Der Blick auf Notre-Dame de Paris vom Quartier Latin. Foto: Hilke Maunder
|

Notre-Dame: Wiedereröffnung am 8. 12. 2024

8. Dezember 2024: Das ist der feste Termin für die Wiedereröffnung Notre-Dame de Paris. Fünfeinhalb Jahre nach dem verheerenden Brand soll die Kathedrale wieder Gottesdienste abhalten und für Besuche geöffnet sein.

Dies sagte Philippe Jost, Generaldirektor der für den Wiederaufbau zuständigen Regierungsbehörde, in Paris. Der Wiederaufbau erfolgt originalgetreu nach Plänen von Philippe Villeneuve. 1000 Menschen arbeiten derzeit auf der Baustelle unter Leitung von Jean-Louis Georgelin.

Für den 15. April 2024, dem 5. Jahrestag des verheerenden Feuers, ist ein Te Deum geplant. Das Te Deum ist ein Lobgesang auf Gott, der seinen Ruhm und seine Macht preist und ihn um seine Hilfe und Führung bittet. Es wird meist bei besonderen Anlässen gesungen und ist ein fester Bestandteil der römisch-katholischen Liturgie zu Himmelfahrt.

Auch nach der Wiedereröffnung sind die Bauarbeiten noch nicht beendet. Dann beginnt die Neugestaltung des Parvis, des Vorplatzes von Notre-Dame mit dem berühmten Nullpunkt des Landes, und des Umfeldes der Kirche nach den Plänen des Landschaftsarchitekten Bas Smets.

Der Wiederaufbau von Notre-Dame. So sah es im späten November 2022 aus. Foto: Hilke Maunder
Der Wiederaufbau von Notre-Dame. So sah es im späten November 2022 aus. Foto: Hilke Maunder

Das Feuer

Die spirituelle Heimat Frankreichs hatte am 15. April 2019 gebrannt. Um 18.50 Uhr hatte die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, die von ihrem Büro im Hôtel de Ville auf die Kirche blickte, Flammen auf dem Dach der gotischen Kathedrale Notre-Dame de Paris entdeckt. Vom Außengerüst eroberte sich das Feuer in Windeseile den gesamten Dachstuhl.

Ausgebrannt: der Dachstuhl

Eine Drohne der Polizei zeigte gegen 22 Uhr, wie das gesamte Dach lichterloh brannte und die steinerne Spitze von Notre-Dame abbrach. Auch einige der berühmten Glasfenster barsten in der Hitze.

Die Rosette der Westfassade, die Türme und die steinerne Struktur indes konnten dem Brand widerstehen, ein Großteil der Kunstschätze gerettet werden. Die Apostel der Westfassade waren bereits vor dem Feuer für eine Restaurierung abmontiert worden. Als der Brand gelöscht war, überstrahlte das goldene Kreuz leuchtend die Brandspuren.

400 Feuerwehrleute waren 15 Stunden lang im Einsatz. Einer von ihnen wurde bei den Löscharbeiten verletzt. Das Feuer aus der Luft zu löschen, wie der damalige US-Präsident Trump vorgeschlagen hatte, war laut Experten des nationalen Denkmalamtes Centre des Monuments Nationaux nicht möglich. Das Wasser hätte zum Einsturz von Notre-Dame de Paris führen kommen.

Spendet für den Wiederaufbau für Notre-Dame de Paris!

Deutsche Hilfe

Der Brand löste eine internationale Solidaritätswelle aus. Auch die ehemalige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bot Frankreich Hilfe beim Wiederaufbau an. Ganz praktisch leistete sie in den darauffolgenden Jahren die Kölner Dombauhütte, die beim Restaurieren der Fenster mithalf.

Nationale Spendenaktion

Bereits am Tag nach dem Feuer begann eine nationale Spendenaktion. Bereits in der Brandnacht hat Präsident Macron Superreiche und CEO von großen Firmen um Hilfe gebeten. Als Erste sagte die Familie Pinault (Gucci) eine 100-Millionen-Euro-Spende zu. Bernard Arnault folgte mit der 200-Millionen-Euro-Spende.

Die Stiftung für Kulturgüter Fondation Patrimoine hat eine Spendenaktion für Notre-Dame de Paris gestartet. Jeder Euro hilft.

Restauratorin Flavie Vincent-Petit. Foto: Hilke Maunder
Restauratorin Flavie Vincent-Petit. Foto: Hilke Maunder

Wiederaufbau? Fünf Jahre!

Staatspräsident Emmanuel Macron kündigte bei einer Fernsehansprache an, dass die Kathedrale in nur fünf Jahren wiederaufgebaut werden solle. Für die Rekonstruktion des Vierungsturms rief der damalige Premierminister Édouard Philippe einen internationalen Architektenwettbewerb aus.

Flavia Vincent-Petit erhielt einen der Aufträge zur Rettung und Restauration der berühmten Glasfenster. Hier habe ich die Glaskünstlerin aus Troyes vorgestellt.

Die Kathedrale im Portrait

Notre-Dame de Paris: das Innere der Kathedrale auf der Île de la Cité. Foto: Hilke Maunder
Das Innere der Kathedrale auf der Île de la Cité. Foto: Hilke Maunder

1163 hatte Papst Alexander III. auf der Île de la Cité, der Keimzelle von Paris inmitten der Seine, ihren Grundstein gelegt. Nicht einmal 60 Jahre später, 1220, fand bereits der erste Gottesdienst statt. In den Kapellen wurde damals noch eifrig gebaut.

Vor dem Brand glich das Gotteshaus selbst bei strahlendster Sonne einer schützenden Höhle, so spärlich war es illuminiert. Umso funkelnder leuchteten die Farben auf den Glasfenstern, den prachtvollen Rosetten, fast überirdisch schön.

Flavie Vincent-Petit soll auch sie restaurieren, die berühmte Rosette von Notre-Dame de Paris. Foto: Hilke Maunder
Die berühmte Rosette von Notre-Dame de Paris. Foto: Hilke Maunder

Orgelmusik per Knopfdruck!

Ungeheuer klanggewaltig ist die Orgel von François Thierry aus dem frühen 19. Jahrhundert, die Aristide Cavaillé-Coll 1863– 1868 erweiterte. Mit 8.500 Pfeifen und 113 Registern auf fünf Manualen gehört sie zu den größten Orgeln Frankreichs.

Auch sie ist mittlerweile im Hightech-Zeitalter angekommen. Dank Sprach- und Computersteuerung können Organisten heute Melodien auch per Knopfdruck abspielen lassen. Die Orgel blieb vom Feuer verschont und wurde inzwischen gereinigt.

Die Schutzpatronin von Notre-Dame

Am südöstlichen Vierungspfeiler befand sich vor dem Feuer das hochverehrte Gnadenbild der Schutzpatronin der Kathedrale, das um 1330 entstand. Aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammten die 23 Reliefs der Chorschranken.

Sie zeigten Szenen aus dem Leben und der Passion Christi. Rechts neben dem Chor barg der trésor die „Großen Reliquien“: einen Dorn aus der Dornenkrone sowie ein Stück Holz und einen Nagel vom Kreuz Christi.

Fantasievögel & Wasserspeier

Wasserspeier auf dem Dach der Kathedrale Notre-Dame de Paris. Foto: Lara Maunder
Wasserspeier auf dem Dach der Kathedrale Notre-Dame de Paris. Foto: Lara Maunder

Mit ihren 69 Meter hohen Türmen war Notre-Dame de Paris bis Mitte des 13. Jahrhunderts das höchste Gebäude des Abendlandes. 422 Stufen führen vorbei am Hochsaal mit gotischer Spitzbogen-Architektur in drei Etappen hinauf zu einer der schönsten Aussichten über Paris.  Ab 2025 soll die Galerie des Chimères in 46 Metern Höhe wieder geöffnet sein!

Ihre 56 Fantasievögel und Fabelwesen sind ein Werk des 19. Jahrhunderts. Viollet-le-Duc hatte sie als Ersatz für die mittelalterlichen Wasserspeier entworfen. Jene waren im 18. Jahrhundert wegen Baufälligkeit entfernt worden.

Besonders berühmt wurde der Stryge. Halb Mensch, halb Bestie, stützt er seinen Kopf auf die Hände und blickt auf Paris. Vom Turm eröffnen sich wundervolle Ausblicke auf Paris. Schau doch mal hier!

Der Geist von Notre-Dame lebt

Leuchtende Andacht. Foto: Hilke Maunder
Leuchtende Andacht. Foto: Hilke Maunder

Zwei Monate nach dem verheerenden Großbrand fand im Juni 2019 in einer kleinen, weitgehend unbeschädigten Kapelle am östlichen Ende des weltberühmten Pariser Wahrzeichens erstmals wieder ein Gottesdienst statt. 30 Geistliche durften daran teilnehmen. Doch die Messe wurde landesweit im Fernsehen übertragen – und eine Nation erlebte sie live mit.

Doch die Christmette 2019 fiel aus. Zum ersten Mal seit mehr als 200 Jahren – und erstmals seit Ende der Französischen Revolution – gab es keinen Gottesdienst zu Weihnachten im Pariser Wahrzeichen. Die Gemeinde wusste sich zu helfen. Sie lud zum Gottesdienst im Exil.

Als Ausweichquartier für den Gottesdienst dient während des Wiederaufbaus die nahe gotische Kirche Saint-Germain-l’Auxerrois. Dort steht jetzt, wie die nachgebaute Kanzel, auch die zwei Meter hohe Skulptur der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind. Wie durch ein Wunder hat die gotische Skulptur aus dem 14. Jahrhundert den Großbrand überlebt.

Für viele, die heute die Kirche Saint-Germain-l’Auxerrois besuchen, ist sie ein Zeichen der Hoffnung. Und Symbol, dass der Geist von Notre-Dame de Paris noch lebt.

ville lumière: Die spätgotische Pfarrkirche Saint-Germain-l’Auxerrois bei Nacht. Foto: Hilke Maunder
Die spätgotische Pfarrkirche Saint-Germain-l’Auxerrois bei Nacht. Foto: Hilke Maunder

Ab in die Unterwelt!

Der Vorplatz vor Notre-Dame war früher dicht bebaut. Im Zuge der Stadtsanierung ließ Baron Haussmann jedoch fast das gesamte Domherren-Viertel Quartier des Chanoines abreißen. Wie es einst vor und um die Kathedrale ausgesehen hat, verrät ein Stadtmodell im Musée Carnavalet.

In der crypte archéologique entführt die Place de Parvis noch tiefer in die Vergangenheit. Die 117 Meter lange archäologische Krypta birgt Reste von gallorömischen Gebäuden und mittelalterlichen Häusern. Zu sehen waren dort bis zum Brand auch die Fundamente der merowingischen Vorgängerkirche, die 1980 beim Bau der Tiefgarage zum Vorschein kamen.

Auf dem Vorplatz von Notre-Dame de Paris befindet sich der Nullpunkt von Frankreich. Foto: Hilke Maunder
Auf dem Vorplatz von Notre-Dame de Paris befindet sich der Nullpunkt von Frankreich. Foto: Hilke Maunder

Am Nullpunkt Frankreichs

Bei Sonne funkelt im Pflaster des Vorplatzes ein ganz besonderer Bronzestern: der Point Zéro. Vom offiziellen französischen Nullpunkt werden alle Entfernungen in andere französische Städte berechnet. Die Reiterstatue zeigt Karl den Großen, der in Frankreich Charlemagne genannt wird, mit seinen beiden Vasallen Roland und Olivier.

Vor dem 15 Tonnen schweren Bronzedenkmal, von den Brüdern Louis und Charles Rouchet für die Weltausstellung 1878 geschaffen, gab es am 26. Juni 2009 einen Menschenauflauf: Tausende betrauerten damals zu Füßen des Kaisers den Tod des King of Pop, Michael Jackson, nachzuerleben auf Youtube.

Gefällt Dir der Beitrag? Dann sag merci mit einem virtuellen Trinkgeld.
Denn nervige Banner oder sonstige Werbung sind für mich tabu.
Ich setze auf Follower Power. So, wie Wikipedia das freie Wissen finanziert.

Unterstütze den Blog! Per Banküberweisung. Oder via PayPal.

Weiterlesen

Im Blog

Alle meine Paris-Beiträge sind in dieser Kategorie vereint.

Im Buch

Baedeker Paris 2018

Meinen Baedeker „Paris“*  gibt es seit 4. Oktober 2023 in der komplett aktualisierten und mittlerweile 20. Auflage!

„Tango unter freiem Himmel: Die Stadt der Liebe: Der neue Reiseführer ‚Paris‘ zeigt – neben Sehenswürdigkeiten – besondere Orte für Höhenflüge, romantische Momente wie ‚Tango unter freiem Himmel‘ und unvergessliche Dinners. Dazu gibt’s viele Kulturtipps…“  schrieb die Hamburger Morgenpost über meinen Paris-Führer.

Zu den Fakten, unterhaltsamer präsentiert, gibt es jetzt auch Anekdoten und Ungewöhnliches, was ihr nur im Baedeker findet. Und natürlich ganz besondere Augenblicke und Erlebnisse, die euren Paris-Aufenthalt einzigartig und unvergesslich machen. Wer mag, kann meinen Paris-Reiseführer hier* bestellen.

* Durch den Kauf über den Partner-Link, den ein Sternchen markiert, kannst Du diesen Blog unterstützen und den Blog werbefrei halten. Für Dich entstehen keine Mehrkosten. Ganz herzlichen Dank – merci !

Notre-Dame de Paris: die Westfassade. Foto: Hilke Maunder
Notre-Dame de Paris: die Westfassade. Foto: Hilke Maunder

10 Kommentare

  1. Hallo Hilke Maunder,
    die derzeitigen Ereignisse in Paris haben uns geschockt, und wir sind doch froh, dass der Note Dame nicht ganz von den Flammen zerstört worden ist und eine Welle der Hilfsbereitschaft zum Wiederaufbau auch aus Deutschland sich zeigt.
    Ich selber bin vor einiger Zeit auf deine schön und informativ gestalteten Seiten gestossen, da ich mich seit Jahren mit mittelalterlichen Bauten (Kathedralen, Kapellen und Burgen) beschäftige, ja die Besuche mit Wanderurlaube, mit meiner Frau, Europaweit verbinden kann.
    Nun freue ich mich, Ende Mai nun auch nach Frankreich kommen zu dürfen und an einer einwöchigen Busreise zum Thema „Templer“ teilnehmen zu dürfen.Der Veranstalter Thomas Ritter aus Dresden wird die Reise selber begleiten, auf die ich natürlich gespannt bin.
    Liebe Grüsse vom Niederrhein aus Krefeld
    Andre´

    1. Hallo André, dann sind Sie ganz in der Nähe von mir unterwegs! Ich bin gespannt, was Sie über die Templer erfahren – und würde mich, falls Sie Lust haben, auch über einen Gastbeitrag oder einen Kommentar zu den Templern freuen. Selbst verfasst habe ich leider erst einen Beitrag dazu (https://meinfrankreich.com/rennes-le-chateau/), aber da soll noch mehr kommen.
      Ich wünsche Ihnen eine wundervoll abwechslungsreiche Reise!
      Viele Grüße, Hilke

  2. Gut, daß Sie Hilfe anbieten, weil das Herz von Paris getroffen worden ist. Der Wiederaufbau der von deutschem Militär im 1. Weltkrieg zerstörten Krönungskathedrale von Reims zeigt exemplarisch, was für Möglichkeiten bestehen. Mit Notre Dame de Paris verbindet wohl jede(r) eigene Erinnerungen. Mir hat es besonders die Orgel angetan – les Grandes Orgues de la Cathédrale – , auf der Olivier Messiaen, der große Komponist, so gern gespielt hat. Nach ersten Berichten konnte sie gerettet werden. Wie es um die vielgeliebten mittelalterlichen Fensterrosetten steht, weiß ich nicht. Die Wiederinstandsetzung dieses Symbols des Christentums wird – soweit überhaupt möglich – viel Zeit benötigen.

    1. Lieber Herr Dr. Traub, ja, es wurde das Herz von Paris getroffen… und ein Symbol unserer Kultur, weit jenseits nationaler Grenzen. Der Wiederaufbau wird, sagen Experten, rund zehn Jahre dauern. Aber was ist das schon angesichts der 855 Jahre, die Notre Dame de Paris bereits erlebt hat. Ich möchte alles dafür tun, das dieses Wahrzeichen wieder ereder ersteht – und freue mich über jeden, der wie ich der Fondation du Patrimoine dazu einen Betrag spendet, egal, wie groß oder klein. Beste Grüße, Hilke Maunder

  3. Liebe Frau Maunder,

    vielen Dank für Ihren Link zur Fondation Patrimoine. Es ist mir heute Nachmittag tatsächlich gelungen, etwas für Notre Dame zu spenden. Es ist eine wahre Katastrophe-wir haben das Inferno gestern bei France 24 verfolgt-ich denke, daß geht auch per Internet.

    Für die französische Spendenseite sind schon Französich-Kenntnisse nötig-dies als Info für Ihre Leser. Vielleicht gibt es ja auch bald eine deutsche oder deutschsprachige Seite zur Verfügung.

    Herzlichen Dank nochmals auch für Ihren tollen Blog!!!!

    Viele Grüße
    Birgit Borgert

    1. Liebe Frau Borgert, danke für Ihre Mail. Es gibt, wenn die IP des Rechners richtig erkannt wird, auch eine englischsprachigen Spendenseite. Ich habe auch gespendet. Es war für mich selbstverständlich – denn Notre Dame steht für mich für unsere europäische Kultur- Ganz herzluchen Dank, dass auch Sie den Wiederaufbau unterstützt haben! Und merci für Ihr Lob! Viele Grüße! Hilke Maunder

    1. Liebe Frau Lange, der Server der Fondation Patrimoine ist wegen Überlastung zusammengebrochen. Ich melde mich, sobald dort mehr zu erfahren ist!
      Beste Grüße, Hilke Maunder

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert