Die Abtei Le Bec-Hellouin ist eingebettet in dichtes Grün. Foto: Hilke Maunder
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Le Bec-Hellouin: Kleinod mit großer Abtei

Nur ein heller Turm im dichten Grün verrät Le Bec-Hellouin. In einem idyllischen Tal zwischen Rouen und Lisieux hatte vor mehr als 1000 Jahren ein Ritter im Dienst des Comte de Brionne namens Hellouin (oder Herlouin) im Jahr 1034 eine Benediktinerabtei gegründet, die zu den einflussreichsten Klöstern der Normandie aufstieg.

Mit ihrem Doppelnamen erinnert sie auch an das Bec-Tal, in der sie sich erhebt. Im 12. bis 14. Jahrhundert wurde dort der normannische Klerus ausgebildet. Heute führen Geistliche die Besucher durch die weitläufige Anlage.

Durch die Abtei von Le Bec-Hellouin führen Geistliche. Foto: Hilke Maunder
Durch die Abtei von Le Bec-Hellouin führen Geistliche. Foto: Hilke Maunder

Verstecktes Schmuckstück

Maßgeblich entscheidend für den Aufstieg zum spirituellen Zentrum waren zwei Männer. Lefranc de Pavie, genannt der „Täufer“, und der Philosoph Anselm von Aosta. Und da mit Wilhelm im Jahr 1066 ein Normanne England erobert hatte, nahmen die Äbte auch das Amt des Bischofs von Canterbury ein.

Der Eingang zur Abtei von Le Bec-Hellouin. Foto: Hilke Maunder
Der Eingang zur Abtei von Le Bec-Hellouin. Foto: Hilke Maunder

In der Schusslinie

Dies sorgte dafür, dass Le Bec-Hellouin während des Hundertjährigen Krieges im wahrsten Sinne in die Schusslinie geriet. Um eine englische Besatzung zu verhindern, ließ damals ein Abt das gesamte Dorf niederbrennen.

Der Flächenbrand half wenig. Die Engländer bemächtigten sich des Klosters. Während der Französischen Revolution säkularisiert, diente das Konventsgebäude als Kaserne für die Kavallerie.

Der Turm von Saint-Nicolas überragt die Konventsgebäude. Foto: Hilke Maunder
Der Turm von Saint-Nicolas überragt die Konventsgebäude. Foto: Hilke Maunder

Die Rückkehr der Mönche

Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, 1948, kehrten die Benediktinermönche wieder in ihre Abtei zurück. Auch die sterblichen Überreste des Abteigründers, Hellouin, sind wieder in die Abtei zurückgekehrt. 1772 zunächst in die im Jahr 1039 erbaute Dorfkirche Église Saint-André gebracht, ruhen sie heute wieder im Chorraum der Abtei.

Der Plan der Abtei <em>Notre Dame du Bec</em>. Foto: Hilke Maunder
Der Plan der Abtei Notre-Dame du Bec. Foto: Hilke Maunder

Auf dem Klostergelände veranstalten die Mönche Gottesdienste und Führungen. In der Klosterboutique verkaufen sie ihre Erzeugnisse. Besonders für Keramik und Kerzen sind die Mönche berühmt. Ebenfalls im Angebot sind Kosmetik und Grußkarten, Textiles und Dekoratives von anderen Abteien und Klöstern.

Auch für ihre Keramik sind die Mönche von Le Bec-Hellouin bekannt. Foto: Hilke Maunder
Auch für ihre Keramik sind die Mönche von Le Bec-Hellouin bekannt. Foto: Hilke Maunder
Die Mönche von Le Bec-Hellouin stellen in ihren Werkstätten diese Kerzen her. Foto: Hilke Maunder
Die Mönche von Le Bec-Hellouin stellen in ihren Werkstätten diese Kerzen her. Foto: Hilke Maunder

Le Scandal von Le Bec-Hellouin

Doch ora et labora, ein Leben in Arbeit und Demut nach den Regeln des Heiligen Benedikt, schützt nicht vor Amors Pfeil. So kam es einem „Skandal“. Vor mehr als 30 Jahren brachte er Le Bec-Hellouin in die Schlagzeilen.

Le Bec-Hellouin. Foto: Hilke Maunder
Der Blick auf die Kapelle und weitere Klostergebäude. Foto: Hilke Maunder
Die Kapelle von Le Bec-Hellouin. Foto: Hilke Maunder
Die Kapelle von Le Bec-Hellouin. Foto: Hilke Maunder

Im März 1990 traten sowohl le père Philippe Aubin, damals der Abt von Le Bec-Hellouin, wie auch la mère Sainte-Marie-Ephrem, Oberin des benachbarten Klosters, von ihren Ämtern zurück. Der Auslöser: „sentimentale und emotionale“ Gründe.

Der Blick von der Abtei auf das Dorf. Foto: Hilke Maunder
Der Blick von der Abtei auf das Dorf. Foto: Hilke Maunder

Eines der plus beaux villages de France

Im Schatten der bis heute eindrucksvollen Abtei entwickelte sich ein Dorf, das mit Fachwerkhäusern und blumengeschmückten Balkonen verzaubert.

Heute gehört Le Bec-Hellouin zum prestigeträchtigen Verband der schönsten Dörfer Frankreichs, und die Auszeichnung als eines der 168 plus beaux villages de France sorgt zur Saison für reichlich Rummel in den alten Gassen. Voilà einige Impressionen.

In den Gassen, die direkt an die Abtei grenzen, haben sich Kunsthandwerks-, Trödel- und Nippes-Läden niedergelassen. Foto: Hilke Maunder
In den Gassen, die direkt an die Abtei grenzen, haben sich Kunsthandwerks-, Trödel- und Nippes-Läden niedergelassen. Foto: Hilke Maunder
Ob echt nostalgisch oder im Shabby-Chic-Look auf alt getrimmt: Die Auswahl ist enorm! Foto: Hilke Maunder
Ob echt nostalgisch oder im Shabby-Chic-Look auf alt getrimmt: Die Auswahl ist enorm! Foto: Hilke Maunder
Die Fachwerkhäuser von Le Bec-Hellouin sind üppig mit Blumen und anderen Pflanzen geschmückt. Foto: Hilke Maunder
Die Fachwerkhäuser von Le Bec-Hellouin sind üppig mit Blumen und anderen Pflanzen geschmückt. Foto: Hilke Maunder
Jedes Fachwerkhaus umgibt ein reicher Blumenflor. Foto: Hilke Maunder
Jedes Fachwerkhaus umgibt ein reicher Blumenflor. Foto: Hilke Maunder
Kunst und Kuriositäten bieten die Läden von Le Bec-Hellouin. Foto: Hilke Maunder
Kunst und Kuriositäten bieten die Läden von Le Bec-Hellouin. Foto: Hilke Maunder
Die Auberge de l'Abbaye. Foto: Hilke Maunder
Die Auberge de l’Abbaye. Foto: Hilke Maunder
Mitunter mischt sich das Fachwerk mit Ziegeln und Kalkstein auf der Fassade. Foto: Hilke Maunder
Mitunter mischt sich das Fachwerk mit Ziegeln und Kalkstein auf der Fassade. Foto: Hilke Maunder
Immer wieder ragt der Turm der Abteikirche zwischen den alten Häusern von Le Bec-Hellouin auf. Foto: Hilke Maunder
Immer wieder ragt der Turm der Abteikirche zwischen den alten Häusern von Le Bec-Hellouin auf. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Der Blick aus einem Trödelladen auf die Abtei. Foto: Hilke Maunder
In Le Bech-Hellouin sind die traditionellen Holzschuhe noch in Gebrauch. Foto: Hilke Maunder
In Le Bech-Hellouin sind die traditionellen Holzschuhe noch in Gebrauch. Foto: Hilke Maunder
Le Bec-Hellouin ist bis heute bäuerlich. Foto: Hilke Maunder
Le Bec-Hellouin ist bis heute bäuerlich. Foto: Hilke Maunder
Neben der Abtei weiden Pferde. Foto: Hilke Maunder
Neben der Abtei weiden Pferde. Foto: Hilke Maunder

Le Bec-Hellouin: meine Reise-Info

Schlemmen und genießen

L’antre de Cloches

Gwenaëlle Hauvel eröffnete 2017 ihren Laden, der sowohl Teesalon, Keksboutique, Schokoladenmanufaktur sowie Brotgeschäft ist und von Einheimischen wie Touristen gleichermaßen geschätzt wird.
• 1, ,rue Lanfranc, 27800 Le Bec-Hellouin, Tel. mobil 06 16 51 63 07, www.facebook.com

Schlafen*
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Der Turm von Saint-Nicolas wacht auch über dem einstigen Waschhaus. Foto: Hilke Maunder
Der Turm von Saint-Nicolas wacht auch über dem einstigen Waschhaus. Foto: Hilke Maunder

In der Nähe

Voie verte

Von Évreux aus führt eine autofreie Route Radfahrer, Inlineskater und Wanderer durch die Vallée du Bec hin nach Le Bec-Hellouin. Die 42 Kilometer lange Strecke folgt dem Verlauf einer alten Eisenbahnstrecke, die einst Évreux mit Honfleur verband.
www.normandie-tourisme.fr/itineraire/voie-verte-devreux-a-la-vallee-du-bec

Château d’Harcourt

Das Arboretum von Schloss Harcourt gehört zu den ältesten Baum-Sammlungen weltweit. Vom Mammutbaum bis zum Uralt-Veteran lassen sich im weitläufigen Schlosspark imposante Baum-Veteranen bestaunen. Eindrucksvoll – und sehr familienfreundlich. Die meisten Parkwege lassen sich auch im Rollstuhl meistern. Hier habe ich das Burg- und Baum-Museum unter freiem Himmel vorgestellt.

Das Schloss von Harcourt liegt inmitten eines uralten Arboretums. Foto: Hilke Maunder
Das Schloss von Harcourt liegt inmitten eines uralten Arboretums. Foto: Hilke Maunder

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Weiterlesen

Im Blog

Die Straße der Abteien in der Normandie

Einflussreiche Abteien haben Jahrhunderte lang die Geschichte der Normandie geprägt. Sie waren Horde der Kultur und des Wissens, aber auch als Zentren der Macht. Die schönsten von ihnen könnt ihr auf der Route des Abbayes Normandes von Rouen bis zum Mont-Saint-Michel entdecken. Klickt hier für Infos und Impressionen.

Im Buch

Glücksorte in der Normandie*

Steile Klippen und weite Sandstrände, bizarre Felslandschaften und verwunschene Wälder, romantische Fachwerkstädtchen und moderne Architektur – die Normandie hat unzählige Glücksorte zu bieten.

Gemeinsam mit meiner Freundin Barbara Kettl-Römer stelle ich sie euch in diesem Taschenbuch vor. Wir verraten, wo die schönste Strandbar an der Seine liegt, für welche Brioches es sich lohnt, ins Tal der Saire zu fahren, und wo noch echter Camembert aus Rohmilch hergestellt wird.

Unser Gemeinschaftswerk stellt euch insgesamt 80 einzigartige Orte vor, die oftmals abseits der eingetretenen Pfade liegen. Wer mag, kann es hier* bestellen.

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