Die Burg von Roquefixade und die Pyrenäen. Foto: Hilke Maunder
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Roquefixade: Adlernest der Katharer

Es war am zarten Beginn des jungen Frühlings, als ich das erste Mal nach Roquefixade kam. Die Bäume trugen noch kein Laub, der Wind pfiff, aber auf den Wiesen trotzte bereits der Löwenzahn der Kälte. Und schon damals war ich begeistert.

Die Einfahrt nach Roquefixade. Foto: Hilke Maunder
Die Einfahrt nach Roquefixade. Foto: Hilke Maunder

Ein Jahr später kam ich erneut. Der Frühling hatte das Land mit einem Blütenteppich überzogen.  Hoch über dem Dorf auf 700 Metern über NN duckte sich die Ruine einer Burg auf einem steilen Felssporn gut 150 Meter über dem Tal. Er war eine roca fisada, ein gespaltener Stein, und gab so Dorf und Burg den Namen.

Die Burg von Roquefixade ist von jeder Gasse des Dorfes zu sehen. Foto: Hilke Maunder
Die Burg von Roquefixade ist von jeder Gasse des Dorfes zu sehen. Foto: Hilke Maunder

Zuflucht der Katharer

Im Jahre 1034 tauchte sie erstmals in den Annalen auf. 1205 feierte Raimon de Péreilhe, dem die Burgen von  Péreilhe und Montségur gehörten, auf dem Château de Roquefixade seine Hochzeit mit Corba de Lanta. Damals, im 13. Jahrhundert, war es ein Ort der Zuflucht und des Widerstandes der Katharer.

Der Dorfplatz von Roquefixade. Foto: Hilke Maunder
Der Dorfplatz von Roquefixade. Foto: Hilke Maunder

1212 nahm Simon de Montfort die Burg ein, die unter der Kontrolle der Grafen von Toulouse stand, und zerstörte sie. Nach den Albigenserkriegen, die mit der Annexion Okzitaniens an Königreich Frankreich endeten, wurde die Burg wieder aufgebaut und 1278  unter königliche Verwaltung gestellt. Erst 1463 gab König Ludwig XI. die Burg zurück an den Grafen von Foix, Gaston IV.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Ruine auf dem Sporn

Jene Grafen ließen das Schloss mehrfach umbauen. Dennoch ordnete König Ludwig XIII. an, die Burg zu zerstören. 43 Jahre später kaufte der Baron von Celles, Vital Guilhon de Lestang, das Schloss. Seine Familie behielt es bis zur Französischen Revolution.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Heute ist die einstige Katharerburg eine Ruine, die eindrucksvoll über dem kleinen Dorf thront. Mehrere markierte Wanderwege führen vom Dorfplatz hinauf.

Roquefixade ist Wanderland. Das Wegenetz ist sehr vielseitig und bestens markiert. Foto: Hilke Maunder

Das befestigte Dorf

Schön ist es, durch das alte Dorf zu schlendern, die Fassaden zu betrachten und immer wieder zwischen den Häusern den schneebedeckten Hauptkamm der Pyrenäen von Ariège aufblitzen zu sehen.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Bis heute sind in Roquefixade noch Teile der Befestigungen des Dorfes erhalten. Stellenweise bilden die Häuser mit ihren ummauerten Gärten die Stadtmauer.

Roquefixade zeigt sich bis heute wehrhaft. Foto: Hilke Maunder
Roquefixade zeigt sich bis heute wehrhaft. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Auf der Bergspitze: die Burg von Roquefixade. Foto: Hilke Maunder

Am Dorfplatz konzentriert sich alles, was bis heute das Dorfleben bestimmt. Bürgermeisterei und Kirche liegen sich gegenüber. Ein Brunnen plätschert. Und bei diesem Besuch war die Kirche nicht verschlossen, sondern die Tür halb aufgesperrt.

Die Bürgermeisterei von Roquefixade. Foto: Hilke Maunder
Die Bürgermeisterei von Roquefixade. Foto: Hilke Maunder

Was ich drinnen erblickte, hat mich überrascht. Mit wenigen Mitteln präsentiert sich die Dorfkirche als ein farbiges Schmuckstück. Wahrhaft himmlisch, dieses Licht!

Zwei Strahler genügen, um die Kirche von Roquefixade geradezu mystisch wirken zu lassen. Foto: Hilke Maunder
Zwei Strahler genügen, um die Kirche von Roquefixade geradezu mystisch wirken zu lassen. Foto: Hilke Maunder

Im tiefen Winter liegt auch Roquefixade unter Schnee. Dann wird mit Schneeschuhen gewandert!

Roquefixade: meine Reisetipps

Schlafen & schlemmen

Der <em>gîte</em> von Roquefixade. Foto: Hilke Maunder
Der gîte von Roquefixade. Foto: Hilke Maunder

Gîte d’Étape de Roquefixade

Das ganze Jahr hindurch ist diese rustikal-gemütliche Wanderherberge mit 25 Betten in Zweier-, Dreier- und Viererzimmern und Stockbett-Schlafsaal geöffnet. Für Selbstversorger gibt es eine Gemeinschaftsküche, für alle anderen ein Bistro.
• Le village, 09300 Roquefixade, Tel. 05 34 14 04 48, www.gite-etape-roquefixade.com

Das Café im <em>gîte</em> von Roquefixade. Foto: Hilke Maunder
Das Café im gîte von Roquefixade. Foto: Hilke Maunder

Noch mehr Betten*


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Vor dem <em>gîte</em> von Roquefixade findet ihr diese Übersicht der Wanderwege. Foto: Hilke Maunder
Vor dem gîte von Roquefixade findet ihr diese Übersicht der Wanderwege. Foto: Hilke Maunder

Wandern

Roquefixade ist ein Etappenziel auf zwei Weitwanderwegen – dem Chemin des Bonshommes (GR 107) und dem Sentier Cathare (GR 367). Mehr zum Sentier Cathare erfahrt ihr hier im Blog.

Mehrere Rundwege für Familienwanderungen sind direkt um das Massiv von Roquefixade zugänglich und markiert.

Im Mai blühen die Wildblumen rund um Roquefixade. Foto: Hilke Maunder
Im Mai blühen die Wildblumen rund um Roquefixade. Foto: Hilke Maunder

1. Le sentier des crêtes

Länge: 4 Kilometer, Dauer: 100 Minuten, Höhenunterschied: 290 Meter

2. Le sentier des orris

Länge: 4,9 Kilometer, Dauer: 2, 5 Stunden, Höhenunterschied: 300 Meter

Roquefixade. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

3. La calm

Länge: 4 Kilometer, Dauer: 2 Stunden, Höhenunterschied: 230 Meter

Die Burg von Roquefixade - eine malerische Ruine mit herrlicher Aussicht! Foto: Hilke Maunder
Die Burg von Roquefixade – eine malerische Ruine mit herrlicher Aussicht! Foto: Hilke Maunder

4. Le château médiéval

Länge: 3 Kilometer, Dauer : 1,5 Stunden, Höhenunterschied : 220 Meter

5. Le Gleiso Catoulico

Länge: 5 Kilometer, Dauer: 2 Stunden, Höhenunterschied: 290 Meter

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

6. En passant par le Bac

Länge  7,6 Kilometer, Dauer : 3,5 Stunden, Höhenunterschied : 370 Meter

7. L’Escapado

Länge : 8,7 Kilometer, Dauer: 4 Stunden, Höhenunterschied: 590 Meter

8. Le chemin de l’homme mort

Länge : 2,9 Kilometer, Dauer: 1,5 Stunden, Höhenunterschied: 170 Meter

9. Monuments de Mémoire

Länge: 4,8 Kilometer, Dauer: 1 3/4 Stunden, Höhenunterschied: 250 Meter

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

10. Le Mal passadou

Länge : 4,2 Kilometer, Dauer: 2 Stunden, Höhenunterschied: 220 Meter

11. Le vieux cimetière

Länge: 4,2 Kilometer, Dauer: 1 3/4 Stunden, Höhenunterschied: 220 Meter

12. Die Ruinen von Puget

Länge: 4,2 Kilometer, Dauer: 2 Stunden, Höhenunterschied: 240 Meter

Foto: Hilke Maunder

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Im Blog

Der Mythos von Montségur

Zu den bedeutendsten Orten der Katharerzeit gehört die Burg von Montségur. Bis heute ist in den hoch zum Himmel ragenden Mauern der Geist dieser spirituellen Bewegung zu spüren. Als Zentrum des Widerstandes gegen die katholische Kirche wurde sie Mythos und Legende. Erfahrt mehr hier.

Die Katharerburg Montségur thront hoch auf einem Karstkegel. Foto: Hilke Maunder
Die Katharerburg Montségur thront hoch auf einem Karstkegel. Foto: Hilke Maunder

Foix

Auf hohem Fels thront die mittelalterliche Burg von Foix und wacht über der alten Stadt im Tal der Ariège. Entdeckt die Grafenstadt hier.

Foix: das Grafenschloss. Foto: Hilke Maunder
Das Château des Comtes de Foix gehört zu den wenigen Burgen, die Richelieu im Pays de Foix nicht dem Erdboden gleichmachen ließ. Foto: Hilke Maunder

Im Buch

Annette Meiser, Midi-Pyrénées*

Annette Meiser, die u.a. die ers­te müll­frei­e Schu­le Deutsch­lands mitbegründete, hat in Midi-Pyrénées ihre Wahlheimat. Dort lebt und arbeitet sie seit vielen Jahren und bietet erdgeschichtliche und kulturhistorische Wanderreisen an.

Ihre Expertise hat sie auf 432 Seiten zwischen die Buchdeckel eines Reiseführers gepackt. Ihr erstes Buch stellt eine Ecke Frankreichs ausführlich vor, die in klassischen Südfrankreich-Führern stets zu kurz kommt.

Für mich ist es der beste Reiseführer auf Deutsch für alle, die individuell unterwegs sind – sehr gut gefallen mir die eingestreuten, oftmals überraschenden oder kaum bekannte Infos. Wie zum einzigen Dorf Frankreichs, das sich in zwei Départements befindet: Saint-Santin liegt genau auf der Grenze von Aveyron und Cantal. Wer mag, kann den Band hier* direkt online bestellen.

Okzitanien abseits GeheimtippsHilke Maunder, Okzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt. Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte.

Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker!  Hier* gibt es euren Begleiter.

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