Ein königlicher Platz: die Place Vendôme von Paris. Foto: Hilke Maunder
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Königliche Plätze in Paris: Place Vendôme

479 Plätze gibt es in Paris. Doch nur fünf davon sind „königliche Plätze“: die Place de la Concorde (der größte), die Place des Vosges (der älteste), die Place des Victoires, die Place Dauphine und die Place Vendôme. 

Sündhaft teure Juweliere, das luxuriöse Grandhotel Ritz und Pariser Schick: Seit 300 Jahren steht die königliche Place Vendôme wie kein anderer Pariser Platz für Noblesse und Luxus.

Bis heute prägen namhafte Schmuckhersteller den königlichen Platz, den 1685 kein Geringer als Jules Hardouin-Mansart, Baumeister des Versailler Schlosses, entworfen hat. Hinter den Fassaden, die ursprünglich die königliche Akademie, die Münze und die königliche Bibliothek aufnehmen sollten, präsentieren heute Chaumet, Cartier, Bucheron, Rolex und Hublot luxuriöse Geschmeide und Uhren.

Heiße Diamanten

Marianne gehört seit ihrer Ehe mit Edeljuwelier Vincent Malivert zu den Reichsten von Paris. Doch sie lebt im goldenen Käfig, pumpt sich mit Alkohol und Drogen zu. Ihr Lebenswille erwacht, als ihr Mann unter mysteriösen Umständen stirbt.

Selbstmord wegen Bankrott? Marianne zweifelt – und gerät in ein gefährliches Spiel. Sein Schauplatz: die Place Vendôme. Mit dem Kino-Thriller Place Vendôme – Heiße Diamantenvon Nicole Garcia begeisterten Catherine Deneuve und Jacques Dutronc 1989 ein Millionenpublikum.

Legendäres Grandhotel

„Das Haus soll alle Raffinesse bieten, die ein Prinz in seiner eigenen Residenz vorfinden könnte“, war für den Schweizer César Ritz das Motto beim Bau seines Grandhotels Ritz Paris, das im Juni 1898 an der Place Vendôme eröffnete.

Nach einer dreijährigen Grundrenovierung präsentiert es sich seit 2016 noch luxuriöser als je zuvor. Und ist zugleich César Ritz treu geblieben, der immer auf der Suche nach Innovationen gewesen war.

Sein Haus war damals das erste gewesen, das seinen Gästen in jedem Zimmer Strom, Telefon und eigenes Badezimmer geboten hatte.

Bei der Wiedereröffnung überraschte das Ritz seine Gäste mit dem weltersten Chanel Spa, einem mobilen Dach für den Wintergarten und einem unterirdischen Tunnel, in dem Stars und Sternchen, Politik und Prominenz von Paparazzi unbehelligt ins Hotel gelangen können.

Treffpunkt der Prominenz

Dass der Himmel so einladend sein möge wie das Ritz, hoffte einst Ernest Hemingway. Er wurde der Namensgeber der Hotelbar. Aus Champagner und Calvados wurde dort der berühmte Serendipity-Cocktail kreiert – kostet ihn!

Hemingway war hier ebenso Stammgast wie Scott Fitzgerald und Gertrude Stein. Traurige Berühmtheit erlangte die Luxusherberge 1997 als letzte Station von Prinzessin Diana, die wenig später mit dem Auto nahe des Pont de l’Alma tödlich verunglückte.

Eine Suite trägt den Namen von Dauergast Marcel Proust. Der Dichter versuchte vergeblich, im Ritz seine „Suche nach der verlorenen Zeit“ fortzusetzen. Trotz seiner Haushälterin, die einen Schlüssel für den Hintereingang und so Zugang zur Küche besaß, um nächtliche Zungenkitzel für den snobistischen Dichter zu holen.

Bei Coco Chanel

Für Coco Chanel war das Ritz die geliebte Heimat. Ma maison nannte sie das Hotel, in dem sie von 1936 bis zu ihrem Tod 1971 lebte. Seit der Wiedereröffnung erinnert die Coco-Chanel-Suite an die Modeschöpferin. Die Nacht in der 155 Quadratmetern großen Wohnung im typischen Schwarz-Beige-Look beginnt bei 5100 Euro, Whirlpool und Hammam inklusive.

„Beauty-Behandlungen sollten am Herzen und der Seele beginnen, sonst ist Kosmetik nutzlos“, war Coco Chanel überzeugt. „Nur, wer seine innere Schönheit pflegt, darf sich seiner Äußeren widmen.“

Im Ritz hat das Modehaus im Sommer 2016 sein welterstes Spa eröffnet. Absolute Tiefentspannung verspricht die Massage Impérial mit Körperölen von Mairose und Jasmin, die eigens für das Spa kreiert wurden. Für euch!

Filmreife Place Vendôme

Der Mythos „Ritz“ schrieb auch Filmgeschichte. 1957 drehte Stanley Donen mit Audrey Hepburn und Fred Astaire im Hotel die Filmkomödie „Ein süßer Fratz“. 2006 war das Grandhotel Drehort für „The Da Vinci Code“; 2011 wählte es Woody Allen für einige Szenen von „Midnight in Paris“.

Doch kein Streifen trug so zur Berühmtheit des Ritz bei wie ein Schwarzweißfilm, der als Titelsong eine jazzige, von Irving Berlin komponierte Melodie wählte: „ Puttin’ on the Ritz “ – er wurde ein Welterfolg.

Kochen bei Escoffier

Mit Auguste Escoffier stand 1906 im Pariser Ritz ein Koch am Herd, der die Haute Cuisine international standardisiert hat. Und zugleich Wert gelegt hat auf die Harmonisierung und Vereinfachung von Geschmacksnuancen.

Escoffier vereinfachte Arbeitsabläufe in der Küche durch Brigaden, erfand die moderne Speisekarte, komponierte das weltweit erste À-La-Carte-Menü und veröffentlichte seine Rezepte im Kochbuch Le Guide Culinaire.

Sein Erbe hält die École Ritz Escoffier mit Back- und Kochkursen für Profis und Hobbyköche hoch – eine Minute Unterricht kostet einen Euro. Angeboten werden 75-minütige Crash-Kurse, Tages- und Wochenendkurse. Kinder und Jugendliche von sechs bis 15 Jahren lernen die Grundlagen der Küche bei Toques-Junior-Kursen zu ermäßigten Preisen.

Auf einer Fassade an der Place Vendôme: eine kleine Erinnerung an Chopin. Foto: Hilke Maunder
Auf einer Fassade an der Place Vendôme: eine kleine Erinnerung an Chopin. Foto: Hilke Maunder

Chopins letzte Wohnung

Neunmal ist der polnische Komponist Frédéric Chopin in Paris umgezogen. 1849 bezog er an der Place Vendôme 12 mit seiner Schwester Ludwika die erste Etage. Wenige Monate später verstarb er nach einer Woche in Agonie im Alter von 39 Jahren.

Die Totenmesse wird in der nahen Kirche La Madeleine abgehalten, sein Leichnam auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise, sein Herz in der Heiligkreuzkirche zu Warschau beigesetzt. Heute erinnert nur eine kleine Kachel an der Place Vendôme an den Komponisten, der 1931 nach Paris gekommen war.

Colonne de la Grande Armée

Die Mitte der Place Vendôme schmückt eine 44 Meter hohe Säule. Auf ihrer Spitze zeigt sie Napoléon Bonaparte im Gewand eines römischen Imperators – in der einen Hand das Schwert, in der anderen Hand eine Kugel mit der Siegesgöttin Victoria.

Nach Vorbild der römischen Trajanssäule ließ Napoléon sie aus jenen 1200 Kanonen gießen, die bei der Schlacht von Austerlitz erbeutet worden waren. 425 spiralförmig ansteigende Bronzereliefs erzählen von den Ruhmestaten der französischen Armee. Die Siegessäule ersetzte ein Reiterstandbild Ludwigs XIV., das 1792 den Wirren der Französischen Revolution zum Opfer gefallen war.

Der Sturz der Säule

In jener Zeit lebte und arbeite der Maler Courbet am Platz. Tag für Tag störte er sich daran, dass eine bronzene Zigarre mit dem Standbild Napoleons sehr ungraziös den Vendôme-Platz verunstaltete. Sein Unmut äußerte sich bereits am 14. September in einem Briefe an die Nationalregierung, in dem er sich dafür starkmachte, die Säule zu stürzen. 1871 geschah es tatsächlich. Die Säule fiel.

Ihr Sturz markierte den Wendepunkt in Courbets Leben. Courbet wurde festgenommen, vor ein Kriegsgericht gestellt und zu sechs Monaten Haft verurteilt. Er verbrachte die Gefangenschaft in Versailles und im Pariser Gefängnis Sainte-Pélagie. Zudem wurde er verurteilt, die Säule auf eigene Kosten wieder aufzustellen. Courbet floh vor den Schulden ins Schweizer Exil.

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Die Rue de Castiglione führt von den Tuilerien auf die Place Vendôme. Foto: Hilke Maunder
Die Rue de Castiglione führt von den Tuilerien auf die Place Vendôme. Foto: Hilke Maunder

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