Frankreichs Wälder: Im Wald von Mosquit am Canigou. Foto: Hilke Maunder

Frankreichs Wälder

Sie sind legendär wie die Forêt de Brocéliande, exotisch wie die Forêt de Guyane im Amazonas-Regenwald, als Welterbe geschützt wie die Buchenurwälder der Pyrenäen, duften würzig wie die Forêt des Landes und geben Wein, Cognac und Co. unnachahmliche Aromen: Frankreichs Wälder, die heute noch knapp 31 Prozent der Staatsfläche bedecken (Deutschland: 29 Prozent). Früher waren es 80 Prozent.

Frankreichs Wälder: eine kleine Zeitreise

Bis 500 v. Chr. war fast ganz Kontinentalfrankreich mit dichten Wäldern bedeckt, in denen die gallische Bevölkerung in befestigten Dörfern lebte. In der Römerzeit (ca. 1. Jh. v. Chr. bis 5. Jh. n. Chr.) begann die großflächige Abholzung für Landwirtschaft, Schiffbau und den Bau von Städten. Im 11. Jahrhundert teilten sich Klöster, Adlige und das Königshaus den Waldbesitz, was zu einer weiteren Abholzung führt.

Bereits im Jahr 1346 führte König Philipp VI. mit seinen Waldschutzgesetzen (ordonnances) erstmals gesetzliche Regeln zum Schutz des Waldes im französischen Königreich ein, um die Jagd zu sichern und Holzvorräte zu schützen. Vom 15. bis 18. Jahrhundert wurden die Wälder vor allem als Jagdgebiete des Adels und der Krone genutzt und viele Wälder als Jagdreviere reserviert und mit Mauern umgeben.

1669 führte Jean-Baptiste Colbert als Finanzminister des Sonnenkönigs Ludwig XIV. den Acte de la Forêt zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung ein, um den Schiffbau zu unterstützen und die Holzernte zu regulieren. Die Pyrenäen wurden zum wichtigsten Holzlieferanten für die Masten der königlichen Marine. Davon kündet bis heute der Chemin de la Mature.

1772 legte René-Antoine Férchauld de Réaumur die erste wissenschaftliche Untersuchung der Wälder vor, was zur Einführung neuer Baumarten wie Fichte, Tanne und Lärche führte. Im Jahr 1789, und damit zur Zeit der Französischen Revolution, nahmen Frankreichs Wälder nur noch etwa 26 Prozent des Mutterlandes ein.

In den 1800er-Jahren begannen die ersten großflächiger Wiederaufforstungsprojekte, insbesondere in Gebirgen, um die durch Abholzung geschädigten Wälder zu regenerieren. 1916 tobte die Schlacht von Verdun im gleichnamigen Wald. Die Aufforstung der Forêt de Verdun als Teil der Wiederherstellungsmaßnahmen machten diesen Wald zum Symbol für den Verlust und die Zerstörung durch Krieg.

In den 1980er-Jahren erreichte le waldsterben das Land: Besonders in der Region Grand Est litten die Wälder unter der Industrialisierung und dem einhergehenden sauren Regen, der großflächig die Waldbestände schädigte – ähnlich wie im Frankenwald oder im Fichtelgebirge, im Bayrischen Wald und im Böhmerwald.

Im 21. Jahrhundert sind Biodiversität und multifunktionale Waldbewirtschaftung die beiden wichtigsten Ansätze, um Frankreichs Wälder vor den Herausforderungen wie Klimawandel und Urbanisierung zu schützen.

Frankreichs Wälder: die Top Ten in Europa

  1. Forêt des Landes (Nouvelle-Aquitaine): 1.000.000 Hektar.
  2. Forêt de Fontainebleau (Île-de-France): 25.000 Hektar.
  3. Forêt de l’Aigoual (Occitanie): 15.000 Hektar in den Cevennen, im 19,. Jahrhundert aufgeforstet zur Bekämpfung der Erosion.
  4. Forêt de Compiègne (Hauts-de-France): 14.000 Hektar Jagdgebiet der französischen Könige und Schauplatz des Waffenstillstands von 1918; heute ein beliebtes Erholungsgebiet.
  5. Forêt de Haguenau (Grand Est (Elsass): 13.406 Hektar. Das Waldgebiet mit einer Mischung aus Eichen, Buchen und Kiefern ist die Heimat seltener Arten wie der Gelbbauchunke.
  6. Forêt de Tronçais (Auvergne-Rhône-Alpes): 10.600 Hektar. Seine Eichen, teilweise mehr als 300 Jahre alt, liefern seit Jahrhunderten das Holz für edelste Weinfässer.
  7. Forêt de Verdun (Grand Est): 10.000 Hektar. Ein lebendiges Denkmal der Schlacht von Verdun im Ersten Weltkrieg, der nach dem Krieg aufgeforstet wurde, um die vom Krieg zerstörten Gebiete wiederherzustellen.
  8. Forêt de Grande Chartreuse (Auvergne-Rhône-Alpes): ca. 8.000 Hektar. Ein ruhiger Wald in den Alpen mit riesigen Tannen und Buchen sowie dem Kloster Grande Chartreuse.
  9. Forêt de Brocéliande (Bretagne): 7.000 Hektar. Mythischer Wald der Artuslegende.
  10. Forêt d’Eawy (Normandie): 3.500 Hektar. In seinen Buchenwäldern versteckten die Nazis ihre Abschussrampe für die Raketen gen London.

Legendäre Wälder

Die Forêt de Brocéliande ist der berühmteste Wald der Bretagne und eng mit der Artussage verbunden. Hier verschmilzt Natur mit der Welt der Mythen: König Artus und seine Tafelrunde, Merlin der Zauberer und die Fee Morgane sollen hier ihre Spuren hinterlassen haben.

Einer der geheimnisvollsten Orte ist das „Tal ohne Wiederkehr“ (Val sans Retour), wo die Fee Morgane einst untreue Liebhaber verzauberte und gefangen hielt. Nur Lancelot, der treue Ritter, konnte die Männer befreien, indem er Morgane mit einer List überwand.

Nicht weit entfernt liegt mit der Fontaine de Barenton eine Quelle, der magische Kräfte zugeschrieben werden. Der Legende nach genügt ein einziger Tropfen ihres Wassers, um Regen zu beschwören – eine Erinnerung an das keltische Verständnis von Wasser als Tor zur Anderswelt.

Am vermeintlichen Grab Merlins, einem großen Menhir im Wald, könnt ihr heute auf Führungen den Geschichten über den großen Zauberer lauschen, dessen Verbindung zur keltischen Mythologie untrennbar mit der Region verknüpft ist. Das Château de Comper, heute ein Zentrum der Artussage, lädt ein, die Geschichten und Legenden der Artussage interaktiv zu erleben.

Forêt d’Huelgoat: die geheimnisvolle Steinwelt der Bretagne

Ein weiterer mythischer Wald der Bretagne ist die Forêt d’Huelgoat. Er ist berühmt für seine surrealen Felsformationen, die wie von Riesenhand verstreut wirken. Besonders um die Grotte des Fées (Feengrotte) ranken sich zahlreiche mystische Geschichten. Feen, Elfen und Geister sollen hier in der Dämmerung umherziehen. Riesige Felsblöcke, versteckte Höhlen und kristallklare Wasserläufe verleihen diesem Wald eine fast unwirkliche Atmosphäre und begeistern all jene, die sich von der Welt des Übernatürlichen angezogen fühlen.

Forêt de la Lande Pourrie – der düstere Wald der Normandie

In der Normannischen Schweiz liegt in der Nähe von Mortain die Forêt de la Lande Pourrie, ein Wald mit düsterem Ruf. Hier ranken sich Geschichten über Teufel, Geister und andere Wesen der Dunkelheit. Der Name Lande Pourrie spiegelt die unheimliche Atmosphäre wider, die diesen Wald umgibt.

Lande bedeutede im Altfranzösischen noch „bewaldete Gegend“ (später nach der Rodung „mit Heidekraut oder Ginster bedecktes freies Land“); das Partizip Perfekt porri „verrottet, verschimmelt“. In diesem Fall hat das Wort lande seine ursprüngliche Bedeutung als „bewaldeter Ort, Wald“ beibehalten.

Seit Jahrhunderten erzählen sich die Menschen Sagen über Naturgeister, die in den dichten Baumkronen und dunklen Sümpfen hausen. Wanderer, die diesen Wald betreten, berichten oft von einer bedrückenden Stille und einer fast greifbaren mystischen Präsenz.

Die Forêt d’Orient – der Wald der Rituale

Die Wälder der Champagne-Ardenne sind mit Geschichten über uralte Rituale und geheime Versammlungen durchdrungen. Besonders die Forêt d’Orient soll einst ein Ort mystischer Rituale gewesen sein, die von alten Völkern abgehalten wurden, die die Kräfte der Natur verehrten. Bis heute finden sich dort Relikte, die auf keltische und gallorömische Wurzeln hinweisen und an eine Zeit erinnern, in der die Natur als heilig galt.

Ein Erbe der Kelten und der Romantik

Die Sagen und Mythen dieser Wälder reichen oft bis in die Zeit der Kelten zurück, welche die Natur und besonders die Wälder als heilige Orte betrachteten. Mit der Christianisierung wurden viele dieser Geschichten entweder umgedeutet oder unterdrückt. Doch im 19. Jahrhundert blühte das Interesse an den alten Legenden erneut auf.

Die Romantik brachte eine Sehnsucht nach mystischen Erzählungen und einer Rückbesinnung auf die Ursprünge zurück, die die Wälder Frankreichs als verborgene Schätze der keltischen Mythen und Legenden in einem neuen Licht erscheinen ließ. Frankreichs Wälder sind heute nicht nur Natur-, sondern auch Kulturerbe. Sie bewahren Geschichten, die die Jahrhunderte überdauert haben und ein Fenster in die uralten Vorstellungen und Glaubenswelten der Menschen öffnen.

Die größten Wälder in Übersee-Frankreich

  1. Forêt de Guyane (Französisch-Guayana): ca. 8 Millionen Hektar. Dieser Wald ist Teil des Amazonas-Regenwaldes und gilt als einer der artenreichsten Wälder der Welt. Er beherbergt mehr als 5.800 Pflanzenarten, 192 Säugetierarten und zahlreichen Vogel- und Insektenarten.
  2. Forêt de la Trinité (Martinique): ca. 4.000 Hektar
  3. Forêt de la Réunion (Île de la Réunion): ca. 2.500 Hektar.

La Forêt de Fontainebleau: der Wald der Maler

Rund 60 Kilometer südlich von Paris erstreckt sich die Forêt de Fontainebleau auf rund 25.000 Hektar als Mischwald mit Eichen, Buchen und markanten Felsformationen, die seit dem 19. Jahrhundert Wanderer, Kletterer und Künstler gleichermaßen begeistern. Sein wildromantisches Aussehen inspirierte im 19. Jahrhundert zahlreiche Künstler, vor allem die Vertreter der Schule von Barbizon.

Diese Gruppe, darunter Jean-François Millet und Théodore Rousseau, zog es bewusst in die Natur am Waldrand. In der kleinen Ortschaft Barbizon entwickelten sie eine Malweise, die sich von den traditionellen Regeln löste: Sie malten direkt im Wald und legten besonderen Wert auf das Spiel von Licht und Schatten sowie die unverfälschte Darstellung der Landschaft. Damit prägten sie eine ganze Epoche und bereiteten den Weg für den Impressionismus.

Jean-François Millet ließ sich in seinen Bildern von der Stille und Spiritualität der Landschaft Fontainebleaus inspirieren. Mit Werken wie L’Angélus (Das Angelusläuten) fing er die Ruhe und Einfachheit des ländlichen Lebens ein. Théodore Rousseau widmete sich vor allem den Eichen des Waldes, die er in Gemälden wie Groupe de chênes (Die Eichen von Apremont) eindrucksvoll in Szene setzte. Dank der neu entwickelten Tubenfarben konnten Künstler ihre Leinwände direkt in der Natur aufstellen und spontan festhalten, was sie sahen – eine Revolution in der Malerei.

Die Schule von Barbizon legte hier den Grundstein für das en plein air-Malen, das Malen unter freiem Himmel, und trug maßgeblich zur Entwicklung des Realismus und Impressionismus bei. Fontainebleau steht damit für den Bruch mit der idealisierten Landschaftsdarstellung und die Hinwendung zur realen Natur. Auch Claude Monet fand in Fontainebleau seine Motive und malte hier sein berühmtes Déjeuner sur l’Herbe (Das Frühstück im Grünen).

La Forêt de Tronçais: der Wald des Weines

Zu den schönsten Wäldern Frankreichs gehört auch die rund ca. 10.600 Hektar große Forêt de Tronçais im Département Allier der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Der Wald ist hauptsächlich mit Sessil-Eichen (Quercus petraea) sowie Buchen und Kiefern bewachsen. Viele der Bäume sind mehrere hundert Jahre alt, einige Exemplare sogar mehr als 350 Jahre alt.

Seit Jahrhunderten liefern diese Eichen den Rohstoff für Weinfässer, die bei der Veredlung im Barrique den Weinen besondere Aromen verleihen. Die Forêt de Tronçais ist daher seit 2018 als Forêt d’Exception ausgezeichnet.

Frankreichs Forêts d’Exception

Seit 2008 zeichnet der Office national des forêts (ONF) in Frankreich Wälder aus, die eine herausragende Qualität in der Bewirtschaftung und im Erhalt ihres natürlichen und kulturellen Erbes aufweisen.

Die Wälder, die den Titel Forêt d’Exception erhalten, müssen bestimmte Kriterien erfüllen. Sie müssen ein bedeutendes Erbe in Bezug auf Geschichte, Landschaften und Biodiversität aufweisen, lokale Akteure in die Bewirtschaftung und den Schutz des Waldes einbeziehen und müssen wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte erfüllen.

Frankreichs Wälder mit Gütesiegel

  1. Forêt de Fontainebleau
  2. Forêt de Verdun
  3. Forêt de la Grande Chartreuse
  4. Forêt de Rouen
  5. Montagne de Reims
  6. Forêt de Bercé
  7. Bassin d’Arcachon (Forêt de Lège und die Forêt de La Teste)
  8. Val Suzon
  9. Forêt de Tronçais
  10. Forêt de Sainte-Baume
  11. Forêt de Boscodon
  12. Forêt d’Aigoual
  13. Forêt indivise de Haguenau
  14. Forêt de Retz
  15. Forêt de Darney-La Vôge
  16. Volcans de Martinique

Der größte Forst der Welt

Der größte bepflanzte Wald der Welt erstreckt sich seit dem 19. Jahrhundert im Hinterland der französischen Atlantikküste. Die Forêt des Landes erstreckt sich auf einer Fläche von fast einer Million Hektar entlang der Atlantikküste im Westen und reicht bis ins Landesinnere der Départements Landes, Gironde und Lot-et-Garonne. Die Eckpunkte dieses grünen Dreiecks markieren die Pointe de Grave im Norden, Nérac im Osten und Hossegor im Süden.

Bis zu 40 Meter hoch recken sich hier die Stämme der Seekiefer (Pinus pinaster) in den hohen Himmel. Bis zu 24 Zentimeter lang sind ihre Nadeln und lassen am Boden beim Wandern jeden Schritt federn.

Die Entstehung dieses Waldes geht auf die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Ursprünglich war das Gebiet eine karge, unwirtliche Landschaft aus Sanddünen und Sümpfen. Im Gesetz vom 19. Juni 1857 verpflichtete Kaiser Napoleon III. die Gemeinden und Landbesitzer, das Gebiet aufzuforsten, um der Ausbreitung von Sand und den sumpfigen, malariaverseuchten Flächen Herr zu werden. Die Seekiefer erwies sich dabei als die einzige Baumart, die auf den sandigen Böden gut gedeihen konnte und zugleich half, die Dünen an der Küste zu stabilisieren und die Sümpfe zu entwässern.

Die Hirten wurden Baumharzsammler, das Ödland ein Forst, der inmitten von Seekiefern eine Welt voller Überraschungen birgt: kleine Dörfer, faszinierende Museen – und ein dichtes Netz an Wander-, Rad- und Reitwegen, kreuz und quer. Alljährlich Ende Juli wird im Wald gefeiert. Dann erobern Straßenmusiker und Stars auf 15 Bühnen bei Musicalarue das beschauliche Dorf Luxey. Nicht verpassen – pas à rater !

Zwei Welterbe-Wälder

2007 erklärte die UNESCO die alten Buchenwälder Europas zum Welterbe. Dazu gehören neben dem Hainich in Deutschland auch zahlreiche Gebiete in Frankreich – unter anderem in den Pyrenäen sowie der Grand Ventron im Nordosten Frankreichs mit einer Fläche von 319 Hektar.

2010 erklärte die UNESCO die „Gipfel, Talkessel und Hänge der Insel La Réunion“ zum Welterbe. Die Wälder von Réunion sind ein integraler Bestandteil dieser vielfältigen Landschaft und tragen maßgeblich zum außergewöhnlichen Wert dieses gefährdeten Ökosystems bei. Der Wald im UNESCO-Welterbe Nationalpark La Réunion birgt eine einzigartige Biodiversität mit vielen endemischen Pflanzenarten wie derTamarindus indica.

Private Wälder

Frankreichs Wälder sind nicht nur Naturräume, sondern oft auch Kapital. Rund 75 Prozent der französischen Wälder sind in Privatbesitz. Viele davon gehören großen Unternehmen, Versicherungen oder Investmentfonds. Die wirtschaftliche Nutzung privater Wälder geht dabei weit über den reinen Holzverkauf hinaus. Die Eigentümer privater Wälder verpachten Jagdrechte, verkaufen CO₂-Zertifikate und bieten damit Investoren eine Möglichkeit zur Diversifikation ihres Portfolios.

Wälder werden zunehmend als stabile, „grüne“ Anlageform betrachtet, was in den letzten Jahren vermehrt Unternehmen und Finanzinstitute auf den Plan gerufen hat. Gerade in Zeiten des Klimawandels gelten Wälder nicht nur als wertvolle CO₂-Speicher, sondern auch als nachhaltige Geldanlage. Doch diese wirtschaftliche Nutzung wirft Fragen auf: Gehören Wälder wirklich nur ihren Besitzern, oder sind sie ein öffentliches Gut, das allen zugänglich sein sollte?

Ein besonders markantes Beispiel für diesen Trend findet sich im Südwesten Frankreichs. Hier besitzt die Versicherungsgruppe Groupama die Domaine de Cobaze, eine rund 1.900 Hektar große Waldfläche im Madrès-Massiv der Pyrenäen.

Was früher für alle zugänglich war, ist heute durch propriété privée-Schilder gesichert. Das Sammeln von Pilzen und der freie Zutritt sind streng verboten, private Jagden werden veranstaltet. Die alten Buchenwälder dieses Gebiets sind nicht nur Natur, sondern ein Baustein im Portfolio eines Versicherungsgiganten – diese ärgert nicht nur die Einheimischen, sondern hat landesweit Kritiker auf den Plan gerufen.

Naturschützer und Aktivisten bemängeln, dass Wälder als reine Finanzanlagen bewirtschaftet werden und der ökologische Nutzen dabei oft in den Hintergrund tritt. Zudem gefährdet der eingeschränkte Zugang zu diesen Gebieten das öffentliche Recht auf Naturerlebnis und Erholung. Rechtlich sind die privaten Waldbesitzer abgesichert: Sie haben das Recht, den Zutritt zu ihrem Eigentum zu verwehren. Verstöße können mit hohen Geldstrafen von bis zu 15.000 Euro und einem Jahr Freiheitsstrafe geahndet werden.

Ob Frankreichs Wälder angesichts dieser Interessen eine Balance zwischen Naturschutz und wirtschaftlicher Nutzung finden werden, bleibt abzuwarten. Klar ist: Nicht nur Frankreichs Wälder sind längst nicht mehr nur Rückzugsorte der Natur, sondern Teil einer Debatte über Eigentum, Nachhaltigkeit und das öffentliche Interesse an einem der wertvollsten Ökosysteme des Landes.

Waldkiller Klimawandel

Die größte Bedrohung für Frankreichs Wälder stellt der Klimawandel dar. Laut einem Bericht des französischen Rechnungshofs vom März 2024 könnten in den nächsten zehn Jahren 15 Prozent der Wälder des Landes absterben oder verschwinden. Die Hitzewelle und Dürre von 2022 hatte bereits schwerwiegende Folgen: Mehr als 785.000 Hektar Wald verbrannten damals in nur einem Jahr. Doch nicht nur die Flammen, oft vom Menschen verursacht oder bewusst gelegt, bedrohen Frankreichs Wälder.

Der Klimawandel lässt auch den Grundwasserspiegel sinken und beeinträchtigt die Wasserversorgung der Bäume. Die mit dem Klimawandel verbundenen Stressfaktoren für die Bäume haben die Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten sichtbar steigen lassen. 19 Prozent der europäischen Wälder, einschließlich Frankreichs, gelten heute als geschädigt. Gerade Buchen, die im Osten Frankreich rund ein Drittel der Baumarten in den Wäldern stellen, sind besonders anfällig.

Diversifikation heißt für die Förster des Office National des Forêts (ONF) die Antwort. Um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, testet beispielsweise das Département Haute-Marne Baumarten aus der Türkei, Andalusien oder Arizona auf ihr Anpassungspotenzial an den Boden und das Klima in Frankreich. Gut angepasst an Hitze und Trockenheit ist auch die Atlaszeder, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Süden Frankreich heimisch ist und nun auch im Norden eingeführt wird. Mit Zukunftsinseln ( îlots d’avenir), 0,5 bis 2 Hektar großen Zukunftslaboren, testet der ONF mögliche Kandidaten.

Frankreichs Zukunftsinseln

Einige solcher Zukunftsinseln gibt es im Staatswald von Haye im Département Meurthe-et-Moselle. Da Buchen und Stieleichen zunehmend unter den steigenden Temperaturen leiden, entschied man sich für widerstandsfähigere Baumarten wie die Flaumeiche, die Türkische Tanne und die Kalifornischen Weihrauchzeder (Calocèdre), um die Wälder für zukünftige Klimaverhältnisse zu stärken.

Im März 2017 begannen die ersten Pflanzungen in der Forêt de Haye. 1.110 Setzlinge kamen in die Erde. Bis 2022 dehnte sich das Projekt auf die gesamte Region Grand Est aus, wo insgesamt 300.000 Setzlinge auf 75 Zukunftsinseln von je zwei Hektar verteilt wurden. Sie bieten die einzigartige Möglichkeit, die Entwicklung und Anpassungsfähigkeit neuer Baumarten unter realen Bedingungen zu beobachten. Lokale Forstmanager überwachen die Setzlinge, sammeln Daten und analysieren, wie sich die Arten auf die künftige Forstwirtschaft auswirken könnten.

Frankreichweit existieren heute 525 solcher Zukunftsinseln, die insgesamt eine Fläche von 922 Hektar umfassen. Besonders stark engagieren sich die Regionen Grand Est und Bourgogne Franche-Comté in der Umsetzung dieser Pflanzkampagnen zur Zukunftssicherung für Frankreichs Wälder.

Zahlreiche junge Bäume werden jedoch von den Tieren, und besonders vom Rotwild, abgefressen. Das bremst die natürliche Regeneration. Frankreichs Wälder an die Erderwärmung anzupassen ist ein Wettlauf gegen die Zeit.

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