Médoc: Château de Malescasse. Foto: Hilke Maunder
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Médoc: Weinbarone & Bürgerwinzer

Als spitzes Dreieck schiebt sich die Halbinsel zwischen die Brandung des Atlantiks und die trüben Fluten von Europas breitester Flussmündung. Ihre Silberküste lässt Surfer träumen, ihre Gironde-Ufer Weinliebhaber schwärmen: Im Médoc gedeihen Rote von Weltruf. Lafite, Latour, Mouton, Margaux.

Rund 250 châteaux aus acht Appellationen komponieren aus Cabernet-Sauvignon und Merlot aristokratische Spitzengewächse. Ihr Reich ist klein, aber fein.

Weingut im Médoc. Foto: Hilke Maunder
Durch den Zaun fotografiert: ein Weingut an der D2 durchs Médoc. Foto: Hilke Maunder

Nur 70 Kilometer lang und zehn Kilometer breit säumt es das linke Ufer der Gironde. Als Paradestrecke zu Traumtropfen und geradezu märchenhaften Schlössern schlängelt sich die Département-Straße D2 von Nord nach Süd durch das überraschend flache Weingebiet.

Médoc: Radwanderer bei Saint-Julien. Foto: Hilke Maunder
Ihr könnt das Médoc und seine Weingüter auch per Rad entdecken! Foto: Hilke Maunder

Châteaux-Besuch: vorab reservieren!

Das Herz des Médoc schlägt in Pauillac. „Rund um das Städtchen sind die meisten renommierten Namen vereint“, erzählt Lucie Le Rouzic stolz, die in der Maison du Tourisme et du Vin arbeitet. Dort findet ihr nicht nur alle Infos zu den Weinbaronen, sondern auch die größte Auswahl aus allen acht Appellationen – und das zu den Originalpreisen.

Eine AOP Appellation d’Origine Protegée (früher AOC Appellation d’Origine Controlée) ist eine geschützte Herkunftsbezeichnung, sozusagen ein Schutzsiegel für bestimmte landwirtschaftliche Erzeugnisse in Frankreich. Am bekanntesten sind die Wein-Appellationen. Aber auch Käsesorten, Butter, Fleisch, etc. können damit ausgezeichnet werden.

Weinhafen des Médoc: Pauillac. Foto: Hilke Maunder
Weinhafen des Médoc: Pauillac. Foto: Hilke Maunder

In der Hochsaison bieten dort auch Kellermeister und Weinbauern Degustationen an. Das solltet ihr nutzen. Denn wer sich bei den renommierten Châteaux nicht vorab zur Weinprobe oder Kellerführung angemeldet hat, steht meist vor verschlossenen Türen. Die „großen Fünf“, sprich die Premiers Grands Crus, sehen Verkostungen ausschließlich für Profis vor.

Médoc: Château Pichon-Baron. Foto: Hilke Maunder
Das Château Pichon-Baron. Foto: Hilke Maunder

Pichon-Baron: pittoresk & postmodern

So wie beim Château Pichon-Baron. Das Türmchenschloss von 1850 spiegelt sich pittoresk in einem quadratischen Wasserbecken, das postmoderner Zierart einrahmt – finanziert vom Versicherungskonzert AXA, der 1987 das heruntergekommene Weingut aufkaufte, Keller und Anwesen sanierte und zum Stammsitz von AXA Millesime, der Weinsparte des Konzerns, machte.

Jean-Michel Cazes brachte ab dem Jahr 2000 die Weinberge und die Vinifizierung auf Vordermann. Heute leitet Christian Seely das Gut mit 73 Hektar Rebfläche.

Médoch: Château Pichon-Baron. Foto: Hilke Maunder
Das Château Pichon-Baron im Médoc. Foto: Hilke Maunder

Château Malescasse: Kunst, Design & feine Tropfen

Weniger abweisend und verschlossen wie im Norden zeigt sich das Château Malescasse im Haut-Médoc. Eine radelnde Urlaubsgruppe aus Holland hat dort Pause eingelegt. Mit der Fähre sind sie von Blaye nach Lamarque gekommen.

Médoc: Château de Malescasse. Foto: Hilke Maunder
Kunst von Bernard Venet schmückt das Château Malescasse. Foto: Hilke Maunder

Vom Anleger mussten sie nur wenige Kilometer strampeln, ehe sie im Schatten einer Mühle das Weingut fanden, das 2012 die Vignobles Austruy übernahmen und komplett sanierten. Und das äußerst stylisch. Vor dem Winzerschlösschen ruht eine moderne Skulptur mit mehreren Bögen aus Kortenstahl von Bernar Venet auf dem akkurat gekürzten Rasen.

Médoc: Château de Malescasse. Foto: Hilke Maunder
Ausblick zur Verkostung: der Probierraum im Château Malescasse. Foto: Hilke Maunder

Dutzende hängende Leuchtröhren schweben im Verkostungssaal über den schwarzen Ledermöbeln und dem halbrunden Tresen, hinter dem eine deckenhohes Glasregal die Tropfen des Châteaus präsentiert.

Médoc: Château de Malescasse. Foto: Hilke Maunder
Cracher, ausspucken, ist üblich bei der Verkostung im Château Malescasse. Foto: Hilke Maunder

Und dazu gehören nicht nur die Roten aus dem Médoc, sondern auch ein Rosé aus der Provence und ein Porto aus Portugal. Denn auch dort besitzt die Austruy-Gruppe Weingärten.

Médoc: Château de Malescasse. Foto: Hilke Maunder
Stylisch in Blau: der Keller vom Château Malescasse. Foto: Hilke Maunder

Im Keller sorgt die Farbe blau für Akzente: als initiales M an der Wand, als geheimnisvolles Licht im Barrrique-Keller. Im neoklassizistischen Gutshaus könnt ihr seit 2018 sogar nächtigen. Ab zwei Übernachtungen ist dort eines der Gästezimmer buchbar. Für ein richtig schickes Fest könnt ihr das Château sogar exklusiv und für bis zu acht Personen mieten!

Médoc: Rosen sind Frühindikatoren - sie zeigen, ob Schädlinge die Weine befallen werden. Foto: Hilke Maunder
Rosen sind Frühindikatoren für Krankheiten, insbesondere für Mehltau. Die Rosen werden von ihm rund ein bis zwei Wochen eher befallen, so dass dem Winzer Zeit bleibt, um zu reagieren. Foto: Hilke Maunder

Lukratives Geschäft

Weinbau im Médoc: einst ein adliges, heute ein corporate big business. Und ein Steuersparmodell für Investoren – denn Weinbauern, und damit auch Châteaux, zahlen als „Bauern“ deutlich weniger Steuern als konventionellen Unternehmen. Die Châteaux wurden prachtvoll gestaltet.

Türen und Fenster verrammelt – ein Anblick, der den Médoc prägt. Foto: Hilke Maunder
Türen und Fenster verrammelt – ein Anblick, der den Médoc prägt. Foto: Hilke Maunder

Die Dörfer und Städte im Médoc wirken indes ärmlich und vergessen. Selbst in Pauillac sind viele Geschäfte in zweiter Reihe geschlossen, die Schaufenster leer oder verrammelt.

Vorbei an einem Verkehrskreise, neben dem Radler an einer Weinflasche in XXL rasten, fahre ich zurück nach Pauillac, hin zur ältesten Kooperative von Aquitanien.

Médoc: Der Eventkeller der Rose de Paulliac –  direkt an den Weinfässern.
Médoc: Der Eventkeller des Koopertive Rose de Paulliac –  direkt an den Weinfässern.

La Rose  Pauillac: gleiche Lagen, günstigere Preise

Bereits 1933 schlossen sich 14 Weinbauern zusammen, um dem dem Druck der Châteaux, die immer mehr Land aufkauften, standzuhalten. Heute gehören 25 Weinbauern zur Genossenschaft La Rose Pauillac.

Jeder von ihnen hat gleichberechtigt eine Stimme – ungeachtet dessen, welchen Anteil er von der 25 Hektar großen gemeinsamen Rebfläche bewirtschaftet.

Médoc: Rose de Pauillac "sr lattes". Foto: Hilke Maunder
In Pauillac lagert der Rotwein der Kooperative Rose de Paulliac auf Latten. Foto: Hilke Maunder

„Unsere Lagen sind oft die gleichen wie die der teuren Châteaux, unsere Weine aber viel günstiger“, sagt Jackie Gilleron (45) stolz bei der Verkostung. Rose de Pauillac ist zudem die einzige der wenigen Genossenschaften im Médoc, die mit Haut de la Bécade ein Château zu ihren Mitgliedern zählt.

Drei Weine werden vinifiziert. Und wie früher gelagert: Flasche über Flasche, die ganze Wand hoch. „Da das Flaschenglas heute dünner ist, geht auch manchmal eine zu Bruch“, lacht Jackie.

Dann schenkt sie La Rose Pauillac ins Probierglas ein. Der Wein wurde aus 60 Prozent Cabernet Sauvignon, 30 Prozent Merlot, zehn Prozent Cabernet Franc & Petit Verdot samtig-vollmundig komponiert.

Für Bordeaux-Liebhaber bietet die Genossenschaft ein besonders Highlight an. Sie können sich einen Dreier-Karton gereifter La Rose Pauillac zusammenstellen – ab dem Jahrgang 1986 sind diese alten Schätzchen verfügbar.

Médoc: Weinkeller in Pauillac. Foto: Hilke Maunder
Weinkeller der Domaines Peyronnie in Pauillac. Foto: Hilke Maunder

Durchblick dank Napoleon

Es lag nicht am zu vielen Wein, dass selbst Napoléon III. der Kopf schwirrte. 8500 Produzenten und 700 Millionen Flaschen im Jahr, da verlor selbst der strategisch versierte Kaiser der Franzosen den Durchblick. Daher verordnete er 1855 anlässlich der Weltausstellung in Paris der Weinregion Bordeaux das erste und heute älteste Klassifizierungssystem der Welt.

Erstellt wurde die Rangordnung von den Beteiligten selbst: den renommiertesten Winzern und den einflussreichen Händlern des Syndicat des courtiers de commerce de Bordeaux. Entscheidend für die Einstufung wurden Ruf und die Handelspreise der jeweiligen Châteaux. Bis heute ist die „Offizielle 1855 Bordeaux Wein Klassifikation“ international akzeptierter Maßstab.

Adlige Hierarchie

61 Châteaux umfasst die Liste: 60 Châteaux im Médoc und eines in Graves. Allesamt befinden sich die Ausnahme-Weingüter damit am linken Gironde-Ufer. Abgestuft werden die Häuser in fünf Kategorien: Premier Cru Classé (5 Châteaux), Deuxiéme Cru Classé (14 Châteaux), Troisième Cru Classé (14 Châteaux), Quatrième Cru Classé (10 Châteaux) und Cinquième Cru Classé (18 Châteaux).

In Sauternes und Barsac gibt es nur eine Klassifikation, und zwar Premier Cru Supérieur (1. Klasse). In dieser Kategorie sind 27 Weingüter eingestuft.

Auch, wenn sich manche Weingüter seitdem besser oder schlechter entwickelten, wurde die Einstufung nicht verändert. Mit einer einzigem Ausnahme: 1973 sorgte Jacques Chirac höchst persönlich dafür, dass das Château Mouton-Rothschild vom Deuxième Grand Cru-Château zum Premier Grand Cru-Château aufsteigen konnte.

Bürgerliche Tropfen

„Wer es von den Top-Winzern nicht in die Prestigeliste geschafft hat, wird seit 1932 als Cru Bourgeois geführt“, schließt Lucie Le Rouzic ihren Blitzkurs mit der Vorspeise ab. Wir sitzen auf der Terrasse des Hôtel de France et d’Angleterre,  das Städtchen Pauillac im Rücken, die Uferpromenade und  den Kreuzfahrtkai an der Gironde vor uns… und jetzt schwirrt mir der Kopf. Denn zum Hauptgang gibt es die nächsten Infos.

„Seit den 1920er Jahren gibt es auch die Crus Bourgeois. 490 Weingüter bewarben sich damals, doch nur 247 von ihnen erhielten die Klassifikation. Und erst 1989 legte der Verband der Crus Bourgeois die Regeln fest, die heute gelten: Mindestgröße des Weingutes von 7 Hektar im Médoc bzw. 4,5 Hektar in einer der 6 Gemeinde-Appellationen. Und auch das ist anders als bei den 1855er-Hierarchie: Die Crus Bourgeois werden jedes Jahr neu eingestuft!“

Im Februar 2020 wurde eine für fünf Jahre gültige Klassifikation mit drei Kategorien eingeführt: Cru Bourgeois, Cru Bourgeois Supérieur und Cru Bourgeois Exceptionnel. Diese Unterscheidung hatte es bereits gegeben, sie war aber 2009 abgeschafft worden.

Nun ist sie wieder da und gilt für die Jahrgänge 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022. Dann wird eine neue Klassifizierung, wieder für fünf Jahrgänge, erarbeitet werden. Heute sind insgesamt 249 Châteaux klassifiziert (179 Crus Bourgeois, 56 Crus Bourgeois Supérieurs und 14 Crus Bourgeois Exceptionnels).

Handwerkliche crus

Lucie ist ein wandelndes Lexikon für Bordeaux-Weine. Und legt zum Dessert die bislang letzte Klassifikation vor: den Cru Artisan, auch Cru Paysan genannt. 

Dieses Label verrät, dass keine Großkellereien oder Firmen hinter dem château stehen, sondern es sich um ein persönlich geführtes, maximal fünf Hektar großes Weingut handelt, bei dem der Inhaber vom Anbau bis zur Ernte und Verarbeitung alles selbst macht.

36 châteaux aus einer der acht Herkunftsbezeichnungen des Médoc (Médoc, Haut-Médoc, Listrac, Moulis, Margaux, Saint-Julien, Pauillac und Saint-Estèphe) tragen heute diese Klassifizierung.

Médoc: Viticulteurs Fort-Médoc. Foto: Hilke Maunder
Der Eingang zu den Viticulteurs du Fort-Médoc. Foto: Hilke Maunder

Médoc-Weinreise: meine Tipps

2019 wurde der regionale Naturpark Médoc aus der Taufe gehoben. Der Parc naturel régional Médoc umfasst ein 2.400 Quadratkilometer großes Gebiet mit 53 Kommunen und insgesamt 100.000 Einwohner.

Schlafen & schlemmen

Hôtel de France et d’Angleterre

48 modern-gemütliche Komfortzimmer mit Blick auf die Gironde, eine Restaurant-Terrasse gegenüber vom Sportboothafen und 120 Weine auf der Karte, abgestimmt auf die regionale Traditionsküche: ein grundsolides Quartier, perfekt gelegen und sehr freundlich geführt.
• 3, quai Albert Pichon, 33250 Pauillac, Tel. 05 56 59 01 20www.hoteldefrance-angleterre.com

Schlemmeradresse im Médoc: Hôtel Angleterre in Pauillac. Foto: Hilke Maunder
Schlemmeradresse im Médoc: das Hôtel Angleterre in Pauillac. Foto: Hilke Maunder

Erleben

Les Vendanges du 7eme Art

Weinkultur und Kino verbinden sich seit 2015 alljährlich im Juli eine Woche lang beim Filmfestival von Pauillac.
www.facebook.com/vendangesdu7emeart

Village de Bages

Bis 1973 war Bages ein verschlafenes Dörfchen, und auch das Château Lynch-Bages, seit 1939 im Besitz der Familie Cazes, stellte Wein wie früher her. Dann kam als Quereinsteiger Jean-Michel Cazes, investierte in neue Technik und nutzt seitdem Satellitenbilder, um den Reifegrad seiner Trauben exakt zu bestimmen.

Das Dorf putzte er zum schmucken Winzerweiler heraus, das heute mit Hotel, Restaurant und Café, Fahrradverleih, Dégustationsschule und anderen Angeboten viel für einen erlebnisreichen Besuch bietet. Für sein Projekt holte Cazes den US-Architekten Chien Chung Pei in den Médoc.
• Place Desquet, Pauillac, Tel. 05 56 59 86 08

Unterwegs im Médoc. Foto. Hilke Maunder
Typischer Weinort im Médoc. Foto: Hilke Maunder

Weingüter für Entdecker

Château Cos d’Estoumel

Seit dem 13. Jahrhundert liefert dieses Château seinen Wein auch nach Indien. Der Handel mit Asien hat auch seine Architektur beeinflusst. Drei Pagoden mit Dächern aus Kupfer schmücken die Kellerei. Ihre Jahrhunderte alte, monumentale Tür, die steinerne Elefanten bewachen, sogar stammt von einem Palast der Insel Sansibar!
• Cos S, 33180 Saint-Estèphe, Tel. 05 56 73 15 50, www.estournel.com

Château Fourcas Hosten

Im charmanten Dorf Listrac-Médoc findet ihr das Château Fourcas Hosten, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1810 zurückreichen. 2006 erwarb die Familie Momméja das Anwesen, pflanzte neue Weinstöcke, modernisierte die Produktion, brachte den Keller auf Vordermann und begann 2010, die Böden genauestens zu untersuchen, um den Rebsortenbestand bestmöglich an die einzelnen Parzellen anzupassen.

Angesichts des Klimawandels wurden 2012 weiße Rebsorten gesetzt. Heute reifen auf zwei der insgesamt 50 Hektar großen Rebfläche die weißen Sorten Sauvignon Blanc, Sauvignon Gris und Sémillon.

Im Weinkeller prägen die Gesetze der Schwerkraft seitdem sämtliche Arbeitsschritte, was für den Wein die schonendste Methode ist.

Das Château grenzut zur einen Seite an eine romanische Kirche, zur anderen Seite an einen drei Hektar großen Park mit zahlreichen, teilweise mehr als 100 Jahre alten Bäumen. Daneben erstrecken sich Weingärten bis an den Horizont. Zwei Terroirs finden hier zusammen: tonhaltiger Kalkstein und Pyrenäen-Kies. Ziel ist, die Typizität der jeweiligen Terroirs herauszuarbeiten.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz prägen die Investitionen und Projekt. 2017 gab es die HVE3-Zertifizierung für das Château. Heute sind alle Anlagenauf den biologischen Anbau umgestellt, die Weißweine seit dem Jahrgang 2020, die Rotweine seit 2021 (ECOCERT). Konkret bedeutet dies, dass ausschließlich natürliche Methoden angewendet werden – auf Chemikalien wie Herbizide, Pestizide oder Kunstdünger wird komplett verzichtet. Eine schonende Bodenbearbeitung, Begrünung und Kräuterauszüge sollen die natürlichen Abwehrkräfte der Rebstöcke stärken. Nach Voranmeldung könnt ihr das Weingut mit den pastellblauen Fensterläden besichtigen und seine Tropfen verkosten.
• 2, rue de l’Église, 33480 Listrac-Médoc, Tel. 05 56 58 01 15, www.fourcas-hosten.com

Château im Médoc. Foto: Hilke Maunder
Einer der vielen châteaux im Médoc. Foto: Hilke Maunder

Château Lilian Ladouys

Die Geschichte von Château Lilian Ladouys beginnt 1654, als das Weingut im Besitz von Jacques de Beroyan war, dem damaligen Bürgermeister von Bordeaux. Lange hieß das Weingut La Doys. Die Weine hatten im 18. und 19. Jahrhundert großes Ansehen, der sich aber in den folgenden Jahrzehnten nicht halten ließ. Erst in der jüngeren Zeit, unter den Geschäftsführern Pierre Fougere und Georges Pauli, ist Lilian Ladouys wieder auf den Weg in die Spitze.

Seit 2008 befindet sich das Gut im Besitz von Françoise und Jacky Lorenzetti. Mehr als 90 einzelne Parzellen erstrecken sich über insgesamt 45 Hektar in der gesamten Appellation Saint-Estèphe und sind zu ungefähr 60 Prozent mit Cabernet Sauvignon und zu 35 Prozent mit Merlot bestockt – ergänzt von etwas Cabernet Franc. Die Reben sind im Schnitt über 45 Jahre alt. Überwiegend stehen die Reben auf Kies und Sand, dem vorherrschenden Terroir des Médoc. Andere Teile wachsen auf Ton über Kalkstein, auch durchaus üblich in der Gemeinde Saint-Estèphe.

Auch dieses Weingut bietet Führungen an, die über die Internetseite reserviert werden können und in französischer, englischer oder spanischer Sprache durchgeführt werden.
• 33180 Saint-Estèphe, Tel. 05 56 59 71 96, www.chateau-lilian-ladouys.com

Château Palmer

Die Weinberge von Château Palmer umfassen 66 Hektar Rebfläche in den zwei Gemeinden Margaux und Cantenac. Der jahrzehntelang lagerfähige Erstwein reift 18 bis 24 Monate in zu einem Drittel neuen Barriques. Legendäre Jahrgänge waren 1961 (100 Punkte von Robert Parker = perfekter Wein), 1983 und 1989. Der Zweitwein heißt „Alter Ego de Palmer“ (früher „Réserve du Général“).

Das Weingut liegt in der Gemeinde Cantenac im Bereich Margaux im Médoc in unmittelbarer Nachbarschaft des berühmten Château Margaux. In den 1930er-Jahren wurde das Gutes von einem Syndikat der drei Familien Sichel, Mähler-Besse, Ginestet und Mialhe erworben. Die Familie Mialhe war Besitzer des Château Pichon-Longueville Comtesse, die Familie Ginestet besaß früher Anteile am Château Margaux. Den Nachfolgern der ersten zwei Familien gehört auch heute noch das Weingut. Die Geschäftsführung hat seit 2004 Thomas Duroux inne. Er hat das Weingut auf biodynamischen Anbau umgestellt – die Zertifizierung erfolgte 2018.

Bei der Bordeaux-Klassifizierung 1855 erhielt es den dritten Rang (Troisième Cru Classé). Diese „mittelmäßige“ Einstufung war auf die noch nicht abgeschlossene Renovierung für das Château und Restrukturierung der Rebflächen zurückzuführen – auch das waren Bewertungskriterien) An der Weinqualität kann es nicht gelegen haben, denn der Rotwein soll den Premier Crus zumindest ebenbürtig gewesen sein. Das Hauptgebäude mit hohen Türmen an jeder Ecke zählt zu den allerschönsten im Médoc.

Das Château führt die englische, holländische und französische Flagge als Zeichen der Nationalitäten seiner früheren Besitzer. Aufgrund von Renovierungsarbeiten ist Château Palmer momentan geschlossen und öffnet frühestens im Frühjahr 2024 wieder.
• Lieu-dit, 33460 Margaux-Cantenac, Tel. 05 57 88 72 72, www.chateau-palmer.com

Shopping

Noisettines

Die Médoc-Weine könnt ihr euch liefern lassen, eine kleine Packung der Noisettines du Médoc passt immer noch ins Gepäck. Von Michel Noyez sind die ummantelten Haselnüsschen besonders lecker!
• 1, rue la landette, 33340 Blaignan, Tel. 05 56 09 03 09, www.noisettines.fr

Mademoiselle de Margaux

Mögt ihr Mon Cheri? Bei Mademoiselle de Margaux gibt es die Kirsche im Schokomantel nicht nur mit Kirschwasser, sondern auch als griotte mit Armagnac!
• 1, Route de l’isle Vincent, 33460 Margaux, Tel.05 57 88 39 90, www.mademoiselledemargaux.com

Berühmter Kirsch-Konfekt: die Griottes von Mademoiselles de Margaux. Foto: Hilke Maunder
Berühmter Kirsch-Konfekt: die Griottes von Mademoiselles de Margaux. Foto: Hilke Maunder

Offenlegung

Bei meinen Recherchen im Médoc unterstützte mich Gironde Tourisme mit Kost, Logis und unglaublich kenntnisreichen, hilfsbereiten und herzlichen Mitarbeitern von den Fremdenverkehrsämtern vor Ort. Ihnen allen sage ich merci und herzlichen Dank.

Einfluss auf meine Blogberichte hat dies nicht. Ich berichte subjektiv, wie ich es erlebt habe, mache kein Merchandising und werde erst recht nicht für meine Posts bezahlt.

Médoc: Château Fort-de-Vauban. Foto: Hilke Maunder
Château Fort-de-Vauban. Foto: Hilke Maunder

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Im Blog

Die ältesten Rotweine des Languedoc findet ihr im Fitou. Dort ist der Carignan König der Trauben. Für Infos und Impressionen bitte hier klicken!

Das Thema „Wein“ hat eine eigenes Rubrik im Blog. Dort findet ihr auch Infos zu den Weinen der Côtes du Rhône oder kleinen, feinen Tropfen aus weniger bekannten Anbaugebieten wie Irouléguy. Klickt hier für die Übersicht der Rubrik.

Im Buch

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Der freie Reisejournalist Marcus X. Schmid hat für alle, die gerne auf eigene Faust unterwegs sind, den besten Reisebegleiter verfasst: sachlich, mit viel Hintergrund, Insiderwissen und Tipps, und dennoch sehr unterhaltsam und humorvoll. Ich kann ihn aus ganzem Herzen empfehlen, denn auch in diesem Band zu Südwestfrankreich sind tolle Tipps enthalten. Auch kritische Anmerkungen fehlen nicht. Kurzum: ein Reiseführer, der grundehrlich das Reisegebiet vorstellt – ohne versteckte Promotions.

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