Die Narzissen blühen! Foto: Hilke Maunder
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So feiert Frankreich Ostern!

Ostern in Frankreich: Dazu gehört für die Franzosen neben dem guten Essen im Kreis der Familie oder mit Freunden vor allem: Schokolade, möglichst gut und vor allem groß.

Doch Osterhasen sind Mangelware. Die traditionellen Ostersüßigkeiten sind Glocken, Hühner und Fische aus Schokolade. Die Fische zitieren eine Bibelepisode aus dem Neuen Testament.

Alle vier Evangelien, und besonders ausführlich das Johannesevangelium, Kapitel 6, Verse 1-14 erzählen, wie Jesus am See von Tiberias eine große Menschenmenge mit zwei Fischen und fünf Broten speiste.

Ganz besondere Osterglocken

Im frühen 19. Jahrhundert begannen französische Schokoladenhersteller, Schokoladenformen in Form von Glocken herzustellen. Die Glocken bestehen in der Regel aus Vollmilchschokolade, können aber auch aus Zartbitterschokolade hergestellt oder mit verschiedenen Geschmacksrichtungen gefüllt werden.

Glocken spielen in Frankreich eine ganz besondere Rolle zu Ostern. Nach dem Geläut am Gründonnerstag machen die Glocken sich der Tradition nach auf den Weg nach Rom. Deshalb verstummen die Glocken bis Ostersonntag in allen Dörfern und Städten. Drei Tage lang erklingt nirgends mehr der gewohnte Glockenklang zur vollen Stunde und zu jeder Viertelstunde.

Osterschmuck in Marcevol in den Ostpyrenäen. Foto: Hilke Maunder
Osterschmuck in Marcevol in den Ostpyrenäen. Foto: Hilke Maunder

Fliegende Glocken

Sie schweigen aus Trauer um Jesus Christus, der am Karfreitag gekreuzigt wurde – sagt die katholische Kirche. Der Volksmund hatte eine zweite Erklärung. Er sagt: Sie sind auf dem Weg nach Rom und holen sich beim Papst den Segen für das kommende Jahr.

Den Kindern erzählen die französischen Eltern: „In Italien decken sie sich auch mit ganz vielen Ostereiern ein. Auf dem Rückflug verlieren sie sich – im ganzen Land fallen die Schokoeier aus den Glocken.“ Daher haben manche Schoko-Osterglocken, die ihr in den Supermärkten seht, auch Flügel. Erst am Sonntag läuten die Glocken wieder. Dann rufen sie als weithin hörbares liturgisches Instrument die Gläubigen zum Gebet.

Ostern in Frankreich: der Ablauf des Festes

Gründonnerstag

Am Gründonnerstag findet in Frankreich traditionell die cène statt. Bei diesem Abendmahl mit der Familie werden Fisch und Gemüse zum Wein genossen.  In einigen Regionen Frankreichs werden am Gründonnerstag nur grüne Speisen gegessen, um an die Natur und den Frühling zu erinnern.

Karfreitag

Karfreitag ist in Frankreich nur ein christlicher, aber kein gesetzlicher Feiertag. Daher wird zu normalen Zeiten wie gewohnt gearbeitet. Auch die Geschäfte sind dann allesamt geöffnet und verführen zum Oster-Shopping.

Nur im Elsass und im lothringischen Département Moselle gelten aufgrund der deutschen Vergangenheit die gleichen Regeln wie bei uns – und ist bereits der Karfreitag ein Feiertag.

Für viele Franzosen gehört an diesem Tag der Besuch der Messe dazu, und nicht wenige Gläubige folgen danach einem Kreuzweg und erinnern sich an die Kreuzigung Jesu.

Berühmte Oster-Prozessionen

La Sanch, die große Karfreitagsprozession von Perpignan. Foto: Hilke Maunder
Zur Karfreitagsprozession von Perpignan gehört eine Predigt des Bischofs vor der Kathedrale Jean-Baptiste. Foto: Hilke Maunder

Ostern – und besonders Karfreitag – ist auch die Zeit der Osterprozessionen. Besonders lebendig ist dieser Brauch auf Korsika und in Perpignan, der Hauptstadt der Ostpyrenäen.

Korsika

U Catenacciu 

Bei der berühmten Karfreitagsprozession von Sartène schlept ein anonymer Büßer mit Kappe auf dem Haupt und klirrenden Ketten an den Füßen ein schweres Holzkreuz durch die Gassen der Altstadt. Bei der Morgenprozession von Erbalunga Männer und Frauen am Karfreitag sieben Kilometer weit schwere Kreuze zu den Kapellen.

A Granitula

Abends folgt in Erbalunga eine zweite Prozession. In Kapuzengewändern und mit Fackeln in der Hand zieht der Umzug wie eine sich schließende und öffnende Spirale durch den Ort.

La Sanch, die große Karfreitagsprozession von Perpignan. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Bonifacio

Bis zu 800 Kilogramm schwer sind die großen Figurengruppen, die bei den Prozessionen der Karwoche durch Bonifacio getragen werden.

Calenzana

In Calenzana werden am Ostermontag die Statue und die Reliquien der Ortsheiligen in einer Prozession zur Église Saint-Blaise getragen. Am Sonntag nach dem 21. Mai kehren sie wieder zurück in die Église Sainte-Restituta.

Calvi

Bereits am Gründonnerstag findet in Calvi die Oster-Prozession statt. Sie führt nachmittags von der Kirche Sainte-Marie-Majeure zur Kirche Saint-Jean-Baptiste, wo nach der Fußwaschung knusprig-harte Canistrelli-Mandelkekse verteilt werden. Danach beginnt am Karfreitag um neun Uhr die Prozession A Cerca.

Von der Kathedrale Saint-Jean-Baptiste tragen Priester und Mitbrüder das Kreuz Christi und die ganz in Schwarz gekleidete Jungfrau Maria in Richtung Unterstadt. Nach einem ersten Gebetshalt an der kleinen Kapelle Notre-Dame de Lorette zieht die Prozession weiter zur Pfarrkirche Sainte Marie Majeure, bevor sie zur Zitadelle und ihrer Kathedrale emporsteigt.

Dort inszenieren bei Einbruch der Dunkelheit mit A Granitula die Bruderschaften Sant’Anton und Sant’Eramu in der Zitadelle das Ritual der Kreuzabnahme und der Beisetzung Christi. Danach führt die Prozession spiralförmig von Saint-Jean-Baptiste hinab zum Hafenviertel.

Die Bruderschaften des heiligen Antonius und des heiligen Erasmus tragen dabei das Kruzifix Christ des Miracles und die Rosenkranzmadonna. Mit ihnen beginnt der vermummte, weiß gekleidete und barfüßige Büßer, der das schwere Kreuz trägt, seinen Kreuzweg.

La Sanch, die große Karfreitagsprozession von Perpignan. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Südfrankreich

La Sanch (ausgesproch: Ssantsch)

Die größte Osterprozession der Pyrénées-Orientales habe ich hier im Blog vorgestellt.

Perpignan: La Sanch – die Oster-Prozession

Ostersonntag

Der Ostersonntag ist der wichtigste Tag des Osterfestes in Frankreich. Zum Auftakt werden zum Frühstück gerne ganz besondere Osterbrote gegessen. In der Drôme, und besonders rund um Romans an der Isère, ist die Pogne das traditionelle Osterbrot. In der Picardie kommt der gâteau battu auf den Oster-Tisch. Bei beiden Festtagsbroten handelt es sich um Varianten einer Brioche.

Gâteau Battu: die Oster-Brioche der Picardie

Am Ostersonntag finden in vielen Orten Gottesdienste statt, die die Auferstehung Jesu feiern. Das traditionelle Mittagsmenü des Festtages bildet eine junges, zartes Lamm mit Kartoffeln und Gemüse. Die Kinder jedoch essen an diesem Tag eher wenig.

Denn Sonntag dürfen endlich die Ostereier gesucht werden! Die chasse aux œufs ist ein riesiges Spektakel, das nicht nur die Eltern organisieren, sondern im großen Stil fast alle Kommunen, viele Schlösser und Burgen und andere Attraktionen für die ganze Familie.

Mehr als 300 Events sind es in jedes Jahr. Paris lädt traditionell zur Ostereiersuche unter dem Eiffelturm ein. Doch nicht immer werden die Eier sonntags gesucht, sondern hier und da mitunter auch erst am Montag.

Ostermontag

Mehr noch als der Sonntag, an dem häufig das Festessen mit der ganzen Familien und großen Verwandtschaft auf dem Programm steht, ist der Ostermontag ein entspannter gesetzlicher Feiertag, den die Franzosen gerne  im Kreis der Kernfamilie oder gemeinsam mit Freunden verbringen. Da wird dann gewandert, ein Ausflug gemacht, auswärts gegessen und das Leben genossen.

Joyeuses Pâques • Frohe Ostern!

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Auch ein Bauer aus Cubières-sur-Cinoble wünscht: Frohe Ostern! Foto: Hilke Maunder
Auch ein Bauer aus Cubières-sur-Cinoble wünscht: Frohe Ostern! Foto: Hilke Maunder

2 Kommentare

  1. Liebe Hilke,

    Du schreibst:

    „Karfreitag ist in Frankreich nur ein christlicher, aber kein gesetzlicher Feiertag. Daher wird zu normalen Zeiten wie gewohnt gearbeitet. Auch die Geschäfte sind dann allesamt geöffnet.“

    Das stimmt so nicht ganz, denn:

    Im Elsass sowie im lothringischen Département Moselle gelten ja bekanntlich, was das Verhältnis von Kirche und Staat betrifft, andere Gesetze, im Prinzip die deutschen.

    Das liegt daran, dass, als im Jahr 1905 in Frankreich das Laizitäts-Gesetz verabschiedet wurde, welches die Trennung von Kirche(n) und Staat besiegelte, diese 3 Départements (Bas-Rhin, Haut-Rhin und Moselle) – von 1871 bis 1918 – zum Deutschen Reich gehörten, und somit dieses Gesetz dort bis heute nicht gilt.

    Und so gibt es dort wie in Deutschland Religionsunterricht in den Schulen, werden die Priester vom Staat bezahlt, und es gelten mehr religiöse Feiertage als im „Rest“ Frankreichs.
    Von daher ist der Karfreitag dort auch ein gesetzlicher Feiertag.

    Hierzu eine kleine Anekdote:

    Wir wohnen in Saarlouis ja in unmittelbarer Nähe zum Département Moselle, und fahren deshalb auch häufiger zum Centre E. Leclerc in Creutzwald zum Einkaufen.

    Vor 5-6 Jahren fuhren wir einmal am Karfreitag dorthin, in der Annahme, es sei ein normaler Werktag, also alle Geschäfte offen.
    Doch der Supermarkt war, wie alle anderen Geschäfte, zu, lediglich die Cafeteria war offen.
    Wir gingen dann dort einen Kaffee trinken und kamen mit einem älteren Herrn ins Gespräch, der uns aufklärte:
    « Ici, c´est férié, mais en France, on travaille ! »
    („Hier ist Feiertag, aber in Frankreich wird gearbeitet!“)

    PS: Und die Legende mit den schweigenden, da nach Rom geflogenen Glocken gibt es hier auch von Karfreitag bis zur Osternacht, wohl in allen katholischen Regionen.

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