Ein Wochenende in … Limoges
In Limoges, der historischen Hauptstadt des Limousin und heutigen Präfektur des Départements Haute-Vienne, schlagen zwei Herzen. Auf einem Plateau über der Vienne erhebt sich rund um die Kathedrale die alte Cité mit ihren Fachwerkhäusern und steinernen Palais des Klerus.
Bereits die Römer hatten die strategischen Vorzüge dieser Lage direkt an einer Furt über den Fluss erkannt und dort am Hang um das Jahr 10 v. Chr. ihre Stadt Augustoritum (Furt des Augustus) terrassenförmig im typisch römischen Rastermuster mit einem großem Amphitheater, zahlreichen Thermen, einem Forum und stattlichen Wohnhäusern (domi) angelegt.
Nach dem Zusammenbruch des römischen Weltreiches zog sich vom 3. bis zum 5. Jahrhundert die Bevölkerung auf die Anhöhe, den Puy Saint-Étienne, zurück. Anfang des 4. Jahrhunderts christianisierte der heilige Martial die Siedlung und ließ als deutliches Zeichen eine Bischofskirche errichten.
Während des Hundertjährigen Krieges zog im Jahr 1370 der Prince Noir, der englische Prinz Édouard Plantagenêt, genannt Édouard de Woodstock Brackembury, plündernd durch die Gassen der Cité.
Auf einem Nachbarhügel errichtete der Vicomte von Limoges an der heutigen Place de la Motte eine Motte castrale. Die Motte des Vicomte und das Abteigelände von Saint-Martial wurden im 13. Jahrhundert zu einem einzigen befestigten Komplex zusammengefasst: le Château. Das Marktwesen erblühte, und das Quartier de la Boucherie entwickelte sich zu einem wichtigen Handelszentrum für Fleisch und andere Lebensmittel. Erst 1792 wurden Cité und Château offiziell zu einer Stadt vereint: Limoges.
1768 wurden in Saint-Yrieix-la-Perche südlich von Limoges die ersten Kaolinvorräte entdeckt. Das Kaolin aus Saint-Yrieix war in ganz Europa wegen seiner Feinheit und weißen Farbe gefragt. Nach der Entdeckung entwickelte sich eine fièvre blanche, ein weißes Fieber, das zur Eröffnung Dutzender weitere Steinbrüche in der Nähe von Saint-Yrieix führte. Am produktivsten war der Steinbruch von Marcognac, nur 50 Kilometer vom Stadtzentrum von Limoges entfernt. Dieser Steinbruch war von 1786 bis 1986 in Betrieb.
1771 nahm die erste Porzellanmanufaktur in Limoges ihren Betrieb auf. Berühmte Namen wie Bernardaud, der nach eigenen Aussagen größte Porzellanhersteller Frankreichs, Haviland und Royal Limoges folgten.
Wie einst Porzellan hergestellt und gebrannt wurde, verrät am Rand der inneren Stadt der Four des Casseaux, einer der fünf letzten von einst 112 aktiven Porzellanöfen. Das Museum des Vereins, der dieses Industrieerbe gerettet hat, geht nahtlos über in den Fabrikverkauf von Royal Limoges.
Während der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg war die Stadt eine Hochburg des Widerstands. Das Musée de la Résistance et de la Déportation hält die Erinnerung daran wach. Doch nun: Bienvenue à Limoges ! Auch wenn der erste Blick vom Stadtrand es nicht vermuten lässt: Limoges ist eine Reise wert!
Ein Wochenende in Limoges: das könnt ihr erleben!
Freitag Nachmittag
Ankunft: die Gare de Limoges-Bénédictins
Eure Reise beginnt an der eindrucksvollen Gare de Limoges-Bénédictins. Roger Gonthier, der Architekt der Eisenbahngesellschaft Compagnie du Paris-Orléans, entwarf den 1929 eingeweihten Prunkbau als ein eklektisches Meisterwerk, das drei Stilrichtungen kombiniert: Neoklassizismus, Art Nouveau und Art Déco. Sein Wahrzeichen ist ein 60 Meter hoher Campanile.
Die Fassade schmücken Skulpturen von Henri Frédéric Varenne, die die industriellen Aktivitäten der Stadt darstellen. Überreich dekoriert ist auch die Bahnhofshalle unter dem 31 Meter hohen Kuppeldach mit ihrer riesigen Glasfront von Francis Chigot, deren Fenster Eichen, Eicheln und die Symbolfrucht des Limousin zeigen, Kastanien.
Nehmt euch einen Moment Zeit, um die beeindruckende Kuppel, die kunstvollen Glasfenster und die elegante Gestaltung des Bahnhofs zu bewundern – und einen Blick auf die nostalgische Reisekarte zu werfen. Oder spielt ein paar Takte auf dem Klavier, das in der Bahnhofshalle bereitsteht für alle.
Check-in im Hotel
Nur wenige Schritte vom Bahnhof findet ihr mit dem Campanile Limoges Gare* eine preisgünstige wie komfortable Unterkunft mit Teekocher in den schallisolierten Zimmern und reichhaltigem Frühstücksbüffet.
Wer es etwas komfortabler mag, checkt im Hôtel Mercure Limoges Centre* ein, einem zentral gelegenen Hotel mit modernem Komfort und einem Hauch von Luxus.
Alternativ bietet das charmante Hôtel de Paris* eine historische Atmosphäre und ist nur wenige Gehminuten von den wichtigsten Sehenswürdigkeiten entfernt.
Nachmittagsbummel durch die Innenstadt
Nach dem Check-in schlendert bei einem ersten gemütlichen Spaziergang durch die Innenstadt von Limoges. Beginnt ihn an der Place de la République, wo ihr in den Galeries Lafayette stöbern oder einen Kaffee in einem der Straßencafés genießen könnt. Die Atmosphäre ist entspannt, und ihr habt Zeit, euch langsam in die Stadt einzuleben.
Den großen, weiten Platz säumten einst Belle-Époque-Bauten, die in den 1960er-Jahren beim großen Aufräumen und Aufbruch in die Moderne der Spitzhacke zum Opfer fielen. Heute finden auf der großen Freifläche viele Veranstaltungen statt – sie ist das ganze Jahr hindurch die Bühne der Stadt.
Auf dem Pflaster der Place de la République nachgezeichnet sind die Grundrisse der einstigen Abtei Saint-Martial , die so groß war, dass sie sich über die Rue Saint-Martial und die Place Fournier bis zur Rue de la Courtine erstreckte.
Hinter den Mauern des Klosterkomplexes, auf dem Platz im Modell zu sehen, versteckten sich neben den Kirchen, Kapellen und Oratorien, Kapitelsaal und Abthaus auch Dienstgebäude des Klosters wie Refektorium, Küche, Keller, Schlafsäle, Bibliothek, Almosenstelle und Krankenstation.
An einer Ecke des Platzes führt eine Tür mehrere Stufen hinab in eine spannende Unterwelt, die ihr auf Führungen des Office de Tourisme entdecken könnt. Sie birgt neben einer antiken Nekropole als einzigen erhaltenen Teil der ehemaligen Abtei die Krypta der Abteikirche Saint-Martial.
Saint-Martial gilt als der erste Bischof von Limoges und wird oft als „Apostel der Gallier“ oder „Apostel Aquitaniens“ bezeichnet, da er das Limousin christianisiert und die Kirche von Aquitanien gegründet hat. Die Krypta soll sein Grab bergen. Ein zweites Grab der Krypta ist der heiligen Valérie zugeschrieben , einer legendären Wohltäterin aus merowingischer Zeit.
Abendessen im Le Versailles
Für das Abendessen ist ein Besuch im Bistro Le Versailles genau das Richtige. Dieses charmant nostalgische Lokal bietet klassische französische Küche in stilvollem Ambiente mit jenem aufmerksamen Service, für den die französische Küche berühmt ist. Lasst euch regionale Spezialitäten oder französische Klassiker servieren und genießt den Abend in einer gemütlichen und eleganten Atmosphäre. Als eines der wenigen Restaurants der Stadt ist Le Versailles auch sonntagabends geöffnet!
• 20, place d’Aine, 87000 Limoges, Tel. 05 55 34 13 39, www.brasserie-le-versailles-limoges.com
Samstag: Kunst, Kultur und Genuss
Vormittag
Besuch des Musée National Adrien Dubouché
In den Jahren 1930 bis 1940 stammte fast die Hälfte der gesamten französischen Porzellanproduktion aus Limoges. Zu einer Zeitreise auf den Spuren dieser edlen wie harten Keramik lädt das Musée National Adrien Dubouché (Halt der Navette) ein. Sein Name erinnert an jenen Mann, der 1865 die 20 Jahre zuvor von Tiburce Morisot gegründete Sammlung übernahm und ausbaute.
1875 erwarb Dubouché beispielsweise die Sammlung seines Freundes Albert Jacquemart mit 587 Keramikstücken und schenkte sie der Stadt Limoges. Nach seinem Tod 1881 wurde das Museum verstaatlicht.
Seit 1900 residiert das Museum in einem Belle-Époque-Bau des Pariser Architekten Pierre-Henri Mayeux. 2003 entwarf der österreichische Architekt Boris Podrecca eine moderne Erweiterung, die zwischen zwei bestehenden Gebäuden eingefügt wurde – samt Glasfassade mit Porzellanelementen.
Die Kunstinstallation Une Suite von Haguiko und Jean-Pierre Viot aus Porzellan in Blau, Rot, Gelb finanzierte die 1 % artistique – bei allen öffentlichen Bauten in Frankreich ist es Pflicht, ein Prozent der Baukosten in Kunst zu investieren.
Hinter seiner langgestreckten, symmetrischen Fassade beherbergt das Nationalmuseum die weltweit umfangreichste öffentliche Sammlung von Limoges-Porzellan. Mit 18.000 Werken, von denen 5.000 ausgestellt sind, deckt die Sammlung die Geschichte der Keramik von der Antike bis zur Gegenwart ab. Neben Porzellan sind auch andere Töpferwaren wie Steingut und Fayence sowie Glas ausgestellt.
Das Museum erstreckt sich über vier Ebenen. Der chronologische Rundgang durch die Geschichte der Keramik beginnt mit einem Einführungsfilm, der die Technik der Porzellanherstellung vorstellt. Eine „Mezzanine der Techniken“ vertieft das Wissen zu den vier Herstellungsphasen von Keramik mit Maschinen und Modellen.
Den Abschluss des Rundgang bilden zeitgenössische Kunstwerke aus Porzellan. Beeindruckend, wie groß solche Keramik sein kann – und wie fein und filigran dabei!
Mittags: Le Château und die Markthalle
Nach dem intensiven Sightseeing im Museum geht’s nun weiter mit einer Genussreise für alle Sinne in der Markthalle von Limoges. Die Halles Centrales auf der Place de la Motte (Halt der Navette) sind das Schlaraffenland des Limousin.
Kein Geringerer als Gustave Eiffel sollte die Markthalle ursprünglich erbauen. Doch tatsächlich waren es dann die Architekten Pesce und Lévesque, die den Bau 1885 bis 1889 errichteten, ganz im Stil von Eiffel mit einem Gerüst aus Stahl, Glas und Ziegelsteinen. Der Hingucker auf der Fassade ist ihr Fries aus 328 Porzellanfliesen.
2015 wurde ihr Inneres komplett neu gestaltet, ohne den Charme von einst zu zerstören. Lasst euch treiben, und entdeckt die Vielfalt der regionalen Produkte und genießt die lebendige Atmosphäre.
Der Schlachter am Eingang hat sein Limousin-Rindfleisch mit roten Rosen verziert. Der Geflügelmann der Halle heißt Didier Cotte, füllt Feigen mit Foie gras und stellt himmlische rillettes und pâtés de canard. Auch der Käsestand der Markthalle ist mit seiner riesigen Auswahl an Ziegen- und Schafskäse reinste Verführung.
An einem Bäckereistand lockt Rénard mit „Sechskornbrot“. Wenig weiter duftet es nach frisch gebackenen Kartoffelkuchen des Limousin – und großen Krapfen, am Stand ausgebacken und mit Puderzucker bestreut.
Mittagessen im Bistro
Spätestens jetzt meldet sich der Appetit. Direkt an der Markthalle findet ihr das Bistrot d’Olivier, dessen Terrasse und Speisesaal zur Mittagszeit bis auf den letzten Platz besetzt sind.
La cuisine de ma grand-mère c’est notre savoir faire (Die Küche meiner Großmutter ist unser Know-how), ist das Motto des Patrons, Olivier Frugier (*1973), der Getränke zapft, Café brüht und die Kasse führt – und keine ruhige Minute kennt, während aus der Küche gut gefüllte Teller mit traditioneller Hausmannkost getragen werden.
Ihr Star ist das Limousine-Rind, köstlich vom Carpaccio bis zum Tartar, vom Hirn bis zum Herz, von der Bavette bis zur Blanquette, von den Nieren bis zu den Kutteln.
Bis 2002 hatte Colette Tramon an gleicher Stätte jahrzehntelang ihr legendäres Bistro Chez Colette betrieben Als sie sich in den Ruhestand verabschiedete, wählte sie Olivier Frugier zum Nachfolger, der mit viele Herzblut nun hier ihr Erbe einer einfach guten, authentischen Küche hochhält.
• Halles Centrales: Place de la Motte, https://leshallescentraleslimoges.fr, Di./Mi. 7 bis 13 Uhr, Do. – So. 7 bis 15 Uhr
• Bistrot d’Olivier: Place de la Motte, Tel. 05 55 33 73 85, www.lebistrotdolivier.fr , Mo. – Sa. 7.30 – 14.30 Uhr
Die Küche rund um die Markthalle von Limoges ist., wie auch das nostalgische Bistro Chez Alphonse beweist, sehr fleischlastig. Grüne Küche, kreativ und frisch, serviert die Bloom Kitchen rund fünf Fußminuten entfern.
Von dort ist es nicht weit zur Église Saint-Michel-des-Lions, deren Turm seit Jahrhunderten die Fassaden der Place de la Motte überragt und, wie ein gelb-roter Schirm verrät, am 2. Febraur 2023 von Papst Franziskus in den Rang einer Basilika erhoben wurde – als erste und einzige Basilika im Limousin und die 174. in Frankreich.
Die gotische Kirche aus dem 14. Jahrhundert verdankt ihren Namen ihren vier Löwenstatuen: zwei am Eingang, eine im Inneren und eine auf der Place du Présidial. In ihrem Inneren birgt sie die Reliquien der wichtigsten Heiligen der Diözese, darunter auch die von Saint-Martial.
Nachmittag: das Quartier de la Boucherie
Am Nachmittag entdeckt ihr das Quartier de la Boucherie. Das historische Metzger-Viertel ist heute das Mini-Marais von Limoges: ein angesagtes Ausgeh- und Szeneviertel, in dem malerische Fachwerkhäuser und schmale Gassen das Flair vergangener Zeiten versprühen – und Ateliers, Boutiquen und Bars eine junge, trendige Lebensart von heute inszenieren.
Besonders die Rue de la Boucherie ist einen ausgiebigen Spaziergang wert, wo ihr in Geschäften und Kunstgalerien stöbern könnt und Chiara Bonato im Atelier bei der Arbeit zusehen könnt.
Im Oktober 2023 gewann die einheimische Töpferin und frisch gebackene Absolventin der örtlichen Kunsthochschule beim Salon Céramique den Prix de Galerie und durfte daraufhin ihre Arbeiten in der Galerie Polaris im Marais-Viertel austellen. 2024 folgte eine zweite Ausstellung in Paris für die junge Keramikerin.
• 32, rue de la Boucherie, 87000 Limoges, Tel. 05 55 34 46 87, www.chiarabonato.com
An das Erbe der Fleischer und Metzger erinnert die Maison de la Boucherie in einem Haus, das Wohnen und Arbeiten vereint und die einzelnen Handwerke bei der Fleischverarbeitung vom Schlachten bis zur fertigen Wurst vorstellt.
• 36, rue de la Boucherie, 87000 Limoges, Tel. 05 55 34 46 87
Das Gotteshaus der Fleischerzunft war die Chapelle Saint Aurélien de Limoges, die im Jahr 1475 erichtet wurde, um die Reliquien des heiligen Aurélien, des zweiten Bischofs von Limoges, aufzunehmen. Die Kaplle gehört der Confrérie de Saint-Aurélie und ist die einzige private Kapelle in Limoges, die öffentlich zugänglich ist.
Direkt an die Kapelle grenzt eine Kneipe, die Kult ist in Limoges – und ein Politiker führt: Cyril Cognéras, Stadtverordneter der französischen Grünen, der Partei EELV Europe Écologie Les Verts.
La Locale nennt sich ein beliebter Treff, der Krämer und Kneipe verbindet und als Bar-Épicerie lokales Craftbier und Bio-Obstsäfte ausschenkt. Sehr beliebt für einen Apéro ist auch Le Bistrot 1900 an der Place des Bancs (Halt Navette) am Zugang zur Rue de la Boucherie.
Abends: le dîner – rustikal oder raffiniert?
Wer Innereien liebt, schmaust deftig in Les petites ventres im Herzen des Quartier de la Boucherie. Ein Genuss für den Gaumen ist im Viertel die moderne Küche von Olivier Polla im Amphitryon – sie ist ihren Preis wert. Günstiger ist die Bistronomie von Philippe Poisier in Le Petit Comptoir am Cours Jourdan, die tief verwurzelt im Terroir des Limousin ist.
Ganz in der Nähe der Markthalle, wo er sich mit seinen Zutaten versorgt, verzaubert der junge einheimische Küchenchef Martin Delmas in seinem Martin Comptoir mit einer Küche, die voll im Trend liegt: einer kleinen Saisonkarte, die häufig wechselt, Gerichten zum Teilen und raffiniert neu interpretierten Klassikern der französischen Küche. Sterneverdächtige Bistronomie!
Und danach? Erlebt die Atmosphäre von Limoges noch bei einem abendlichen Spaziergang – und genießt ein letztes Glas Wein in einer der Weinbars der Stadt. Sehr beliebt bei den Einheimischen ist Le Bacchus in der Rue des Filles Notre-Dame 3. Die gemütliche Weinbar führt etwa 20 Weine im Glas und mehr 200 Referenzen in der Flasche auf ihrer Karte. Hinzu kommen Whiskys aus Schottland, Japan, Indien und Frankreich sowie Biere aus der BAM Brasserie Artisanale de Marsac im Périgord.
Sonntag: Der zweite Stadtkern rund um die Kathedrale
Vormittag: La Cité
Nach dem Entdecken des Stadtkerns von Le Château geht es jetzt in den älteren, zweiten Stadtkern von Limoges und hin zu La Cité. Hier beginnt euer Morgen mit einem Besuch der Kathedrale Saint-Étienne (Halt der Navette).
Sie ist eines der wenigen großen gotischen Bauwerke südlich der Loire und wurde aus Granit erbaut, was für gotische Kathedralen ungewöhnlich ist. Der Bau begann Ende des 13. Jahrhunderts und wurde erst sechs Jahrhunderte später, am Ende des 19. Jahrhunderts, abgeschlossen.
Kunstpause im Musée des Beaux-Arts
Dass am 25. Februar 1841 in Limoges der Impressionist Auguste Renoir geboren wurde, verrät das Musée des Beaux-Arts. Es residiert im riesigen Bischofspalast, den die Brüdern Brousseau im 18. Jahrhundert entworfen hatten. Bevor er zum Museum wurde, diente die eindrucksvolle Residenz auch als Kaserne und Krankenhaus.
Die Sammlung des Museums ist ungeheuer umfangreich; allein 2000 antike ägyptische Exponate sind hier ausgestellt. Typisch lokal und tief verankert im lokalen Kunsthandwerk ist die Emaille-Sammlung mit ihren rund 600 Objekten vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Seine Emaille-Arbeiten der Renaissance gehört zu den zehn wichtigsten Sammlungen weltweit.
Einzigartig sind die sogenannten Champlevé-Emailen, die im Mittelalter in Limoges entwickelt und perfektioniert wurde. In eine Metallplatte, meist Kupfer, wurden dafür Vertiefungen graviert oder geätzt, die mit farbigem Emailpulver gefüllt und bei hohen Temperaturen gebrannt werden. Die nicht gravierten Metallstege bilden die Konturen des Designs. Als Œuvre de Limoges (Werk aus Limoges) waren die Champlevé-Emaillen aus Limoges ab dem 12. Jahrhundert in ganz Europa geschätzt.
Mittags: schnelle Pause oder richtig schlemmen?
Sonntags ist die Zahl der Restaurants, die im Cité-Viertel geöffnet haben, mehr als übersichtlich. La Ferme serviert von 12 bis 15 Uhr in der Rue des Charseix eine frische, lokale, unkomplizierte Bio-Küche – und das auch vegan.
Wer Appetit auf süße oder salzige Pfannkuchen hat, kann von 12 bis 22 Uhr sich in der Crêperie de la Cathédrale stärken. Gourmets zieht es zur Cuisine du Cloître von Guy Queroix, der von 12 bis 13.45 Uhr mit gastronomischen Genussmomenten das Sonntagsmahl verzaubert.
Nachmittags
Spaziergang in den Jardins de l’Évêché
Nach dem kulturellen Programm laden die Jardins de l’Évêché (Gärten des Bischofs) zu einem entspannenden Spaziergang ein. Der Garten bietet wunderschöne Ausblicke auf die Vienne und ist ein idealer Ort, um das Wochenende in Limoges Revue passieren zu lassen und eine kleine Pause im Grünen einzulegen. Mit einem formell französischen Garten, einem botanischen Garten, einem Ökogarten und einem Pollinarium erstrecken sie sich über fünf Hektar.
Der Souterrain de la Règle
Direkt am östlichen Ausgang des Bischofsgarten liegt der Eingang zum Souterrain de la Règle, der auf einer Länge von 80 Kilometern mit seinen Galerien an Gängen und Sälen unterhöhlt. Auf Führungen des Office de Tourisme könnt ihr dieses Labyrinth unter der Erde erleben!
Die Wurzeln dieser unterirdischen Gänge reichen bis in die Antike zurück, als die Römer unterirdische Aquäduktnetze bauten, um die Stadt mit Wasser zu versorgen. Im Mittelalter wurden die unterirdischen Gänge ausgebaut und zu riesigen Kühlschränken für Lebensmittel umgestaltet. In Krisen- und Kriegszeiten waren sie Zufluchtsorte, in deren Labyrinth sich nur die Einheimischen auskannten.
Die Cité des Arts et des Métiers
Wenige Schritte weiter erhebt sich gleich neben dem Bischofspark das Musée des Compagnons du Tour de France.
Das Museum ist im Refektorium des ehemaligen Diözesanseminars untergebracht und damit im einzigen erhaltenen Teil der ehemaligen Abtei de la Règle, die tausend Jahre lang bestand und Spuren in der Geschichte von Limoges hinterlassen hat.
Die Sammlung ist sonntags geschlossen. Aber ein Blick hinein durch die Tür und die Fenster lohnt sich dennoch.
Im Erdgeschoss und auf der Mezzanine gibt es eine Dauerausstellung mit Meisterwerken der Compagnons du Tour de France, Gesellen auf der Walz, und der Meilleurs Ouvriers de France, der besten (Kunst-)Handwerker Frankreichs. Im Untergeschoss finden Wechselausstellungen statt.
Das Pollinarium von Limoges
Wer entlang der Befestigungsmauer der Cité hinab zu Vienne und zu den kostenfreien dortigen Parkpätzen am Flussufer hinabsteigt, kommt am Pollinarium vorbei. Es befindet sich auf der unteren Terrasse der Jardins de l’Évêché und ist ein einzigartiges Frühwarnsystem, das Pollenallergiker und Ärzte in Echtzeit über die Pollenfreisetzung verschiedener allergener Pflanzenarten informiert.
Mit 19 Pflanzenarten beherbergt es die wichtigsten allergenen Arten, die im Umkreis von 20 Kilometern von Limoges zu finden sind: Gräser, Kräuter, Sträucher und Bäume wie Wegerich, Birke und Hasel.
Tagtäglich kommen die Stadtgärtner hierzu, beobachten die Pflanzen – und erfassen den Beginn und das Ende der Pollenfreisetzung für jede Art. Diese Infos werden von Allergologen, Botanikern und Atmo Nouvelle-Aquitaine validiert und per Mail an alle versandt, die sich für diesen kostenlosen Info-Service registriert haben.
Ein Bummel an der Vienne
Am Flussufer angekommen, bietet sich ein gemütlicher Spaziergang entlang der Vienne an. Die malerische Flusslandschaft und die charmanten Uferpromenaden sind perfekt, um das Wochenende entspannt ausklingen zu lassen.
Und bummelt auch durch das Quartier des Ponts, das Brückenviertel von Limoges, am linken Ufer der Vienne, zwischen den Brücken Saint-Étienne und Saint-Martial. Historisch war es eines der Arbeiterviertel von Limoges und eng mit dem Fluss verknüpft. Holzflößerei, Sandbaggerei und Fischerei waren damals die typischen Berufe seiner Bewohner, die sich stolz als Ponticauds bezeichneten – und die Städter auf dem Plateau die Villauds nannten.
Limoges: noch mehr Reise-Tipps
Ansehen und erleben
Pass Malin
Mit der City Card Pass Limoges Malin könnt ihr in Limoges eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten kostenlos oder ermäßigt besuchen. Der Nahverkehr ist nicht mit eingeschlossen.
• www.destination-limoges.com/nos-activites/limoges-city-pass
Stadtführung mit einem Greeter
Greeter sind Freiwillige, die Besucher in ihrer Stadt willkommen heißen und sie auf kostenlosen Rundgängen begleiten. Diese Rundgänge, auch Greets genannt, dauern in der Regel zwei bis drei Stunden und sind für Einzelpersonen oder kleine Gruppen von bis zu sechs Personen kostenlos – aber jeder Greeter freut sich über ein Merci. Auch in Limoges könnt ihr so die Stadt aus einer ganz neuen Perspektive entdecken.
• https://greeters.fr/walk-limoges
Ab ins Aquarium
Das einstige Löschwasserreservoir von Limoges birgt heute das Aquarium de Limoges, dass sich dem Schutz und der Pflege von Meeresschildkröten verschrieben hat.
• 2, boulevard Gambetta, 87000 Limoges, Tel. 05 55 33 42 11, https://aquariumdulimousin.com
Shopping
La Maison du Fromage
Der Käsehandel der Familie Garot ist seit 1935 eine Insitutution in Limoges und birgt eine erstaunliche Auswahl an französischen Käsesorten, die im Hause affiniert wurden.
• 14, rue Ferrerie, 87000 Limoges, Tel. 05 55 34 21 89, https://lafromagerielachaise.fr
Rev‘ en pages
Ein hervorragend sortierter Kinder- und Jugendbuchladen – hier macht es Spaß zu stöbern nach schönen Büchern für den Nachwuchs.
• 16, rue Othon Peconnet, 87000 Limoges, Tel. 05 55 32 19 92, www.revenpages.fr
Librariá Occitana
Limoges gehört zu Okzitanien, sagen stolz die Mitarbeiter dieser Fachbuchhandlung und zeigen eine gerahmte Karte mit den Grenzen des Gebietes, das auch die Provence umfasst. Denn gemeint ist hier nicht die französische Region, sondern der Sprachraum der Langue d’Oc, der Sprache des südlichen Frankreichs: Mehr als 1000 Referenzen zu Sprache, Geschichte, Literatur und Musik findet ihr in dieser Spezialbuchhandlung!
• 42, rue Haute-Vienne, 87 000 Limoges, Tel. 05 55 32 06 44 www.libraria-occitana.org
Boutique CSP
Im Sport schlägt das Herz in Limoges für die Basketballer vom CSP, dem Cercle Saint-Pierre. Er gewann 1993 als erster französischer Verein den Europapokal der Landesmeister (heute EuroLeague) sowie elf französische Meistertitel, davon neun zwischen 1983 und 2000, und fünf Europapokale. Im Fan Store gibt es Outfits und Merch-Artikel zum berühmten Klub, der heute wieder in der ersten Liga spielt.
• 7, rue Ferrerie, 87000 Limoges, Tel. 05 55 03 23 11, https://boutique.osports.fr/limoges-csp
Uniqua
Julien Jourdanne hat mit Uniqua Limoges im Oktober 2021 eine neue Sneakermarke auf den Markt gebracht, die 100 Prozent personalisierte Turnschuhe herstellt. Dafür gab es auf der Messe „Made in France“ den Innovationspreis. Auf Basis von vier verschiedenen Sneaker-Modellen aus Leder kann der Schuh von der Sohle bis zu den Schnürsenkeln ganz nach Geschmack gestaltet und mit Bildern, Mustern und anderen Motiven, Logos und Wunschfarben personalisiert werden. So entsteht ein Schuh, der genauso einzigartig ist wie sein Träger.
• 1, rue Monte à Regret, 87000 Limoges, Tel. mobil 06 71 67 18 68, https://uniqua-limoges.fr
Schlemmen und genießen
La Madeleine Bijou
Seit 1845 stellt die Bäckerei Bijou in Lacs bei Saint-Yrieix-la-Perche ihre madeleines her – und heute auch anderes kleines Backwerk wie lingots, financiers, moelleux au chocolat und weiche Küchlein, gefüllt mit Erdbeere, Karamell oder Schokolade. Im Bahnhofsviertel von Limoges lädt der moderne Flagshipstore zum Shopping und verrät in einer kleinen Ausstellung mehr über die Marke und ihre Madeleines.
• 17, avenue de Locarno, 87000 Limoges, Tel. 05 55 32 46 75, www.bijou.com
La Ginette
Angesagtes Neo-Bistro im Hallenviertel von Limoges.
• 3, rue d’Aguesseau, 87000 Limoges, Tel. 05 55 39 48 83, https://ginettelimoges.fr
La Place
Hinter seiner roten Fassade erwartet euch ein schickes Bistro mit schlichtem Vintage-Interieur, dass die ehemaligen Besitzer des legendären Restaurants En bas d’la Rue gegründet haben. Die Küche verbindet gekonnt Exotik mit französischer Klassik – von Seelachsacras mit Mango- und Avocadosauce und kleinem Saisongemüse als Entrée über die araignée de porc, einem sehr zarten Stück aus dem Schenkel des Schweins mit einer dunklen Schokoladensoße und kleinen, mit Estragon glasierten Karotten. 15 süße Verführer locken beim Dessert: Wie wäre es mit einer île flottante mit Tonka-Bohnen oder einem Käsekuchen im Glas mit Spekulatius-Boden und Mango-Spiegel zum Abschluss?
• 20, place des Bancs, 87000 Limoges, Tel. 05 55 37 11 40, www.facebook.com/laplacelimoges
Grün schlummern
Chambre d’Hôtes et Gîte l’Ephémère*
Rund 15 Fußminuten von den Markthallen entfernt hat Katia Brantôme in ihrem Gartenhaus eine Unterkunft eingerichtet, die sie – je nach Bedarf – als gîte für Selbstversorger oder Gästezimmer mit opulentem Frühstück vermietet. Katia arbeitet u.a. als Führerin in Oradour-sur-Glane und kann euch viel über das Märtyrerdorf erzählen, in dem Waffen-SS schreckliche Gräueltaten vollbrachte.
• 14, rue de la Borie, 87100 Limoges, Tel. 06 86 78 33 57, www.maison-lephemere.fr; kostenlose Parkplätze in der Einbahnstraße
Noch mehr Betten*
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Im Blog
Nur 25 Kilometer nordwestlich von Limoges ereignete sich am 10. Juni 1944 eine der schlimmsten Gräueltaten der Nazis. Der village martyr d’Oradour-sur-Glane bewahrt als Symbol für Freiheit und Frieden die Erinnerung an ein unvorstellbares Massaker. Hier habe ich ihn vorgestellt.
In Saint-Junien werden seit dem Mittelalter Leder verarbeitet und Handschuhe hergestellt – heute auch von Hermès, das seine Maroquinerie-Fertigung am Ufer der Vienne direkt neben der Cité du Cuir betreibt, die im Sommer 2025 eröffnen soll.
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