Franz-Josef Cornelius. Foto: privat
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Mein Frankreich: Franz-Josef Cornelius

“Mein Frankreich“ ist nicht nur Titel meines Blogs, sondern auch Programm: Ich möchte möglichst viele von euch animieren, euer Frankreich vorzustellen. Mein Frankreich – was bedeutet das für euch? Diesmal verrät es Franz-Josef Cornelius. Der 68-Jährige lebt seit mehr als zehn Jahren in Köln.


Man mag mir nachsehen, wenn die nachfolgenden Ausführungen eigentlich nicht so recht mit dem hinter der Überschrift befindlichen Grundgedanken korrespondieren, jedenfalls gegenwärtig noch nicht, da Frankreich in nicht allzu ferner Zukunft noch zu “meinem Frankreich“ werden soll.

Ursprünglich war es nie meine Absicht, meinen Lebensmittelpunkt nach Frankreich zu verlegen. Zeit meines Lebens war ich auf Italien fixiert, ein Land, das ich mit 16 Jahren erstmalig kennenlernen durfte.

Fixiert auf Italien

Als Mitglied einer Jugendgruppe half ich bei der Renovierung einer in einem kleinen Bergdorf gelegenen Kirche. Unser „Auftraggeber“ war ein Pfarrer, den man mit Don Camillo aus den gleichnamigen Filmen der fünfziger Jahre hätte verwechseln können. Für unsere Hilfe stellte er uns im Gegenzug Kost und Logis zur Verfügung.

Später habe ich Italien mehrmals mit Auto und Zelt bereist, ein Land, dessen Kunstschätze ich bereits in den Lateinbüchern in Form der dort abgebildeten Tempel und Statuen bewundert habe.

Toskana-Träume…

Die Toskana sollte es sein, mit ihren lieblichen Hügeln und geschichtsträchtigen Städten wie Florenz, Verona und Siena. Dort wollte ich hin, dort wollte ich leben, sobald sich mir die Gelegenheit dazu bieten würde. Wenn ich durch die Toskana fuhr, hielt ich nach verfallenen Häusern und Gehöften Ausschau und war in meinen Gedanken schon dabei, diese zu renovieren und wieder bewohnbar zu machen.

Zur damaligen Zeit waren die mehr Ruinen gleichenden Anwesen noch zu relativ günstigen Preisen zu haben, da auch in der Toskana die allgemeine Landflucht eingesetzt hatte und die jüngere Generation ihr Zuhause verließ, um in den größeren Städten oder im Ausland Arbeit zu finden.

Da mein damaliger Beruf, junger Rechtsanwalt ohne wesentliche Italienisch-Kenntnisse, nicht gerade die Voraussetzung dafür bot, mich kurzfristig in Italien niederzulassen und eine Arbeit zu finden, verschob ich meinen Wunsch, nach Italien auszuwandern auf irgendwann einmal.

Das erste Mal in Frankreich

Zu einer ersten Berührung mit Frankreich kam es erst nach Abschluss meines Jurastudiums, einem Land, mit welchem ich mich außer im Geschichtsunterricht, in dem die Französische Revolution und natürlich die Kriege Napoleons groß und breit behandelt wurden, noch nicht beschäftigt hatte.

Eine gemeinsame Reise mit meiner damaligen, Schulfranzösisch sprechenden, Freundin, führte mich erstmalig nach Frankreich mit dem Ziel Cote d`Azur. Um Maut-Gebühren einzusparen, befuhren wir die Route National und landeten am späten Abend auf einem Campingplatz in Grenoble.

Am nächsten Tag suchten wir nach dem Besuch von Saint-Paul-de-Vence und Grasse nach einem Campingplatz zwischen Cannes und Nizza, der in den nächsten zwei Wochen unser Zuhause sein sollte.

Am Strand, der vom Campingplatz fußläufig zu erreichen war, lernte ich zwei Franzosen meines Alters kennen, mit denen ich mich jedoch nur mit Händen und Füßen verständigen konnte. Ich selbst hatte seinerzeit, als wir uns in der Mittelstufe des Gymnasiums für Französisch oder Altgriechisch entscheiden konnten, eher aus taktischen Gründen die altgriechische Sprache gewählt.

Jene bot wegen der vorgegebenen Literatur die Gelegenheit, natürlich ohne Erlaubnis des Lehrers, altgriechische Texte, die am nächsten Tag im Unterricht abgefragt wurden, mit der entsprechenden deutschen Übersetzung (Pons) vorzubereiten.

Verständigung mit Händen und Füßen

Die beiden Franzosen luden mich für den nächsten Tag, auf die Segeljolle ihrer Eltern, zum gemeinsamen Segeln ein. Diese Einladung nahm ich gerne und dankend an und so kreuzten wir vor der Küste Nizzas und unterhielten uns mittels Gebärdensprache, da meine Mitsegler kein Wort Englisch sprachen.

Bei dieser Gelegenheit konnte ich meine Segelkenntnisse, die ich während meines Studiums in Münster durch Erwerb des sogenannten Segelführerscheins A erworben hatte, erstmalig in einem Küstengewässer umsetzen.

Segelnd an der Côte d’Azur

Fasziniert von dieser Segeltour, meldete ich mich zwei Jahre später, zum Erwerb des Küstensegelscheins BR (Küstenführerschein), zu einem einwöchigen Praxiskurs an, der mich wiederum zur Cote d`Azur brachte.

Nach einem weiteren einwöchigen Aufenthalt an der mir lieb gewordenen Küste konnte ich die für einen BR-Segelschein geforderten Seemeilen nachweisen und absolvierte vor Ort meine praktische Prüfung.

Während meiner Törns konnte ich die herrliche Küstenlinie der Cote d`Azur allerdings nur vom Meer aus bewundern. Die Abende verbrachten wir jeweils, auf dem Boot verweilend, in den Jachthäfen von San Rafael, Antibes, San Tropez oder Fréjus.

©Franz-Josef Cornelius
© Franz-Josef Cornelius

Ich muss gestehen, dass trotz all dieser positiven Gefühle und Eindrücke, die ich von dort mitgenommen habe, mein Feuer für Frankreich immer noch nicht endgültig entfacht worden war.

Nachdem viele Jahre ohne Frankreichaufenthalt ins Land gegangen waren, durfte ich zwei weitere Urlaube in Südfrankreich verbringen, nunmehr in privater Atmosphäre und mit familiärer Anbindung.

In den Bergen des Haut-Languedoc

Meine Lebensgefährtin hatte Jahre zuvor mehrere Urlaube in Frankreich verbracht, an einem Ort in den Bergen der bekannten Weinregion Haut-Languedoc.

Junge Deutsche, die in den 70er-Jahren dort bei der Weinlese halfen, kehrten seinerzeit nicht mehr nach Deutschland zurück sondern renovierten alte Häuser, um sie anschließend an Touristen zu vermieten. Dies wurde u. a. in Zeitschriften wie „Kraut und Rüben“ oder auch „Schrot und Korn“ annonciert.

Nicht weit von ihrem damaligen Ferienort Saint-Pons-de-Thomières durfte ich nunmehr, gleichsam als Kontrastprogramm zum geschäftigen Treiben an der Cote d’Azur, die Atmosphäre eines kleinen mittelalterlichen Bergdorfes namens Olargues erleben.

Der Charme von Olargues

Zum Unterdorf, wo der einzige Bäcker des Ortes seine handgemachten leckeren Baguettes und Croissants verkaufte, gelangte man nur über ein verwinkeltes Treppensystem. So hatte ich mir nach Einholen der Köstlichkeiten mein Frühstück verdient.

Genau so etwas hatte ich mir vorgestellt. Es war eigentlich einer der perfekten Orte, wo ich, so meine Vorstellung, später einmal leben wollte.

Olargues. Foto: Franz-Josef Cornelius
© Franz-Josef Cornelius

Aber wieder einmal ging Zeit ins Land. Meine Erinnerungen an die Frankreichurlaube verblassten. Nach einem kurzweiligen Aufenthalt in Florenz war ich wieder einmal hin- und hergerissen und verbrachte viel Zeit damit, meine Italienischkenntnisse aufzufrischen, verfügte ich hier doch über einen halbwegs sicheren Wortschatz, den ich ausbauen konnte.

Italien oder Frankreich?

Sicherlich werden Sie sich nun zu Recht fragen, was mich trotz der emotionalen Unentschlossenheit dazu bewogen hat, nun letztendlich, Frankreich zu “meinem Frankreich“ zu machen.

Ich muss gestehen, ganz genau weiß ich es auch nicht. Möglicherweise hat eine Reise nach Paris dazu beigetragen, die mich vor einiger Zeit erstmalig in die Stadt der Sinnesfreuden und Künste geführt hat. Aber auch ein anderes Erlebnis könnte, wenn auch nicht ausschlaggebend, meinen Entschluss auf irgendeine Art und Weise befördert haben.

Der Kölner Karneval… und seine Folgen

Zwischenzeitlich hatte ich, nach langjähriger Tätigkeit als selbstständiger Rechtsanwalt, meinen Anwaltsberuf niedergelegt und im Rahmen eines Promotionsstudienganges das Studium der Klassischen Archäologie und Ägyptologie aufgenommen und, was keinesfalls beabsichtigt war, ein Buch über den Ursprung des Kölner Karneval verfasst. Dies ist meiner Ansicht nach nur möglich, wenn man sich diesem Thema von dessen Ursprung aus nähert.

Bei meiner Beschäftigung mit den religiösen Mythen und Hymnen der Sumerer konnte ich Strukturen erkennen, die ich vom Kölner Karneval her kannte, die aber eigentlich Grundlage für die gesamten Karnevalsfeierlichkeiten sind, wo immer er auch gefeiert wird.

Diese, auf religiösen Vorstellungen basierenden Grundstrukturen, sind im Laufe der Zeit durch Vermischungen und Überlagerungen unkenntlich geworden, so dass bislang in der Wissenschaft teilweise die Beziehungen des Karnevals zum Alten Orient zwar vermutet, deren Strukturen aber bislang nicht aufgedeckt werden konnten.

Die Wurzeln des Carnaval de Nice

Ende letzten Jahres fand ich in einem Bericht über Leben und Arbeit einer deutschen Auswanderin, die seit geraumer Zeit in Nizza lebt, einen Hinweis auf den in Nizza zelebrierten carnaval, mit dem ich mich bis dato noch nicht beschäftigt hatte. Dort war zu lesen, dass man laut Madame Sidro, die sich an der Universität Nizza ausgiebig mit den Feierlichkeiten in Nizza befasst habe, nicht wisse, warum am Ende der Festlichkeiten die im Zuge mitgeführte Pappfigur des Königs auf dem Meer verbrannt werde, die Königin aber weiterleben dürfe.

Mangels meiner begrenzten Französischkenntnisse habe ich erst jetzt, nachdem mir eine Bekannte ein kurzes Anschreiben an Madame Sidro in korrektes Französisch übersetzt hat, zu dieser über das Internet Kontakt aufgenommen, da ich aufgrund meiner Recherchen zum Karneval auch die in Nizza sichtbar werdenden Strukturen sowie den Hintergrund seines Namens erklären kann.

Für den Karneval in Nizza, sollte diesbezüglich irgendwann einmal ein Kulturerbe beantragt werden, wäre dies sicherlich von Nutzen. Ich hoffe, dass sie sich bei mir melden wird.

Wunschort Nizza

Na ja, die Sache mit dem Karneval war wohl nicht ausschlaggebend für meinen Wunsch, meinen Wohnsitz in die Gegend von Nizza zu verlegen, warum denn auch, bin ich doch von Hause aus nicht der überzeugte Karnevalist und habe eigentlich mit dem Karneval nicht viel „am Hut“.

Neben meiner Berufstätigkeit und anderen Beschäftigungen war schon immer die Malerei meine Passion. In jungen Jahren war es ursprünglich meine Absicht, Kunst zu studieren. Jedoch wurde dies von meinem Elternhaus nicht unterstützt, so dass das Malen lediglich in meiner freien Zeit stattfinden konnte.

Als Maler an die Côte d’Azur

Dies würde ich nun gerne weiter ausbauen und erhoffe mir hierzu den nötigen Freiraum in Frankreich. Vielleicht wird es ja sogar möglich sein, meine Bilder, zu erschwinglichen Preisen auf diversen Märkten in Nizza zu verkaufen.

Wenn ich es mir so recht überlege, ist dies der eigentliche Motor der mich antreibt, meine Pläne im nächsten Jahr in die Tat umzusetzen und Frankreich zu “meinem Frankreich“ zu machen.

Auch von meiner heimlichen Liebe, Italien, muss ich nicht ablassen. Im Baedeker Smart heißt es, dass Vieux-Nice, wie die Altstadt von Nizza auch genannt werde, ein lebensfrohes Potpourri der Provence mit einem Hauch Italien sei. Voilà!

Der erste Schritt wird nun sein, eine bezahlbare Bleibe im näheren Umfeld von Nizza zu finden, die meine eingeschränkten finanziellen Mittel nicht übersteigt.

Sehr dankbar wäre ich auch, wenn bereits länger dort lebende Deutsche mir zu Beginn mit alltagspraktischen Tipps hilfreich zur Seite stehen könnten.


Der Beitrag von Franz-Josef Cornelius ist ein Gastartikel in einer kleinen Reihe, in der alle, die dazu Lust haben, ihre Verbundenheit zu Frankreich ausdrücken können. Ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Frankreich, Erlebnisse, Gedanken. Ihr wollt mitmachen? Dann denkt bitte daran: 

• Keine PDFs.

• Text: per Mail in Word, Open Office oder per Mail. Denkt daran, euch mit ein, zwei Sätzen persönlich vorzustellen.

• Fotos: Bitte schickt nur eigene Bilder und jene möglichst im Querformat und immer in Originalgröße. Sendet sie gebündelt mit www.WeTransfer.com (kostenlos & top!)  – oder EINZELN ! – per Mail. Bitte denkt an ein Foto von euch – als Beitragsbild muss dies ein Querformat sein.

• Ganz wichtig: Euer Beitrag darf noch nicht woanders im Netz stehen. Double content straft Google rigoros ab. Danke für euer Verständnis.

Vor der Veröffentlichung erhaltet ihr euren Beitrag zur Voransicht für etwaige Korrekturen oder Ergänzungen. Erst, wenn ihr zufrieden seid, plane ich ihn für eine Veröffentlichung ein. Merci !

Ich freue mich auf eure Beiträge! Alle bisherigen Artikel dieser Reihe findet ihr hier.

 

9 Kommentare

  1. Ich finde die Kombination von Anwalt und Maler sehr spannend. Dabei können auch tolle Kunstwerke entstehen. Ich bin selber Künstlerin und liebe die Diversität.

  2. Hallo für alle die in unserer Côte d’Azur-Ecke weilen… In Le Cannet ist bis 3. Oktober eine interessante Gemälde-Ausstellung:

    Pour fêter ses 10 ans, le musée Bonnard présente une exposition exceptionnelle sur l’autoportrait.
    Autour de Pierre Bonnard, le musée qui porte son nom au Cannet a invité les plus grands, Cézanne, Chagall, Picasso et Matisse… „Face à Face“ est à découvrir jusqu’au 3 octobre.

    Le musée Bonnard fête son dixième anniversaire. Il est installé au Cannet, dans les Alpes-Maritimes, ville intimement liée à la vie du peintre Pierre Bonnard (1867-1947), figure marquante de l’art français de la fin du XIXe et de la première moitié du XXe. Pour célébrer l’événement, le musée présente une exposition exceptionnelle, Face à face, sur le thème de l’autoportrait. Un exercice auquel s’est adonné Bonnard plusieurs fois, et qui révèle une part méconnue de sa personnalité. Ses tableaux font face à ceux d’autres maîtres incontournables de son époque.

  3. Guten Morgen, mit den Bildern klappt das bestimmt, diese gefallen mir sehr gut. Alles eine Frage des Marketings…. Das mit Italien kann ich gut nachvollziehen und die Gegend östlich von Nizza ist durch den immer präsenten italienischen Einfluß einfach faszinierend. Ich habe vor ca. 3 Jahren ein kleines Maison de Village in Roquebrune erworben, das ist das Dorf oben auf dem Baedeker Smart Côte d’Azur und die Straße passt auch. Einfach perfekt 10 Km nach Italien, 25 nach Nizza und San Remo, Monaco vor der Haustür und die Berge dahinter! Im Moment nutzen wir das Haus als Zweitwohnsitz und vermieten ein bischen. Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung oder wir treffen uns einmal, eventuell auch bei uns, einen Dorfkünstler bräuchten wir auch noch…@Hilke, gerne email weitergeben, danke.
    Bonne journée Ulrich Baumgartner

    1. Lieber Herr Baumgartner, haben Sie ganz herzlichen Dank für Ihr freundliches Schreiben.
      Weitere Details folgen in einer persönlichen Mail. Ihre Mailadresse habe ich bei Hilke Maunder angefragt. Ich freue mich sehr über einen Austausch mit Ihnen und wünsche bis dahin eine gute Zeit.
      Herzliche Grüße aus Köln, Franz-Josef Cornelius

  4. Lieber Franz-Josef,
    mir gefallen deine Bilder sehr gut! Besonders das Erste in deinem Artikel…..so schöne Farben. Pink und blaugrün. Welche Maße hat es und hast du noch ähnliche?
    Ich wohne leider nicht in Frankreich, bin aber im Herbst an der Côte d‘Azur um dort einen Sprachkurs zu machen.
    Beste Grüße, Brigitte

  5. Sehr dankbar wäre ich auch, wenn bereits länger dort lebende Deutsche mir zu Beginn mit alltagspraktischen Tipps hilfreich zur Seite stehen könnten…..
    Hallo Franz-Josef…vielleicht kann ich Ihnen als (seit 40 Jahren) Antiboise und auch der Malerei verschrieben, weiterhelfen.. dann klicken Sie auf meine Site unter Kontakt)
    oder rufen mich an 0663046535
    Gruss Brigitte

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