
Sollte das ein Witz sein? Ein Aufschrei ging durchs ganze Land, als Carambar verkündete, ab 15. April 2013 die Witze, die auf der Innenseite der Verpackung abgedruckt sind, durch lehrreich-unterhaltsame Fragen à la Trivial Pursuit zu ersetzen. Statt der berühmten „blagues“ nun „jeux ludo-éducatifs“.
«Deux œufs se rencontrent : – T’as l’air brouillé…. – Je suis crevé, totalement à plat !»
«A combien rouliez-vous ? demande le gendarme. – A deux seulement, mais si vous voulez monter, il reste de la place.»
Mathe statt Witze?
Warum denn das? In der Pressemappe erklärt Carambar seine Beweggründe. Die Witze seien veraltet, die Marke sollte weiterentwickelt werden, denn «Carambar est une marque responsable.» Vorgesehen seinen, so Carambar weiter, daher Rechtschreibübungen wie diese: «Retrouvez la bonne orthographe : -échalote, -échallote, -échalotte». Und versprach: Rechenaufgaben wird es nicht geben.
Nationale Zeitungen wie Libération und L’Express, staatliche und private Fernsehsender machten das angekündigte Ende der Carambar-Witze zum Thema von Schlagzeilen und Kommentaren, selbst die Politik schaltete sich ein. Der Bürgermeister von Marcq-en-Baroeul startete am 22. März 2013 auf Facebook eine Kampagne zum Erhalt der Bonbongags.
Kaubonbons mit Kultstatus
In der Kommune am Stadtrand von Lille werden seit 1954 die länglichen Kaubonbons gefertigt – aneinander gelegt, ergibt die jährliche Produktion von rund einer Milliarde Carambars einen 80.000 km langen Streifen aus süßen Stangen. Schmecken sie anfangs nur nach Kakao und Karamell, kommen sie heute auch fruchtig mit Erdbeer-, Himbeer-, Orangen- und Zitronen-Aroma daher. Ebenfalls im Sortiment: Carambar mit Coca-Cola-, Nougat- und Zuckerwatte-Geschmack.
Auch die 180 Mitarbeiter der Fabrik von Mondelez International, die seit 2012 das Snacksortiment von Kraft Foods umfasst, waren entsetzt, als sie vom Ende der Witze hörten.
Die Witze hatten 1969 die Sammelpunkte ersetzt, die in den ersten 15 Jahren der Kaubonbons erlaubten, mit etwas Glück ein Fußball oder Schlittschuhe zu gewinnen.
Beerdigt vom Unternehmen wurde auch die Praxis, jeden, der einen guten Witz oder ein pfiffiges Rätsel zusandte, mit einem Pfund Carambar zu belohnen. Heute liefert eine Agentur die Inhalte auf der Basis von Marktanalysen.
Fünf Tage lang ließ das Unternehmen Frankreich trauern. Fünf Tage lang flatterte Fanpost bei Carambar ins Haus. Dann verkündete der Betrieb auf seiner Website: Das Ende der Witze… war ein Witz!
Ha, ha? So richtig gut gefiel den Franzosen dieser Gag nicht. Verbraucher wie Medien fühlten sich vor den Kopf gestoßen. Denn auch in Frankreich sind freche Lügen nur am 1. April üblich. Einen „poisson d’avril“ schon am 21. März zu lancieren, ist…. pas une blague!
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