
Eine goldene Badeküste mit einer Handvoll Inseln. Im Hinterland grasende Kühe, malerische Orte und Männer, die in Kähnen durch Frankreichs grünem Venedig staken: Poitou-Charentes ist Postkarten-Idylle pur.
Ein Wochenende genügt, um dem südländischen Flair am Atlantik zu erliegen. Mir passierte dies schon gleich beim Anblick von La Rochelle, der Stadt der vier Häfen.

Drei Türme – Tour Saint-Nicolas (37 m), Tour de la Chaîne (34 m) und Tour de la Lanterne (55 m) – wachen seit Jahrhunderten über den alten Hafen.
Das Kombiticket in der Tasche – Kinder unter 18 sind frei – bieten sich traumhafte Ausblicke auf die Altstadt und das Solarboot Yélo, das zum Quartier des Minimes mit der größten Marina der Atlantikküste hinüber schippert.

Maritim & ganz entspannt
Zwischen den 4.800 Jachten ist der Katamaran Kapalouest vertäut. Abends legt er zum Sunset-Törn ab und verschönt den Sonnenuntergang mit einem Apéritif.
Morgens lockt der Hauptmarkt, wo sich seit 1834 in der Markthalle die Köstlichkeiten der Region stapeln: Austern aus Marennes, Muscheln aus Charron, Charentais-Melonen, Cognac, Pineau, Landweine, Käse und Wurst.
Charmante Cafés und Bistros wie Gerbe de Blé säumen den Platz. Ein Schmuckstück der Renaissance ist das Rathaus mit seinen Nischen, Säulen und Arkaden.

Hinter dem rot-weißen Leuchtturm vom Quai Valin versteckt sich das Quartier Saint-Nicolas. Das einstige Fischerviertel hat sich seinen dörflichen Charme bewahrt, besonders an der Place de la Fourche.

Wie La Rochelle zum wichtigsten Hafen für den Handel mit der neuen Welt wurde, verrät das Musée du Nouveau Monde in einem Reederpalais des 18. Jahrhundert.
Die schwimmende Wetterstation France 1 dient heute als maritimes Museum. Im Sommer verwandelt sich ihr Oberdeck in eine Open-Air-Bar mit Traumblick auf den Hafen und die Kutter-Veteranen L’Angoumois und Manuel-Joël.
2018 wurde der gesamte Hafenbereich saniert. Ganz erstaunt blickte ich auf einige Holzhäuser, die typisch skandinavisch auf mich wirkten: la ville en bois – die Stadt aus Holz.
Heute bergen die Holzhäuser und alten Werkstätten neben der Universität eine Mediathek und Geschäfte wie diesen grünen Fahrradverleih. Zum alternativ-jungen Ambiente passt die nahe Belle de Gabut.
Das im Mai 2018 neu eröffnete Kulturzentrum entstand in einem ehemaligen Parkhaus.

Ganz in der Nähe findet ihr auch das sehr sehenswerte Schifffahrtsmuseum von La Rochelle sowie das Aquarium.
Mehr als 500 verschiedene Fischarten leben in seinen 65 Becken, die die ursprünglichen Lebensräume nachempfinde. Ein Becken simuliert sogar Ebbe und Flut!

Insel des Lichts
Wie in La Rochelle, wo 350 gelbe Stadträder auf Gäste warten, lassen sich auch die Inseln von Poitou-Charentes am schönsten mit dem Fahrrad entdecken. Radelt hinüber auf die die Île de Ré mit goldenen Stränden, grünen Wäldern und Lifestyle in weißen Inseldörfern. Mehr zu Frankreichs Sylt im Atlantik erfahrt ihr hier im Blog.



Oder besucht die etwas rustikalere Île d’Oléron mit ihren Salzpfannen, weiten Stränden und Austernbänken. Auch die Künstler sind von der Insel ganz begeistert. Klickt mal hier!



Zur Île Madame könnt ihr bei Ebbe durchs Watt. Sehr sehenswert ist schließlich auch die kleiner Île d’Aix, auf der Napoleon auf seine Verschiffung ins Exil wartete.
Frankreichs grünes Venedig

Westlich von Niort erstreckt sich eine amphibische Landschaft, die seit 2010 zu den Grand Site de France gehört: le Marais Poitevin – Frankreich grünes Venedig. Charmante Dörfer wie Coulon, Magné, Arçais, La Garette oder Le Vanneau säumen dort ein Netzwerk von Kanälen.

In Coulon, Arcias, St-Hilaire-la-Palud und Maillezais starten dort Ausflugsfahrten mit conches, flachen Kähnen.

Mit langen Stangen lassen die Bootsführer das Boot langsam gleiten lassen. Und so leise, das keine Vögel erschreckt auffliegen, sondern ihr Reiher, Wasserhuhn & Co. ganz in Ruhe beobachten könnt.

Doch stochert der Kahnführer plötzlich im Schlamm, hält sein Feuerzeug über die Fluten– und eine Stichflamme schießt in den Himmel.
Für Sekunden hat sich Methan, das natürliche Faulgas im Unterkunft, entzündet. Wow, ist das klasse hier, meint da nicht nur der Nachwuchs.
Poitou-Charentes: meine Reisetipps

La Rochelle
• Perfekt für Flaneure: das zentrale, frisch renovierte Dreisternehaus Hôtel Saint-Nicolas. 13, rue Sardinerie / Place de la Solette, 17000 La Rochelle, Tel. 05 46 41 71 55, www.hotel-saint-nicolas.com
• Die Rue St-Jean-du-Pérot ist die Restaurantstraße der Stadt – neben Küchen aus aller Welt locken Weinlokale, Kneipen mit Live-Musik, Kino (Le Dragon) und Schauspiel (La Coursive).
• Le Mail: eine Institution der Stadt, seit Sommer 2018 komplett saniert. Freut euch auf frische Bistroküche! 16, allée du Mail, Tel. 05 46 34 12 52, www.restaurant-le-mail.com
• Shopping: Traditionell werden in Frankreich Messer in den Bergen hergestellt – Farol fertigt maritime Klingen. Blau wie das Meer ist sein neues Messer „Le Grand Bleu“ (64, quai Louis Prunier, www.farol.fr)!
Inseln
• Stilvolles Hideaway in edlem Weiß und Grau: La Maison Douce, 25, rue Mérindot, 17410 Saint-Martin-de-Ré, Tel. 05 46 09 20 20, www.lamaisondouce.com
• Feinste Bistroküche von Laurent Favier: chai nous comme chai vous, 1, rue de la Garde, 17630 La Flotte/Île de Ré, Tel. 05 46 09 49 85, www.chainouscommechaivous.fr
• Frischer können Austern nicht sein. Monsieur Robert erntet sie gleich vor der Tür: Le Relais des Salines, Port des Salines, 17370 Grand-Village-Plage (Oléron), Tel. 05 46 75 82 42, www.facebook.com/lerelaisdessalines
Shopping
Zwei „musts“ auf den Inseln: der Markt von La Flotte auf der Île de Ré und die Cabanes des Créateurs in Le Château d’Oléron und anderen Inselorten.

Marais Poitevin
• Hôtel Le Central, Coulon; familiär geführtes Haus mit Regionalküche im Restaurant
Bootstouren: ab Coulon, Arcias, St-Hilaire-la-Palud, Maillezais, www.parc-marais-poitevin.fr
Shopping-Tipps für die Region
• Puschen wäre eine Beleidigung. Die Traditionspantoffeln La Charentaise von Rodinaud sind trendy. Und öko – seit 1907 werden sie aus 100% Leinen hergestellt! https://la-pantoufle.com
• Pineau ist das Nationalgetränk der Region . Traubenmost und Cognac paaren sich darin zum perfekten Apéro!

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Hallo Frau Maunder,
sind die drei Bilder oben, die Sie Sainte-Marie-de-Ré zuordnen, nicht in Saint-Martin-de-Ré aufgenommen?! Zumindest das erste und das dritte erinnern mich doch sehr an Saint-Martin-de-Ré.
Viele Grüße
Britta Johannsen
Oh, danke für den Hinweis! Schon gleich korrigiert! Auch hier: https://meinfrankreich.com/ile-de-re/…. peinlich… wie kam ich nur auf Marie statt Martin, zumal es im Text korrekt stand? Merci!!