La Roche-sur-Yon: 14 Mal sehenswert!
La Roche-sur-Yon zeigt, wie aus einer kaiserlichen Vision eine grüne Oase wurde, die mehr zu bieten hat, als ein erster Blick ahnen lässt.
Es war ein regnerischer, trüber Tag, dieser 8. August 1808, als Napoleon Bonaparte die Baustelle seiner Traumstadt inspizierte. Der Kaiser kam um 11 Uhr an, watete durch Schlamm und Dreck einer Waldlichtung, erblickte aus Lehm rasch hochgezogene „potemkinsche“ Häuser und war bereits um 17 Uhr wieder fort. Was er hinterließ, war jedoch eine Vision: La Roche-sur-Yon sollte das „Pentagon Frankreichs“ werden – eine perfekt geplante Stadt mit fünfeckigem Grundriss, die alle Säulen der Macht vereint.

Heute, mehr als 200 Jahre später, ist aus Napoleons geometrischem Experiment eine der grünsten und lebenswertesten Mittelstädte Frankreichs geworden. Wo einst kühle Grandeur und steinerne Monumentalität regierten, blühen heute Pocket Gardens zwischen klassizistischen Fassaden.

Die 55.000-Einwohner-Stadt in der Vendée zeigt, wie sich historisches Erbe und nachhaltige Stadtentwicklung perfekt ergänzen können. Mit dem Stadtentwicklungsplan Pentagone 2030 schreibt La Roche-sur-Yon Napoleons Vision einer idealen Stadt konsequent fort – nur eben grüner, digitaler und lebenswerter denn je.
La Roche-sur-Yon: 14 Mal sehenswert!
1. Die Place Napoléon

So groß wie vier Fußballfelder thront die Place Napoléon auf dem höchsten Punkt der Stadt. Mit drei Hektar Fläche zählt das Rechteck zu den größten Stadtplätzen Westfrankreichs. Genau in der Mitte der gesamten Stadtanlage, die Jean-François-Joseph Lecointe für Napoleon Bonaparte entwarf, erhebt sich seit 1854 die 4,66 Meter hohe Reiterstatue Napoleons I., geschaffen von Alfred Émilien O’Hara van Nieuwerkerke – eine von nur sechs erhaltenen Reiterstatuen des Kaisers in Frankreich. Perfekt ist sie ausgerichtet auf die Sichtachsen der vier Straßen, die schnurgerade auf den Platz zulaufen.

Doch der wahre Clou sind die 13 mechanischen Tiere von François Delarozière, die der Schöpfer der berühmten Machines de l’île aus Nantes für La Roche-sur-Yon schuf. Flamingos und Frösche, aber auch Reiher und Otter bevölkern seit 2014 vier Wasserbecken. Wer mag, kann sie auf Knopfdruck oder mit Rädern und Hebeln selbst steuern! Das mechanische Krokodil, die Nilbarsche und das Nilpferd erinnern dabei subtil an Napoleons Ägypten-Feldzug. Die restlichen Tiere zitieren die Natur im Umland von La Roche-sur-Yon und im Tal des Yon.

Die gute Stube der Stadt und ihre mechanische Menagerie umgeben die wichtigsten Verwaltungsgebäude der Stadt. Rathaus und Justizpalast stehen sich gegenüber, die Kirche Saint-Louis entstand nach Vorbild der Pariser Église de la Madeleine am anderen Ende des Rechtecks. Die neoklassizistische Kirche aus dem frühen 19. Jahrhundert markiert das geistige Zentrum der Stadt und ist bis heute die größte Kirche der Vendée. Das ehemalige Lycée Impériale, früher eine Militärakademie für die Oberschicht, birgt heute ein privates Collège.

Ihr imposantes Volumen, die klare Struktur und das helle, ruhige Innere spiegeln den napoleonischen Geist wider. Architekt war Charles Percier, ein Schüler von Jacques-Louis David. Jedes Gebäude entstand aus regionalem Granit vom Armorikanischen Massiv – dem gleichen Gestein wie in der Bretagne.
Adresse: Place Napoléon, 85000 La Roche-sur-Yon
ÖPNV: Alle Buslinien, Haltestelle Place Napoléon
2. Théâtre à l’italienne

Wie aus einer Oper von Verdi wirkt das Théâtre à l’italienne (1845) an der Place du Théâtre. Architekt Urbain Pivard schuf einen neoklassizistischen Bau mit dorischem Säulenportikus, dessen Innenraum in perfekter Hufeisenform 359 Zuschauer fasst.
Besonders faszinierend ist der vollständig aus Holz gebaute Innenraum, verziert mit Stuck, goldenen Ornamenten und den prachtvollen Malereien von Georges Levreau aus dem Jahr 1888. Der große Kronleuchter aus böhmischem Glas (2,33 m hoch, 1,66 m Durchmesser) wurde 2005 nach historischen Vorlagen rekonstruiert und taucht den Saal in warmes Licht. Die Akustik gilt als hervorragend – ein Flüstern auf der Bühne ist bis in die letzte Reihe zu hören.

Vor dem als monument historique geschützten Theater erinnert Bernard Pagès‘ Fontaine Olof Palme von 1990 mit drei gebrochenen Säulen an den ermordeten schwedischen Ministerpräsidenten – ein starkes Zeichen für Frieden und europäische Werte.
Adresse: Place du Théâtre, 85000 La Roche-sur-Yon
ÖPNV: Buslinie 2, Haltestelle Théâtre
3. Les Halles

Regional, frisch und charmant: Die 2015 neu belebte Markthalle lockt auf 1.200 Quadratmetern mit rund 30 Händlern und Spezialitäten der Vendée – von Austern über die buttrig-sahnige Gâche-Brioche bis zu den berühmten weißen Mogettes-Bohnen der Vendée.
Der Blickfang am Eingang ist ein großes Keramik-Wandbild der Vendée-Künstlerin Geneviève Couteau aus dem Jahr 1975. Die 1925 geborene Künstlerin verewigte neben dem Stadtwappen auch stilisierte Szenen des regionalen Handwerks, der Landwirtschaft und des Alltagslebens – eine künstlerische Brücke zwischen Markt, Stadt und Region.

Besonders donnerstags und samstags, wenn zusätzlich der große Wochenmarkt auf den umliegenden Plätzen stattfindet, wird das Viertel zum lebendigen Zentrum für Genießer. Auf der nahen Place François Mitterrand soll eine futuristisch wirkende canopée urbaine das Stadtklima verbessern: als künstlerischer Baum aus weißen Metallstangen, an denen es rankt, grünt und blüht.
Adresse: Place du Marché, 85000 La Roche-sur-Yon
ÖPNV: Buslinie 1 und 3, Haltestelle Les Halles
4. Der Haras de la Vendée

Das frühere Nationalgestüt (1846) ist heute ein 4,5 Hektar großer Kultur- und Freizeitpark mit Sommerveranstaltungen, Schmiedevorführungen und historischem Flair. Die neoklassizistischen Stallungen und der weitläufige Park erzählen von der Bedeutung des Pferdes für Frankreichs Armee – und heute für seine Kultur. 1846 eröffnet, beherbergte es einst bis zu 220 Hengste für Frankreichs Kavallerie. Heute stehen hier noch rund 60 Pferde verschiedener Rassen, die ihr im Sommer bei Vorführungen bewundern könnt.

Zwischen 1876 und 1904 wurde das Gestüt deutlich ausgebaut: Fünf weitere Stallungen, Wohnhäuser für das Personal und Funktionsgebäude entstanden. Seit 2006 gehört die Anlage dem Département Vendée, die sie in einen öffentlichen Park verwandelt hat und allsommerlich neu belebt.

Auf Führungen könnt ihr die historische Schmiede besichtigen und erfahren, warum Pferde Hufeisen benötigen – und warum sie nach wenigen Wochen wieder gewechselt werden müssen. In der Sattelkammer findet ihr nicht nur die schwarzen, mit einem H geschmückten Sättel der einstigen Hengstzucht, sondern auch exotische Sättel – wie einen Dromedarsattel aus Marokko.
Adresse: 83, rue du Haras, 85000 La Roche-sur-Yon
ÖPNV: Buslinie 3, Haltestelle Haras
5. Die Maison de la Renaissance

Die Renaissance lebt in diesem Gebäude von 1566 fort, dem ältesten Haus der Stadt. Als eines der wenigen vollständig erhaltenen Bauwerke aus der Zeit vor Napoleon ist es ein seltenes Zeugnis der Stadtgeschichte. Ursprünglich war die Maison de la Renaissance vermutlich ein hôtel particulier, das als Residenz des Gouverneurs diente und auf Anordnung von Charles de Montpensier, dem dritten Fürsten von La Roche-sur-Yon, erbaut wurde.
1808 beherbergte das Gebäude eine auberge (Gasthaus). Heute finden hier wechselnde Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen statt. Die Maison de la Renaissance bietet spannende Einblicke in die Vor-Napoleonische Vergangenheit von La Roche und zeigt, wie das Leben in der alten Siedlung aussah, bevor der Kaiser seine geometrische Vision verwirklichte.
Adresse: Place de la Vieille Horloge, 85000 La Roche-sur-Yon
ÖPNV: Buslinie 1, Haltestelle Vieille Horloge
6. Le Grand R

Seit 2003 ist Le Grand R das kulturelle Flaggschiff der Stadt und weit über die Vendée hinaus bekannt für seine innovativen Produktionen. Das moderne Kulturzentrum beherbergt mehrere Theater- und Konzertsäle sowie Ausstellungsräume und ist Heimat des zeitgenössischen Tanzes, experimenteller Musik und des modernen Theaters.
Regelmäßig gastieren hier europäische Kompanien, und die hauseigenen Produktionen touren durch die großen Theaterhäuser des Landes. Das Grand R fungiert auch als Talentschmiede: Junge Künstler können hier als artists-in-residence leben und arbeiten und ihre Werke einem breiten Publikum präsentieren.
Adresse: Rue de la Paix, 85000 La Roche-sur-Yon
ÖPNV: Buslinie 2, Haltestelle Le Grand R

6. Musée du Chocolat
Das Musée du Chocolat von Patrick Gelencser verbindet Genuss, Geschichte und Handwerkskunst rund um die Schokolade. In den interaktiven Ausstellungen erfahrt ihr alles über die Geschichte des Kakaos, von den Azteken bis zur modernen Schokoladenproduktion. Die Führungen zeigen nicht nur die Herstellungsprozesse, sondern auch die kulturelle Bedeutung der Schokolade in verschiedenen Ländern. Das Highlight: köstliche Verkostungen und die Möglichkeit, den chocolatiers bei der Arbeit zuzusehen.
Adresse: Musée du Chocolat, 85000 La Roche-sur-Yon
ÖPNV: Linie 2 Richtung Belle Place oder La Généraudière bis zur Haltestelle Espace Bell. Von dort sind es nur wenige Schritte bis zum Museum. Alternativ könnt ihr auch die Buslinie 5 nutzen, die ebenfalls in der Nähe hält.
7. Musée de La Roche-sur-Yon (Musée André Malraux)

Moderne und zeitgenössische Kunst stehen im Fokus dieses vielseitigen Museums, das 1963 gegründet wurde und über 3.000 Kunstwerke beherbergt – darunter Gemälde, Skulpturen und Fotografien. Das Museum zeigt die Entwicklung der Kunst vom 19. Jahrhundert bis heute und macht zeitgenössische Strömungen für ein breites Publikum zugänglich.
Derzeit ist die Sammlung in einer Interimslocation in einer ehemaligen Schule untergebracht, bis das neue Domizil im historischen Palais de la Justice bezogen wird. Diese Übergangsphase verleiht dem Museumsbesuch einen besonderen Charakter – Kunst in ungewöhnlichem Rahmen, die zeigt, wie flexibel und lebendig Kulturvermittlung sein kann. Die wechselnden Ausstellungen bringen regelmäßig frischen Wind in die Kunstszene der Vendée.
Adresse: 85000 La Roche-sur-Yon, Interimslocation: 17, rue du Président de Gaulle
ÖPNV: Alle Buslinien, Haltestelle Place Napoléon
8. La Gâterie

Am Rand der Place du Marché eröffnete 2012 La Gâterie. Das Besondere: Die Galerie präsentiert Kunst in offenen Schaufenstern und versteht sich als experimenteller, zugänglicher Ort für zeitgenössische Kunst in der Region Pays de la Loire. Hinter dem Kunst-Projekt steht der Verein Transversale, dessen Mitglieder in den Bereichen Bildende Kunst, Musik, Mikro-Edition und DIY aktiv sind. Ziel ist es, die lokale und überregionale zeitgenössische Kunstszene zu fördern und neue Formen der Begegnung zwischen Kunst und Öffentlichkeit zu schaffen
Adresse: 17, place du Marché, 85000 La Roche-sur-Yon
ÖPNV: Buslinie 1 und 3, Haltestelle Les Halles
Im Umland von La Roche-sur-Yon
9. Der Potager Extraordinaire
Etwa 1000 verschiedene Gemüse- und Pflanzenarten, darunter zahlreiche Kürbisgewächse, Tomaten, Bohnen, seltene und alte Sorten sowie Pflanzen aus aller Welt birgt der Potager Extraordinaire. Seit 1995 lädt der außergewöhnliche Küchengarten auf sieben Hektar ein, die Natur spielerisch und mit neuen Augen zu entdecken.
Zu seinen Highlights gehört ein bizarretum mit ungewöhnlichen, teils riesigen oder fleischfressenden Pflanzen, ein tunnel des tomates et de gourdes: mit einer riesigen Vielfalt an Tomaten- und Kürbisarten, die die Geschichte und Vielfalt dieser Pflanzenfamilien zeigen, und ein potager expérimental, der als Experimentiergarten verschiedene Anbaumethoden (z.B. vertikal, auf Strohballen oder im Wasser) vorstellt.
Der Garten der Bibliothèque potagère präsentiert die kulturelle und botanische Vielfalt von Gemüsepflanzen, der Potager exotique seltene und exotische Gemüsesorten aus aller Welt, die in Europa wenig bekannt sind. Der Bereich La vie érotique du potager erklärt spielerisch die Fortpflanzungsstrategien von Pflanzen. Sehr beliebt sind auch der Jardin des Roches mit seinem geologischen Parcours zur Erdgeschichte sowie der kleine Erlebnisbauernhof des Potager Extraordinaire.
Adresse: Route de Beautour, 85000 La Roche-sur-Yon (Curzais)
ÖPNV: Buslinie 13, Haltestelle Potager
Die Vallée du Yon

Fast genauso lang wie die Hamburger Alster – und ebenfalls aufgestaut – ist der Yon, der bei Saint-Martin-des-Noyers entspringt und nach rund 55 Kilometern bei Noailles in den Lay mündet, der schließlich in den Atlantik fließt. Historische Wassermühlen und alte Industrieanlagen zeugen zudem von einer Vergangenheit, in der der Yon noch eine wirtschaftliche Rolle spielte – lange bevor der Tourismus seine heutige Bedeutung erlangte. Ein 60 Kilometer langes Radwegenetz, das bereits in der Stadt beginnt, erschließt das Tal des Yon. Die Routen sind Teil des gut 1.800 Kilometer langen Radwegenetzes La Vendée à Vélo mit Anschluss an die europäische Vélodyssée (EuroVelo 1).
10. Lac de Moulin Papon
Nur wenige Kilometer nördlich findet ihr das wohl beliebteste Naherholungsziel der Stadt: den Lac de Moulin Papon. Der fast 100 Hektar große Stausee entstand 1970/71 durch den Bau des Barrage de Moulin Papon. Heute liefert der See täglich bis zu 13.000 Kubikmeter Trinkwasser für die Stadt und die umliegenden Gemeinden – und begeistert als Naturparadies an Land und auf dem Wasser.
Ein 19 Kilometer langer Weg führt einmal um das Gewässer – perfekt zum Wandern, Radfahren oder Joggen. Unterwegs laden mehrere schattige Picknickplätze mit Holztischen und Naturbeobachtungsstellen zur Pause. Eine kleine Segelschule bietet Kurse und Ausrüstung für Windsurfen, Rudern oder Kanufahren. Angler finden ein reiches Fischvorkommen mit Hecht, Zander, Barsch, Brassen und Weißfisch.
11. Der Moulin de Rambourg

Etwa zehn Kilometer südlich, bei Nesmy, steht die letzte funktionstüchtige Wassermühle am Fluss Yon. Die restaurierte Mühle aus dem 13. Jahrhundert war bis 1981 in Betrieb und versorgte die umliegenden Bäckereien mit Mehl. Über 300 Jahre wurde sie als Familienbetrieb geführt, 1912 wurden mechanische Walzen installiert, 1956 kam ein planchister (Siebmaschine) hinzu.

Die Wasserkraft des Yon treibt über ein großes Wasserrad die Mahlwerke an. Im Sommer (1. Juli bis 31. August) werden täglich Führungen angeboten, bei denen Besucher die komplette technische Ausstattung aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erleben. Das Gelände bietet Picknickplätze und Wanderwege.
Adresse: 23, Rambourg, 85310 Nesmy
ÖPNV: Buslinie 5, Endstation Nesmy-Centre, dann 15 Min. Fußweg
12. Die Poterie de Nesmy

Seit 1857 formt die Familie Charpentreau in mittlerweile fünfter Generation Keramiken aus regionalem Ton. Die älteste noch aktive Töpferei der Vendée arbeitet ausschließlich mit Tonerde, die zwischen Nesmy und Chaillé-sous-les-Ormeaux abgebaut wird. Hergestellt werden traditionelle, handgedrehte und handbemalte Fayence-Produkte: Schalen, Krüge, Töpfe für Mogettes-Bohnen, bauchige Diables-Tontöpfe zum Garen sowie allerlei Deko in vielen Farben und Formen.

Wer mag, kann auf eigene Faust dem kleinen Rundgang durch die verschiedenen Räume der Werkstatt folgen, sehen, wie Sylvain die Tonerde noch selbst reinigt und für die Weiterbearbeitung vorbereitet, den Ton auf der Scheibe dreht und seine Schwester Raphaëlle mit ruhiger Hand die Farbe mit dem Pinsel aufträgt. Die Qualität der Tonerde (18% Tonerde, 69% Siliziumdioxid, 5% Eisenoxid) macht die Keramik besonders widerstandsfähig und farbintensiv.
Adresse: 23, rue Georges Clemenceau, 85310 Nesmy (8 km südlich)
ÖPNV: Buslinie 5, Endstation Nesmy-Centre
13. Le Temple de l’univers

Als Facteur Cheval der Vendée versteht sich Gildas Raineau. Der 75-Jährige hat seit 2003, als er beim Hausbau große Granitblöcke aus dem Boden holte, im Tal des Yon bei Le Tablier ein ungeheuer fantasievolles Gesamtkunstwerk aus Granit, Mosaik und Malerei geschaffen: den Temple de l’Union.

Sein Tempel der Einheit ist ein etwa fünf Meter hohes, monumentales Ensemble aus Granit. „Inspiriert haben mich dazu die größten Philosophien, Religionen und Zivilisationen der Welt“, sagt Raineau. Seinen „Tempel der Einheit“ versteht er als ein „universelles Königreich“ und einen Ort der Begegnung, des Friedens und der Einheit der Menschheit.

„Mein Bauwerk ist kein religiöser Tempel im klassischen Sinn, sondern ein künstlerisches Manifest für Toleranz und Zusammenleben“, erläuerte mir Monsieur Gildas bei meinem Besuch – und erklärte mir jede der zahlreichen Skulpturen, Reliefs und symbolische Elemente, die verschiedene Kulturen und Glaubensrichtungen zitieren. hier Mahatma Gandhi, dort Nelson Mandela.

Eine zentrale Inschrift fasst Raineaus Philosophie zusammen: Sur toutes les religions, sur toutes les philosophies, sur toutes les civilisations, l’union – zu deutsch: Über allen Religionen, Philosophien und Zivilisationen steht die Einheit. Trotz seines Alters und seiner Gebrechen baut Monsieur immer weiter an seinem Gesamtkunstwerk. Seine Werkstatt ist der Straßenrand, wo er den Granit in Form schlägt.
Adresse: Piquet, 85200 Le Tablier
ÖPNV: Buslinie 6, Haltestelle Le Tablier, dann 20 Min. Fußweg

14. Das Chaos de Piquet
Die wildromantische Felsenlandschaft mit den Ruinen alter Wassermühlen ist ein beliebtes Ziel für Wanderungen und ein Musterbeispiel für Wollsackverwitterung. Das chaos bezeichnet hier ein Granitblockfeld, das durch Erosion und den Flusslauf entstanden ist.

Die charakteristischen Granitblöcke des Chaos de Piquet entstehen durch die Verwitterung und Erosion von Granit entlang von Klüften und Spalten: Wasser dringt in diese Fugen ein, fördert die chemische Verwitterung (insbesondere die Umwandlung von Feldspat zu Tonmineralen) und rundet die Kanten der ursprünglich eckigen Blöcke ab.
Dadurch entstehen die typischen, abgerundeten „Wollsack“-Formen, die sich im Fluss und dessen Ufern als chaotisch gestapelte Granitblöcke zeigen. Besonders bekannt sind die Marmites du diable (Teufelskessel) und die Pierre aux fées (Feenstein), die zu den sagenumwobenen Naturformationen zählen.

Im 19. Jahrhundert nutzten zahlreiche Wassermühlen und eine große Wollspinnerei – die 1861 erbaute Filature de Piquet – die Kraft des Flusses. Die Ruinen dieser Industrieanlagen sind noch heute zu sehen und zeugen von der Geschichte des Ortes. Zahlreiche Legenden ranken sich um das Chaos de Piquet. So soll Gargantua hier mit dem Teufel Palets gespielt haben. Andere erzählen von Feen und Kobolden, die in den Felsen hausen sollen.
Oberhalb des Tals lädt die traditionsreiche Guinguette de Piquet zu regionaler Küche und Livemusik ein – mit Blick auf die Granitfelsen und regelmäßigen Dîner-Concerts, Bal Musette und Tanzabenden im Grünen.
Adresse: Le Chaos de Piquet, 85200 Le Tablier
ÖPNV: Buslinie 6, Haltestelle Le Tablier, dann 30 Min. Fußweg

La Roche-sur-Yon: meine Reisetipps
Schlemmen und genießen
Tribu Yonnaise
In den historischen Räumlichkeiten des ehemaligen Museums von La Roche-sur-Yon eröffnete am 24. Dezember 2024 eine Brasserie, die mit ihrer Gastro-Terrasse im Jardin Joséphine Beauharnais, ihrer offenen Küche am langen Tresen, ihrer Bar und ihrer kreativen Bistroküche schnell zum beliebten Treffpunkt im Herzen der Stadt aufstieg.
• 1 , rue Jean Jaurès, 85000 La Roche-sur-Yon, Tel. 02 51 36 11 39, https://tribuyonnaise.fr

Le Beurre Zinc
Sehr beliebt und beständig gut ist diese Brasserie im Pariser Stil, die unter diesem Namen seit Mai 2020 existiert – zuvor war sie 14 Jahre lang als Bistrot du Boucher betrieben worden.
• 10, rue de Verdun, 85000 La Roche-sur-Yon, Tel. 02 51 09 90 42, www.beurrezinc.com

La Fayette
Ein typisches irisches Pub ist La Fayette, wo nicht nur große Sportveranstaltungen auf der Leinwand übertragen werden, sondern auch sehr gerne ausgelassen feucht-fröhlich gefeiert wird. Gute Stimmung herrscht hier eigentlich immer.
• 7-9, rue la Fayette, 85000 La Roche-sur-Yon, auf Facebook zu finden
Le Castel
Wer zum Feiern nicht nach Les Sables-d’Olonne fährt, hottet hier ab – Le Castel ist der Nachtclub der Stadt.
• 3, rue Newton, 85000 La Roche-sur-Yon, Tel. 07 63 66 25 71, www.castelclub.fr
Hier könnt ihr schlafen
The Square*

Am 22. Mai 2024 eröffnete direkt an der Place Napoléon das neueste 4-Sterne-Hotel der Vendée-Hauptstadt. Das Haus der Handwritten Collection von Accor verbindet elegantes Design in erdigen Naturtönen mit ungewöhnlicher Gastronomie. Seine 70 schallisolierten Zimmer punkten mit modernem Komfort und klaren Linien – Architektur von Giboire, Innendesign von Wunder.
Sie schufen im Erdgeschoss eine Lobby, die nahtlos übergeht in eine Lounge mit Kamin und Bar und das Restaurant Andina mit Grill-Spezialitäten und Gewürzen aus den Anden. Im Sommer lockt eine Terrasse im Innenhof. Praktisch: Zum Haus gehört eine Tiefgarage, der Bahnhof fußläufig, das gesamte Hotel barrierefrei.
• 25, place Napoléon, 85000 La Roche-sur-Yon, Tel. 02 30 32 38 26, https://all.accor.com.
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Noch mehr Betten*

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Im Buch
Klaus Simon, Hilke Maunder, Secret Citys Frankreich*
Gemeinsam mit meinem geschätzten Kollegen Klaus Simon stelle ich in diesem Band 60 Orte in Frankreich vor, die echte Perlen abseits des touristischen Mainstreams sind. Le Malzieu in der Lozère, Langogne im Massif Central, aber auch Dax, das den meisten wohl nur als Kurort bekannt ist.
Mit dabei sind auch Senlis, eine filmreife Stadt im Norden von Frankreich, und viele andere tolle Destinationen. Frankreich für Kenner – und Neugierige!
Lasst euch zu neuen Entdeckungen inspirieren … oder träumt euch dorthin beim Blättern im Sessel oder am Kamin. Wer mag, kann das Lesebuch mit schönen Bildern hier* bestellen.
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