Hé Yifu, der Chinamaler aus Frankieich
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Hé Yifu: der China-Maler von Frankreich

Er verwandelte den Canyon du Verdon mit kunstvollen Pinselstrichen in eine exotische Landschaft aus Grau, Grün, Türkis und Weiß. Er ließ an der Küste der Bretagne die Welle in Tusche-Wogen branden. Und verlieh dem Pariser Eiffelturm Stärke und Grazie zugleich: Hé Yifu.

1952 war der chinesische Maler in Kunming in der Provinz Yunnan in eine Familie mit balinesischen Wurzeln geboren worden. Sein Vater nannte den lang ersehnten Sohn Hé Ying, Hé, der Adler.

Jener indes fühlte sich wenig wohl mit der väterlichen Namenswahl. Und nahm, erwachsen und ausgezogen, einen neuen Namen an: Hé Yifu, Hé, der Mensch.

Während der Kulturrevolution aufs Land zum Pflichtdienst im Ackerbau entsandt, träumte er von Claude Monet, Jean Auguste Ingres und Auguste Renoir – und beschloss, Maler zu werden.

Doch erst 1976 – mit 24 Jahren – konnte Hé Yifu die Kunstschule von Yunnan besuchen. Nach vier Studienjahren unterrichtete er dort auch.

An der Kunstschule von Peking perfektionierte er später sein Handwerk, wurde zum Professor ernannt – und reiste nach Frankreich.

Pinselstriche, die Frankreich verwandeln

Zehn Jahre lang, die letzten seines Lebens, pendelte er zwischen zwei Welten, arbeitete von 1998 bis 2008 gleichermaßen in Frankreich und China. Und malte.

Erst in der Bretagne. Dann in Paris. Und schließlich in den Alpen, die er erst 2005/06 auf mehreren Reisen im Auftrag der Éditions Ouest France besucht hat. Dort zeigt das Kunstmuseum von Gap Werke des Chinesen in seiner Dauerausstellung.

Seine Eindrücke hat Hé Yifu in traditioneller chinesischer Tuschemalerei auf das Papier gebannt, mit kunstvollen Kalligrafien geschmückt und in der Reihe „Le lecteur de l’imaginaire“ publiziert.

Kaum erschienen, waren seine Kunstbände Le voyage d’un peintre chinois en Bretagne* (2002), Le voyage d’un peintre chinois à Paris* (2005) und Le voyage d’un peintre chinois dans les Alpes* (2008), den er mit seinen letzten Atemzügen vollendete, vergriffen und mussten nachgedruckt werden. Hé Yifu verstarb nach zwei Infarkten am 14. August 2008.

Fast 100 Jahre zuvor hatte ein Bretone von April bis Oktober 1914 Fernost bereist und seine Impressionen in einem Kunstband festgehalten: Mathurin Méheut mit Voyage d’un peintre breton au Japon*.

Chinesische Maler in Frankreich

Hé Yifu war nicht der erste chinesische Maler, den Frankreich lockte. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts begannen chinesische Künstler, in Frankreich zu studieren und zu arbeiten.

Damalige Kunstrichtungen wie der Impressionismus und der Postimpressionismus lockten die Künstler aus Fernost nach Frankreich. Zu den bekanntesten Malern, die damals nach Paris kamen, war Xú Bēihóng (1895-1953), der dank eines Stipendiums der Republik Frankreich ab 1919 an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris Ölmalerei und Bildhauerei studierte.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren zwischen 1914 und 1955 mehr als 130 chinesische Schüler in den Galerien und Ateliers für Malerei und Bildhauerei eingeschrieben. Der Kulturtransfer dank dieses „chinesischen Phänomens“ beeinflusste maßgeblich die Entwicklung der modernen chinesischen Kunst.

Xú Bēihóng war der erste chinesische Maler des 20. Jahrhunderts, der westliche Stilelemente, Themen und Techniken in seinen Werken verwendete. Die moderne, nicht-akademische Malerei im Stil von Picasso oder Matisse hingegen lehnte er als Ausdruck westlicher Dekadenz ab.

Auch andere chinesische Künstler jener Zeit vermischten nach Bēihóng beide Kulturen und durchsetzten ihre Werke mit der westlichen Bildsprache.

Die Künstler der zweiten Generation wie Zao Wou-Ki, Chu Teh-Chun und T’ang Haywen kehrten wieder zu ihren chinesischen Ursprüngen zurück und schufen eine „chinesische Abstraktion“, die die chinesische und die europäische Ästhetik versöhnte.

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Das Musée de l'amitié franco-chinoise von Montargis. Foto: Hilke Maunder
Das Musée de l’amitié franco-chinoise von Montargis. Foto: Hilke Maunder

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