
Es war eine Premiere: 1867 eröffnete in einem prachtvollen Palais in Amiens das erste Museum Frankreichs außerhalb von Paris. 2016 wurde das Musée de Picardie für eine millionenschwere Modernisierung und Erweiterung geschlossen. Am 1. März 2020 war Wiedereröffnung.
Wunsch Napoléons
Bereits die Baugeschichte ist ungewöhnlich. Kein Geringerer als Napoleon III. unterstützte die Société des Antiquaires de Picardie, auf deren Initiative ab 1855 der Bau des Musée de Picardie.
Im prunkvollen Palais, Museum und Symbol der Monarchie zugleich, wollte Napoleon III. „alles zusammenzubringen, was den Denkmälern unserer Geschichte und den Erinnerungen unserer Vorfahren lieb und teuer ist“.
Reiche Sammlung
Dank dieses königlichen Auftrags hat das Museum, das anfangs noch den Namen des Herrschers trug, eine äußerst reiche Sammlung zusammengetragen. Die archäologische Sammlung dokumentiert die Vorgeschichte bis zur galloromanischen Zeit, einschließlich der griechischen und ägyptischen Antike.
Zu den Schätzen des Mittelalters gehören kleine Kostbarkeiten ebenso wie monumentale Skulpturen. Die Kunstsammlung umfasst Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert.
Die Kollektion der modernen und zeitgenössischen Kunst birgt neben Gemälden und Skulpturen auch Fotografien und Installationen.
Großer Umbau
Um die reiche Gemäldesammlung, die mehr als zehn Jahren geschlossen war, wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, musste vor allem das erste Stockwerk des Museums renoviert und auf den neuesten Stand gebracht werden.
Dies bot auch die Gelegenheit, die gesamte museale Präsentation zu hinterfragen. Heraus kam ein Konzept, das die Exponate schöner und sicherer in Szene setzt. Besucher erleben mehr Komfort und neue Sichtweisen. Zudem öffnet sich das Museum jetzt stärker zur Stadt.
Die Architekten
Den Architektenwettbewerb vom März 2011 gewann ein Architekten-Duo, das in Frankreich bereits mehrere öffentliche Bauvorhaben erfolgreich umgesetzt haben: Catherine Frenak und Béatrice Jullien.
Die beiden Pariserinnen waren bereits für den Umbau des Kunstmuseums von Chambéry und der Krypta von Notre-Dame de Paris verantwortlich.
Mehr Fläche, neue Angebote
Am 4. Juli 2016 war Grundsteinlegung. 2017 wurde das Museum für den Umbau geschlossen. Staat (16,7%), Region (21,8), Département (11,5%) und Metropolregion Amiens (50%) teilten sich die Baukosten von 26 Millionen Euro.
Bei der Renovierung wurden die Glas- und anderen Dächer instand gesetzt. Diee Innendekorationen und der erste Stock erhielten wieder dien Original-Look von einst. Der Fundus wurde modernisiert. Das Dachgeschoss verwandelte sich in Büroräume.
Hinzu kamen barrierefreie Zugänge, neue temporäre Ausstellungsflächen, zusätzliche Arbeitsräume sowie Auditorium, Kursraum, Café und Museumsshop. Ingesamt vergrößerte sich das Museum durch die Erweiterung um fast 1500 Quadratmeter.
Auch von außen hat sich einiges verändern. Die Wand an der Rue Puvis de Chavannes und die Tore und Säulen an der Rue Jules Lardière verschwanden. Nichts trennt mehr das Museum von der Stadt.
Der Umzug der Maison Moitie
Nicht nur der Palais, auch zwei weitere emblematische Bauten wurden saniert. Die Maison Moitie wurde dazu komplett zerlegt und versetzt. Als seltenes Zeugnis der Architektur des 17. Jahrhunderts in Amiens schmückt sie nun den neuen Jardin Lapidaire.
Auch der Maignan-Pavillon, der einst eine Holzwerkstatt und die IT-Sicherheit barg, wurde im Innern wieder komplett in den Originalzustand rückversetzt.
Altes Erbe, moderne Inszenierung
Das Musée de Picarde: ein historisches Denkmal, das im Originalambiente von einst heute modern sein reiches Erbe inszeniert. Mit dabei: seine berühmte ägyptische Mumie, Sol LeWitts buntes Wandbild Nr. 711, Jules Lefebvres Gemälde von Lady Godiva, die nackt durch Coventry reitet, und viele weitere Schätze!
- www.facebook.com/MuseePicardie
- https://www.amiens.fr/Vivre-a-Amiens/Culture-Patrimoine/Etablissements-culturels/Musee-de-Picardie
- http://www.frenak-jullien.com
Gefällt euch der Beitrag? Dann sagt merci mit einem virtuellen Trinkgeld. Denn Werbebanner oder sonstige Promotions sind für mich tabu. Ich setze auf Follower Power. So, wie Wikipedia das freie Wissen finanziert. Unterstützt den Blog. Fünf Möglichkeiten gibt es.
Weiterreisen
Das ganze Land: MARCO POLO Frankreich*
Einfach aus dem Besten auswählen und Neues ausprobieren, ist das Motto der Marco Polo-Reiseführer. Den MARCO POLO Frankreich* habe ich vor vielen Jahren von Barbara Markert übernommen und seitdem umfassend aktualisiert und erweitert.
Freut euch auf neue Insidertipps, neue Reiseziele, frischen Hintergrund und viele Erlebnisvorschläge für Aktive und Entdecker – von Lichterkunst in Bordeaux’ U-Boot-Basis bis zum Wanderungen unter Wasser. Und damit ihr Frankreich noch besser versteht, gibt es natürlich auch viel Hintergrund zu Frankreich und seinen Menschen. Wer mag, kann ihn hier* direkt bestellen.
* Durch den Kauf über den Referral Link, den ein Sternchen markiert, kannst Du diesen Blog unterstützen und werbefrei halten. Für Dich entstehen keine Mehrkosten. Ganz herzlichen Dank – merci!
Hinterlasse jetzt einen Kommentar