Île des Pins: Traumstrand mit Araukarien: die Baie de Kuta. Foto: Hilke Maunder
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Île des Pins: Fast ein Paradies

Jenseits der Korallenstrände und türkisblauen Pazifikfluten lädt die Île des Pins zur Zeitreise in die Vergangenheit von Neukaledonien. In nur 25 Minuten bringt euch der einheimische Carrier Air Calédonie mit Propellermaschinen vom Typ ATR 72-600 von Nouméas Flughafen Magenta zur größten Insel im Süden von Neukaledonien.

Wahrzeichen und Namensgeber des 130 Quadratkilometer großen Eilands sind die sehr gerade wachsenden Cook-Kiefern. Sie lieferten den europäischen Segeln zahlreiche Masten!

Beim Flug von Nouméa zur Île des Pins habt ihr herrliche Ausblicke auf das Weltnaturerbe des neukaledonischen Korallenmeers. Foto: Hilke Maunder
Beim Flug von Nouméa zur Île des Pins habt ihr herrliche Ausblicke auf das Weltnaturerbe des neukaledonischen Korallenmeers. Foto: Hilke Maunder
Die Straßen auf der Île des Pins sind gut ausgebaut. Foto: Hilke Maunder
Die Straßen auf der Île des Pins sind gut ausgebaut. Foto: Hilke Maunder

Kunyie  nennen die einheimischen Kanaken ihre Heimat. Eine Ringstraße mit Stichstraßen zu einzelnen Häusern, Ortschaften und Sehenswürdigkeiten macht es möglich, die Kieferninsel auch auf eigene Faust zu entdecken.

Mehrere markierte Wanderwege bringen auch zu Aussichtspunkten wie Pic N’Ga, mit 282 Metern der höchste (und einzige) Gipfel der Insel. Querfeldeinwandern ist nicht möglich! Alle Gebiete sind privat und gehören den acht Stämmen der Insel. Auch Hotelbetreiber können nur Anlagen erbauen, aber kein Land erwerben.

Yams-Anbau auf der Île des Pins. Foto: Hilke Maunder
Yams-Anbau auf der Île des Pins. Foto: Hilke Maunder

Oberhäuptling der 2000 Kanaken der acht Kunie-Stämme Vao, Youati, Ouatchia, Touété, Wapan, Gadji, Kéré  und Comagna ist der Grand Chef Hilanion Vendegou. Er ist zugleich Bürgermeister der Inselhauptstadt Vao.

Île des Pins: Kanakische Wächterfiguren beschützen einen christlichen Heiligen: Bis vor wenigen Jahren war der Katholizismus Pflichtreligion für Kanaken - das hatte ihr Grand Chef festgelegt. Foto: Hilke Maunder
Kanakische Wächterfiguren beschützen einen christlichen Heiligen: Bis vor wenigen Jahren war der Katholizismus Pflichtreligion für Kanaken – das hatte ihr Grand Chef festgelegt. Foto: Hilke Maunder

Den Eingang zu seinem Wohnhaus zieren Wächterfiguren, wie ihr sie auch auf Grande Terre bei der Hauptstadt Nouméa im kanakischen Kulturzentrum Tjibaou sehen könnt. Und am Ortseingang der Inselhauptstadt, wo sie das Denkmal, das an die Ankunft des katholischen Missionars Pater Goujon im Jahr 1848 erinnert, bewachen.

Im 18. Jahrhundert hinterließen die ersten europäischen Entdecker Reiseberichte.  James Cook zeichnete erste Karten zeichnete und hinterließ der  Nachwelt den offiziellen Namen der „Insel der Kiefern“.  Cook betrat die Insel nicht, stellte aber fest, dass sie bewohnt war, weil er Rauch sah.

Île des Pins: Kanakische Wächterfiguren beschützen einen christlichen Heiligen: Bis vor wenigen Jahren war der Katholizismus Pflichtreligion für Kanaken - das hatte ihr Grand Chef festgelegt. Foto: Hilke Maunder
Kanakische Wächterfiguren beschützen in Vao ein Denkmal von Pater Goujon. Foto: Hilke Maunder

In den 1840er-Jahren kamen die Missionare – erst die Protestanten, dann die Katholiken. Auch britische Kaufleute ankerten vor der Insel auf der Suche nach Sandelholz und richteten Handelsposten ein, ohne die Insel zu kolonialisieren. Das machten kurz darauf die Franzosen.

Drei Jahrzehnte später – 1872 – sahen sich die Kunie-Kanaken vor vollendete Tatsachen gestellt: Ihre Insel war Verbannungsort geworden. Unter der Herrschaft von Samuel und Kanendjo, der Tochter von Kaoua Vandégou II. und besser bekannt als Königin Hortense, hatte Frankreich im Südwesten der Insel seine Strafkolonie errichtet.

Die Hölle auf Erden: "le bagne de l'Île des Pins". Foto: Hilke Maunder
Die Hölle auf Erden: le bagne de l’Île des Pins. Foto: Hilke Maunder

3000 Kommunarden aus Paris und algerische Berber wurden nach dem Kabylenaufstand von 1872 bis 1880 dorthin verfrachtet. 1873 waren bereits 2560 Deportierte auf der Insel.

Sie lebten in fünf „Gemeinden“: Ouro, Koéville, Ouamen, Ouaméo und das Cinquième, dem arabisches Lager. Auch „Anarchisten“ der Pariser Kommune wurden auf die Insel deportiert. An ihr Schicksal erinnert bei Ouro der Cimetière des Déportés mit 240 Gräber der Pariser Kommunarden.

240 Pariser Kommunarden starben in der Verbannung - auf dem Cimetière des Déportée der Île des Piins wurden sie bestattet. Foto: Hilke Maunder
240 Pariser Kommunarden starben in der Verbannung. Auf dem Cimetière des Déportés der Île des Pins wurden sie bestattet. Foto: Hilke Maunder

Eingepfercht wurden die Häftlinge im Bagne de l’Île des Pins. Zu zehn hausten sie in den engen, vergitterten Zellen. Wegen Überfüllung wurden die Deportierten auch draußen in Ketten zur Nacht an ihren Kerker gefesselt.

Tagsüber mussten sie in sengender Hitze Steine brechen. 1909 wurde das Gefängnis aufgegeben. Seitdem hat die Natur die Hölle im Paradies zurückerobert. Doch bedrückend, eindringlich und nachhaltig ist der Besuch bis heute.

Die Grotte de la Reine Hortense auf der Île des Pins. Foto: Hilke Maunder
Die Grotte de la Reine Hortense auf der Île des Pins. Foto: Hilke Maunder

Ungleich idyllischer – und wahrhaft paradiesisch – sind die natürlichen Attraktionen der Insel. Dazu zählen besonders  Tropfsteinhöhlen wie La Grotte de  la Troisième, auch Grotte de Diable (Teufelsgrotte) genannt, und die Grotte de la Reine Hortense bei Touété.

Île des Pins: Edmond schippert mit euch zwei Stunden lang mit seinem Outrigger-Kanu durch die Baie d'Upi. Foto: Hilke Maunder
Edmond schippert mit euch zwei Stunden lang mit seinem Outrigger-Kanu durch die Baie d’Upi. Foto: Hilke Maunder

An der Uferstraße von Vao gen Nordwesten warten Auslegerkanus auf Ausflügler. Auch Edmond  fährt täglich hinaus und schippert in der Baie d’Upi um Felsen, die Fabelwesen gleichen.

Im türkisblauen Wasser erkenne ich kleine Haie. Dann rudert eine Meeresschildkröte direkt am Kanu vorbei.

Lianen, Mangroven, Würgefeigen und Kuni-Bäume: der Wald der ÎLe des Piins bei der Baie d'Upi. Foto: Hilke Maunde
Lianen, Mangroven, Würgefeigen und Kuni-Bäume: der Wald der Île des Pins bei der Baie d’Upi. Foto: Hilke Maunder

An einem kleinen Naturstrand endet für uns nach fast zwei Stunden der Ausflug. Weiter geht es jetzt zu Fuß. Jérôme führt uns durch einen urtümlichen Wald, in dem Würgefeigen die dicken Stämme der Kuni-Bäume erobert haben, aus denen die Kanaken ihre Auslegerboote fertigen.

Durch flache Fluten zum Naturpool: Wandern auf der Île des Pins. Foto: Hilke Maunder
Durch flache Fluten zum Naturpool: Wandern auf der Île des Pins. Foto: Hilke Maunder

Nach einer halben Stunden haben wir einen kleinen Meeresarm erreicht. Im knietiefen, glasklaren Wasser laufen wir gen Osten, folgen dann einem Trampelpfad am Nordufer.

So erreichen wir einen gleißend hellen Strand an einem länglichen Bassin, das eine Felsbarriere von den Meereswellen trennt. Als  Piscine Naturelle der Baie d’Oro ist dieser Naturpool der Touristen-Magnet der Insel.

Die "piscine naturelle" der Île des Pins. Foto: Hilke Maunder
Die piscine naturelle der Île des Pins. Foto: Hilke Maunder

Und besonders unter Japanern bekannt, die in voller Montur die flachen Fluten durchwandern, Selfies machen, ihre Go-Pro-Kamera unter Wasser halten und versuchen, die farbenfrohen Fische, die sich zur Meerseite an der tiefsten Seite des Badebeckens tummeln, aufs Bild zu bannen.

Was neben bunten Fischen im Meer so lebt, kommt abends in den Restaurants auf den Tisch: Seafood vom Feinsten – große, saftige Langusten und die Escargots de l’Île des Pins, große Schnecken mit kleinem, feinen Muskelfleisch im Innern. Auch ihr Genuss ist ein kleines Stück vom Paradies…

Einmal bitte hinlegen und wohlfühlen: Strandbett an der Baie d'Oro. Foto: Hilke Maunder
Einmal bitte hinlegen und wohlfühlen: Strandbett an der Baie d’Oro. Foto: Hilke Maunder

Île des Pins: meine Reise-Infos

Schlemmen

Le Kou-gny

Nur wenige Schritte östlich von Le Méridien kommen Langusten frisch vom Grill: lecker!
• route d’Oro, Tel. +687 46 10 65

Schlafen

Le Méridien

Île des Pins: Direkt amUfer: die Bungalows von Le Méridien. Foto: Hilke Maunder
Direkt am Ufer: die Bungalows von Le Méridien. Foto: Hilke Maunder

Le Méridien gehört jetzt zu Marriott, und das merkt man auch bei dieser Anlage. Die Zimmer und Bungalows im gepflegten Palmengarten direkt an der Baie d’Oro sind geräumig und gut ausgestattet, haben schön große Betten und eine kleine  Terrasse.

Île des Pins: Zimmer 63 von Le Méridien. Foto: Hilke Maunder
Zimmer 63 von Le Méridien. Foto: Hilke Maunder

Das Animations- und Freizeitangebot ist reichhaltig, das Spa klein und fein. Nur beim Restaurant hätte ich mir gewünscht, dass Frankreich statt Amerika das Sagen hätte. Service und Qualität der Küche vom Hotelrestaurant La Pirogue haben noch Luft nach oben. Internet gibt es nur in der Lobby – das soll sich aber 2019 ändern.
• www.marriott.com

Ouré Lodge

Sehr engagiert  führt der General Manager seine Lodge, zu der zehn Gartenzimmer, 17 tropischen Bungalows und drei  Strandbungalows mit vielen liebevollen Details gehören.
www.facebook.com/OureLodge
Noch mehr Betten*


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Im Blog

Mein Neukaledonien-Special

Zur Einführung: Frankreich in der Südsee

Die Hauptstadt: Nouméa erleben: die Hauptstadt-Highlights

Nouméa: Die cases der Kanaken

Anse Vata: Das Longchamp von Nouméa 

Îlot Maître: Die Spielwiese von Nouméa

Grande Terre: Der wilde Westen von Grande Terre

Grande Terre: PNR Rivière Bleue: das große Stauen

Île des Pins: Fast ein Paradies

Ouvéa: Bei den Kanaken

Neukaledonien: Das dürft ihr nicht verpassen!

Im Buch

Joseph Andras_KanakyJoseph Andras, Kanaky*

Dreimal hat bereits die südpazifische Inselgruppe Neukaledonien über ihre Unabhängigkeit von Frankreich abgestimmt. Bei jeder Abstimmung überwog knapp die Zustimmung zum Verbleib beim fernen Mutterland. Einer der führenden Figuren der kanakischen Unabhängigkeitsbewegung war Alphonse Kahnyapa Dianou.

Er war einer der Anführer, die den Angriff militanter Kanak-Nationalisten auf die Gendarmerie von Fayaoué in Ouvéa am Freitag, dem 22. April 1988, geplant hatten. Die Aktion misslang. Sie führte zum Tod von vier Gendarmen, gefolgt von der Geiselnahme der anderen Gendarmen.

Alphonse Dianou und sein Bruder Hilaire flohen in den Norden und fanden schließlich Zuflucht in der „heiligen“ Höhle von Wateö, nicht weit vom Stamm der Gossanah entfernt. Dreizehn Tage später, am 4. Mai 1988, startete die Elite der Streitkräfte ihren Angriff, bei dem Dianou ums Leben kam. Seitdem ranken sich die widersprüchlichsten Legenden um dessen Tod.

Joseph Andras beginnt nachzuforschen, er reist an den Ort des Geschehens, trifft Dianous Witwe, Vertraute und Zeitzeugen. Die Erzählung beruht auf Aussagen der Kanak und stellt ihr Wort in den Mittelpunkt des Buches. Es besteht aus einem doppelten Erzählrahmen: 45 Kapitel berichten über die Suche anhand von Zeugenaussagen und werden von 14 chronologischen Sequenzen unterbrochen, die den Ablauf des Angriffs und der Geiselnahme vom 22. April bis zur Erstürmung der Höhle am 5. Mai 1988 rekonstruieren.

Die Sequenz der 13 Tage der Ereignisse (22. April bis 5. Mai) verwebt die Wiedergabe der Zeugenaussagen aus den 45 Kapiteln. Die Wahl der Komposition verleiht der Erzählung Intensität und Dichte. Der Schreibstil ist eng an die Realität angelehnt.

Seine Notizen, Gespräche und Begegnungen verbindet Andras zu einem fesselnden  Text, der in den Kern eines hier nur wenig bekannten Konflikts dringt. Andras erzählt vom Widerstand gegen die Kolonialmacht, von  einer verdrängten Kultur und  von einem Land, zerrissen im Kampf für einen unabhängigen Staat: Kanaky. Wer mag, kann den Doku-Roman hier* bestellen.

Birgit Weidt: Das Lächeln der Vergangenheit

Birgit Weidt, Das Lächeln der Vergangenheit*

Eine Maske aus Holz, die ihr Großvater einst aus Neukaledonien mitgebracht hatte,  wird zum Auslöser für eine Reise, bei der Birgit Weidt nicht nur die Kultur der Kanaken von Neukaledonien, sondern auch sich selbst besser kennenlernen.

Die freie Journalistin, die u.a. für DIE ZEIT schreibt, lernt auf Grande Terre den Stammeshäuptling Bergé Kawa kennen, der ihr gestattet, in seiner Dorfgemeinschaft mit ihren Ritualen, Ahnen, Geistern und Traditionen kennenzulernen. Dort lernt sie, warum man fremden Menschen nicht in die Augen sehen soll und warum Frauen ihre Altersfalten wie Schmuck zur Schau tragen.

Das Leben der Ureinwohner im Einklang mit der Natur: Mit ihrem Taschenbuch seid ihr hautnah mit dabei. Wer mag, kann den Band hier* online bestellen.

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Offenlegung

Neukaledonien entdeckte ich auf einer Pressereise, die ATOUT France mit ihren Partnern Nouvelle-Calédonie Tourisme, Air France und Aircalin organisiert hatte. Ihnen allen sage  ich dafür merci und herzlichen Dank.

Einfluss auf meine Blogberichte hat dies nicht. Ich berichte subjektiv, wie ich es erlebt habe, mache kein Merchandising und werde erst recht nicht für meine Posts bezahlt.

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