Ostern in Frankreich: Die Osterdekoration im Hôtel Pams von Narbonne. Foto: Hilke Maunder

Ostern in Frankreich: So wird gefeiert!

Ostern in Frankreich, auf Französisch Pâques, ist für viele im Land nach Weihnachten das wichtigste christliche Fest. Sie feiern mit Ostern die Auferstehung Jesu Christi. Es ist aber auch ein Fest des Frühlings, der Freude und des Zusammenseins mit der Familie. Und, vor allem, ist Ostern in Frankreich in vielem ganz anders als in Deutschland!

Ostern in Frankreich: ein Feiertag, der viel mehr ist als das zweitwichtigste religiöse Fest. Es ist das Erwachen nach einem meist langen Winter, markiert den Beginn der neuen Reisesaison, ist ein Frühlingsfest – und vor allem ein Fest der Freude. Auch, wenn sich das Datum alljährlich ähndert, wo wird doch Ostern in Frankreich immer am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert, sprich zwischen 22. März und 25. April. So wurde es beim Konzil von Nicäa im Jahr 325 nach Christus beschlossen – und von den Christen weltweit übernommen.

Unbedingt dazu gehört zu Ostern in Frankreich allerbeste Schokolade. Doch während in Deutschland der Osterhase die Eier bringt, spielen in Frankreich fliegende Glocken die Hauptrolle. Ostern in Frankreich: Hier erfahrt ihr alles Wissenswerte!

Der Siegeszug des Goldhasen

1952 brachte Lindt seinen ersten Goldhasen auf den Markt, inspiriert von seiner Tochter, die einen Hasen im Garten gesehen hatte. Im Jahr 1994, etwas mehr als vier Jahrzehnte später, hoppelte der Goldhase erstmals in der Schweiz und in Österreich in die Geschäfte.  2013 war er selbst in Australien, China und Russland erhältlich. Erst 2014 war er zu Ostern in Frankreich erhältlich, wo heute alljährlich mehr als sechs Millionen dieser Schokohasen verkauft werden.

In Frankreich stapelt sich der lapin d’or seitdem in den Wochen vor Ostern zu Tausenden auf unzähligen Paletten an den Eingängen der Supermärkte. Diese massive Präsenz hat das traditionelle Osternaschwerk der Osterglocken und Osterhühnchen ( les cocottes ) nahezu verdrängt.

  • Goldhase: 44 Prozent
  • Ostereier: 28 Prozent
  • Osterhuhn: 12 Prozent
  • Osterglocken: 5 Prozent
  • Weitere Osterschokoladen: 11 Prozent

Quelle: Lindt-Pressestelle, 2024

Traditionelle Ostersüßigkeiten in Frankreich

Vor dem Siegeszug des Goldhasen waren Schokohasen zu Ostern in Frankreich Mangelware – denn die traditionellen Ostersüßigkeiten sind tief in der Bibel verwurzelt: Glocken, Hühner und Fische aus Schokolade.

Die Fische beispielsweise zitieren eine Bibelepisode aus dem Neuen Testament. Alle vier Evangelien, und besonders ausführlich das Johannesevangelium, Kapitel 6, Verse 1-14 erzählen, wie Jesus am See von Tiberias eine große Menschenmenge mit zwei Fischen und fünf Broten speiste.

Im frühen 19. Jahrhundert begannen französische Schokoladenhersteller, Schokoladenformen in Form von Glocken herzustellen. Die Glocken bestehen in der Regel aus Vollmilchschokolade, können aber auch aus Zartbitterschokolade hergestellt oder mit verschiedenen Geschmacksrichtungen gefüllt werden.

Fliegende Glocken

Glocken spielen an Ostern in Frankreich eine ganz besondere Rolle zu. Nach dem Geläut am Gründonnerstag machen die Glocken sich der Tradition nach auf den Weg nach Rom. Deshalb verstummen die Glocken bis Ostersonntag in allen Dörfern und Städten. Drei Tage lang erklingt nirgends mehr der gewohnte Glockenklang zur vollen Stunde und zu jeder Viertelstunde.

Sie schweigen aus Trauer um Jesus Christus, der am Karfreitag gekreuzigt wurde – sagt die katholische Kirche. Der Volksmund hatte eine zweite Erklärung. Er sagt: Sie sind auf dem Weg nach Rom und holen sich beim Papst den Segen für das kommende Jahr.

Den Kindern erzählen die Eltern zu Ostern in Frankreich: „In Italien decken sie sich auch mit ganz vielen Ostereiern ein. Auf dem Rückflug verlieren sie sich – im ganzen Land fallen die Schokoeier aus den Glocken.“ Daher haben manche Schoko-Osterglocken, die ihr in den Supermärkten seht, auch Flügel. Erst am Sonntag läuten die Glocken wieder. Dann rufen sie als weithin hörbares liturgisches Instrument die Gläubigen zum Gebet.

Osterschmuck in Marcevol in den Ostpyrenäen. Foto: Hilke Maunder
Zu Ostern in Frankreich werden die Häuser bunt geschmückt – auch in Marcevol in den Ostpyrenäen. Foto: Hilke Maunder

Ostern in Frankreich: So verläuft die Karwoche – der Überblick Tag für Tag

Ostern in Frankreich beginnt traditionell eine Woche vor dem eigentlichen Osterfest. Die Semaine Sainte ist eine wichtige Zeit im Kirchenjahr für Christen in Frankreich. Sie gedenken dann der Passion und Auferstehung Jesu Christi. In vielen Gemeinden finden während der Woche besondere Gottesdienste und Prozessionen statt.

Palmsonntag (Dimanche des Rameaux)

In Frankreich beginnt die Semaine Sainte (Heilige Woche) sieben Tage vor dem Ostersonntag mit dem Palmsonntag, dem Dimanche des Rameaux, bei dem im Gottesdienst Palmzweige gesegnet werden. Sie erinnern an den Einzug Jesu in Jerusalem, wo er von der Menge mit Palmzweigen begrüßt wurde.

Da Palmen in Frankreich nicht überall wachsen, werden oft auch andere Zweige wie Buchsbaum, Olivenzweige oder Lorbeer verwendet.

Gründonnerstag (Jeudi Saint)

Am Gründonnerstag findet in Frankreich traditionell die cène statt. Bei diesem Abendmahl mit der Familie werden Fisch und Gemüse zum Wein genossen.  In einigen Regionen Frankreichs werden am Gründonnerstag nur grüne Speisen gegessen, um an die Natur und den Frühling zu erinnern. Am Gründonnerstag verstummen die Glocken der Kirchen aus Trauer und fliegen nach Rom.

Karfreitag (Vendredi Saint)

Der Karfreitag ist in Frankreich ein Tag der Besinnung und des Gedenkens an die Kreuzigung Jesu Christi und nur ein christlicher, aber kein gesetzlicher Feiertag. Daher wird zu normalen Zeiten wie gewohnt gearbeitet. Auch die Geschäfte sind dann allesamt geöffnet und verführen zum Oster-Shopping. Nur im Elsass und im lothringischen Département Moselle gelten aufgrund der deutschen Vergangenheit die gleichen Regeln wie bei uns – und ist bereits der Karfreitag ein Feiertag.

Dennoch nehmen viele Gläubige an den Messen und Kreuzwegandachten teil, die in den Kirchen abgehalten werden. Ein besonderer Höhepunkt sind dabei die traditionellen Osterprozessionen, die besonders im Süden Frankreichs und auf Korsika mit großer Hingabe begangen werden.

Berühmte Oster-Prozessionen

La Sanch, die große Karfreitagsprozession von Perpignan. Foto: Hilke Maunder
Zur Karfreitagsprozession von Perpignan gehört eine Predigt des Bischofs vor der Kathedrale Jean-Baptiste. Foto: Hilke Maunder

Die Prozessionen haben ihren Ursprung in mittelalterlichen Passionsspielen, spiegeln die biblische Geschichte des Leidensweges Christi wider und sind oft von großer emotionaler Intensität. Zu Ostern in Frankreich sind sie der wichtigste Bestandteil der Karwoche und dienen seit Jahrhunderten der öffentlichen Bekundung des christlichen Glaubens.

Korsika

Auf Korsika sind die Prozessionen besonders eindrucksvoll. Bereits am Gründonnerstag findet in Calvi die Oster-Prozession statt. Sie führt nachmittags von der Kirche Sainte-Marie-Majeure zur Kirche Saint-Jean-Baptiste, wo nach der Fußwaschung knusprig-harte Canistrelli-Mandelkekse verteilt werden. Danach beginnt am Karfreitag um neun Uhr die Prozession A Cerca. Von der Kathedrale Saint-Jean-Baptiste tragen Priester und Mitbrüder das Kreuz Christi und die ganz in Schwarz gekleidete Jungfrau Maria in Richtung Unterstadt.

La Sanch, die große Karfreitagsprozession von Perpignan. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Nach einem ersten Halt zum Gebet an der kleinen Kapelle Notre-Dame de Lorette zieht die Prozession weiter zur Pfarrkirche Sainte Marie Majeure, bevor sie zur Zitadelle und ihrer Kathedrale emporsteigt. Dort inszenieren bei Einbruch der Dunkelheit mit A Granitula die Bruderschaften Sant’Anton und Sant’Eramu in der Zitadelle das Ritual der Kreuzabnahme und der Beisetzung Christi.

Danach führt die Prozession spiralförmig von Saint-Jean-Baptiste hinab zum Hafenviertel. Die Bruderschaften des heiligen Antonius und des heiligen Erasmus tragen dabei das Kruzifix Christ des Miracles und die Rosenkranzmadonna. Mit ihnen beginnt der vermummte, weiß gekleidete und barfüßige Büßer, der das schwere Kreuz trägt, seinen Kreuzweg.

Eine der bekanntesten Osterprozessionen ist U Catenacciu. Bei der berühmten Karfreitagsprozession von Sartène schlept zu Ostern ein anonymer Büßer mit Kappe auf dem Haupt und klirrenden Ketten an den Füßen ein schweres Holzkreuz durch die Gassen der Altstadt.

Gleich zwei Prozessionen finden am Karfreitag in Erbalunga statt,, einer kleinen Kommune an der Ostküste von Cap Corse. Bei La Cerca (die Suche) der Morgenprozession von Erbalunga, schleppen Männer und Frauen sieben Kilometer weit schwere Kreuze zu den Kapellen.

Abends folgt am Karfreitag in Erbalunga eine zweite Prozession. In Kapuzengewändern und mit Fackeln in der Hand zieht der Umzug wie eine sich schließende und öffnende Spirale durch den Ort. Bis zu 800 Kilogramm schwer sind die großen Figurengruppen, die bei den Prozessionen der Karwoche durch Bonifacio getragen werden.

La Sanch, die große Karfreitagsprozession von Perpignan. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Der Reigen der Osterprozessionen endet in Calenzana, wo am Ostermontag die Statue und die Reliquien der Ortsheiligen in einer Prozession zur Église Saint-Blaise getragen werden – und erst am Sonntag nach dem 21. Mai wieder zurück in die Église Sainte-Restituta zurückkehren,.

Südfrankreich

Die größte Prozession auf dem Festland veranstaltet zu Ostern in Frankreich die katalanisch geprägte Stadt Perpignan im Département Pyrénées-Orientales. Hier habe ich La Sanch (ausgesproch: Ssantsch) im Blog vorgestellt.

Ostersonntag (Dimanche de Pâques)

Der Ostersonntag ist der wichtigste Tag des Osterfestes in Frankreich und ein gesetzlicher Feiertag. Er markiert die Auferstehung Jesu Christi und wird mit Freude und festlichen Traditionen begangen.

Der Tag beginnt traditionell mit einem besonderen Osterfrühstück. In verschiedenen Regionen Frankreichs gibt es dafür spezielle Osterbrote. In der Drôme, und besonders rund um Romans an der Isère, ist die pogne das traditionelle Osterbrot. In der Picardie kommt, hoch, buttrig und fluffig, der gâteau battu auf den Oster-Tisch. Bei beiden Festtagsbroten handelt es sich um Varianten einer Brioche.

Nach dem Frühstück besuchen viele Franzosen die Ostermesse – und am liebsten im großen Kreis der gesamten Familie, die meist auch zum traditionellen Mittagessen bleibt.. Ein Klassiker ist das zarte, junge Osterlamm ( agneau pascal) , das gerne auch als gigot (Lammkeule) und meist mit Kartoffeln und Saison-Gemüse zu Ostern in Frankreich serviert wird.

Auf zur Ostereiersuche ( chasse aux œufs )!

Die Kinder jedoch essen an diesem Tag eher wenig. Denn am Sonntag dürfen endlich die Ostereier gesucht werden! Die chasse aux œufs ist ein riesiges Spektakel, das nicht nur die Eltern organisieren, sondern im großen Stil fast alle Kommunen, viele Schlösser und Burgen und andere Attraktionen für die ganze Familie. Landesweit berühmt ist die Ostereiersuche im Schloss Vaux-le-Vicomte bei Paris – sie gilt als größte Ostereiersuche des Landes.

Mehr als 300 Events locken zu Ostern in Frankreich jedes Jahr. Paris lädt traditionell zur Ostereiersuche unter dem Eiffelturm ein. Doch nicht immer werden die Eier sonntags gesucht, sondern hier und da mitunter auch erst am Montag.

Ostermontag (Lundi de Pâques)

Mehr noch als der Sonntag, an dem häufig das Festessen mit der ganzen Familien und großen Verwandtschaft auf dem Programm steht, ist der Ostermontag ein entspannter gesetzlicher Feiertag, den die Franzosen gerne im Kreis der Kernfamilie oder gemeinsam mit Freunden verbringen. Da wird dann gewandert, ein Ausflug gemacht, auswärts gegessen und das Leben genossen.

Die Mouna de Pâques (manchmal auch Mona, Lamona oder Khobz Soltani genannt) ist eine traditionelle, kuppelförmige oder als Kranz gebackene Osterbrioche, die ihren Ursprung in der algerischen Stadt Oran hat. Von dort wurde die Oster-Brioches wurde von den Pieds-Noirs nach Frankreich gebracht, wo sie sich vor allem im Süden als Ostergebäck etabliert hat.Die Mouna ist eng mit der Tradition des Osterpicknicks verbunden, das in Algerien und später auch in Südfrankreich am Ostermontag gepflegt wurde.

Jedes Jahr am Ostermontag lockt das beschauliche Bessières im Südwesten mit einem kulinarischen Spektakel. In einer riesigen Pfanne mit einem Durchmesser von etwa vier Metern bereitet die Bruderschaft der Confrérie mondiale des chevaliers de l’omelette géante aus 15.000 Eiern ein Omelett, das selbst Napoleon vor Neid erblassen ließe. Die Legende besagt, dass der Kaiser hier einst ein so gutes Omelett aß, dass er gleich ein riesiges für seine ganze Armee orderte. Die Veranstaltung lockt jedes Jahr Tausende Besucher an – denn hirt könnt ihr zu Ostern in Frankreich das Omelett ganz und gar kostenlos genießen!

Schon gewusst?

Dass auch der Montag zu Ostern noch ein Feiertag ist – und damit das Fest länger als Weihnachten dauert, wo nur der erste Weihnachtstag in Frankreich ein Feiertag ist, haben die Franzosen Napoleon Bonaparte zu verdanken.

Nach der Unterzeichnung des Konkordats zwischen Napoleon Bonaparte und dem Papst Pius VII. wurde im Jahr 1801 Ostermontag als gesetzlicher Feiertag in Frankreich eingeführt. Das Konkordat regelte die Beziehungen zwischen Kirche und Staat und führte dazu, dass der Ostermontag als Teil der christlichen Tradition erhalten blieb.

Joyeuses Pâques • Frohe Ostern!

Auch ein Bauer aus Cubières-sur-Cinoble wünscht: Frohe Ostern! Foto: Hilke Maunder
Auch ein Bauer aus Cubières-sur-Cinoble wünscht: Frohe Ostern! Foto: Hilke Maunder

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