"Ich werde niemanden vergessen", zitiert dieses Wandbild Bernadette Soubirous. Foto: Hilke Maundder
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Bernadette Soubirous: 100 Jahre Seligsprechung

Von den Pyrenäen an die Loire – das Leben der Bernadette Soubirous ist eine außergewöhnliche Reise des Glaubens. 2025 feiert Frankreich den 100. Jahrestag der Seligsprechung der beliebten Heiligen, deren Demut und Glaube zwei Orte untrennbar miteinander verbinden: Lourdes und Nevers.

Dunkle, leicht gewellte Haare, meist verborgen unter einem Kopftuch, einer Haube oder einem Schleier. Braune Augen, aufmerksam und klar. Eine zarte Nase, eine blasse Haut, eine zierliche Figur, gerade mal 1,40 Meter hoch: So zeigen die meisten Zeichnungen Frankreichs berühmteste Heilige, Bernadette Soubirous. Am 7. Januar 1844 wurde sie am Rand der Hochpyrenäen in Lourdes geboren.

Bernadette war das älteste von neun Kindern von François Soubirous und Louise Castérot. Ihre Eltern heirateten aus Liebe, entgegen der damaligen Tradition. Die Familie lebte zunächst in relativem Wohlstand, da François als Müller in der familieneigenen Boly-Mühle arbeitete.

Wie es damals üblich war, wenn die Mütter arbeiteten, wurde Bernadette Soubirous als Säugling zu einer Amme, Marie Lagues, nach Bartrès gegeben und kehrte erst nach zwei Jahren und drei Monaten zu ihren Eltern zurück.

Als die Familie 1854 die Boly-Mühle aufgrund industrieller Konkurrenz verlor, erlebte Bernadette Soubirous härteste Armut. Ihr Vater wurde Tagelöhner, ihre Mutter arbeitete auf dem Feld und in einer Wäscherei.

1857 verlor Bernadette Soubirous sogar ihr Zuhause: Im Februar musste die Familie ins cachot umziehen, eine ehemalige Gefängniszelle. Die zunehmende Armut sorgte dafür, dass die fragile Gesundheit von Bernadette Soubirous sich graduell verschlechterte. Bereits seit frühester Kindheit litt sie an Asthma bronchiale. 1855 erkrankte sie an Cholera, was ihr Asthma verschlimmerte.

Mit 14 Jahren war sie nur etwa 1,40 m groß und sah jünger aus als ihr tatsächliches Alter. Armut, Unterernährung und mangelnde Hygiene ließen vier ihrer Geschwister schon im Säuglingsalter versterben, nur zehn Jahre lang lebte ihr Bruder Justin. Ihre beiden anderen Geschwister Marie Antoinette (genannt Toinette) und Jean-Marie indes wuchsen mit Bernadette auf.

Bildung war ein Luxus, den sich die Familie nicht leisten konnte. So besuchte Bernadette Soubirous zunächst keine Schule und sprach nur den lokalen Dialekt Bigourdan. Auch am Katechismus-Unterricht konnte sie nicht teilnehmen – und so die erste Heilige Kommunion nicht empfangen.

Umso intensiver begann sie die Grundlagen des Glaubens zu lernen, als sie von September 1857 bis Januar 1858 erneut in Bartrès lebte, wo sie als Schäferin arbeitete, dort mündlich die grundlegenden Gebete, das Glaubensbekenntnis und die Zehn Gebote hörte und auswendig lernte.

Erst als sie ab Januar 1858 die Schule der Sœurs de la Charité de Nevers im Hospiz von Lourdes besuchte, lernte sie auch zu lesen. Und hatte bereits kurz darauf die erste ihrer insgesamt 18 Marienerscheinungen. 14 Jahre war Bernadette Soubirous damals alt.

Die Marienerscheinungen

Bernadette Soubirous berichtete von insgesamt 18 Erscheinungen einer „Dame“ in der Grotte von Massabielle. Die erste Erscheinung ereignete sich am 11. Februar 1858, als Bernadette mit ihrer Schwester und einer Freundin Holz sammelte.

Die „Dame“ erschien Bernadette in einem weißen Kleid mit blauem Gürtel und einer goldenen Rose an jedem Fuß. Drei Tage später, am 14. Februar, waren mehrere Mädchen bei der zweiten Erscheinung der Dame anwesend, bei der dritten Vision zwei Frauen aus Lourdes. Später kamen die Mutter, die Tante und weitere Frauen hinzu, dann immer mehr Schaulustige.

Bei der 15. Vision am 4. März 1858 waren etwa 7000 bis 8000 Menschen an der Grotte, begleitet von einem starken Aufgebot an Ordnungskräften. Doch nur Bernadette Soubirous sah die Dame. Erst bei der 16. Erscheinung gab die geisterhafte Unbekannte ihre Identität preis: Sie sei „die Unbefleckte Empfängnis“.

18 Mal sah Bernadette Soubirous sie und vertiefte sich in eine Zwiesprache mit der göttlichen Erscheinung – bis zum 16. Juli 1858. Danach wurde die Dame nicht mehr gesehen – und Bernadette strengen Verhören durch zivile und religiöse Behörden unterzogen. Doch trotz aller Drohungen, trotz allen Drucks blieb Bernadette bei ihren Aussagen. Vier Jahre später erkannte der Bischof Laurence aus Tarbes die Erscheinungen kirchlich an.

Lourdes entwickelte sich zu einem Wallfahrtsort – und Tausende von Heilungen wurden der Fürsprache der Jungfrau Maria in Lourdes zugeschrieben. Bernadette Soubirous war der ganze Trubel viel zu viel. Sie flüchtete vor dem öffentlichen Interesse und den ständigen Fragen über die Erscheinungen in Lourdes, bestieg den Zug und fuhr gen Norden, hin zum Mutterhaus der Schwestern an der Loire.

Bernadette Soubirous in Nevers

Am 7. Juli 1866 trat Bernadette Soubirous als Novizin in das Mutterhaus der Schwestern der Nächstenliebe von Nevers im Kloster Saint-Gildard ein. Sie kam zu Fuß, hatte einen Schirm dabei, den sie auch als Gehstock nutzte, und eine kleine karierte Reisetasche, die heute im Museum des Sanctuaire Sainte-Bernadette (auch: Espace Sainte-Bernadette) zu sehen ist.

22 Jahre war sie inzwischen alt. Begleitet wurde sie von ihrer Oberin aus Lourdes sowie zwei weiteren jungen Frauen. Bernadette Soubirous arbeitete zunächst als Hilfskrankenschwester und später als Verantwortliche der Krankenstation, da sie – anders als die anderen ausgebildeten Novizinnen – aufgrund ihrer schlechten Gesundheit nicht als Missionarin hinausziehen und den Glauben verbreiten konnte.

Trotz ihrer Bekanntheit erhielt Bernadette keine Sonderbehandlung und lebte ein bescheidenes Leben wie jede andere Schwester. Ganz in Demut wollte sie ihre Berufung erfüllen. „Jesus allein ist mein einziger Reichtum“ lautete ihr Leitspruch.

Auch in Nevers litt Bernadette Soubirous während ihres gesamten Klosterlebens unter schweren gesundheitlichen Problemen. Ihre chronischen Asthmaanfälle, die ihre Bronchien massiv verengt hatten, verschlechterten sich zunehmend, und in den letzten vier Jahren ihres Lebens war sie so schwer krank, dass sie meist ans Bett gefesselt war oder höchstens im Lehnstuhl sitzen konnte.

13 Jahren nach ihrem Eintritt ins Kloster starb sie am 16. April 1879 im Alter von nur 35 Jahren an Knochentuberkulose – Mykobakterien hatten das Knochengewebe befallen. Noch am selben Tag wurde sie in der Chapelle Saint-Joseph im Klostergarten bestattet. 30 Jahre später wurde ihr Leichnam am 22. September 1909 erstmals exhumiert.

Zehn Jahre später, am 3. April 1919, erfolgte eine zweite Exhumierung – und schließlich, am 18. April 1925, die dritte Öffnung des Grabes. Und jedes Mal staunten die Anwesenden: Wie durch ein Wunder war der Leichnam stets völlig unversehrt.

Dieses Wunder trug maßgeblich dazu bei, dass Bernadette Soubirous selig gesprochen wurde – und wurde sichtbar gemacht: Bernadettes Körper wurde nun in einen neuen Schrein aus Bronze und Glas gebettet. Am 25. August 1925 wurde dieser Schrein in die Hauptkapelle des ehemaligen Klosters Saint-Gildard überführt. 

Dort ruht ihr Leichnam bis heute – und kann in einer Seitenkapelle als Ganzkörperreliquie betrachtet werden. 200.000 Pilger aus aller Welt zieht ihr Grab heute an. Stolz weist die Leuchttafel im Innenhof des Espace Sainte-Bernadette auf Gottesdienste in exotischen Sprachen wie Thai hin. Bernadette Soubirous, 1933 von Papst Pius XI. heiliggesprochen, ist eine zentrale Figur des französischen Katholizismus und wird als eine Heilige verehrt, die Gottes Nähe zu den Armen und Ausgegrenzten symbolisiert.

Sainte-Bernadette ist in Frankreich das Symbol für Demut und unerschütterlichen Glauben. Ihre Visionen von der Jungfrau Maria in Lourdes haben Lourdes zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte Europas gemacht, den jährlich Millionen Pilger besuchen auf der Suche nach Trost, Heilung und spiritueller Erneuerung.

Bernadette Soubirous: die Infos

Sanctuaire / Espace Sainte-Bernadette

34, rue Saint-Gildard, 58000 Nevers, Tel. 03 86 71 99 50, www.sainte-bernadette-soubirous-nevers.com, www.youtube.com/@sanctuairesaintebernadette4843

Kloster-Shopping

Direkt am Eingang des Sanctuaire Sainte-Bernadette befindet sich die gut bestückte Klosterboutique. Neben den üblichen Devotionalien für Pilger findet ihr dort auch Kulinarisches – Konfitüren und Confiserie aus diversen französischen Klöstern sowie die Kräutertees des Sanctuaire Sainte-Bernadette, die im Klostergarten wachsen und vor Ort im séchoir auf Holzlatten getrocknet werden.

Essen und schlafen

Für Pilger, externe Besucher und alle, die im Kloster übernachten, gibt es einfache wie preiswerte Mahlzeiten in großen Speisesälen vor Ort – vom Frühstück mit Baguette, Marmelade, Joghurt, Säften und heißen Getränken über Mittagsmahlzeiten und einem familiären Dreigängemenu zum Dîner.

Wer mag, kann auf dem Gelände des Wallfahrtsortes übernachten. Das einstige Kloster birgt insgesamt 90 Zimmer für ein bis fünf Gäste mit Waschgelegenheit, Dusche und WC auf dem Flur oder im eigenen Zimmer. Ein Teil der Unterkünfte ist barrierefrei und mit dem Aufzug zu erreichen.

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2 Kommentare

  1. „Doch nur Bernadette Soubirous sah die Dame.“
    Einen sichereren Beweis für die Existenz der Dame kann es nicht geben, wenn NUR Bernadette sie gesehen hat.

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