Festival du Film Insolite 2019. Foto: Hilke Maunder
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Großes Kino: das Festival du Film Insolite

Alljährlich Anfang August ist das kleine Örtchen Rennes-le-Château Gastgeber eines Filmfestes, das seinem Namen mehr als gerecht wird: Festival International du Film Insolite nennt es sich. Gezeigt werden wahrhaft ungewöhnliche Filme in drei Kategorien: Doku, Spielfilm und Kurzfilme aus der ganzen Welt.

Eine Jury vergibt Preise für den besten Kurzfilm und den besten Dokumentarfilm. Ganz besonders freute es mich, dass ich 2019 mit zum Kreis der Bewerter gehören durfte.

Die charismatische Schauspielerin und Sängerin Lio leitete damals als Präsidentin die Jury. Stundenlang hatten wir damals Filme angesehen und diskutiert, welche Filmemacher wohl, Preisträger werden würde. Inzwischen ist dies lange her. Doch das Festival hat die Pandemie überlebt, blüht und gedeiht.

Festival du Film Insolite 2019. Foto: Hilke Maunder
Die Jury für die Kategorie „Kurzfilm“ – 2019 durfte ich mit dabei sein. Foto: privat

Das Festival du Film Insolite 2023

Seit inzwischen neun Jahren sorgen Fanny Bastien und Geoffroy Thiebaut mit ihrem Festival für immer wieder neue, überraschende wie inspirierende Kino- und Kulturerlebnisse.

Beim Festival 2023 drehte sich alles um das Thema „l’air, de l’oxygène, de la nature et de l’humain“ – die Luft, den Sauerstoff und ihr Wechselspiel in der Natur, mit dem Menschen. Was passt besser dazu, als die Filme unter freiem Himmel zu zeigen?

Vierzig Schauspieler, Regisseure, Schriftsteller und Produzenten sind geladen und präsentieren dem Publikum vom 3. bis 7. August ungewöhnliche französische und internationale Filme präsentieren: erstaunlich, poetisch und spirituell! Einen Vorgeschmack gibt der Festivaltrailer, zu sehen auf Youtube.

Die Gründer des Festival du Film Insolite

Festival du Film Insolite 2019. Foto: Hilke Maunder
Fanny Bastien und Geoffroy Thiebaut. Foto: Hilke Maunder

Ein Paar, das Franzosen seit Jahrzehnten aus Film, Fernsehen und Theater kennen, gründete 2015 das Festival: Fanny Bastian und Geoffroy Thiebaut.

Fanny Bastien

Fanny Bastien, nach eigenen Worten im Zeichen des Feuers geboren, kam am Rande des Schwarzwaldes bei Freiburg im Breisgau zur Welt. Mit 15 Jahren verließ sie ihre Familie, um in Frankreich als Seiltänzerin und Schauspielerin eine steile Karriere hinzulegen, die abrupt endete.

1985 wurde sie für Pinot simple flic als beste französische Nachwuchsschauspieler für den höchsten französischen Filmpreis César nominiert. 1988 folgt die Auszeichnung mit dem Prix Romy Schneider. Bei Mika Kaurismäki glänzte sie 1993 als Doaiva in The Last Border.

Doch welch ein Schock, als sie sich wegen Kopfschmerzen untersuchen ließ und erfuhr: „Sie haben einen Hirntumor.“ Fanny bekämpfte ihn mit alternativer und klassischer Medizin, kam nach Rennes-les-Bains und kurte in den Thermen am Ufer der Sals. Von dort aus besuchte sie Rennes-le-Château. „Dort habe ich die Magie des Ortes gespürt.“

Festival du Film Insolite 2019. Foto: Hilke Maunder
Fanny und Geoffrey beim Festival du Film Insolite. Foto: Hilke Maunder

Geoffroy Thiebaut

So erging es auch Geoffroy Thiebaut, ihrem Partner im Leben wie eim Film, zu dem auch sie wieder zurückgekehrt ist. An  Geoffroys Seite trat sie 2009 und 2011 in der TV-Serie Braquo auf, die erfolgreich auf Canal+ läuft.

Thiebaut spielt in der Polizeiserie von Oliver Marchal seit vier Staffeln den internen Ermittler der Paris Spezialeinheit, Roland Vogel. Im Kino war er u.a. mit On connait la chanson von Alain Resnais zu sehen.

Jährlich wechselnde Themen

Festival du Film Insolite 2019. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Im Fokus des ungewöhnlichen Festival du Film Insolite von Rennes-le-Château stehen jährlich wechselnde Themen. Sie beschäftigen sich mit all jenen Dingen, die nicht faktisch und oft nicht fassbar sind – von der Kraft der Natur bis zur Magie unserer Gedanken und Träume.  „Lasst uns in den Geisterwelten wieder Kraft schöpfen“, sagt Gérard de Nerval. Und gibt damit die Intention des Festivals preis.

Das Ziel: den eigenen Horizont zu erweitern und die eigene Wahrnehmung bewusster zu machen und zu schärfen. „Auch wenn das Kino eine Industrie ist, so ist es auch manchmal eine Kunst, die königlich sein kann, wenn es den Zuschauer einlädt, sein Bewusstsein zu verändern“, sagen Fanny Bastien und Geoffroy Thiebaut.

Festival du Film Insolite 2019. Foto: Hilke Maunder
Bernard Lecoq und Catherine Lecoq. Foto: Hilke Maunder

Film, Kunst, Vorträge & mehr

Das Festival besitzt eine grandiose Bühne: einen großen Garten im Schatten der Tour Magdala und jenes Pfarrhauses, in dem der Pfarrer Bérenger einst lebte und arbeitete. Er soll in Rennes-le-Château den legendären Gral gefunden und damit die Ausschmückung der Kirche bezahlt haben.

Bekannte französische Mimen sind alljährlich im Sommer beim Festival dabei. Dort auch zu sehen war schon Julie Gayet. Die Schauspielerin hatte 2014 weltweit für Schlagzeilen gesorgt, als das Klatschmagazin Voici ihre Liaison mit François Hollande publik gemacht hatte. Nach Ende seiner Amtszeit bekannte sie sich öffentlich als Lebenspartnerin des ehemaligen Staatspräsidenten.

2023 lud der Wissenschaftsjournalist Charles-Maxence Layet (Chefredakteur der Orbs-Revue, Autor von Planète et écrivain) zum runden Tisch unter dem Zeichen „Luft und Sauerstoff“. Mit ihm diskutierten Antoinette Robien, Domingo Cisneros, Jean-Philippe Teyssier, Morad Ait Habouche, Jacqueline Roche und Patrick Fléouter.

Einen Tag lang lud das Festival du Film insolite zur Reise in die virtuelle Realität, zeigte den Film „Cosmic Journey“ von Jan Kounen und veranstaltete eine Masterclass mit dem Regisseur.

Festival du Film Insolite 2019. Foto: Hilke Maunder
Smaïn signierte seine Bücher und CDs. Foto: Hilke Maunder

Festival on tour

Das Festival des ungewöhnlichen Films könnt ihr nicht nur in Rennes-le-Château erleben, sondern auch in zahlreichen anderen Orten in der näheren und weiteren Umgebung. Seit Jahren weiten sich seine Kreise – geografisch wie inhaltlich.

Neben Spielfilm-Screenings, Konferenzen, Debatten und Meisterkursen gehören heute Malerei und Fotoausstellungen zum Kulturprogramm des Festivals.

Neben Rennes-le-Château gastiert es im Schloss der Herzöge von Joyeuse in Couiza, im Kino von  Quillan, in Bugarach und in der früheren Hutfabrik von Montazels, der Usine MonCalpel und in Limoux. Auch die Domaine des Oiseaux de Revel und das Hôtel de la Cité in der Cité von Carcassonne holen 2023 das Festival du Film Insolite zu sich.

Das Festival du Film insolite: die Infos

Eintritt: unter 18 Jahren frei

5-Tages-Pass: 55 Euro
Tageskarte (Pass Journalier): 20 Euro

Kurzfilmticket (Matinée Court Métrages): vormittags, 10 Euro

Abendpass (Pass Soirée): 3 Filme: 15 Euro

Einzelticket je Film  6,50 Euro

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Auch diese Aussichtsterrasse auf das Hochtal der Aude befindet sich auf dem Festivalgelände. Foto: Hilke Maunder
Auch diese Aussichtsterrasse auf das Hochtal der Aude befindet sich auf dem Festivalgelände. Foto: Hilke Maunder

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Festival du Film Insolite 2019. Foto: Hilke Maunder
Lio beim Festival du Film Insolite. Foto: Hilke Maunder
Festival du Film Insolite 2019. Foto: Hilke Maunder
Die Appetithappen bei der Eröffnung. Foto: Hilke Maunder
Festival du Film Insolite 2019. Foto: Hilke Maunder
v.l. Jacques Bayona, Bürgemeister von Saint-Paul-de-Fenouillet, mit Geoffroy Thibaut. Foto: Hilke Maunder
Festival du Film Insolite 2019. Foto: Hilke Maunder
Fanny Bastien bei der Eröffnungsansprache im Kreise zahlreicher Schauspielkollegen. Foto: Hilke Maunder
Festival du Film Insolite 2019. Foto: Hilke Maunder
Galadîner im Château de Couiza. Foto: Hilke Maunder
Festival du Film Insolite 2019. Foto: Hilke Maunder
Fotos: Hilke Maunder

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