Astronautenanzüge, Mondgestein und historische Filme der Apollo-Missionen... in der Cité de l'Espace von Toulouse könnt ihr hautnah eintauchen in die Weltraumforschung! Foto: Hilke Maunder
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Die Cité de l’Espace: Faszination Weltall

Die Cité de l’Espace von Toulouse erzählt den Weltraum. Mehr als 575 Astronauten sind seit Juri Gargarin, der am 12. April 1961 die Premiere wagte, ins All geflogen.

Was sie gegessen haben, was sie von ihren Flügen mitbrachten, wie das All das Geschehen auf der Erde bestimmt, das erzählt Europas erster Themenpark zur Raumfahrt: die Cité de l’Espace in Toulouse. In den letzten Jahren komplett modernisiert, wartet sie mit vielen neuen Attraktionen auf.

All-Abenteuer zum Anfassen

Toulouse: Die Fotogalerie im Wasserturm ist die älteste Frankreichs. Foto: Hilke Maunder
Die Replik der Ariane 5 im Weltraumpark. Foto: Hilke Maunder

Auf einem Podest in Startposition gebracht, scheint die weiße Trägerrakete bereit für den Countdown. Dass die Rakete im Außengelände des Weltraumparks von Toulouse nur ein Nachbau ist, erkennt der Besucher erst, wenn er unmittelbar vor den Triebwerken steht.

Das ganze Gebilde besteht aus Kunststoff. Mit 55 Metern genauso hoch wie die echte Ariane V, die 1996 nach der Zündung in Französisch-Guayana explodiert war, bleibt der Attrappe dieses Schicksal erspart. Als weithin sichtbares Wahrzeichen weist sie den Weg in die Cité de l’Espace.

Erster europäischer Weltraumpark

Am 28. Juni 1997 wurde die Cité de l’Espace als erster europäischer Weltraumpark in der Hauptstadt der europäischen Raumfahrtindustrie, dem südwestfranzösischen Toulouse, eröffnet. Patin wurde die französische Raumfahrerin Claudie Haigneré, früher André-Deshays.

Dir MIR mit dem Terr@dome im Hintergrund. Foto: Hilke Maunder
Die MIR mit dem Terr@dome im Hintergrund. Foto: Hilke Maunder

Die thematische Dauerausstellung auf vier Ebenen, die jährlich wechselnde Sonderausstellung und das Außengelände mit Planetarium, Terr@dome und zahlreichen Exponaten laden das ganze Jahr hindurch ein, das All zu entdecken.

Ihr könnt in der Cité de l’Espace fremde Galaxien erforschen, die Entfernungen des Universums überbrücken und die Eroberung des Weltraums verstehen. Fast immer gilt: hands on – bitte berühren, fühlen, sehen, hören, ausprobieren.

In den Ausstellungsräumen unter der startbereiten Ariane folgt auf die Informationen zu den unterschiedlichen Raketen der Raumfahrtnationen, dem Aufbau einer Rakete und den verschiedenen Antriebsformen als Abschluss die Einladung, einen Start vom Weltraumbahnhof Kourou mitzuerleben.

Ein Original der Cité de l'Espace: die MIR. Foto: Hilke Maunder
Ein Original der Cité de l’Espace: die MIR. Foto: Hilke Maunder

Keine Attrappe, sondern ein Original, ist die russische Raumstation MIR. Die vier Module Kvant 1 und 2, Core und Kristall wurden in Moskau zum Training der sowjetischen Kosmonauten eingesetzt.

Wie unterschiedlich die Verpflegung an Bord aussah, zeigt ein Blick in die Essenspakete: Pulver und komprimierte Kalorienblöcke für die Russen, Foie Gras für die Franzosen.

Ebenfalls im Freigelände der Cité de l’Espace angesiedelt ist ein Raumschiff-Rundgang mit einer Sojus-Kapsel, eine Antennen-Farm mit Telekommunikations- und Radiostronomie-Teleskopen sowie ein Irrgarten, angelegt in der Form unserer Galaxie.

Unser Sonnensystem als Modell in der <em>Cité de l'Espace</em>. Foto: Hilke Maunder
Unser Sonnensystem als Modell in der Cité de l’Espace. Foto: Hilke Maunder

Die Allee der Unendlichkeit

Wie unendlich groß das Universum ist, versucht die Allee der Unendlichkeit der Cité de l’Espace anhand von 26 Stationen zu verdeutlichen. Vom Ausgangspunkt 10 Meter wandert ihr Tafel um Tafel weiter, bis ihr schließlich bei 1025 Meter angekommen seid.

Eine unendliche Weite, unfassbar. Auf halbem Weg zeigt ein Modell unser Sonnensystem mit den Größenverhältnissen der Planeten zueinander, ihren Umlaufbahnen und ihrem Abstand zur Sonne.

Die Allee der Unendlichkeit in der Cité de L'Espace. Foto: Hilke Maunder
Die Allee der Unendlichkeit in der Cité de L’Espace. Foto: Hilke Maunder

4,5 Milliarden Jahre vor unserer Zeit

Unter der Kuppel des Terr@dome könnt ihr auf einer Rundumleinwand mit 25 Meter Durchmesser die Erde erleben, wie ihr sie noch nie gesehen habt. Nach einem Lift-Off in einer dunklen Raumfähre und einem simulierten Space-Trip findet ihr euch auf einem Rundgang um die Erdkugel wieder.

Die Kugel dient als Projektionsfläche, der Rest der Kuppel ist abgedunkelt. Nur die Sterne und der Rundgang sind erleuchtet. Doch auch dieses Licht erlischt bald.

Die Reise beginnt: 4,5 Milliarden Jahre vor unserer Zeit. Während die Jahrtausende beim digitalen Countdown im Sekundentempo verrinnen, verfolgen die Besucher gebannt die Entwicklung des blauen Planeten, gefangen im Zeitraffer einer Zeitmaschine.

Nach der Evolution der Erde folgt der Ausblick ins All: Im Planetarium, angelegt als Kino mit 133 Plätzen, wird der Weltraum digital auf eine 3D-Kuppel projiziert und inszeniert.

Sogar kosmische Kollisionen könnt ihr dort hautnah erleben. Was genau am Firmament – und warum – funkelt, verrät auf faszinierende Weise das Stellarium.

 

Schwerelos wie auf dem Mond

Auch der Weltraumanzug russischer Kosmonauten ist in der Cité de l’Espace ausgestellt. Foto: Hilke Maunder
Auch der Weltraumanzug russischer Kosmonauten ist in der Cité de l’Espace ausgestellt. Foto: Hilke Maunder

Cité de l’Espace: die Dauerausstellung

Im Hauptgebäude der Cité de l’Espace, dessen innovative Architektur Henri-Georges Adam entwarf, warten weitere vier Ausstellungsebenen mit 200 Stationen zu sieben Themenbereichen. Fast alle Exponate werden auf Englisch und Französisch erläutert.

Die funkgesteuerte Audioführung, die an den einzelnen Stationen die wichtigsten Infos in das Headset des Besuchers überträgt, gibt es auch auf Deutsch, Italienisch, Spanisch und einigen asiatischen Sprachen.

Mit 170 von 200 Exponaten ist nahezu die komplette Ausstellung der Cité de l’Espace  interaktiv gestaltet. An vielen Stationen könnt ihr selbst aktiv werden. Ihr könnt einen Satelliten in die richtige Umlaufbahn schießen, einen Shuttle an die internationale Raumstation ISS andocken, mit dem Manned Maneuvering Unit (MMU) um die Station fliegen oder eine Mars-Mission leiten. Im IMAX-Theater läuft 40 Minuten lang der Streifen Hidden Universe.

Absolut begeistert bin ich von der Attraktion Moon Runner, mit der ihr wie die Astronauten schwerelos werdet – und ihre ersten Schritte auf dem Mond nachempfinden könnt. Leider nur für fünf Minuten. Und wenn ihr leichter als 115 Kilogramm seid.

Im Flugsimulator LuneXplorer könnt ihr erleben, wie sich Astronauten bei einem Start zum Mond körperlich fühlen.

In der Cité de l'Espace Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

La Cité des Petits

Sie versteckt sich seit 2020 im Sockel der Ariane 5-Rakete und vermittelt jüngeren Kindern einen ersten Eindruck vom Weltall. 4- bis 8-Jährige können hier die Geheimnisse des Universums auf 350 Quadratmetern entdecken.

Begleitet von einem Moderator, können sie hands-on die Welt der Raketen wie auch die der Astronauten erfahren, mit den Füßen auf dem Boden und dem Kopf in den Sternen. Die Lernspiele und interaktiven Objekte werden die Fantasie eurer Kinder wecken. Freut euch auf Abenteuer im All auf Erde für euren Nachwuchs!

Im Sockel der Ariane-Replik versteckt sich die Cité des Petits. Foto: Hilke Maunder

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