Le Havre: Hafenrundfahrt. Foto: Hilke Maunder
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Le Havre Insolite: das ist einmalig!

Le Havre gehört für mich zu den verkanntesten Orten der Normandie. Doch seit dem riesigen Kulturspektakel zum 500. Geburtstag der Stadt an der Seine ist Le Havre plötzlich hip – und sehr angesagt bei den Franzosen.

Was Du auf keinen Fall verpassen solltest, habe ich Dir hier vorgestellt. Für Insider gibt es hier Ungewöhnliches, Überraschendes und Erstaunliches, eben: Le Havre insolite. Bonnes découvertes!

Der Hangar Zéro

Porte d’Océane nennt sich Le Havre stolz: Tor zum Ozean. Gemessen an der Tonnage ist der Hafen an der Seinemündung der zweitgrößte Frankreichs und bei Containern der größte des Landes. LH steckt mitten im nachhaltigen Stadtumbau. Ein ehemaliger Hafenspeicher wandelte sich zum Labor für den ökologischen Wandel.

Noch bis 2014 wurden hinter seiner Backsteinfassade Holz und Kakao in Säcken gelagert. Im März 2016 riefen Paris, Rouen und Le Havre gemeinsam die Initiative Réinventer la Seine ins Leben. Ihr Ziel: Neue Lebensweisen auf und an der Seine auf der Achse Paris-Rouen-Le Havre zu erfinden.

Der Eingang zum Hangar Zéro am Quai de la Saône von Le Havre. Foto:
Der Eingang zum Hangar Zéro am Quai de la Saône von Le Havre. Foto: Hilke Maunder

In Le Havre besetzten Aktivisten daraufhin den ehemaligen Lagerschuppen am Quai de la Saône und taten sich zu einer Société Coopérative d’Intérêt Collectif (SCIC) zusammen, bei der jeder Gesellschafter zugleich Nutzer des Hangar Zéro ist. „Es geht darum, neue Wege des Produzierens, Teilens und Schaffens nicht nur zu erfinden, sondern auch kollektiv umzusetzen“, so Brice Canaud, Ingenieur und Mitgesellschafter dieses in Frankreich einzigartigen Projekts.

Vor Ort leitet Pierre Sayet mit engagierten Mitstreitern das Projekt. Ihre Vision: null Kohlenstoff, null Abfall, null Ausgeschlossene. Sie wollen den Hangar Zero zu einem ein Ort der Offenheit, des Teilens und des Austauschs machen, von dem alle profitieren.

Eine Pausenecke im Coworking-Bereich des Hangar Zéro. Foto: Hilke Maunder
Eine Pausenecke im Coworking-Bereich des Hangar Zéro. Foto: Hilke Maunder

Der ökologische Fußabdruck soll dabei so gering wie möglich sein. Die meisten der verwendeten Materialien stammen von Rückbaustellen oder wurden gespendet. 2019 begann der Umbau – mit Freiwilligen und Mitmach-Baustellen, die bis heute allen offenstehen.

90 Prozent der Materialien wurden wiederverwertet. Le Hangar recycelt nicht nur seine Baumaterialien, sondern versteht sich als Labor für zukunftsweisende Bautechniken. Genügsamkeit, insbesondere Energiegenügsamkeit, die Einbeziehung „sauberer“ Energielieferanten und das Streben nach Energieautonomie prägt jeden Baufortschritt. Bevorzugt verwendet werden daher Materialien, die später erneut wiederverwertet werden können: Kreislauf statt Wegwerfen.

32 Container, die ihre letzte Reise hinter sich haben, stapeln sich nun im Innern der hohen Halle bis unter das Dach und bergen Büros und Arbeitsräume. Die Container bilden das Herz eines 1.700 Quadratmeter großen Gründerzentrums, in dem Texter, Architekten, Therapeuten, Handwerker und andere Selbstständige, die den ökologischen Wandel vorantreiben, für wenig Geld Flächen mieten können.

Durch die Fenster im Hochparterre fällt der Blick auf die tour des dockers, unter dessen Uhr einst das Geld an die Hafenarbeiter ausgegeben wurde. Im Erdgeschoss bezogen Anfang 2021 die ersten Hand- und Kunsthandwerker ihre Ateliers. Seitdem wird dort getöpfert, getischlert, genäht und gemalt.

In der Mitte des Hangars entstand die Agora: ein Raum in voller Höhe bis zum Dach, der für Konferenzen, Märkte, Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt wird. Ebenfalls im Erdgeschoss eröffnete im Juni 2021 der Laden des Hangar Zéro. Bestück wird er vom Verein Les Artisans du Monde, der Weinhandlung Le Cellier des Bien-Vivants und Kreativen des Hangars.

Die Boutique des Hangar Zéro von Le Havre. Foto: Hilke Maunder
Die Boutique des Hangar Zéro von Le Havre. Foto: Hilke Maunder

Im Bar-Restaurant bilden Treibholz und Palettenholz eine Wand, auf der Deko und Zimmerpflanzen für Ambiente sorgen. Die Außenbar des Hangar Zéro umgeben Gemeinschaftsgärten, die allen offenstehen. Vom Schüler bis zum Senior könnten dort die Menschen des Stadtteils nach Herzenslust gärtnern und Obst, Gemüse oder Blumen anbauen.

1.000 Quadratmeter sind die Gärten groß, die nach den Prinzipien der Permakultur bewirtschaftet werden. Seit Sommer 2022 gehört ein Aquaponik-System mit Forellen dazu, die die Gäste füttern dürfen. Die Ausscheidungen der Fische liefern den Böden im Garten neue Nahrung. Vieles, was dort angebaut wird, landet in der Küche des Hangar Zéro. Die Karte: nachhaltig köstlich.
• 37, Quai de la Saône, 76600 Le Havre, Tel. mobil 07 49 65 51 28, https://lehangarzero.fr

Sainte-Adresse: Belgiens Hauptstadt an der Seine

Sainte-Adresse hockt auf einer Klippe, hoch über der Mündung der Seine. 1879 hatte sich die Schauspielerin Sarah Bernhard dort eine Villa errichten lassen. Claude Monet malte sein Werk Garten in Sainte-Adresse.

Damit lockte er Künstlerkollegen wie Raoul Dufy, den Fauvisten Albert Marguet und den belgischen Genremaler Alfred Stevens in den Badeort. In den 1870er-Jahren mit einer Straßenbahn an Le Havre angeschlossen, galt er als Nizza von Le Havre, als Nice Havrais.

Sainte-Adresse, das noble Küstenviertel von Le Havre. Foto: Hilke Maunder
Sainte-Adresse, das noble Küstenviertel von Le Havre. Foto: Hilke Maunder

Flucht ins nicht besetzte Frankreich

Als der Erste Weltkrieg ausbrach, war Belgien neutral. Dennoch marschierten am 4. August 1914 um acht Uhr morgens deutsche Truppen in Belgien ein. Von Oostende aus flüchtete daher am 11. Oktober 1914 Belgiens Regierung an Bord des Passagierschiffes Pieter de Coninck in den nicht besetzten Teil Frankreichs.

Als Exil wählen sie Sainte-Adresse. Der König verweilte dagegen vier Jahre lang mit seiner Familie in De Panne, in der Nähe seiner Truppen hinter der Yserlinie.

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Spurensuche in Sainte-Adresse

An der Place Frederic Sauvage, der Endstation der Straßenbahn zwischen Saint-Adresse und Le Havre, hatte der Kaufhauskönig Georges Dufayel ein großes Erholungsheim für die Arbeiter und Angestellten seiner Grands Magasins Crespin-Dufayel errichtet.

Mit mehr als 15.000 Mitarbeitern (1912) gehörte das Warenhaus an der 22–34, rue de Clignancourt im 18. Arrondissement von Paris zu den bedeutendsten Kaufhäusern der Welt.

Sainte-Adresse: Hauptstadt von Belgien. Pressebild zum Jubliäum. Stadt Le Havre. Copyright: Léo KouperIn dieses neoklassizistische, 1911 nach Plänen von Ernest Daniel errichtete Immeuble Dufayel zogen die Minister und ihre Familien ein. Im Erdgeschoss nahm am 15. Oktober eine belgische Post ihre Arbeit auf.

Bis heute erinnert daran ein leuchtend roter Briefkasten mit Post-Logo und den Jahreszahlen 1914 – 1918. Die belgische Regierung residierte bis zum November 1918 in Le Havre.

© Fotos: Stadtarchiv Le Havre, Poster: Léo Kouper

La Galerie Eric Baudet: Normannische Künstler

Jenseits des großen kommerziellen Kunstbetriebes gibt es in Frankreich unzählige private Galerien, die von ihren Inhabern mit Leidenschaft geführt werden – feine Kleinode großer Kunst. Eine von diesen ist die Galerie Eric Baudet in Le Havre.

Nur wenige Schritte vom Hôtel de Ville residiert sie am Beginn der Avenue Foch in einem Wohnhaus, das wie die anderen Perret-Bauten von Le Havre als UNESCO-Welterbe geschützt ist.

Die Galerie Éric Baudet in Le Havre
Die Galerie Éric Baudet in Le Havre. Foto: Hilke Maunder

Schlicht und funktionell, bildet sie den zurückhaltenden Rahmen für die Werke von 1920 bis heute, die im Erdgeschoss und im Mezzanine ausgestellt sind. Beide Ebenen verbindet eine geschwungene Treppe, selbst Kunstwerk jener Jahre.

Seit der Jugend von Kunst fasziniert

Seit 1993 betreibt Eric Baudet, im Hauptberuf Leiter für Kommunikation beim örtlichen Fremdenverkehrsamt, seine Galerie. Seine Liebe zur Kunst reicht jedoch viel weiter zurück; bereits als Schüler und Student investierte er sein Gespartes in Zeichnungen, Plastiken und Druckwerke. Und bis heute ist er ein passionierter Sammler von Kunst.

Von seinen jährlich sieben bis acht Ausstellungen ist eine stets der Skulptur gewidmet. Wunderschön war im Sommer 2011 beispielsweise eine Ausstellung mit Aktbildern in Tusche und Pastell von Roger Guerrant (1930 – 1977). Baudet hat den Maler aus Le Havre in seiner Jugend entdeckt und seitdem regelmäßig präsentiert.

Die Galerie Éric Baudet in Le Havre
Im Erdgeschoss der Galerie Éric Baudet. Foto: Hilke Maunder

So waren bei Baudet auch dessen figurativ-expressiven Gemälde rund um das Thema Natur zu sehen – Häfen, Felsklippen, Bäumen, Pflanzen und Vögeln der Region seiner normannischen Heimat.

Weitere Themen vergangener Ausstellungen waren Musique Maestro mit Werken von Raoul Dufy, Gen Paul und Lucien Fontanarosa zum Thema Musik und Tanz.

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Musée Malraux konzipierte Baudet zudem die Ausstellung Malraux, Arnould, Adam – Trois hommes pour un Musée.

Die Schau präsentierte drei Männer, die das hervorragende Kunstmuseum von Le Havre überhaupt erst möglich gemacht hatten. Es waren André Malraux, Schriftsteller und damaliger Kulturminister, Reynold Arnould, Maler und Kurators des Museums, und Henri-Georges Adam. Letzterer schenkte mit seiner Skulptur Signal dem an der Mündung der Seine gelegenen Museum seine monumentale Landmarke.
• 121, avenue Foch, 76600 Le Havre, Tel. 02 35 42 32 44, www.facebook.com

Le Havre insolite: die Galerie Éric Baudet
Im Obergeschoss der Galerie Éric Baudet. Foto: Hilke Maunder

Eric Baudet & Raoul Dufy

Er liebte das Licht und das Leben und war ein Maler der Freude: Raoul Dufy. Seine Heimat war Le Havre, seine Motive das Meer und Mole, das Badeleben in Sainte-Adresse, die alten Häuser von Honfleur, die Menschen, Musik und Mythologie.

Farbe und Zeichnung trennen sich auf seinen Gemälden, schwarze Striche begrenzen Silhouetten, setzen Akzente, und verblassen doch vor der Intensität seiner Farben.

Eric Baudet hat ihm mit seinem Kunstbuch Raoul Dufy – Le Fiancé du Havre kundig ein reich bebildertes Denkmal gesetzt.
 Éditions Eric Baudet 2003

Der Zuckerhut von Le Havre

Der <em>pain de sucre</em> von Le Havre. Foto: Hilke Maunder
Der pain de sucre von Le Havre. Foto: Hilke Maunder

Nach siebenjährigem Exil in Amerika kann Général-Comte Lefebvre-Desnouëttes (1773-1822), der für Napoleon mit der Kavallerie viele Schlachten schlug, endlich wieder in die Heimat zurückkehren.

Doch Le Havre erreicht er nie. Am 22. April 1822 versinkt sein Schiff „Albion“ vor der irländischen Küste im Atlantik. Sein Leichnam wurde nie gefunden. Für Lefebvre-Desnouettes, während der Restauration als Günstling Napoleons angeklagt, zum Tode verurteilt und in die USA geflohen, wurde die kalte See das ewige Grab.

Der Cenotaph von Sainte-Adresse. Foto: Hilke Maunder
Der Cenotaph von Sainte-Adresse. Foto: Hilke Maunder

Seine Witwe Stéphanie Rollier trauerte, verging vor Sehnsucht – und errichtete schließlich 30 Jahre später – im Jahr 1852 – einen weißen Cenotaph, der zu den berühmtesten Kuriositäten der Côte d’Albâtre gehört.

Denn das Denkmal, das offiziell Pain de Sucre (Zuckerhut) heißt, löste damals (wie auch heute) in der Fantasie des Betrachters ganz andere Assoziationen aus.

Und so wurde das Memorial, das seit 1880 die Gebeine auch von Madame birgt, im frühen 20. Jahrhundert zum beliebten Motiv erotischer Postkarten aus Le Havre…

Die Inschrift des <em>pain de sucre</em> von Le Havre. Foto: Hilke Maunder
Die Inschrift des pain de sucre von Le Havre. Foto: Hilke Maunder

Das Denkmal der trauernden Witwe findet ihr in der Rue Charles Alexandre Lesueur im Ortsteil Sainte-Adresse. Dort ist für Geo-Cacher eine Box versteckt!

Infos dazu gibt es hier: www.geocaching.com/geocache/GC158W7_le-pain-de-sucre. Ganz in der Nähe lohnt eine Seemannskirche mit einem Meer ungewöhnlicher Votivtafeln einen Besuch – Notre Dame des Flots.

Notre-Dame-des-Flots: die Seemannskapelle

<em>Notre-Dame des Flots</em> in Le Havre. Foto: Hilke Maunder
Notre-Dame des Flots in Le Havre. Foto: Hilke Maunder

Eigentlich war die kleine Kapelle Notre-Dame-des-Flots ein Gotteshaus der Seeleute, geschmückt mit ihren Danksagungen. 1857 war es auf Initiative des Abtes Duval-Pirou von Théodore Huchon im neogotischen Stil in der Rue Charles-Alexandre Lesueur auf den Klippen von  Sainte-Adresse bei Le Havre errichtet worden.

Doch im Meer ihrer Votivtafeln entdecke ich eine überraschend andere Inschrift. „Dank an Unsere Liebe Frau für den Erfolg in zwei Examen 1893-1895“ steht dort in schwarzer Schrift auf dem hellen Marmor. Bis heute steht vor dem kleinen Täfelchen ein frischer Blumengruß.

Zur Kapelle gehört ein kleiner Garten. Und ein Panoramablick auf die Seinemündung und das Meer, das die Gestaltung der Kirche so geprägt hat.

Eine Votivtafel der Kapelle <em>Notre Dame des Flots</em> in Le Havre. Foto: Hilke Maunder
Eine Votivtafel der Kapelle Notre Dame des Flots in Le Havre. Foto: Hilke Maunder

Doch Regen und Seeluft haben der Kapelle arg zugefügt. Risse zogen ins Mauerwerk. Feuchtigkeit eroberte die Wände. Daher soll das Gotteshaus nun mit Unterstützung der Bevölkerung möglichst rasch saniert werden.

Wie sehr eine Spende für die Bauarbeiten auf eigene Steuerlast drücken kann, lässt sich daher gleich auf der Projekt-Webseite berechnen. Von den Baukosten von rund 360.000 Euro kam ein Zehntel aus Spenden zusammen.

Die Seemannskapelle <em>Notre-Dame des Flots</em>. Foto: Hilke Maunder
Die Seemannskapelle Notre-Dame des Flots. Foto: Hilke Maunder

La Collection Gosselin: Weltreise des Wohnens

Was erwartet ihr, im Museum einer Abtei zu sehen? Ich dachte da an Heiligen- und Mariendarstellungen, Requisiten für die Kulthandlungen, Messgewänder, Modelle des Kirchenbaus, Gemälde und Fotografien zum Gotteshaus.

Umso mehr staunte ich, als ich in den ersten Stock des Musée de l’Abbaye de Graville hinaufstieg und dies erblickte: ein Wandregal, vollgestellt mit Miniaturhäusern im normannischen Stil.

Sammlung Gosselin in der Abtei von Graville / Le Havre
Foto: Hilke Maunder

Wie wohnen Menschen anderswo?

Allesamt wurden die Bauten von einem passionierten Bastler erstellt: Jules Gosselin, 1863 in Gonneville-la-Malet geboren. Den Großteil seines Lebens verbrachte Monsieur im kleinen normannischen Städtchen Bolbec, die letzten Lebensjahre in Sanvic, einem Vorort von Le Havre.

Wie die Menschen daheim und in der fernen Welt wohnten, war ein Thema, das Gosselin schon früh beschäftigte.

Sammlung Gosselin in der Abtei von Graville / Le Havre
Foto: Hilke Maunder

Selbstgebaute Mini-Häuser

Mit 20 Jahren fertigte er mit dem elterlichen Wohnhaus sein erstes Objekt. Seine Baumaterialien waren einfach: Gips, Holz, Leder, Stoff, Weidenruten und Farbe. Anfang waren die Bauten noch eher einfach. Mit zunehmender Übung wurden sie raffinierter.

Als Vorlagen diente ihm die eigene Anschauung. Und das 895 Seiten dicke Werk L’Habitation Humaine, das der Architekt der Pariser Oper, Charles Garnier, gemeinsam mit A. Ammann 1892 gemeinsam verfasst hatte.

Sammlung Gosselin in der Abtei von Graville / Le Havre
Foto: Hilke Maunder

Highlight der Pariser Weltausstellung

Sammlung Gosselin in der Abtei von Graville / Le Havre
Foto: Hilke Maunder

Garnier war es auch, der Gosselin 1889 seinen großen Auftritt vermittelte: Die Weltreise zu den Wohnbauten der Welt war ein viel beachter Höhepunkt der Pariser Weltausstellung. 206 Bauten, allesamt kleiner als ein Quadratmeter – wer hätte das gedacht, dass dieser Schatz heute in Le Havre zu finden ist?

Mein Extratipp: Weihnachtszauber in Le Havre

Unter dem Motto Noël au Havre ist die Innenstadt winterlich weiß, meerblau und poppig lila illuminiert, und das Rathaus schmücken weder Weihnachtsrot oder Tannengrün, sondern Lichtersäulen in lila und weiß zuckende Blitze.

Weihnachten in Le Havre. Foto: Hilke Maunder
Stimmungsvoll illuminiert: das Rathaus von Le Havre

Märchenschau im Rathaus

Auf der Rückseite des Hôtel de Ville entführen liebevoll dekorierte Schaufenster nicht in die Krippenwelt, sondern die Märchen. Auch im Innern des Rathauses gibt sich das Weihnachtsflair erfrischend säkular.

In Frankreich sind Staat und Kirche seit der Französischen Revolution streng getrennt, und auch im Musikunterricht der Schulen wird zu Weihnachten keine religiöse Weise gesungen, sondern ganz weltlich dem Winter und dem Weihnachtszauber im Kreise der Familie gehuldigt.

Père Noël im Rathaus von Le Havre. Foto: Hilke Maunder
Père Noël im Rathaus von Le Havre. Foto: Hilke Maunder

Doch zurück zu Le Havre, wo Père Noël als Kegelfigur im immens opulenten Weihnachtsdorf des Rathauses als Fotomotiv der Familien dient, und im Espace Coty, dem Einkaufszentrum der City, die Geschenkwünsche der Kinder persönlich entgegennimmt.

Wer ihm schreiben möchte, kann im Atelier Municipal der Bibliotheken von Mont-Gaillaird, Marge Rouge, Aplemeont, Graville und Armand Salacrou seine Postkarte an ihn individuell gestalten.

In der hervorragenden Buchhandlung La Galerne wird derweil an zahlreichen Tischen Neues aus der Druckerpresse von den Autoren signiert und mitten im Gedränge geklönt und gelacht.

Weihnachtszauber im Einkaufszentrum <em>Coty</em> von Le Havre. Foto: Hilke Maunder
Weihnachtszauber im Einkaufszentrum Coty von Le Havre. Foto: Hilke Maunder

An allen Dezembersonntagen haben die Geschäfte geöffnet. Jeder Stand in den Markthallen ist festlich mit Silberglocken, roten Schleifen, Glanz und Glitzer dekoriert: Weihnachtszauber allerorten!

Weihnachtliche Schau-Fenster im Rathaus von Le Havre. Foto: Hilke Maunder
Weihnachtliche Schau-Fenster im Rathaus von Le Havre. Foto: Hilke Maunder

Hüttenzauber mit Handwerk und Glühwein

Auf der Place Perret verbreitet ein Village de Noël mit Holzbuden von 12 – 20 Uhr mit regionalem Handwerk und lokalen Schlemmereien weihnachtliches Flair. Wer bei der Wahl des schönsten Chalets dort Glück hat, gewinnt einen drei Kilogramm schweren Weihnachtsmann zum Fest.

Höhepunkt der weihnachtlichen Vorfreude ist jedoch die Parade Blanche, ein Umzug mit fantasievollen wie festlichen Wagen, der stets in der Rue de Paris beginnt. Pas à manquer, das dürfen Sie nicht verpassen, empfiehlt das Faltblatt mit allen Infos zum (vor)weihnachtlichen Treiben.

Die Weihnachtsausstellung im Rathaus von Le Havre ist stets ungeheuer opulent und überraschend! Foto: Hilke Maunder
Die Weihnachtsausstellung im Rathaus von Le Havre ist stets ungeheuer opulent und überraschend! Foto: Hilke Maunder

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Im Blog

Le Havre habe ich im Blog schon häufiger vorgestellt, zum Beispiel hier:

Le Havre: meine Top Ten

Das Welterbe von Le Havre: Poesie in Beton

Im Buch

Glücksorte in der Normandie*

Steile Klippen und weite Sandstrände, bizarre Felslandschaften und verwunschene Wälder, romantische Fachwerkstädtchen und moderne Architektur – die Normandie hat unzählige Glücksorte zu bieten.

Gemeinsam mit meiner Freundin Barbara Kettl-Römer stelle ich sie euch in diesem Taschenbuch vor. Wir verraten, wo die schönste Strandbar an der Seine liegt, für welche Brioches es sich lohnt, ins Tal der Saire zu fahren, und wo noch echter Camembert aus Rohmilch hergestellt wird.

Unser Gemeinschaftswerk stellt euch insgesamt 80 einzigartige Orte vor, die oftmals abseits der eingetretenen Pfade liegen. Wer mag, kann es hier* bestellen.

Hilke Maunder_Normandie_Abseits

Normandie: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Die Netflix-Serie „Lupin“ hat die Normandie zu einem touristischen Hotspot gemacht. Garantiert keine Massen triffst Du bei meinen 50 Tipps. Sie sind allesamt insolite, wie die Franzosen sagen – ursprünglich, authentisch und wunderschön.

Die Landpartie durch die andere Normandie beginnt im steten Auf und Ab der Vélomaritime, führt zu den Leinenfeldern der Vallée du Dun, zu zottigen Bisons und tief hinein ins Bauernland des Pays de Bray, Heimat des ältesten Käses der Normandie.

Im Tal der Seine schmücken Irisblüten auf hellem Reet die Giebel alter chaumières, und Störche brüten im Marais Vernier. Von den Höhen vom Perche geht es hin zur Normannischen Schweiz und bis zur Mündung des Couesnan an der Grenze zur Bretagne. Hier* kannst Du den handlichen Führer bestellen.

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