
“Durch die Baumwolle gestochen, mit der feinen Häkelnadel den stets weißen oder écrufarbenen Faden hinter der aufgereihten Perlen oder Paillette durch die weiße Unterlage holen und durch die Schlaufe ziehen, und so alles fixieren – so einfach geht es!”
Perlen & Pailletten
Die ältere Dame hält mir ihren rechteckigen Rahmen entgegen, dreht ihn um und zeigt stolz das Ergebnis der Arbeit. “So wird hier seit Jahrhunderten mit Perlen und Pailletten gestickt”, sagt die alte Stickerin Paulette Suter stolz. “Schauen Sie sich einmal unsere Ausstellung an!”

Sie versteckt sich im Seitenflügel des Château des Lumières von Lunéville. Germain Boffrand entwarf es für die Herzöge von Lothringen als barocken Prunkbau mit dem ebenfalls beeindruckendem Parc des Bosquets samt Wasserspielen – ein Versailles von Lothringen, 1702 bis 1720 erbaut.

Haute-Couture und Opern-Outfits
In zwei kleinen Räumen haben Ehrenamtliche und Freunde des Conservatoire des Broderies François Remy eine beeindruckende Ausstellung zusammengestellt. Neben opulenten Bühnenoutfits der Oper von Paris stehen Haute-Couture-Roben von Balmain, Mugler, Stéphane Roland, Eymeric François und Pierre Cardin.

Raffiniert verzieren Pailletten und Perlen die Kleider. Aber auch Taschen, Halsbänder und andere Accessoires schmückt der Point de Lunéville, den Louis Ferry erfand. Er hatte die Idee, die Perlen im voraus auszufädeln und mit einem Spitzenstich zu fixieren. Dieser Spitzenstich und die Perlen- und Paillettenstickerei gehören seit 2020 zum immateriellen Kulturerbes der UNESCO.
Seit 1999 unterrichtet eine Schule wieder diese alte Handarbeitstechnik. Die Kosten für die Berufsausbildung zum C.A.P. certificat d’aptitude professionnelle Brodeuse Main übernehmen der FONGECIF (Fonds de Gestion des Congés Individuels de Formation), der Pôle d’Emploi oder für Menschen mit Handicap die AGEFIPH (Association de Gestion du Fonds pour l’Insertion Professionnelle des Personnes Handicapées).
Bei viertägigen Hobbykursen könnt ihr die Grundlagen der Stickart erlernen und sogar das Sticken mit Gold ausprobieren!

Keine Fotos!
Lunéville ist sehr stolz auf seine Tradition und will Muster und Techniken vor Billigimitationen schützen. Daher gilt ein absolutes Fotografierverbot in der Ausstellung. Alle Ausstellungsstücke sind zudem urheberrechtlich geschützt.

Auch für die Presse gibt es keinerlei Bildmaterial – einzige gestattete Ausnahme ist die bekleidete Schaufensterpuppe am Türeingang. Daher ist dieser Beitrag mit Impressionen des Schlosses und des charmanten Städtchen illustriert. Lunéville lohnt einen Besuch!

Lunéville: meine Reisetipps
Stickausbildung & Hobbykurse
Conservatoire des Broderies François Remy
Ausstellungen und Kurse zur Perlen- und Paillettenspitze von Lunéville.
• Château de Lunéville, Tel. 03 83 73 56 86, www.broderie-luneville.com
Schlafen & schlemmen
Hôtel Les Pages
Jenseits des Schlossgrabens findet ihr dieses Dreisternehaus, das zu den Logis-Hotels gehört. Die Zimmer sind klassisch eingerichtet, komfortabel und sehr ruhig, da die Unterkunft abseits vom Verkehr in einer Nebenstraße gelegen ist. Im Hausrestaurant Le Petit Comptoir serviert Küchenchef Denis Tabouillot raffiniert verfeinerte Traditionsküche.
• 5, quai des petits bosquets, 54300 Lunéville, Tel. 03 83 74 11 42, www.hotel-les-pages.com
Nicht verpassen
Rencontres Équestres
Im Juni sind Schloss und Schlosspark Bühne für ein Pferdefestival, das an die große Tradition der Stadt als Kavalleriestandort erinnert. Früher waren in Lunéville 18 Einheiten mit insgesamt 2400 Kavalleristen, Kürassieren, Dragonern und Jagdreitern stationiert. Auch einer der berühmtesten Reitersoldaten wurde in Lunéville geboren: General Alexis L’Hotte. Bis heute ist Lothringen ein Pferdeland.
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