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„Frankreichs schönster Fluss“: die Erdre

Für François I. war sie der „schönste Fluss Frankreichs“: die Erdre. Sie entspringt bei La Pouëze und mündet bei Nantes in die Loire. Kurz vor dem Zusammenfluss jedoch verschwindet sie unter der Erde.

Seit 1933 fließt die Erdre durch einen 900 m langen Tunnel in den Canal Saint-Félix und mündet einige Meter von der Tour LU entfernt in die Loire. Oberhalb rauscht seitdem der Verkehr auf der breiten Schneise des Cours des 50-Otages.

Hier kommt die Erdre wieder aus der Unterwelt. Foto: Hilke Maunder
Hier kommt die Erdre wieder aus der Unterwelt. Foto: Hilke Maunder

Laetitia Casta, die Nymphe im Kanal

Im Kanal der Erdre könnt ihr ab Einbruch der Nacht die Nymphéa bewundern. Ange Leccia schuf diese visuelle Installation 2007 im Rahmen des Kunstparcours L’Estuaire. Als Vorlage verwendete sie ein Foto des korsischen Mannequins Laetitia Costa.

Ange Leccia projiziert ihr Abbild auf die Kanaloberfläche. Ruhig, vom Wasser umspült, blickt sie euch an – als moderne Sirene. Gleichzeitig ist sie Gefangene des Tunnels.

Nymphéa, eine Foto-Installation von Ange Leccia. Foto: Hilke Maunder
Nymphéa, eine Foto-Installation von Ange Leccia. Foto: Hilke Maunder

Lust auf ein Picknick? Ganz in der Nähe könnt ihr seit 2012 in mehreren Stations Gourmandes Obst, Gemüse und frische Kräuter ernten: Kirschen, Erdbeeren, Pflaumen, Tomaten – köstlich, lokal, kostenlos!

Die Folies Nantaises der Erdre

Ausflugsfluss von Nantes: Die Erdre mit dem Château de la Gascherie. Foto: Hilke Maunder
Ausflugsfluss von Nantes: Die Erdre mit dem Château de la Gascherie. Foto: Hilke Maunder

An ihren Ufern haben reiche Nantaiser Familien ihre Landsitze erbaut – verspielte Folies Nantaises wie La Gascherie, aber auch klassizistisch schlichte Herrenhäuser wie La Desnerie.

Die meisten dieser schlossartigen Anwesen errichteten im 17. und 18. Jahrhundert Reeder, die im Dreieckshandel mit „Ebenholz“ (Sklaven), Gewürzen und Rohrzucker reich geworden waren.

Diese  „Ferienhäuser“ besitzen allesamt eine kunstvolle Architektur und schöne Gärten. Sie waren beliebte Orte für gesellschaftliche Feste, Familientreffen … und auch für amouröse Eskapaden.

Edel: ein Landsitz an der Erdre. Foto: Hilke Maunder
Edel: ein Landsitz an der Erdre. Foto: Hilke Maunder

Typisch für den ruhigen, malerischen Fluss sind auch seine seenhaften Ausbuchtungen, auf denen ihr Wassersport treiben könnt. Kajaks und Elektroboote für eigene Ausflüge gibt es auf der Île de Versailles in Nantes, in Sucé-sur-Erdre oder in Nort-sur-Erdre. Geführte Bootsausflüge starten am Quai de Versailles in Nantes mit den  Bateaux Nantais.

Bootsverleih am Erdre af der, Île de Versaille. Foto: Hilke Maunder
Bootsverleih am Erdre af der, Île de Versaille. Foto: Hilke Maunder

Bitte nicht baden!

Bis Ende 2015 wurde das Baden in der Erdre geduldet, wenngleich nicht gerne gesehen. „Seit 2016 ist es offiziell verboten“, sagt Cédric Barguil von der Edenn, der Entente pour le développement de l’Erdre navigable et naturelle.

Voraussetzung für eine Badeerlaubnis wäre eine Sichttiefe von einem Meter. Das ist bei der Erdre nicht der Fall. Auch fehlt, so Barguil, eine Badeaufsicht.

Die Erdre auf Höhe des Pont du Général de La Motte-Rouge. Foto: Hilke Maunder
Die Erdre auf Höhe des Pont du Général de La Motte-Rouge. Foto: Hilke Maunde

Zudem wird die Wasserqualität nur auf Zyanobakterien kontrolliert, nicht aber auf andere Bakterien und Belastungen. Die geringe Fließgeschwindigkeit sorgt zwar dafür, dass im Sommer angenehme Wassertemperaturen erreicht werden.

Durch den hohen Phosphorgehalt birgt die Erdre auch die Gefahr der Blaualgenblüte. Dann kann, unter Umständen, auch der Wassersport eingeschränkt werden. Das hätte François I. bestimmt nicht gefreut!

Auf Höhe Île de Versailles sind Hausboote am Ufer der Erdre vertäut. Foto: Hilke Maunder
Auf Höhe Île de Versailles sind Hausboote am Ufer der Erdre vertäut. Foto: Hilke Maunder

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Ein Kommentar

  1. Wir haben vor Jahren hier eine Bootsfahrt gemacht. Es war himmlisch. Dieser breite, aber doch so ruhige Fluss jat uns beide verzaubert. Wenn ich könnte, würde ich alles stehen jund löiegn lassen, um hier nochmals die Schlösser und Herrenhäuser zu sehen. Ich kann diese Bootsfahrt jedem nur empfehlen.

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