
Diesmal möchte ich euch eine tolle Tagestour per Rad vorstellen, die ich gerade abgestrampelt bin: von den Weingärten der Costières des Nîmes geht es ganz entspannt zu den Lagunenseen und einsamen Gehöften der Petite Camargue.
Wer kein Fahrrad dabei hat, kann sich Leihräder – Kinder-, Tandem- und Treckingräder bei Anbietern wie Barjonaute vor Ort leihen Auch e-Bikes gibt es dort!
Eure Route durch die Petite Camargue
Ihr startet in Beauvoisin Richtung Générac und biegt kurz vor dem Dorfzentrum auf die Route de Franquevaux (D 197) ab. Die Weingärten der Costières des Nîmes begleiten euch. Am Horizont funkeln schilfgesäumte Lagunenseen in der Sonne.
Costières de Nîmes ganz bio
Doch erst einmal lädt das Bioweingut Domaine de Bel Air la Côte zur Weinprobe. Mehr als 40 Jahre alt sind die Weinstöcke mit Grenache, Carignan und Syrah-Reben, die auf der Colline aux 4 Vents wachsen – und wahrhaft sonnendurchglühte Weine liefern.
Oder wartet mit eurem Aperitif bis zum Château Beaubois von Fanny und François Boyer. Für ihre Bioweine haben die Geschwister bereits etliche Auszeichnungen erhalten. Besonders köstlich: L’ Expression – ein Rosé von 2011.
Goûter am Kanal…
Lust auf ein Picknick? Dann kauft zum Wein im denkmalgeschützten Dörfchen Franquevaux mit seiner alten Abtei etwas Proviant und setzt euch am Canal du Rhône à Sète ins Gras: im Rücken die Weingärten, vor euch die vielen Hausboote, die neben der Kanalbrücke vertäut haben, und dahinter ein amphibisches Grasland – malerisch!
Warum gerade auf diesem Kanal so viele Hausboote unterwegs sind? Es gibt auf den 98 Kilometern zwischen Beaucaire mit Sète, wo er in den Étang de Thau mündet, nur eine einzige Schleuse!
In Franquevaux befand sich ab 1143 ein Zisterzienserkloster, von dem heute nur noch eine Steinmauer erhalten ist, die einst zur Kirche gehörte. Hauptaufgabe der Mönche war die Trockenlegung der großen Sümpfe ringsum und die Salzgewinnungen.
Dazu arbeiteten die Mönchen mit ihren geistlichen Kollegen der Abteien Psalmody und Saint-Gilles zusammen. Salz war das weiße Gold des Mittelalters. Die Folge: Das Kloster wurde mehrfach überfallen und geplündert.
Stiere …
So untrennbar wie das Salz gehören auch die Stiere zur Camargue. Nicht einmal einen Kilometer westlich vom mittelalterlichen Ortskern von Franquevaux werden sie von der Familie Fougairolles auf der Manade Martini (467, Route de Gallician, Tel. 04 66 73 30 17) gezüchtet. Um sich abzukühlen, baden im Sommer dort bis zu 20 Bullen gemeinsam im nahen Bach.
Wenn ihr im Juli dort seid, könnt ihr beim Dorffest von Franquevaux auch Gardiens wie Emmanuel Rosier hoch zu Ross auf den weißen Pferden er Camargue, Abends singt dann vielleicht auch Régine Pascal. Sie ist die musikalische Botschafterin der Camargue – all ihre Liede sind durchdrungen von ihrer die Leidenschaft und Liebe zur Camargue, aber auch zur Provence.
…oder Siesta?
Ihr habt mehr Lust auf Wellness und Verwöhnen? Eine kleine Auszeit im Spa des Templiers beugt Muskelkater vor und macht Körper, Geist und Seele glücklich. Schwitzt im Hamam, lasst euch im Jacuzzi beblubbern oder wählt eine der vielen Massagen (place du Monastère, Tel. 04 66 88 02 95), http://beaute-spa-templiers.com).
Weiter gen Süden radelt ihr nun vorbei an dichten Schilfgürteln, die stille Wasserflächen verstecken, auf kleinen Landwegen links (!) herum um den Étang du Scamandre.
Ibis, Reiher und Flamingo
Euer Ziel: das Centre de Découverte de Scamandre (Route des Isles, Gallician, Tel. 04 66 73 52 05), das Flora und Fauna der Petit Camargue vorstellt. Danach könnt ihr auf einem 1 km langen Weg mit hölzernem Steg mitten durch den Weiher die gefiederten Gäste hautnah zu entdecken.
Das 146 ha große Naturschutzgebiet ist ein Paradies für Vogelfreunde. Neben großen Populationen von Ibissen lassen sich auch neun Reiher-Arten beobachten.
Danach folgt ihr 5,5 km lang der D779, die mitten durch das Lagunenland führt: rechts der Étang du Crey, links der Étang du Charnier.
Gallician: Genießen beim Notar
Überquert wieder den Canal du Rhône à Sète und legt im Herzen des ehemaligen Fischerdorfes Gallician, das heute fest in der Hand der Winzer und Hausbootkapitäne ist, vor dem Mas du Notaire einen Stopp ein.
Die Familie von Jean-Pierre Rambier vinifiziert nicht nur tolle Weine, sondern hält auch fünf bezaubernde Ferienwohnungen bereit (Tel. 04 66 73 33 23).
Kunsthandwerk und kulinarische Köstlichkeiten der Petite Camargue – vom örtlichen Boutique-Bier über Kerzen, Messer, Stierwurst, Honig, Sirop, Wein, Salz und mehr – findet ihr bei La Laupio(219 Route des Étangs, Tel. 04 66 93 70 07).
Noch mehr Weine!
Südlichstes Weingut des Rhône-Tales und direkt am Jakobsweg gelegen ist das nahe Château Mas Neuf (Tel. 04 66 73 33 23), dessen Reben im alten, steinigen Bett der Rhône wachsen – lauter rote Verführer.
Vorbei an der großen Salzpfanne der Salin de Vauvert bringt euch der Chemin des Salines (D779) zurück nach Beauvoisin.
Ihr wollt noch bleiben? Dann quartiert euch bei Patricia Mijouin ein, die nahe der Mairie in einer Sandsteinvilla die vier Gästezimmer von Couleurs de Camargue eingerichtet hat, und lasst euch abends beim gemeinsamen table d’hôte aller Gäste kulinarisch verwöhnen (6, rue des Templiers, Tel. ß07 88 04 03 16, www.facebook.com).
Noch mehr Betten*
Booking.com
Radelnd durch die Petite Camargue
Gefällt euch dieser Beitrag? Helfen euch die Infos? Dann sagt merci – ich freue mich über eure Unterstützung. Fünf Möglichkeiten gibt es. Und auch PayPal.
Weiterlesen
Im Blog
In Aigues-Mortes umschließt eine vollständig erhaltene Stadtmauer die historische ville close. Tipps, Infos und Impressionen zu dieser Perle der Camargue findet ihr hier.
In Les-Sainte-Maries-de-la-Mer tragen die Zigeuner die schwarze Sara ins Meer – und könnt ihr dem Klerus aufs Dach steigen.
Die Camargue gehört administrativ zu Arles. Mehr über die flächenmäßig größte Kommune Frankreichs erfahrt ihr hier.
Im Buch
Der Krimi zur Petit Camargue
Packt bei eurer Reise in diese Region einen Krimi mit ins Gepäck, den ich in nächtlichen Stunden verschlungen habe: Im Sumpf der Camargue* von Xavier-Marie Bonnot.
Der zweite Fall des Marseiller Kripomannes Michel de Palma, der vom Milieu seiner Heimat nur “Le Baron” genannt wird, gehört zu den besten französischen Krimis, die ich in letzter Zeit gelesen habe.
Spannend, überraschend, kenntnisreich in der Region verwurzelt – ein Lesevergnügen bis zur letzten Seite! Wer mag, kann den Band hier* online bestellen
Den ersten Fall von Commissaire Michel de Palma habe ich euch in meinem Blogbeitrag zum Krimiland Frankreich vorgestellt.
Zur Einstimmung: DuMont Bildatlas Frankreich Süden (Okzitanien)*
Mein DuMont Bildatals Frankreich Süden (Okzitanien)* fängt zwischen Rhône und Garonne, Cevennen und Pyrenäen in sieben Kapiteln die Faszination der alten Region Languedoc-Roussillon in Wort und Bild ein – auch als eBook!
Von Montpellier, der Boomtown am Mittelmeer, bis zum römisch-romantischen Nîmes, von den Étangs bei Narbonne bis zur katalanischen Kapitale Perpinyà. Und noch ein Schlenker nach Carcassonne und Toulouse: voilà meine Herzensheimat! Wer mag, kann den Band hier* direkt bestellen.
Kompakt & inspirierend: MARCO POLO Languedoc-Roussillon/Cevennen*
Den MARCO POLO Languedoc-Roussillon/Cevennen* habe ich nach Axel Patitz und Peter Bausch inzwischen mehrfach umfangreich erweitert und aktualisiert.
Von den Cevennen über das Languedoc bis hin zum Roussillon findet ihr dort Highlights und Kleinode, Tipps für Entdecken und Sparfüchse – und Adressen, die ich in meinem Frankreichjahr neu entdeckt und getestet habe. Ein Online-Update-Service informiert euch über Events, Neueröffnungen und Schließungen. Wer mag, kann ihn hier* direkt bestellen.
Der Reisebegleiter vor Ort: Ralf Nestmeyer, Languedoc-Roussillon*
Zwischen dem Delta der Camargue und den Gipfeln der Pyrenäen hat Ralf Nestmeyer nahezu jeden Strand gesehen, jeden Stadt besucht, jedes Wehrdorf besichtigt – im Languedoc etwas intensiver, im Roussillon fokussiert er auf bekannten Highlights.
Dennoch: Das gut 560 Seiten dicke Werk ist der beste Führer für Individualreisende, die diese Region entdecken möchten und des Französischen nicht mächtig sind. Wer möchte, kann den Band hier* direkt bestellen.
Das ganze Land: MARCO POLO Frankreich*
Einfach aus dem Besten auswählen und Neues ausprobieren, ist das Motto der Marco Polo-Reiseführer. Den MARCO POLO Frankreich* habe ich gemeinsam mit Barbara Markert verfasst. Gleich zu Beginn geben wir unsere Insider-Tipps für Frankreich preis: vom größten Flohmarkt Europas in Lille bis zur Schwimmen in der Piscine Olympique in Montpellier.
Das Kapitel „Im Trend“ verrät, was es Neues zu erleben gibt im Hexagon. Alle Hintergrundinformationen zu Frankreich und seinen Menschen findet ihr unter Fakten, Menschen & News. Es folgen: Tipps für Bars und Boutiquen, Erlebnisse für Familien, Paare oder Alleinreisende. Wer mag, kann ihn hier* direkt bestellen.
* Durch den Kauf über den Referral Link kannst Du diesen Blog unterstützen und den Blog werbefrei halten. Für Dich entstehen keine Mehrkosten. Ganz herzlichen Dank – merci !
Danke für die Tipps! Die Radtour hört sich wunderbar an, wir planen sie fest ein für unseren nächsten Aufenthalt in dieser Gegend. Beim Nachschlagen der Tour auf google maps bzgl. der Vereinbarkeit mit dem Wohnmobil habe ich jedoch festgestellt, dass das Restaurant in Franquevaux dauerhaft geschlossen zu sein scheint. Das wäre schade!
Oh, danke für den Hinweis,liebe Frai Anslinger. Das aktualisiere ich gleich! Schönen Sonntag
Das liest sich wieder sehr interessant. Die Camargue auf dem Sattel des Velos zu erkunden und dabei die Langsamkeit des Seins zu genießen und an z.B. Flamingos vorbeizugleiten, das stelle ich mir sehr schön und entspannend vor. Der Tipp kommt gleich in meine Frankreich-Reise-Wunschliste.
Die Gegend, Ortschaften und das Centre Scamandre haben wir schon mit dem PKW besucht. Mit dem Rad stelle ich es mir noch schöner vor so mitten durch die Natur. Nur im Hochsommer sehr unangenehm, da kaum Schatten weit und breit.
Ja, das stimmt, liebe Renate – die schönste Zeit ist vor Mai und nach den heißen Tag im August. Viele Grüße! Hilke
Ein guter Vorschlag für eine Radtour – zum Glück hat es keine Berge, muss nur der Wind mitspielen. Ab in die Camargue!
Hallo Marcelle,
der Wind kommt hier meist von hinten – wenn er bläst, dann schiebt er Dich :-).Zumindest auf dem Großteil der Strecke…
Viel Spaß beim Nachradeln! Hilke