Der Hauptplatz von Mirepoix im Herzen der Bastide. Foto: Hilke Maunder
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Mirepoix: die charmante Bastide

Von der 60 Meter hohen Kirchturmspitze von Mirepoix sind sie noch zu sehen: die Pyrenäen. Bis zu 3.143 Meter schwingen sich die Grenzberge zu Spanien am Pique d’Estats im Massif de Montcalm auf.

Mirepoix: Vom Kirchturm aus seht ihr die Pyrenäen! Foto: Hilke Maunder
Vom Kirchturm aus seht ihr die Pyrenäen! Foto: Hilke Maunder

Während dort noch der Schnee funkelt, ist das Vorland bereits mit einem Hauch frische Grüns überzogen und so sonnig und so mild, dass die Cafés im Schatten der mächtigen Cathédrale Saint-Maurice Tische und Stühle auf den malerischen Hauptplatz der Altstadt gestellt haben.

Die Kathedrale von MIrepoix. Foto: Hilke Maunder
Die Kathedrale von Mirepoix. Foto: Hilke Maunder

Das gotische Gotteshaus birgt im Inneren beeindruckende bunte Fensterrosetten, die das Innere der Kirche mit warmem Licht durchfluten.

Die Orgel der Kathedrale hat 40 Register auf drei Klaviaturen  – und stammt aus Deutschland.  1891 hat die Fabrik Link in Giengen an der Brenz sie gebaut – und damit Mirepoix das bedeutendste Instrument dieser Orgelbauer in Frankreich hinterlassen. Da sie nie restauriert wurde, ist sie umso wertvoller für das Verständnis des deutschen Orgelbaus dieser Zeit.

Im Mittelalter verschanzten sich die Katharer hinter der Stadtmauer der kleinen Bastide im Département Ariège. Heute dienen die Stadttore nur noch der Zierde und lassen die Kameras klicken. Mirepoix ist längst kein Geheimtipp mehr, und gerade im Sommer sehr gut besucht – denn der zweite Blickfang der Place Général Leclerc mit ihrem Brunnen ist die offene Markthalle, in der zweimal die Woche Markt gehalten wird.

Der Wochenmarkt von Mirepoix

Mirepoix: wunderschön: die Markthalle. Foto: Hilke Maunder
Wunderschön: die Markthalle. Foto: Hilke Maunder

Heute lockt der Wochenmarkt auf der Place Maréchal Leclerc montags und donnerstags Heerscharen von Besuchern an, die die kulinarischen Köstlichkeiten der Stadt und ihres sanft gewellten Umlands erkunden, Käse und Wurst kosten, Obst und Gemüse einkaufen und gerne auch einen Schwatz halten.

Engagierte Winzer

Mirepoix: Der gusseiserne Schmuck der Markthalle spiegelt sich auf dem Marmorboden. Foto: Hilke Maunder
Der gusseiserne Schmuck der Markthalle spiegelt sich auf dem Marmorboden. Foto: Hilke Maunder

In der Saison findet ihr dort auch den einen oder anderen Winzer. Rund um Mirepoix erstreckt sich das einzige Weinbaugebiet des Départements Ariège, das seit 1997 die Winzer des Vereins Les Vignerons Ariègeois bekannter machen wollen. D

Dort bestellt auch Dominik Benz mit Frau und Tochter einige Rebgärten. Der IT-Manager hängte nach einer Himalaya-Reise 2008 seinen alten Beruf an den Nagel und wagte den Neuanfang. Kostet einmal die Tropfen von Château de Beauregard. Lecker!

Fachwerk in Mirepoix. Foto: Hilke Maunder
Bunt: das Fachwerk an der Place Maréchal Leclerc. Foto. Hilke Maunder

Fachwerk voller Fratzen

Heute jedoch ist es ruhig hier, und ich habe Zeit, den üppigen Figurenschmuck der Fachwerkhäuser und der Arkaden anzusehen, die den Platz umgeben.

Ins dunkle Holz geschnitzt sind gekrönte Häupter, pralle wie dralle Frauen, fantastische Bestien. Besonders üppig skulptiert ist das Haus der Konsuln. Mehr als 70 sogenannte modillons schmücken es!

Mirepoix: Holzschnitzereien am Haus der Konsuln. Foto: Hilke Maunder
Das Haus der Konsuln birgt die besterhaltenen Holzschnitzereien des Mittelalters. Foto: Hilke Maunder
Mirepoix: Holzschnitzereien am Haus der Konsuln. Foto: Hilke Maunder
Furchterregend: die Holzschnitzereien am Haus der Konsuln. Foto: Hilke Maunder

In der ersten Augustwoche ist es eine beliebte Kulisse für die Puppenspieler des internationalen Marionettenfestivals, das seit 1988 in Mirepoix gastiert.

Bereits im Juli feiert Mirepoix sein Mittelalterfestival. Bei Les Médiévales gibt es neben Musik und Marketendern auch Tanz und Theater in historischen Kostümen.

Mirepoix. Foto: Hilke Maunder
Die Arkaden der Place Maréchal Leclerc von Mirepoix. Foto: Hilke Maunder

Mirepoix: meine Reisetipps

Schlemmen & genießen

L’Autre Jardin

Bereits die Lage in einem versteckten Innenhof am nördlichen Altstadt-Begrenzungsboulevard ist wunderschön. Hier servieren Emmanuelle und Sébastien marktfrische Küche im Einklang der Jahreszeiten – keine raffinierten Spielereien, sondern ehrliche, authentische Hochgenüsse aus dem Südwesten.
• 28, Cours Colonel Petitpied, 09500 Mirepoix, Tel. 05 34 02 15 37www.facebook.com/lautrejardinamirepoix

Mirepoix, Restaurant L'Autre Jardin. Foto: Hilke Maunder
L’Autre Jardin. Foto: Hilke Maunder

Schon gewusst?

Mirepoix: So heißt in Frankreich auch ein Röstgemüse. Zwiebel und Schalotten, Möhren, Sellerie und Porree werden dazu in Würfel geschnitten und in Fett angeröstet.

Genuss-Shopping

La Fromagerie

Bester und schönster Käse-Shop von Mirepoix ist der kleine Laden, den Lucie 2009 am Cours Colonel Petitpied eröffnete. Ihr findet hier eine reiche Auswahl von Käsen der Region – alle Käse wurden handwerklich hergestellt von kleinen Manufakturen oder Bauernhöfen, viele sind bio.

Käse-Reich: La Fromagerie in Mirepoix. Foto: Hilke Maunder
Käse-Reich: La Fromagerie. Foto: Hilke Maunder

Mein Lieblingskäse dort ist der Bethmale. Würzig und herzhaft wie die Pyrenäen, aus denen er stammt – kauft ihn, wenn er bereits sechs Monate lang gereift ist! Mehr über das Tal erfahrt ihr hier.
• 15, Cours Colonel Petitpied, 09500 Mirepoix, Tel. 05 34 01 41 28www.lafromagerie-chezlucie.com

Gleich nebenan gibt es in der ebenso guten Bäckerei eine leckere Brotauswahl für euer Picknick. Und den Wein? Der stammt natürlich auch aus Ariège!

Kunsthandwerk

Terre d’Amont

Mirepoix: Christine Meyer von Terre d'Amont. Foto: Hilke Maunder
Christine Meyer von Terre d’Amont. Foto: Hilke Maunder

Christine Meyer stammt aus Sarreguemines (Saargemünd) in Lothringen und hat im Département Ariège ihre Herzensheimat gefunden.

Ihre Schalen, Becher und Vasen sind tief in der Region verwurzelt. Im hinteren Bereich ihres Geschäftes könnt ihr zuschauen, wie sie sie auf der Drehscheibe fertigt und verziert.
• 21, rue de la porte d’Amont, 09500 Mirepoix, Tel. 05 61 67 70 10

Mirepoix: Töpferarbeiten von Christine Meyer. Foto: Hilke Maunder
Einige Töpferarbeiten von Christine Meyer. Foto: Hilke Maunder

Schlafen*

Booking.com

Mirepoix: Im Herzen der alten Bastide könnt ihr herrlich bummeln und shoppen. Foto: Hilke Maunder
Im Herzen der alten Bastide könnt ihr herrlich bummeln und shoppen. Foto: Hilke Maunder

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Ihre Expertise hat sie auf 432 Seiten zwischen die Buchdeckel eines Reiseführers gepackt. Ihr erstes Buch stellt eine Ecke Frankreichs ausführlich vor, die in klassischen Südfrankreich-Führern stets zu kurz kommt.

Für mich ist es der beste Reiseführer auf Deutsch für alle, die individuell unterwegs sind – sehr gut gefallen mir die eingestreuten, oftmals überraschenden oder kaum bekannte Infos. Wie zum einzigen Dorf Frankreichs, das sich in zwei Départements befindet: Saint-Santin liegt genau auf der Grenze von Aveyron und Cantal. Wer mag, kann den Band hier* direkt online bestellen.

Okzitanien abseits GeheimtippsHilke Maunder, Okzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre  Kultur, Sprache und Küche pflegt.

Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker!  Hier* gibt es euren Begleiter.

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4 Kommentare

  1. Hallo liebe Hilke,
    wir haben uns über deinen Bericht über Mirepoix sehr gefreut. Seit 2 Jahren leben wir ganz in der Nähe und vermieten einige Ferienhäuser im ‚Hobbitstyle‘ 😊 Wir genießen besonders den Wochenmarkt jeden Montag und generell die schöne Ariege.
    Liebe Grüße, Christine und Thomas

  2. Bonjour liebe Hilke,

    vielen Dank für die wunderschönen Fotos und den interessanten Artikel! Es ist schon ein paar Jahre her, seid wir in Mirepoix waren. Aber dank deiner Beschreibung und den Fotos war ich jetzt gleich wieder „vor Ort“ 🙂

    Besonders gut gefällt mir auch die Aufnahme von der Kirchturmspitze mit den Pyrenäen im Hintergrund! Ist der Kirchturm öffentlich zugänglich oder muss man da einen Termin vereinbaren?

    Bonne journée und liebe Grüße aus dem Périgord

    Karin

    1. Re-Bonjour, liebe Karin! Wie schön, dass Du Mirepoix kennst! Fast wäre ich dort mit zweiter Heimat gelandet – und noch immer liebäugle ich damit… nur sind die Berge und das Meer so weit von dort. Den Kirchturm durfte ich besteigen, da ich per Zufall den Küster in der Kirche traf (er ist da eigentlich immer) – offiziell und öffentlich gibt es keine Turmbesteigungen, aber wer lieb fragt, erhält meist eine positive Antwort. Denn Monsieur ist sehr stolz auf den Turm und seine Glocken!.

      Bises! Hilke

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