
Was erwartet ihr, im Museum einer Abtei zu sehen? Ich dachte da an Heiligen- und Mariendarstellungen, Requisiten für die Kulthandlungen, Messgewänder, Modelle des Kirchenbaus, Gemälde und Fotografien zum Gotteshaus.
Umso mehr staunte ich, als ich in den ersten Stock des Musée de l’Abbaye de Graville hinauf stieg und dies erblickte: ein Wandregal, voll gestellt mit Miniaturhäusern im normannischen Stil.

Wie wohnen Menschen woanders?
Allesamt wurden die Bauten von einem passionierten Bastler erstellt: Jules Gosselin, 1863 in Gonneville-la-Malet geboren. Den Großteil seines Lebens verbrachte Monsieur im kleinen normannischen Städtchen Bolbec, die letzten Lebensjahre in Sanvic, einem Vorort von Le Havre.
Wie die Menschen daheim und in der fernen Welt wohnten, war ein Thema, das Gosselin schon früh beschäftigte.

Selbstgebaute Mini-Häuser
Mit 20 Jahren fertigte er mit dem elterlichen Wohnhaus sein erstes Objekt. Seine Baumaterialien waren einfach: Gips, Holz, Leder, Stoff, Weidenruten und Farbe. Anfang waren die Bauten noch eher einfach. Mit zunehmender Übung wurden sie raffinierter.
Als Vorlagen diente ihm die eigene Anschauung. Und das 895 Seiten dicke Werk L’Habitation Humaine, das der Architekt der Pariser Oper, Charles Garnier, gemeinsam mit A. Ammann 1892 gemeinsam verfasst hatte.

Sammlung Gosselin: Highlight der Pariser Weltausstellung

Garnier war es auch, der Gosselin 1889 seinen großen Auftritt vermittelte: Die Weltreise zu den Wohnbauten der Welt war ein viel beachten Höhepunkt der Pariser Weltausstellung. 206 Bauten, allesamt kleiner als ein Quadratmeter – wer hätte das gedacht, dass dieser Schatz heute in Le Havre zu finden ist?
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