Tiefschnee oder Piste: Lifte im Skigroßraum Tourmalet bei Barèges. Foto: Hilke Maunder
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Barèges: Winterträume am Tourmalet

Über Nacht kam der Schnee nach Barèges. Fast einen halben Meter hoch hat sich das frische Weiß auf die Schneedecken im Tal des Bastan gelegt. Hatten Sonne, Regen und der Dreck der Straße am winterlichen Look geknabbert, wurde Barèges nun wieder seinem Ruf als Schneeloch der Pyrenäen gerecht.

Der Wind pfeift über die schneebedeckten Berghänge. Scheunen und Schuppen versinken fast völlig im pulvrigen Weiß, das das Pays Toy meterdick überzogen hat.

Ein echtes Schneeloch ist Barèges und umhüllt seine Häuser mit dickem Weiß. Foto: Hilke Maunder
Ein echtes Schneeloch ist Barèges und umhüllt seine Häuser mit dickem Weiß. Foto: Hilke Maunder

Im Schatten des Pic du Midi und Col du Tourmalet, über den sich des sommers die Radprofis der Tour de France quälen, duckt  sich das kleine Dorf, das seit Napoleons Zeiten Kurgäste, Sommerfrischler und Wintergäste anzieht.

Das Bergdorf Barègesan der Westflanke, am Osthang die moderne Station La Mongie: Gemeinsam bilden sie heute eines der größten Skigebiete der Pyrenäen – Le Grand Tourmalet (1.400 – 2.500 m).

Tiefschnee oder Piste: La Mongie im Skigroßraum Tourmalet bei Barèges. Foto: Hilke Maunder
Tiefschnee oder Piste: La Mongie im Skigroßraum Tourmalet bei Barèges. Foto: Hilke Maunder

Traumhaft ist seine Berglandschaft. Schon das Panorama sorgt für Adrenalinkicks. Und dann dieser Tiefschnee! Champagne Powder nennen ihn die Briten, die hier gerne urlauben.

Tiefschnee oder Piste: der Skigroßraum Tourmalet bei Barèges. Foto: Hilke Maunder
Tiefschnee oder Piste: der Skigroßraum Tourmalet bei Barèges. Foto: Hilke Maunder

Spielwiese für Tiefschnee – Freaks

27 Lifte und Seilbahnen erschließen dort im Département Hautes-Pyrénées, rund zwei Autostunden von Toulouse entfernt, 58 Pisten mit insgesamt 100 Kilometer Länge – Rekord in den Pyrenäen!  Zwei Drittel der Abfahrten sind mittelschwer, 29 Prozent leichte Autobahnen, sieben Prozent Hänge für Cracks.

Im Skigebiet von Barèges. Foto: Hilke Maunder
Blick von der Bergstation hinab ins Tal. Foto: Hilke Maunder

Dazu ein riesiges Terrain hors piste mit steilen Spielwiesen für Tiefschnee-Fans im Schatten der 2877 m hohen Spitze des Südens, des Pic du Midi. Wie UFOs ragen dessen Antenne und Observatorium aus dem Meer der Bergspitzen.

Herrlich, hier zu schwingen oder Buckel zu meistern … und beim Liften immer wieder neue Ausblicke zu genießen!

Barèges: die Piste ist geöffnet.
Grünes Licht für rote Fahrfreuden. Foto: Hilke Maunder

N’Py: Ski mal acht

Zum größten Skigebiet der Pyrenäen wird Barèges durch N’Py, dem Lift- und Skiverbund von insgesamt acht Orten: Cauterets, Gourette, Grand Tourmalet (Barèges/La Mongie), La Pierre Saint-Martin, Luz Ardiden, Peyragudes, Piau-Engaly und Pic du Midi.

Und wenn ihr auf Ski gerne wandert, könnt ihr durch die Nähe des Néouviell-Massivs von La Mongie aus auch Saint-Lary erreichen!

Das Hochplateau von Lienz-Ayré ist heute für Skilanglauf ( ski nordique ), Schneeschuhwandern ( randonnée en raquettes ) und Hundeschlitten-Touren durch tief verschneite Wälder reserviert. Dort findet ihr auch Louisette – und ihre Berghütte für Genießer.

Chez Louisette. Foto: Hilke Maunder
Chez Louisette gibt es auch Foie Gras! Foto: Hilke Maunder

Keine Fritten, keine Brühe, in der einsam ein paar Fadennudeln schwimmen, keine Pizza, keine Pasta. Keine gedruckte, in Folie eingeschweißte, von vielen Händen längst fettitg glänzende Speisekarte. Sondern: eine Schiefertafel mit Spezialitäten der Hochpyrenäen.

Dazu gehören das zarte Schafsfleisch des Mouton AOC Barèges-Gavarnie, ausgemachter Foie Gras auf getoastetem Baguette mit Mango-Schnitzeln, gefülltes Spanferkel, ein Skiteller mit Schinken, Bratkartoffeln und zwei Spiegeleiern, ein mit Morcheln gefüllter Schweinefuß und Garbure, die reichhaltige Gemüsesuppe der Berge. Ihr wollt sie nachkochen? Hier ist das Rezept!

Garbure, die herzhafte Gemüsesuppe der Hochpyrenäen. Foto: Hilke Maunder
Garbure, die herzhafte Gemüsesuppe der Hochpyrenäen. Foto: Hilke Maunder

Fein säuberlich hat Louisette ihre Gerichte auf einer großen, schwarzen Tafel, die neben dem Kamin an der Wand hängt, mit Kreide notiert. Chez Louisette ist eine Institution in Barèges.

Ihr findet sie in einer alten Sennhütte auf dem Plateau du Lienz in 1600 m Höhe. Seit mehr als 30 Jahren empfängt sie dort, tagaus, tagein, ihre Gäste, fast das ganze Jahr hindurch. Nur im Mai ist geschlossen.

Im Sommer machen die Wanderer auf dem Weg zum Lac de la Glère hier Station, im Winter kommen die Skifahrer, trinken einen Vin Chaud und trocknen Handschuhe und Jacken am Feuer.

Mittags gibt es auch Selbstbedienung, abends wird am Tisch bedient – und wer im Winter dort schlemmt, kann mit Schneeschuhen oder auf Ski zurück ins Tal nach Barèges wandern oder schwingen.
• Auberge du Lienz Chez Louisette, Le Lienz, F-65120 Barèges, Tel. 05 62 92 67 17, www.louisettelienz.fr

Chez Louisette auf dem Plateau de Lienz. Foto: Hilke Maunder
Chez Louisette auf dem Plateau de Lienz. Foto: Hilke Maunder

Himmlische Winter-Wellness

Nach Liftschluss lockt Barèges mit bien-être: himmlischer Winterwellness in den Thermen. 42 Grad warm sprudelt das Thermalwasser nach seiner Passage durch uraltes Granitgestein in Brunnenschalen und die Reihe der Wannen und Becken, die beiderseits eines großen Ruherechtecks mit dunklen Holzliegen das Untergeschoss des Kurbades einnehmen.

Madame de Maintenon, Gouvernante des Duc du Maine und Mätresse dessen Vaters – Sonnenkönig Ludwig XIV. –  gehörte zu den  Ersten, die bereits 1675 die heilende Wirkung der Wasser von Barèges genossen. Fünf Jahr später kam Staatsminister Louvois, ließ sein gebrochenes Bein kurieren – und gewährte einen Kredit für den Ausbau der Thermalbäder und den Bau eines Militärhospitals.

Die Therme von Barèges. Foto: Hilke Maunder
Die Therme von Barèges. Foto: Hilke Maunder

Während ich die Historie lese, dreht Marlène die beiden Hähne auf und lässt das Wasser in einen Wanne voller Düsen laufen. Ein leichter Hauch von Schwefel erfüllt die kleine Kabine. „Das Bain à Bulles macht Sie wieder fit – es bringt den Kreislauf in Schwung, tut Haut und Knochen gut und entspannt.“

Sie drückt einige Knöpfe, programmiert den Computer und entschwindet. Notknopf? Wie lange dauert’s? Was wird gleich passieren?

Doch da fängt es schon zu sprudeln an. Kraftvoll massieren die Düsen dieFüße, arbeiten sich die Waden hinauf, wirbeln über Schenkel, Hüften, Bauch und Rücken bis zu den Schultern, ehe sich das Prozedere wiederholt – 20 Minuten lang.

Einmal unter Sternen träumen: Baden im CiÉlo. Foto: Thermes de Barèges
Einmal unter Sternen träumen: Baden im CiÉlo. Foto: Thermes de Barèges

Dann verschwinden die Fluten, und eiskalte Wasserstrahlen holen mich wieder in die Wirklichkeit zurück. Und lassen mich fliehen in den 3. Stock. Hin zum CIELéO, dem wahrhaft himmlischen Wellnesspool unter dem nachempfundenen Firmament der Pyrenäen, wo wie man es vielleicht des Nachts auf dem Pic du Midi sehen können.

„Doch nur hier, im CIELéO, zeigen sich die Sternbilder in immer neuen Farben“, sagt Bademeister Daniel stolz und zeigt die Tagesansicht: Selbst dann funkeln die Sterne über Barèges. Wenn die Nacht sinkt, beginnt der Sternenhimmel über dem Badebecken CIELéO sogar richtig zu funkeln… romantisch!

Die Hauptstraße von Barèges, Barèges, Schneeloch der Pyrenäen. Foto: Hilke Maunder
Die Hauptstraße von Barèges, einem veritablen Schneeloch der Pyrenäen. Foto: Hilke Maunder

Barèges: meine Reise-Tipps

Schlemmen & genießen

Meterwurst

Barègs: Saucission à mètre verkauft Monsieur Sabatier - manche Meterwürste sind mehr als drei Meter lang! Foto: Hilke Maunder
Saucission à mètre verkauft Monsieur Sabatier. Manche Meterwürste sind mehr als drei Meter lang! Foto: Hilke Maunder

Armdicke, luftgetrocknete Dauerwürste aus rohem Schweinefleisch, manche mehr als drei Meter lang, findet ihr beim kauzigen Schlachter der Boucherie-Charcuterie Sabathie. Das schlichte Ladengeschäft liegt mitten im Zentrum von Barèges an der Rue Ramon 10.

Schon im Fenster konnte ich seine berühmte Wurst bewundern. Dicht an dicht baumelten dort die armdicken, luftgetrockneten Dauerwürste aus rohem Schweinefleisch an stählernen Fleischerhaken.

Manche Würste waren mehr als drei Meter lang. Salami in XXL, dachte ich mir, doch Monsieur korrigierte mich sofort: saucisson au mètre! Meterwurst. Was schnöde klingt, schmeckt wirklich köstlich: deftig und würzig, vollgepackt mit den Aromen der Berge ringsum. Ein paar Scheiben dieser Salami wanderten gleich in den Skirucksack als „Notproviant“ für unterwegs.
• Boucherie-Charcuterie Sabathie, 10, Rue Ramon, Tel. 05 62 92 68 12

Schlafen

Le Grand Bivouac

Das Hotel <em>Le Grand Bivouac</em>. Foto: Hilke Maunder
Das Hotel Le Grand Bivouac. Foto: Hilke Maunder

Das Hôtel Le Grand Bivouac ist ein einfaches Einsternehaus mit 19 Zimmern – vier davon mit Blick auf die Bergspitzen der Pyrenäen – am Ortsausgang Richtung Skigebiet. Im Speisesaal wird morgens das Frühstück serviert, abends ordentliche Traditionsküche. Wer nur ein ruhiges, sauberes Bett sucht, aber sein Geld anders ausgeben möchte, ist hier richtig.
• Hôtel le Grand Bivouac, 1, chemin du Duc de Maine, 65120 Barèges, Tel. 05 62 92 68 20, www.hotel-grand-bivouac.com

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Die Hauptstraße von Barèges, Barèges, Schneeloch der Pyrenäen. Foto: Hilke Maunder
Die Hauptstraße von Barèges, Kurbart, Ski- und Wanderort in den Pyrenäen. Foto: Hilke Maunder

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Cover Annette Meiser, ,Midi PyreneesAnnette Meiser, Midi-Pyrénées*

Annette Meiser, die u.a. die ers­te müll­frei­e Schu­le Deutsch­lands mitbegründete, hat in Midi-Pyrénées ihre Wahlheimat. Dort lebt und arbeitet sie seit vielen Jahren und bietet erdgeschichtliche und kulturhistorische Wanderreisen an.

Ihre Expertise hat sie auf 432 Seiten zwischen die Buchdeckel eines Reiseführers gepackt. Ihr erstes Buch stellt eine Ecke Frankreichs ausführlich vor, die in klassischen Südfrankreich-Führern stets zu kurz kommt.

Für mich ist es der beste Reiseführer auf Deutsch für alle, die individuell unterwegs sind – sehr gut gefallen mir die eingestreuten, oftmals überraschenden oder kaum bekannte Infos. Wie zum einzigen Dorf Frankreichs, das sich in zwei Départements befindet: Saint-Santin liegt genau auf der Grenze von Aveyron und Cantal. Wer mag, kann den Band hier* direkt online bestellen.

Okzitanien abseits GeheimtippsHilke Maunder, Okzitanien:50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

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Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker!  Hier* gibt es euren Begleiter.

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