MS Gloria startet zur Seine-Kreuzfahrt. Foto: Hilke Maunder
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MS Gloria: der Seine-Törn im Kreuzfahrt-Test

Mit einer sanften Brise auf dem Deck und dem Eiffelturm im Blick beginnt sie: die Kreuzfahrt auf der Seine von Paris nach Le Havre an Bord der MS Gloria von Viva Cruises.

Flusskreuzfahrten erfreuen sich seit einigen Jahren steigender Beliebtheit. Auf die flachen Schiffe passen gerade einmal 160 Personen, nicht 5000. Man wird nicht seekrank, sieht immer Land und fährt mit seinem Hotelzimmer direkt ins Herz der Städte. Diese heißen hier: Paris, Les Andelys, Rouen, Le Havre und Vernon. Paris steht als Start- und Zielort gleich zweimal auf dem Plan.

In großen Schwüngen strebt der Strom der normannischen Geschichte von der Weltmetropole Paris zum Ärmelkanal. Fast 777 Kilometer misst er von seiner Quelle bis hinunter zu den Kreidefelsen der Alabasterküste, 120 Kilometer sind es von Paris bis Le Havre, der Porte d’Océan. Für diese Strecke nimmt sich die Seine Zeit und strömt mit zwei Kilometern pro Stunde gen Westen.

Pont de Brotonne: MS Seine Comtesse passt lässig hindurch - nicht so bei den Pariser Brücken. Foto: Hilke Maunder
Der Pont de Brotonne im Vorfrühling. Foto: Hilke Maunder

Gerade in der Vor- und Nachsaison, wenn frühmorgens noch Nebel die Landschaft einhüllt und erst mit der Kraft der Sonne die kalkweißen Hochufer Kontur annehmen, breitet sich eine besondere, ruhige Stimmung über den Fluss aus.

Auf weiten Wiesen lagern Rinder, deren Augenringe wie Sonnenbrillen wirken, auf sattem Grün unter Obstbäumen. Viele Ortschaften und Sehenswürdigkeiten sind in dieser Zeit nicht so überlaufen wie in der sommerlichen Hochsaison.

Um 16:00 Uhr heißt es „Leinen los!“ in Issy-les-Moulineaux, einem der vielen Kreuzfahrtanleger im Ballungsraum Paris. In weiten Mäandern durchfließt die Seine die Petite Couronne, die kleine Krone des Großraums Paris, und präsentiert völlig neue Ansichten der Metropolregion.

Die Ansicht auf die Seine Musicale von Westen. Foto: Hilke Maunder
Die Ansicht auf die Seine Musicale vom Sonnendeck der MS Gloria. Foto: Hilke Maunder

In Boulogne-Billancourt funkeln die Solarpaneele der Seine Musicale im Licht der tief stehenden Sonne; Bootshäuser und Hausboote gleiten vorbei, während sich alle Gäste zur obligatorischen Einweisung und zum Willkommens-Aperitif im Salon einfinden.

Mit blauer Kapitänsmütze auf dem Haupt, tätowierter Hand und vier Goldstreifen auf der Jacke stellt Erster Kapitän Nicolas Fernand Gabriel Peningue die siebenköpfige nautische Mannschaft vor, verabschiedet sich dann und steht wieder auf der Brücke, um die nächste Schleuse zu passieren.

Nur sechs Schleusen, anfangs kleiner, zum Meer hin größer, gibt es zwischen Paris und Le Havre, die mit ihren Schließ- und Schleusenzeiten den Takt der Reise vorgeben.

Nicolas stammt ursprünglich aus dem Elsass und hat seine Seefahrtsausbildung in Lille absolviert. Ihm zur Seite stehen Tanguy Delaporte als Zweiter Kapitän, ein Erster Offizier, zwei Matrosen und zwei Ingenieure, die dafür sorgen, dass die Dieselmaschine mit 2135 PS (2 x 785 kW) stets reibungslos läuft.

Dann lässt Hotelmanager Lászlo Hunór Bakó sein 30-köpfiges Team antreten: Kinga, Teodor, Vasile, Milena und Radostin. Viele der Servicekräfte stammen aus osteuropäischen EU-Staaten wie Ungarn, Bulgarien und Rumänien. José ist ein echter Baske, lief jahrelang als „Pluto“ durchs Disneyland Paris und ist jetzt schon seit vielen Saisons an Bord der MS Gloria als leidenschaftlicher Kellner, der jeden Gast zum Lachen bringt.

Das siebenköpfige Küchenteam leitet Jonatan Dugas und lässt es mit Kochmützen aufmarschieren. Bar-Manager Kostadin Stoychev hat derweil die Champagnergläser gefüllt. „Echter!“ betonen seine beiden Mitarbeiter beim Verteilen. Evdokiya Ivanova Fotev und ihre sechs Cabin Stewards haben derweil die Kabinen für den Abend hergerichtet.

Vom Hauptdeck her duftet es bereits verführerisch. Zeit fürs dîner im Riverside Restaurant. Feste Essenszeiten und feste Sitzplätze hat Andrea Kruse, seit 2024 CEO von Viva Cruises, längst abgeschafft. An Bord kann jeder Gast innerhalb großzügiger Zeitfenster speisen, wann es ihm beliebt – und an welchem Platz.

Das Hauptrestaurant von MS Gloria. Foto: Hilke Maunder
Das Hauptrestaurant der MS Gloria. Foto: Hilke Maunder

23 Vierer- und elf Sechsertische stehen im 212 Quadratmeter großen Hauptrestaurant zur Auswahl. Das Frühstück wird von 7.30 bis 10 Uhr als Buffet mit warmen und kalten Speisen sowie Tee, Kaffee und Smoothies am Tisch serviert. Zum Mittags- und Abendessen gibt es mehrgängige Menüs, immer auch mit vegetarischer Option.

Gegen 21 Uhr trifft man sich wieder im 190 Quadratmeter großen Salon, mit zehn Sofa-Sitzgruppen und 29 Tischen für zwei, vier und sechs Personen, und lauscht bei einem Wein, Bier oder Cocktail den Klängen von Albena, die am Yamaha-Klavier Abend für Abend mit stimmungsvollen Melodien und Gesang die Gäste unterhält, während in ihren Pausen Musik vom Band läuft, bevor sie wieder zu singen beginnt.

Auf der Barkarte im Salon und der Weinbar Vino Vino mit neun Tischen im Heck stehen keine Preise. All Inclusive ist das Motto bei Viva Cruises – von der Minibar in der Kabine über sämtliche Getränke zu den Mahlzeiten bis zur breiten Getränkeauswahl der Barkarte.

Die Weinbar Vino Vino. Foto: Hilke Maunder
Die Weinbar Vino Vino. Foto: Hilke Maunder

Vier Bord-Monitore informieren über das Programm des kommenden Tages; große Panoramafenster eröffnen weite Blicke auf die Flusslandschaft.

Morgens ab 7 Uhr werden hier kleine Croissants, Pains au Chocolat und französische Gebäckminiaturen bereitgelegt; Kaffee oder Tee dazu liefert kostenlos ein Automat am Hospitality-Tresen, der auch einen Wasserspender umfasst.

Mittags wird im Salon ein leichter Imbiss serviert. Nachmittags hat Andrea Kruse das klassische Kaffee-und-Kuchen-Angebot durch Kulinarik-Events wie Eisbüffet oder High Tea ersetzt.

Am nächsten Morgen spiegelt sich die aufgehende Sonne in der Schiffsglocke, ein Graureiher flüchtet am Ufer ins Unterholz, als die MS Gloria stromabwärts an Les Andelys vorbeigleitet, eine Insel umrundet und gegen den Strom am Ufer von Les Andelys festmacht.

Hoch über der Kleinstadt thront imposant die Ruine der Burg von Richard Löwenherz auf der Seine-Klippe. Zeit für den ersten Landgang. Bestückt mit Regenschirm und großer Tasche wartet bereits Magali Kirchgesser am Kai, die sich bei einer ihrer Reisen in einen Normannen verliebte – und nun Kreuzfahrtgruppen durch ihre zweite Heimat führt. In nur zwei Jahren wurde ab 1196 für Richard Löwenherz das Bollwerk gegen Frankreich erbaut.

Geschickt machte der König von England und Herzog der Normandie sein Château Gaillard zum Mittelpunkt eines Verteidigungssystems, das auch eine befestigte Insel im Fluss umfasste, über die Ketten gespannt waren, um Schiffe zu blockieren. Holzpfosten, die im Wasser aufgestellt wurden, hinderten damals Schiffe an der Weiterfahrt.

Doch nach fast siebenmonatiger Belagerung fiel die Festung; ausgehungert und psychisch zermürbt, ergaben sich ihre Mannen. Ihre majestätischen Ruinen inspirierten englische Romantiker, impressionistische Maler und zeitgenössische Schriftsteller – und bieten herrliche Ausblicke auf Les Andelys und die Mäander der Seine. Tief unten bunkert die MS Gloria derweil Frischwasser. Dann schlägt die Kirchturmglocke 13 Uhr. Alle zurück an Bord – und weiter nach Rouen!

Geradezu filmreif erheben sich die weißen Kreideklippen der Seine aus dem Grün der Weiden und Obstgärten, heute geschützt als Parc naturel régional des Boucles de la Seine Normande. Pünktlich zum Sonnenuntergang legt das 110 Meter lange Schiff mit seinen 152 Passagieren in Rouen am Quai Vauban an – im „Päckchen“ neben einem Luxusschiff von AmaWaterways.

Anlegen im Päckchen – für den Landgang geht es durch das benachbarte Schiff. Foto: Hilke Maunder
Anlegen im Päckchen – für den Landgang geht es durch das benachbarte Schiff. Foto: Hilke Maunder

Nach dem dîner gehen einige Gäste von Bord. Ihre Ziel: die Kathedrale von Rouen. Abends lockt dort von Ende Mai bis Ende September ein faszinierendes Video-Mapping.

Ganz begeistert vom Gotteshaus mit dem höchsten Kirchturm Frankreichs war auch ein Impressionist: Claude Monet. Er bannte den Sakralbau im immer wechselnden Licht auf die Leinwand – und setzte so der Kathedrale von Rouen in einer Bilderserie mit 33 Werken ein Denkmal.

Rouen: die Westfassade der Kathedrale. Foto: Hilke Maunder
Die Westfassade der Kathedrale von Rouen. Foto: Hilke Maunder

Frankreichs Nationaldichter Victor Hugo hat die Hauptstadt der Normandie als „Stadt der hundert Kirchtürme“ bezeichnet. Zwar wurde sie im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, doch die berühmtesten Gebäude überlebten den Bombenhagel – und viele der 2000 Fachwerkhäuser bergen einen modernen Kern: Das historische Fachwerk ist – wie beispielsweise am Vieux-Marché – nur vorgeblendet, um das Aussehen von einst zu bewahren.

Original erhalten ist indes der Aître Saint-Maclou als einziger erhaltener Pestfriedhof dieser Art in Europa. In seinen mittelalterlichen Bauten aus dem Jahr 1348 residiert heute eine Kunstschule. Auch das älteste jüdische Bauwerk Frankreichs, eine mittelalterliche Rabbinerschule, deren Überreste erst 1976 entdeckt wurden, versteckt sich in der Altstadt von Rouen, durch die drei Stunden lang zwei Stadtführerinnen leiten.

Rouen: Église Jeanne d'Arc. Foto: Hilke Maunder
Als umgestürztes Schiff erhebt sich die Église Jeanne d’Arc auf dem alten Marktplatz. Foto: Hilke Maunder

Am Alten Markt verweilt sie etwas länger. Hoch erhebt sich hier ein Betonkreuz und legt seinen Schatten auf jenen Ort, an dem Johanna von Orleans, in Rouen zum Tode verurteilt, im Jahr 1431 auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Direkt daneben erinnert seit 1971 die moderne Kirche Église Jeanne-d’Arc an die französische Nationalheldin.

Rouen: die Gros Horloge. Foto: Hilke Maunder
Der Gros Horloge von Rouen. Foto: Hilke Maunder

Täglich außer montags ist Marktzeit auf dem großen Platz. Auch die belebte Rue du Gros-Horloge mündet hier ein und erhielt ihren Namen von einer großen astronomischen Uhr, die einen Renaissance-Torbogen schmückt. Ihr Uhrwerk aus dem Jahr 1389 funktionierte bis 1928 ohne eine einzige Panne! Ihr einziger Zeiger zeigt nur die Stunden an.

Kreuz und quer geht es durch stille Gassen und belebte Straßen vorbei an lauschigen Plätzen und eindrucksvollen Bauten durch Rouen, das als Hafenstadt zur Römerzeit vor 2000 Jahren entstand und bis heute noch im HAROPA-Hafenverbund mit Paris und Le Havre ein wichtiger Umschlagsplatz für Getreide ist.

Während des Stadtspaziergangs hat Kapitän Nicolas das Schiff umgesetzt, es liegt jetzt direkt am Kai – perfekt zum Beladen der vielen Paletten, die sich dort stapeln: Wurst, Käse, Säfte und Cerealien aus Deutschland, geliefert von einem Großhändler aus Passau.

MS Gloria am Quai Vauban von Rouen. Foto: Hilke Maunder
MS Gloria am Quai Vauban von Rouen. Foto: Hilke Maunder

Doch jetzt ist der Scheitel der Flut überschritten, und Nicolas will die Kraft der Tide nutzen, um auszulaufen. Die Leinen sind gelöst, die Gäste genießen das déjeuner, und die MS Gloria gleitet unter der höchsten Zugbrücke Europas hindurch, dem Pont Gustave Flaubert. Flaubert stammte aus Rouen – und ließ auch einige Szenen aus seinem Roman „Madame Bovary“ in seiner Heimatstadt spielen.

Rouen: die Zugbrücke Pont Gustave Flaubert. Foto: Hilke Maunder
Europas höchste Zugbrücke: der Pont Gustave Flaubert. Foto: Hilke Maunder

Dann weichen der Hafen, seine Silos und Speicher einer stillen Naturlandschaft mit Weiden und lichten Wäldern, Marschen und Apfelwiesen. Berühmte Klöster wie Jumièges, Saint-Georges de Boscherville und Saint-Wandrille säumen hier den Lauf der Seine, unsichtbar versteckt hinter hohen Mauern und dichtem Laub.

Auf der Brücke setzt Kapitän Nicolas die Steuerbord-Begegnungstafel und wechselt mit der MS Gloria auf die „falsche“ Seite. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Navigationssicherheit auf der Seine und trägt dazu bei, den Verkehr auf diesem beliebten Wasserweg zu organisieren.

Das Prinzip: Der Talfahrer (das Schiff, das mit der Strömung fährt) setzt die Tafel, um dem Bergfahrer (dem Schiff, das gegen die Strömung fährt) anzuzeigen, dass die Begegnung auf der Steuerbordseite erfolgen wird.

Dann kreuzt ein Bac de Seine den Fluss, eine der Autofähren, die die Menschen und Orte an beiden Ufern verbindet – kostenlos. Im Salon richten sich alle Augen auf das Eisbüffet, das Wasdinih und Milena aufbauen.

Bei Tancarville beginnt der langgezogene Ästuar der Seine. Die MS Gloria verlässt den Fluss, der nun schon stark dem Einfluss der Tiden ausgesetzt ist, und folgt dem schnurgeraden Lauf des Canal de Tancarville.

Seit 1887 umgeht die 27 Kilometer lange Schifffahrtsstraße die flachen und strömungsreichen Abschnitte des Flussmündungsgebiets, die oft von starkem Nebel betroffen sind.

Schilfgebiete, Dünen, Sandbänke und Feuchtwiesen säumen die Ufer, heute unter Schutz gestellt für mehr als 250 Vogelarten. Beim letzten Tageslicht, und pünktlich zum dîner, legt die MS Gloria im Hafen von Le Havre an, gleich gegenüber vom Museumsfeuerschiff bâteau-feu.

Inzwischen hat sich der Rhythmus an Bord eingespielt, und morgens um sechs schleichen Gestalten im Pyjama und Bademantel hin zur Hospitality Bar, um sich mit dem ersten Kaffee oder Tee zu versorgen.

Frühstück, Auschecken und der nächste Landgang: im Bus zum Wiederaufbau-Welterbe von Le Havre, dessen Wahrzeichen die Église Saint-Joseph ist. Von dunklen Erdtönen über Farben von Land und Meer bis zum himmlischen Weiß tanzt das Licht durch die bunten Glasfenster von Marguerite Huré und verzaubert den nackten Beton. Mehr zum Welterbe von Le Havre erfahrt ihr hier.

Vorbei an den Flachsfeldern des Pays de Caux, die im frühen Sommer blaulila blühen, und dem Schloss von Fréfossé geht es weiter nach Étretat, hin zu den Kreideklippen, die Netflix mit seiner Serie „Lupin“ weltberühmt gemacht hat.

Sie sind das Highlight des Seebades an der 120 Kilometer langen Alabasterküste. Bis zu 75 Meter hohe Kreidefelsen rahmen seinen Kieselstrand ein. Unzählige Maler haben diese Kulisse schon auf Papier und Leinwand festgehalten. Ausführliche Infos zur Côte d’Albâtre gibt es in diesem Beitrag.

Vier Stunden Le Havre und Étretat sind ein zeitlich ehrgeiziger Doppelpack. Nicht wenige Gäste wären lieber noch ein wenig länger an der Küste geblieben, als auf dem Schiff mittags zu schlemmen und vor der Qual der Wahl zu stehen, einen freien Nachmittag in Le Havre zu verbringen.

So bleibt das Gros auf dem Schiff und freut sich über das Käse- und Wurstbuffet, das am Nachmittag im Salon aufgefahren wird. Auch das bordeigene Spa ist – nach vorheriger obligatorischer Reservierung bei der Rezeptionistin Kinga Keleman – gut besucht: Dampfbad, Whirlpool und Infrarot-Sauna im Stundentakt. Auf dem weitläufigen Sonnendeck mit 60 Liegestühlen, Sofasitzecken und Tischen blubbert am Heck ebenfalls ein Jacuzzi – José lässt es dazu für ein britisches Paar auch im Glas prickeln.

Zwei Frauen indes nutzen die All-Inclusive-Räder, um Le Havre ausgiebiger zu erkunden, als der Blitzbesuch am Morgen gestattete. Andere Gäste zieht es in die einstigen Lagerhallen für Baumwolle und Zucker, in denen sich heute ein Einkaufszentrum befindet. Mit großen Papiertüten bepackt, kehren sie von den Docks Vauban zurück. Was alles sehenswert ist in Le Havre? Dies erfahrt ihr in diesem Beitrag!

Le Havre ist auch der Startpunkt für den Ausflug am nächsten Morgen: Honfleur am linken Seineufer, das mit den Schieferhäusern, Booten und Lokalen am vieux bassin, dem Alten Hafen, die malerische Kulisse für Werke zwischen Weltkunst und Kitsch bildet.

Maler wie Bourdin und Monet hielten im 19. Jahrhundert die Szenerie auf ihren Staffeleien fest. Éric Satie komponierte hier. Wie viele bekannte Persönlichkeiten mit Honfleur verbunden sind, verrät der Jardins des Personnalités.

Über den Pont de la Normandie geht es zurück zum Schiff. Unterstützt von der Flut, macht sich die MS Gloria auf ihren Weg nach Vernon. In Vernon erhält das Schiff Landstrom. Hier zeigt sich, wie der Kreuzfahrttourismus Geld in die Kassen der Kommune spült.

Das Seineufer verwandelte sich in einen Uferpark, das Rathaus ist frisch gesandstrahlt, die Stiftskirche saniert, die Innenstadt mit Infoschildern zur Stadtgeschichte versehen, die auch zum vieux moulin führen. Im Sommer 1883 wählte Claude Monet die Fachwerkmühle aus dem 15. Jahrhundert, die auch als Zollhäuschen diente, als Motiv – und machte sie weltberühmt.

Mehr zu Vernon, das Sitz des Europäischen Zentrums für Umweltschutz ist und eng verwurzelt mit der deutschen Raketenforschung und -entwicklung, erfahrt ihr hier.

Vernon ist das Sprungbrett für ein Ziel, auf das sich die meisten Gästen schon seit Beginn der Reise freuen: das Haus und den Garten von Claude Monet in Giverny.

43 Jahre lang lebte der Impressionist in diesem kleinen Dorf am Ufer der Seine und machte seinen japanischen Garten samt Teich und seine Blumenwiese hinter dem Haus zum Motiv von Meisterwerken. Sein Wohnhaus in der einstigen Apfelpresse des Dorfes ist heute ein Museum und Pilgerziel von Monet-Fans weltweit.

Claude Monet ließ sich im Jahr 1883 in Giverny nieder. In Frankreich anfangs kaum beachtet, begeisterten seine Werke umso mehr die Amerikaner, die Monets Bilder kauften, den neuen Stil feierten – und beim Meister lernen wollten. So kamen jene amerikanische Künstler nach Giverny, die heute das Musée des Impressionistes vorstellt.

Der flache Kalksteinbau ist, wie bei Monet und auf den Werken der Impressionisten, eingebettet in Gärten und Wiesen. Auch das Hôtel Baudy besitzt einen wunderschönen Rosengarten, der heute als Terrasse dient. Mehr zu Claude Monet und den amerikanischen Künstlern, die auf seinen Spuren nach Giverny kamen, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Kaum sind die Gäste an Bord, wird in Vernon abgelegt – und im Salon alles vorbereitet für den Abschieds-Cocktail, während die MS Gloria die Normandie verlässt und Kurs nimmt auf Paris. Beim Schaulaufen der Mannschaft wogt der Applaus.

Klar sind die Stars dieses Törns herauszuhören: Crescendi für die Köche, den Kellner José und den Kapitän Nicolas, der beim Captain’s Dinner die große Runde macht und sich persönlich von jedem Gast verabschiedet, ehe es wieder zurück auf die Brücke geht, während das nächtliche Einlaufen in Paris eine furiose Cabaret-Show begleitet: Lido-Flair im Salon.

Spätnachts macht die MS Gloria am Port de Javel fest. An Deck weht eine sanfte Brise, der Eiffelturm grüßt wie ein alter Bekannter. Eine Stadtrundfahrt im Bus, eine Retro-Tour in einer Ente mit offenen Verdeck hinauf zur Butte Montmartre, hinauf zur Basilika Sacré-Coeur, ein letzter Blick über Abertausende Liebesschlösser hin zu einem hellen Häusermeer bis an den Horizont. Welch ein Abschied. Au revoir, Paris!

MS Gloria: das Schiff

Die MS Gloria (vormals: Swiss Gloria) ist ein Flussschiff der Schweizer Reederei Scylla. Zur Flotte der größten familiengeführten Reederei Europas gehören derzeit 42 Schiffe, 52 sollen es 2028 sein. Fünf Schiffe sind für die 2018 gegründete Marke Viva Cruises, die seit 2024 Andrea Kruse leitet, unter dem Motto Enjoy the moment unterwegs. 15 Prozent der Gäste an Bord sind Stammkunden. Das Durchschnittsalter liegt bei rund 60 Jahren, von Januar bis März und im November/Dezember sind die Gäste an Bord etwas jünger.

Die MS Gloria wurde im Jahr 2005 von der Scheepswerf De Hoop in den Niederlanden gebaut, 2013 renoviert und zuletzt 2022/3 modernisiert. Das Flusskreuzfahrtschiff hat eine Gesamtlänge von 110 Metern, ist 11,40 Meter breit, 5,85 Meter hoch und besitzt einen Tiefgang von 1,62 Metern.

Die MS Gloria ist in vier Decks unterteilt: Hauptdeck, Mitteldeck, Oberdeck und Sonnendeck mit insgesamt 70 Zweibett-Kabinen und sechs Juniorsuiten. Standards in allen Kabinen sind Flat-Screen-TV,
Kühlschrank, Föhn, Safe, Klimaanlage, Nespressomaschine, Dusche und WC.

Warme Holztöne, Messing und die Farben Blau, Schwarz, Beige prägen das Design, das, so CEO Andrea Kruse, „ein wenig skandinavisch angehaucht“ sei – ein Tribut an den wichtigsten Wachstumsmarkt der Marke. 50 Prozent der Gäste sind Deutsche und Schweizer, gefolgt von Gästen aus Luxemburg, Belgien, Israel und den USA.

76 Kabinen

76 Kabinen gibt es an Bord für die 152 Gäste. Alle Kabinen liegen außen, sind elegant eingerichtet und bieten Annehmlichkeiten wie Klimaanlage, TV, Safe und Haartrockner. Die günstigste Zimmerkategorie sind die rund 14 Quadratmeter großen Kabinen auf dem Emeralddeck (Hauptdeck) mit kleinen Fenstern, die sich aufgrund der Nähe zum Wasser nicht öffnen lassen.

Die Zweibett-Kabinen mit Doppelbett oder Twin-Betten (ca. 14 qm) und die 6 Junior-Suiten (ca. 17 qm) auf dem Diamant- und Rubindeck (Mittel- und Oberdeck) verfügen über einen französischen Balkon.

Kabinen mit Kopf in Fahrtrichtung
• 103, 104, 107, 108, 111 und 112
• 203, 204, 207, 208, 211, 212, 215, 216, 219, 220, 223, 224, 227, 228, 231 und 232
• 303, 304, 307, 308, 311, 312, 315, 316, 319, 320, 323, 324, 327, 328, 331 und 332

Den meisten Platz bieten die Kabinen 101, 201, 301, die Mittelkabinen sind am leisesten – in den Kabinen am Heck sind der Dieselmotor, die Auf- und Abgänge der Crew zu ihren Kabinen sowie die Musik des Bistros Vino Vino deutlich zu hören.

Bei einer Höhe von 60 Zentimetern sind die Betten allesamt zwei Meter lang, als Einzelbett 80 cm breit, als Doppelbett 1,60 m. Ein Topper liegt auf der Matratze. Die 140 x 200 cm großen Inlets sowie 40x 80 cm großen Kopfkissen aus 100 % Mikrofaser bergen eine Polyester Vlies-Füllung (400 g/qm).

Die Bettwäsche besteht zu 100 % Baumwolle, auf Wunsch gibt es Allergiker-Bettwäsche. Alle Bäder sind mit Rituals-Produkten und Halbrund-Duschen sowie Waschbecken und WC ausgestattet.

Barrierefrei?

Das Flussschiff MS Gloria ist nur bedingt barrierefrei. Zwischen Mittel- und Oberdeck, und damit auch zum Riverside-Restaurant, verkehrt ein Aufzug; Sonnen- und Hauptdeck sind jedoch nicht mit dem Lift erreichbar.

Zudem gibt es Treppenstufen: von der Lidobar zum Sonnendeck 12 Stufen, vom Eingangsbereich zum 300er-Deck 7 Stufen, vom Eingangsbereich zum Sonnendeck 19 Stufen, vom Eingangsbereich zum Restaurant 7 Stufen, vom 200er-Deck zum 300er-Deck 13 Stufen, von der Bar zum Sonnendeck 14 Stufen.

Nachhaltigkeit

VIVA Cruises setzt nach Aussagen seiner CEO Andrea Kruse auf nachhaltiges Reisen und hat verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Umweltbelastung an Bord der MS Gloria zu reduzieren. Umweltfreundliches Reisen beginnt für das Unternehmen bereits mit einer verantwortungsvollen Routenplanung und setzt sich an Bord fort.

Wo möglich, wird in den Häfen, wie beispielsweise in Vernon, Landstrom genutzt. Dies schont die Umwelt, da der Schiffsmotor während des Aufenthalts im Hafen abgeschaltet werden kann. Um die Menge an Wäsche zu minimieren, verzichtet VIVA Cruises auf weiß eingedeckte Tische mit Tischdecken.

Das entlastet die Wäscherei und senkt den Wasser- und Energieverbrauch. VIVA Cruises hat sich verpflichtet, unnötigen Plastikmüll zu vermeiden. An Bord erhält jeder Gast eine Alu-Mehrwegflasche, die jederzeit an zwei Wasserspendern aufgefüllt werden kann.

Eine Seine-Kreuzfahrt mit MS Gloria: die Wertung

Top

  • Beeindruckende Ausblicke: Die Route entlang der Seine bietet abwechslungsreiche Kulissen, von Pariser Wahrzeichen bis zu ländlicher Idylle und beeindruckenden historischen Städten.
  • Service: Was an Sprachkenntnissen hier und da fehlt, macht das Servicepersonal mit Freundlichkeit, Schnelligkeit und Kompetenz wett.
  • Kabinen: Die Betten – besonders auch die Matratzen – sind hervorragend.
  • Speisen und Freizeitangebote an Bord entsprechen hohen Standards, was den Wohlfühlfaktor während der gesamten Reise erhöht. Warum jedoch alle Lebensmittel über einen Großhändler aus Passau von Deutschland aus ans Schiff geliefert werden müssen, ist mir angesichts der Transportwege und Kosten und dem ausdrücklich geäußerten Bestreben der Reederei nach Nachhaltigkeit laut CEO Andrea Kruse nicht nachvollziehbar.
  • Vielfältige Landausflüge: Über den Standard hinaus sehr kompetent, freundlich und bestens informiert sind die Führerinnen und Führer der organisierten Ausflüge, etwa nach Giverny oder Rouen. Besonders die Mischung aus Kunst, Geschichte und Natur wurde im Gespräch immer wieder positiv hervorgehoben.
  • WLAN: Gratis, schnell und lückenlos ist das WLAN in den Zimmern und den öffentlichen Bereichen mit Ausnahme vom Sonnendeck.

Flop

  • Lebensmittelbeschaffung: Im Land von Camembert, Calvados und Cidre werden die Lebensmittel aus Deutschland über einen Großhändler in Passau für die Küche geliefert – mit Fruchtsäften aus Deutschland, TK-Kleingebäck und Torten von Coppenrath & Wiese, deutscher Fleischwurst und Salami …
  • Frühstücksbuffett: Es war reichhaltig, doch eine Woche lang identisch – einige Gäste hätten sich über etwas mehr Abwechslung gefreut.
  • Zeit für Landgänge: Einige Gäste bemängelten, dass die Aufenthalte an Land zu kurz sind, nach oder vor den Ausflügen die angelaufenen Orte in vollem Umfang zu erkunden. Besonders in Rouen hätten sich viele eine längere Verweildauer gewünscht.

Geschmackssache

  • Abendprogramm: Einzig am letzten Abend gab es mit einer Cabaret-Show ein Unterhaltungsprogramm. Die restlichen Abende an Bord spielte Albena jeden Abend als Alleinunterhalterin am Klavier die gleichen Klänge, unterbrochen von Musik vom Band.
  • Ruhiges Reiseerlebnis: Eine Kreuzfahrt auf der Seine ist auf allen Schiffen gemächlich und herrlich entspannend. Für Reisende, die ein lebhafteres Programm oder intensivere Aktivitäten suchen, könnte die ruhige Art der Reise etwas langweilig wirken.
Sitzecke auf dem Sonnendeck von MS Gloria. Foto: Hilke Maunder
Sitzecke auf dem Sonnendeck von MS Gloria. Foto: Hilke Maunder

Offenlegung

Ich entdeckte die Seine an Bord der MS Gloria auf einer Gruppen-Pressereise von GCE auf Einladung von Viva Cruises. Dem Unternehmen und seinen hilfsbereiten wie herzlichen Mitarbeitern sage ich merci und herzlichen Dank. Einfluss auf meine Blogberichte hat dies nicht. Ich berichte subjektiv, wie ich es erlebt habe, mache kein Merchandising und werde erst recht nicht für meine Posts bezahlt.

Weiterlesen

Im Blog

Die Seine gehört neben der Rhône zu den beliebtesten Zielen für Flusskreuzfahrten. Neben Viva Cruises bieten hier auch die Schweizer Reederei Tauck sowie A-Rosa und Nicko Cruises aus Deutschland, CroisiEurope und AmaWaterways Reisen auf dem Strom der Normandie an.

Mehr über Flusskreuzfahrten in Frankreich erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Im Buch

Die Liebe zum Land geht durch den Magen, sagt man – wie wär’s daher mit einem kulinarischen Begleiter zum Törn?

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