maunder

Rasiguères

Rasiguères ist die Hochburg des Rosé im Fenouillèdes, in dem sonst Rotweine dominieren. Seit dem 19. Jahrhundert nehmen die Reben fast das gesamte Ackerland ein.

Bei den Passejades führen euch die Vignerons de Tremoine durch das Anbaugebiet und laden nach der Verkostung zum Winzermahl. Kulinarische Genüsse bietet auch der Relais de Sceaury mit moderner, kreativer Küche.

Auffällig in Rasiguères ist die Architektur – hier gibt es besonders viele schmiedeeiserne Gitter an  Geländern und Fenstern.

Rasigueres. Foto: Hilke Maunder
Rasigueres. Foto: Hilke Maunder

Saint-Martin-de-Fenouillet

Dort, wo die afro-iberische Platte auf die europäische stößt, findet ihr das Dörfchen Saint-Martin. Dorthin war der Berliner Maler Otto Freundlich schließlich vor den Nazis geflüchtet, bis ihn schließlich ein Winzer aus dem Fenouillèdes verriet.

Mehr zum Maler, den Saint-Paul-de-Fenouillèdes mit einer Infotafel auf dem Stadtrundgang ehrt, erfahrt ihr hier.

St-Martin-de-Fenouillet, Wanderkarte Sentier de Taichac. Foto: Hilke Maunder
Die Wanderroute steht eine Infotafel am Beginn des Weges vor. Foto: Hilke Maunder

Vor der Auberge de Taïchac beginnt ein rund acht Kilometer langer Rundweg. Er zeigt, wie die unterschiedliche Geologie auch Landschaftsform und Flora beeinflusst habt. Vom Sentier des Hauts de Taïchac habt ihr zudem tolle Ausblicke über die Weinberge hin zum Canigou.

Auch hierfür gibt es wieder ein Wander-PDF des Départements. Die aussichtsreiche Wanderung auf den Spuren der Erdbgeschichte findet ihr auch im Blog. Klickt mal hier! Wer länger wandern will, folgt der GR 36.

Saint-Martin de-Fenouillet, Landschaft ringsum. Foto: Hilke Maunder
Die Landschaft bei Saint-Martin-de-Fenouillet. Foto: Hilke Maunder

Haut-Fenouillèdes

Bis zu 1350 Meter hoch schwingen sich die Gipfel des Haut-Fenouillèdes, den die Flüsse Desix und Matassa begrenzen.

Trilla, RabouilletPrats de Sournia, Sournia und Vira heißen die Bergnester, die sich hier verstecken, und weniger Einwohner haben, als die Anzahl und Größe der Häuser vermuten lässt.

Trilla

Trilla, Dorffest. Foto: Hilke Maunder
Trilla feiert im Juli sein Dorffest. Foto: Hilke Maunder

In Trilla sind es noch 58. Einer von ihnen war Vincent Balansa. Geschockt darüber, dass immer mehr Winzer des Ortes dem Wein den Rücken kehrten und alte Carignan-Weinstöcke, die um 1900 gepflanzt worden waren, einfach ausrissen, begann er 2009, sich für den Erhalt der Weinberge in 400-600 Meter Höhe zu engagieren.

Trilla, Dorffest. Foto: Hilke Maunder
Beim Dorffest wird draußen getafelt. Foto: Hilke Maunder

Und rettete bereits im ersten Jahr 3,8 Hektar, die den Grundstock seines Bio-Weingutes Domaine de Boria bilden. Unterstützt wurde er dabei fast vom ganzen Dorf.

30 engagierte Männern und Frauen und selbst der Bürgermeister packten mit an beim Projet Bio Trilla. Doch 2013 machte er sich plötzlich aus dem Staube…

Doch das Dorf setzt sich weiterhin für die alte Rebkulturen ein. Initiiert vom Hamburger Journalisten André Dominé feiert es alljährlich die Fête des Vieux Cépages im Juli.

Rabouillet

700 Meter hoch liegt Rabouilllet im Südwesten des Fenouillèdes. Genießt oben vom clocher die herrlichen Ausblicke auf das Tal der Desix, den Col d’Aussières und den Canigou.

Rinder und Ziegen werden auf den weiten Hochtal-Weiden rund um Rabouillet gezüchtet. Rund 110 Einwohner leben  in dem Feldsteindorf, das alljährlich im Sommer ein Dorffest feiert – und im Januar seinen Dorfpatron.

Prats-de-Sournia

Prats-de-Sournia, Blick zum Aglytal hin. Foto: Hilke Maunder
Der Ausblick von Prats-de-Sournia zum Tal des Agly. Foto: Hilke Maunder

Das 74-Einwohner-Dorf feiert am ersten Sonntag im Juni ein großes Dorffest mit Bauernmarkt, Kunsthandwerk, Ausstellungen, gemeinsamer Wanderung, Kinderanimation und Konzert: den Journée du Balcon du Fenouillèdes. Nicht verpassen!

Prats-de-Sournia, Dorffest. Foto: Hilke Maunder
Beim Dorffest von Prats-de-Sournia spielen Musikkapellen. Foto: Hilke Maunder

Ein schöner Wanderweg folgt als 7,5 Kilometer lange Runde den Spuren der cabanes, der typischen Feldsteinhäuschen in den Feldern und Weingärten.

Sournia

Sournia. Foto: Hilke Maunder
Sournia. Foto: Hilke Maunder

Sournia eröffnet tolle Ausblicke auf den Canigou. Das lockt Ausflügler ins malerische Örtchen. Während der Saison öffnet dort sogar ein kleines privates Museum – la Musée de la Vie Quotidienne. Es präsentiert Alltagskultur von 1900 bis 1960, gesammelt von Myriam Frantz.

Vira

Im Hochmittelalter entstand rund um eine romanische Kirche dieses kleine Dorf des Haut-Fenouillèdes, das heute besonders für seine Lage berühmt ist. Es schmiegt sich an den Staatswald von Boucheville, der für seine Artenvielfalt berühmt ist.

Fenouilledes: Blick auf Vira am Staatswald von Boucheville. Foto: Hilke Maunder
Blick auf Vira am Staatswald von Boucheville. Foto: Hilke Maunder

Der Wald liegt an der Schnittstelle von drei klimatischen Einflüssen. Die vielen Buchen verraten das atlantische Klima, die Steineichen das mediterrane Klima, die Tannen das Gebirgsklima. Bis zu 200 Jahre alt sind manche Bäume – und mystisch mit Efeu überzogen !

Vallée de l'Agly zwischen Maury und Saint-Paul-de-Fenouillet. Foto: Hilke Maunder
Das Tal des Agly zwischen Maury und Saint-Paul-de-Fenouillet. Foto: Hilke Maunder

Fenouillèdes: meine Reisetipps

Schlemmen

Chez Miro

Miro Barth hat im Januar 2022 die traditionsreiche Auberge du Quéribus von Robert und Patricia übernommen und begeistert seitdem seine Gäste mit günstiger wie guter französischer Küche. Jetzt will auch er verkaufen und sucht einen Nachfolger.
• 93, Avenue Jean Jaurès, 66460 Maury, Tel. mobil 06 09 79 07 28

Restocave Le Pichenouille

Laurent Vidal ist der charmante wie kundige Patron diese gemütlichen Wein-Bistros, das seit 1917 Schaufenster der örtlichen Weine ist.
• 33, Avenue Jean Jaurès, 66460 Maury, Tel. 04 68 59 02 18, mobil 06 70 01 81  47, www.facebook.com

La Maison du Terroir

Eine echte Schlemmeradresse ist diese traditionsreiche Restaurant geworden, das die kühle Eleganz von einst eingetauscht hat gegen ein Lokalflair mit trendig-gemütlichem Cosy-Faktor – im großen Speisesaal wie an der Bar und der Außenterrasse mit ihren Tischen und Stühlen unter großen alten Olivenbäumen. Top sortiert mit den besten Weinen der Winzer vor Ort ist die Boutique der Maison du Terroir.
• 2, Avenue Jean Jaurès, 66460 Maury, Tel. 04 68 68 92 54, www.facebook.com/maurylamaisonduterroir

La Garrigue

La Garrigue: Wie die Flora ringsum, die die Hänge des Fenouillèdes bedeckt, heißt das gutbürgerliche Lokal der charmanten Auberge Le Relais des Corbières. Marie und Eric bieten leckere lokale Küche und neun kuschelige Zimmer am Ortseingang von Saint-Paul-de-Fenouillet.
• 10, avenue Jean Moulin, 66220 Saint-Paul-de-Fenouillet ± 26, Tel. 04 68 59 23 89, www.lerelaisdescorbieres.com 

Le Ptit Chapitre

Lachstartar, Entenfilet oder Dorade aus der Pfanne: Was bei José Quesada aus der Küche kommt, ist klassisch und gut. Sein Café auf der Place Saint-Pierre von Saint-Paul-de-Fenouillet vermietet auch e-Bikes.
• 26, Place Saint-Pierre, 66220 Saint-Paul-de-Fenouillet, Tel. 06 46 08 24 48, https://le-ptit-chapitre.eatbu.com

Le Pouss‘ Café

Das Terrassenlokal von Béatrice und Thierry Pous ist im Sommer der Treff von Touristen und Einheimischen. Hier treffen sich gerne Motorradfahrer zum Bier.
• 8, Place de la République, 66220 Saint-Paul-de-Fenouillet, Tel. 04 68 59 02 58

La Coq’À l’Ane

Ein wahres Kleinod & allerbeste Bistronomie: nur ein Menü, nur wenig Tische – um die Küche von Morgan van der Horst zu genießen, solltet ihr unbedingt vorab reservieren!
• 1, Place du Marché, 66720 Latour-de-France, Tel. 06 31 47 98 56http://lecoqalane66.wixsite.com/restaurant

Le Relais de Sceaury

Kreativ-moderne Lokalküche mit ausgesprochen gutem Preis-Leistungsverhältnis, ausgezeichnet mit dem Bib Gourmand von Michelin!
• 1, rue du Centre, 66720 Rasiguères, Tel. 04 68 63 33 42, https://lerelaisdesceauryrestaurant.eatbu.com

Auberge de Sournia

Sandrine und Alain bieten in ihrem Landgasthof auf halbem Weg von Saint-Paul-de-Fenouillet nach Prades auch katalanische Küche – ihre Picolat-Hackbällchen mit weißen Bohnen und Tomaten sind ein kulinarischer Klassiker des Pays Catalan!
• 4, Route de Prades, 66730 Sournia, Tel. 04 68 97 72 82, www.auberge-sournia.com

L’Aquaeduc

Leila und Pascal haben im Juni 2018 das Dorfbistro von Ansignan wieder eröffnet und um fünf Ferienwohnungen bereichert. Die Zutaten für ihre Marktküche beziehen sie von lokalen Produzenten wie Schlachter Pellessier aus Saint-Paul-de-Fenouillet. Im Sommer veranstalten sie Themenabende. Dienstag gibt es nach dem Büffet Karaoke, Donnerstag Latino-Klänge und Tapas.
• 1, rue de l’aqueduc, 66220 Ansignan, Tel. 06 04 52 63 86

Café Carton

Kaufmann, Bar, Bühne: Kristof hat das Café Carton seit 2017 zu einem der hippsten Locations im Fenouillèdes gemacht.
18, Grand Rue, 66720 Caramany, Tel. 06 13 91 07 02, www.facebook.com

Schlafen & schlemmen

Hôtel Le Châtelet*

Beliebtes Zweisternehaus mit 14 Zimmern, guter Küche und Außenpool etwas außerhalb gelegen inmitten von Weinbergen.
• Km 2, route de Caudiès, 66220 Saint-Paul-de-Fenouillet, Tel. 05 61 05 60 41, www.hotelsaintpauldefenouillet.com

Relais des Corbières

Marie und Eric betreiben dieses gemütliche Familienhotel mit neun Zimmern am Ortsrand von Saint-Paul. Auch die Einheimischen kommen hierher zum Essen in ihr Restaurant La Garrigue – besonders sonnabends nach dem Markt.
• 10, av. Jean-Moulin, Tel. 04 68 59 23 89, www.lerelaisdescorbieres.com

Domaine Riberach*

Sternstunden für alle Sinne: im Restaurant La Coopérative, im Spa, in den Zimmern –  und der wundervollen Landschaft ringsum mit Wein und Garrigue.
• 2, Route de Caladroy, 66720 Belesta, Tel. 04 68 50 30 10www.riberach.com

Domaine de Coussères*

Drei Kilometer außerhalb von Saint-Paul-de-Fenouillet Richtung Caudiès haben Anne und Joe Maes ihr Herrenhaus eigenhändig renoviert und in ein Gästehaus mit sechs luxuriösen Gästezimmern verwandelt. Hinauf zum Herrenhaus, das eindrucksvoll wie abgeschieden mitten in der Garrigue in einem wunderschönen Garten liegt, führt eine monumentale Gästetreppe.
•  Domaine de Coussères, 66220 Prugnanes, Tel. 04 68 59 23 55, www.cousseres.fr

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Im Blog

Das Naturjuwel des PNR Corbières-Fenouillèdes ist eine spektakuläre Schlucht: die Gorges de Galamus.

Entdeckungen in den Gorges de Galamus

Im Buch

Der Reisebegleiter vor Ort: Ralf Nestmeyer, Languedoc-Roussillon*

Zwischen dem Delta der Camargue und den Gipfeln der Pyrenäen hat Ralf Nestmeyer nahezu jeden Strand gesehen, jede Stadt besucht, jedes Wehrdorf besichtigt – im Languedoc etwas intensiver, im Roussillon fokussiert er auf bekannten Highlights. Inzwischen ist der wohl beste Führer für diese wunderschöne Ecke Frankreichs 2021 in 9. Auflage erschienen.

Das 588 Seiten dicke Werk ist der beste Begleiter für Individualreisende, die diese Region entdecken möchten und des Französischen nicht mächtig sind. Wer möchte, kann den Band hier* direkt bestellen.

Okzitanien abseits GeheimtippsOkzitanien:50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.

Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker!  Hier* gibt es euren Begleiter.

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Die Rinder von Le Vivier. Foto: Hilke Maunder
In Le Vivier weiden diese Rinder. Foto: Hilke Maunder

7 Kommentare

  1. Das Fenouillet hat uns dieses Wochenende total begeistert. Hinter jeder Ecke kann man etwas Neues entdecken. Die Landschaft ändert sich ständig, so daß wir überall herumkrochen, um nach Blumen und Kräutern zu fahnden. Wir entdeckten wilden Knoblauch, ebenso wie Oregano, Rosmarin und Thymian, neben Knabenkraut, Akelei, Löwenmäulchen und diversen wilden Orchideenarten. Das Schönste ist, daß man hier Kultur, Sport, Natur und Genuß erstklassig miteinander verbinden kann; denn hier findet man eine sagenhafte Blumenwiese, von der man sich nur schwer lösen kann, um gerade noch rechtzeitig vor dem nahenden Gewitter den steilen Anstieg hochzujoggen, die Aussicht zu genießen und sich vorzustellen, wie die Katharer im Mittelalter wohl sehr karg gelebt haben. Zur Belohnung für das Abenteuer gab es hinterher französischen Käse und Wein und Baguette und Muße für eine gepflegte Unterhaltung bis lange nach Mitternacht!

    DANKE Hilke!

  2. Hallo Hilke, genau an dem Straßenschild habe ich bereits gestanden. Ich hatte eine Tour durch das Languedoc-Roussillon unternommen und war neugierig auf die Umgebung im Landesinneren. Saint-Paul-de-Fenouillet hat mir sehr gut gefallen. Klein und überschaulich, mit einem kommunikativen Marktplatz und sehr freundlichen Einwohnern. Die Ausganglage von St. Paul ist klasse, für Ausflüge in die Berge, Wanderungen oder in die nahen Weinanbaugebiete. Keine 30 Minuten von Perpignan entfernt taucht man in diese abwechslungsreiche Landschaft ein. Der Ort bietet alles was man benötigt und ich habe dort ein Stadtfest erleben dürfen. Recht lebendig ging es auf dem Marktplatz mit Musik und Weinständen zu und an vielen Ständen gab es leckere Köstlichkeiten aus der Umgebung zu probieren. So stelle ich mir französisches Leben vor. Maury hat mir ebenfalls gut gefallen und ein paar edle AOC Tropfen habe ich Vorort probiert, köstlich. Ganz besonders hat mir die wilde Schlucht „Gorges de Galamus“ gefallen und die Eremitage. Die Landschaft ist traumhaft und oft hat man einen freien Blick auf den in der Ferne thronenden Canigou. Was ich sehr empfehlen kann ist ein Ausflug zur Katharerburg Quéribus. Der Aufstieg gleicht einer kleinen Mutprobe, wird aber mit einer traumhaften Aussicht belohnt und gibt den Blick auf weitere Spuren der Katharer frei. Das Gebiet ist sehr geschichtsträchtig. Bei meiner nächsten Fahrt nach Frankreich, werde ich auf jeden Fall wieder Zeit für diesen schönen Landstrich einplanen.

  3. Wunderbar, Hilke. Deine Reisetipps sind Gold wert – abseits vom Mainstream und Touristenströmen, sprich für diejenigen, die Land und Leute kennen (und lieben) lernen wollen. Du hast uns Appetit gemacht, die Gegend um Perpignan einmal näher zu erkunden – es scheint, es gibt dort auch viele tolle Fotomotive

  4. Die Kindheitserinnerungen der Franzosen (und der Französinnen!) hätte ich auch gern! Wir sind mit dem Flieger nach Toulouse gekommen und mit dem Mietauto nach einer Stunde im Languedoc gelandet. Dort wurde uns wieder einmal bewusst, dass man von Frankreich im Urlaub niemals genug bekommen wird. So vielfältig und reichhaltig! So historisch und so französisch! Speziell deine Ecke mit Mittelmeer, Pyrenäen, Okzitanien, Nordkatalonien, wie immer sich das bezeichnet: Hinter jeder Ecke tut sich eine Wundertüte auf. „Languedoc“ kannte ich nur von d’Artagnan und Angelique…, deutsche Kindheitslektüre. Ich hatte mein mitgebrachtes Navi aus Versehen auf „kürzeste Entfernung“ gestellt, und so kamen wir wirklich immer tiefer ins Mittelgebirge. Was für Landschaften. Diese Katharerburgen, diese Schluchten…Und diese Dörfer. Mit ihren Weinlagen. In Limoux dann Perlwein zum Confit de canard, in Maury fois gras. Gut, eine Ente möchte ich hier nicht sein, aber ihre Kindheitserinnerungen? Oder ein Wildschein? Doch ja! Ziemlich unbekannt alles hier im deutschen Norden. Und die Verbindungen nach Deutschland sind perfekt. Wir waren früher bereits einmal auf Freundesbesuch kurz in Toulouse, Carcassonne und Andorra, damals noch mit dem Airbus-Versorger aus Finkenwerder, aber den Fenouillèdes hatten wir gar nicht auf dem Zeiger. Weil mein mitgebrachtes Navi auf „kürzeste Entfernung“ eingestellt war, führte es mich über Limoux und Bugarach durch die Gorge de Galamus nach St. Paul, und zurück über den St. Louis-Pass. Was für wunderbare Strecken. Wir müssen wiederkommen Hätten wir doch nur statt drei Wochen im langweiligen Perigord zu verbringen, ein Häuschen im Fenouillèdes gemietet!

  5. Die Region ist wahrlich ein Geheimtipp, wenig Tourismus, wunderbares Essen und gerade im Herbst traumhafte Farben! Wir haben bei Veronique und Xavier gewohnt und haben uns „wie Gott in Frankreich“ gefühlt!

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