Frühling: Die Mimosen blühen vor der schneebedeckten Kappe des Canigou. Foto: Hilke Maunder

Mimosen: der gelbe Rausch

Zwischen Januar und März, wenn Frost und Schnee Mitteleuropa bibbern lassen, erwacht in Südfrankreich bereits wieder die Natur. Fast gülden tauchen die Pompons der Mimosenblüten die ganze Landschaft in ein Kontrastprogramm von Azur bis Gelb. Betörend ist die milde Luft, erfüllt vom Duft der Silberakazie.

Cannes: Im Naturpark Croix des Gardes blühen im Februar unzählige Mimosen. Foto: Hilke Maunder
Im Naturpark Croix des Gardes von Cannes blühen im Februar unzählige Mimosen. Foto: Hilke Maunder

Vor jedem Baum könnte ich halten und ganz tief einatmen. Die Königin der Wintersaison liebe und kenne ich seit meiner Kindheit. Doch nicht aus Frankreich, sondern aus ihrer fernen Heimat: Australien. Dort ist die Golden Wattle Nationalblume.

Traumblicke auf Cannes eröffnet sich vom Naturpark Croix des Gardes. Foto: Hilke Maunder
Auch Traumblicke auf Cannes eröffnen sich vom Naturpark Croix des Gardes. Der Park ist das Mimosenparadies der Stadt! Foto: Hilke Maunder

Durchs Mimosen-Land

Erleben könnt ihr den Blütenrausch beispielsweise auf der Route du Mimosa. Die markierte Themenroute führt auf 130 Kilometern Länge von Bormes-les-Mimosas über Le Rayol Canadel, Sainte-Maxime, Saint-Raphaël und Tanneron über die Corniche des Maures entlang der Küste des Var bis zur Parfümstadt Grasse.

Zur Hauptblüte von Mitte Januar bis Mitte Februar feiert Mandelieu-La Napoule den gelben Rausch bei einer Fête du Mimosa Sie gehört zu den beliebtesten traditionellen Volksfesten der Côte d’Azur. Aber auch andere Orte feiern im Februar ausgelassen die duftenden, gelben Blüten.

Das große Mimosenfest von Mandelieu

Nach der Wahl der Miss Mimosa ziehen im Dunkel der Nacht mimosengeschmückte Wagen sowie bunt gekleidete Tanz- und Musikgruppen an den Zuschauern vorbei. Beim sonntäglichen Grand Corso Fleuri sind es Tausende, die das Winterspektakel von nah und fern anlockt.

Immer wieder fliegen Mimosen-Zweige ins Volk. Wer einen Zweig ergattert, hält das Glück in der Hand. Für die anderen versendet die Online-Boutique von Mandelieu-La Napoule den gelben Blumengruß kreuz und quer durch die Republik.

Ach, könnte ich diese intensiven Farben und den berauschenden Blütenduft einfach hier in diesen Beitrag mit einbinden! Und immer wieder abrufen und träumerisch riechen, wenn die Tage grau, nervig oder stressig sind.

Mimosen - auf dem Blumenmarkt von Aix-en-Provence werden sie verkauft! Foto: Hilke Maunder
Mimosen – auf dem Blumenmarkt von Aix-en-Provence werden sie verkauft! Foto: Hilke Maunder

Das Mimosenfest der Île d’Oléron

Die Mimosen-Feste der Côte d’Azur sind berühmt. Doch auch an der Westküste Frankreichs wird die Mimose groß gefeiert. Ein junges Paar hatte die Pflanzen im 19. Jahrhundert nach einem Aufenthalt an der Côte d’Azur auf die Île d’Oléron gebracht. Im milden Klima der Insel verbreitete sie sich rasch. Heute ist sie dort in vielen Gärten zu finden.

Île d'Oléron: Die Promenade von Saint-Trojan-les-Bains. Foto: Hilke Maunder
Die Promenade von Saint-Trojan-les-Bains. Foto: Hilke Maunder

Tief im Inselsüden gründete Saint-Trojan-les-Bains bereits am 8. Februar 1959 seinen Mimosa Day. Fast 2.000 Fahrzeuge setzten damals dazu mit der Fähre zur Insel Oléron über, und Zehntausende applaudierten bei den Feierlichkeiten der ersten „Königin der Mimosa“, Colette Coussy.

Heute lockt die Fête du Mimosa im Februar mehr als 20.000 Besucher an. Sie schlendern durch die Straßen von Saint-Trojan, genießen die Parade der Blumenwagen und tanzen im Rhythmus von Bandas zu traditionellerer Musik.

Schon gewusst?

„Mimosenhaft“: Dieser Ausdruck kommt nicht von den Blüten, sondern von den Blättern der echten Mimose. Schon bei leichter Berührung klappen die Blattstiele Blatt für Blatt zusammen und bleiben bis zu 20 Minuten, mitunter auch 30 Minuten geschlossen. Dieses Phänomen tritt auch abends auf, wenn der Lichtmangel die innere Uhr der Pflanze so programmiert, dass sich die Blätter in Schlafstellung begeben.

Mimosen: Auch in Latour-de-France in den Ostpyrenäen blühen sie im Winter! Foto: Hilke Maunder
Auch in Latour-de-France in den Ostpyrenäen blühen sie im Winter! Foto: Hilke Maunder

Mimosen: meine Reisetipps

Informieren

Eine Broschüre auf Französisch gibt Auskunft über die Mimosen-Umzüge und andere Veranstaltungen, Unterkünfte, Ausflüge und Sehenswertes auf der Strecke. Sie lässt sich auf www.visitvar.fr, Suchwort „Mimosa“, kostenlos herunterladen.

Kaufen

Die Gartenbaubetrieb Pépinière Cavatore in Bormes-les-Mimosas hat sich auf die Zucht von Mimosen spezialisiert. 180 Sorten findet ihr dort. Im Februar stehen sie in voller Blüte. Der Besuch lohnt sich, auch wenn ihr nichts kaufen möchtet.
• 22, chemin des Orchidées, Tel. 0494 00 40 23, www.mimosa-cavatore.com

Schlemmen

Restaurant L’Estagnol

Vielgerühmt, aber leider nur während der Saison geöffnet und zur Mimosenblüte geschlossen ist dieses Restaurant des hellen, feinsandigen 500-Meter-Strandes an einer Lagune mit türkisfarbenem Wasser. Mein Lieblingsgericht: die gegrillten Langusten!
• Route Leoube, 83230 Bormes-les-Mimosas, Tel. 04 94 64 71 11www.restaurant-lestagnol.fr

L’Oasis

Zwei Sterne haben sich die drei Brüder Stéphane, Antoine und François Raimbault erkocht. Im Sommer könnt ihr ihre kulinarischen Träume in einem idyllischen grünen Patio genießen. Für Vegetarier gibt es ein eigenes, raffiniertes Menü. Fischfans freuen sich im Winter auf Seeigel als Vorspeise. Unglaublich lecker ist auch das Menü Fleur d’Orient mit Aromen aus Nordafrika.
• 6, Rue Jean-Honoré Carle, 06210 Mandelieu-la-Napoule, Tel. 04 93 49 95 52, www.oasisetoile-mandelieu.fr

La Palméa

Regionale Mittelmeerküche am Hafen von Mandelieu – im Sommer mit schöner Terrasse. Jeden Freitag wird Bouillabaisse gekocht!
• 198, Avenue Henry Clews, 06210 Mandelieu-la-Napoule, Tel. 04 92 19 22 50, www.la-palmea-restaurant-mandelieu-la-napoule.fr

Brasserie Tradition et Gourmandise

Christine und Philippe Troncy servieren in ihrer modernen, sympathischen Brasserie grundehrliche Fisch- und Fleischgerichte mit regionalen Wurzeln.
• 6, Avenue de Valescure / Avenue Michel Gaillard, 83700 Saint-Raphaël, Tel. 04 94 95 25 00, www.labrasserietg83.fr
Mimosen-Blüte in Taurinya im Schatten des Canigou. Foto: Hilke Maunder
Mimosen-Blüte in Taurinya im Schatten des Canigou. Foto: Hilke Maunder

Schlafen

Entlang der Mimosenstraße sind traumhafte Luxushotels zu finden. Auf Internet-Hotelplattformen wie HRS, Booking.com oder Tripadvisor werden sie oft deutlich günstiger angeboten als auf der offiziellen Webseite.

Domaine du Mirage*

33 Südzimmer mit Blick auf die Îles d’Or, beheizter Außenpool, mediterrane Genüsse zum Träumen und eine Anlage, die an die goldenen Jahre der Azurküste erinnert – eine schöne Alternative zu den Betonluxusbettenburgen!
• 38, rue de la vue des îles, 83230 Bormes-les-Mimosas, Tel.04 94 05 32 60, www.domainedumirage.com

La Villa du Plageron

Im Schutz des Cap Nègre findet ihr dieses wunderschöne B & B direkt am Strand. Die Zimmer – allesamt Südlage – sind geräumig, mit leisem (!) Kühlschrank und Tee-/Kaffee-Zubereiter ausgestattet und haben teilweise ein Himmelbett. Für Familien gibt es eine Suite mit zwei Zimmern.
• Chemin du Plageron, 83820 Rayol-Canadel-sur-Mer, Tel. 04 94 05 61 15www.plageron.com

Noch mehr Betten*
Booking.com

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Im Blog

Einen Blütenrausch in Pink und Weiß könnt ihr im frühen Frühjahr in den Pyrénées-Orientales erleben. Dann blühen dort die Aprikosen-, Pfirsich- und Kirschbäume. Klickt hier für Infos und Impressionen.

Wo der Frühling im Rausch ist

 

13 Kommentare

  1. Vielen Dank für den Mimosenbeitrag. Zur Ergänzung: auch auf der Île de Ré oberhalb der Île d’Oléron könnt ihr in vielen Gärten blühende
    Mimosen bewundern.

  2. Danke für diesen schönen Artikel. Lohnt es sich noch, Mitte März dort zu sein oder ist dann schon alles an Mimosen verblüht? LG Michael

    1. Hallo Michael, die Mimosen sind jetzt bereits an der Küste verblüht, an den Hügeln fangen sie jetzt an zu verblühen. Mitte März kannst Du Glück haben, auf den Hügeln noch die Blüte der Obstbäume zu sehen. Viele Grüße, Hilke

    1. Hallo Reiner, was in Frankreich Mimosen genannt wird, sind die Blüten der Silberakazie. Wie schön, dass Du eine echte Mimose bei Dir auf der Terrasse hast! Duftet sie auch so intensiv? Viele Grüße, Hilke

  3. Hallo Heike,

    ich muss hier ein paar Dinge klarstellen:
    was die Franzosen Mimosa nennen ist keine Mimose, sondern eine Akazie, botanisch acacia dealbata.
    Du benutzt ja auch den Begriff Silberakazie. Man nennt sie auch falsche Mimose.
    Diese ist auch nicht „mimosenhaft“, auf Berührung reagieren die Blätter eben nicht.
    Man muss diese Blätter schon heftig schlagen, damit sie sich auf „Berührung“ bewegen.

    Das tut nur die echte Mimose, mimosa pudica.

    Die Blattbewegung der acacia dealbata, die auch sehr viele andere Pflanzen zeigen, ist der Ausdruck
    der inneren Uhr. Die Dämmerung morgens und abends löst die Bewegung nicht aus, sie dient nur dazu, die innere Uhr an die veränderte Tageslänge anzupassen.

    Schön ist die „Mimosenblüte“ natürlich trotzdem

    Herzliche Grüße

    Martin

  4. Lieben Dank für die Mimosenstory ! Wir warten derzeit im Departement Ardeche darauf, das sich unsere Mimose zu voller Pracht entfaltet. Einige wenige Knospen sind schon aufgeplatzt. Es kann sich also nur um Tage handeln ! Im Tal blühen bereits viele Bäume, aber hier auf 800 Metern Höhe dauert es etwas länger. Auf jeden Fall ist es jedes Jahr ein Ereignis und wird mit Spannung beobachtet. Schöne Grüße

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